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Julius Bär

Gute Chancen für Rückzahlung einer Benko-Kredittranche

Die Bank hat den gesamten 600-Millionen-Kredit an Benko abgeschrieben. Doch eine Tranche ist gut gesichert – ein Drittel könnte zurückfliessen.

Marc Kowalsky

Erik Nolmanns

& Marc Kowalsky

VRP Julius Bär

Hektische Tage für den Julius-Bär-Verwaltungsrat Romeo Lacher in Sachen René Benko. 

Yvon Baumann

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Am Donnerstag, 1. Februar, traten die Chefs der Bank Bär nach Wochen des Schweigens an die Öffentlichkeit, um an der Jahrespressekonferenz auch in Sachen René Benko Rede und Antwort zu stehen.

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Und warteten nebst dem Rausschmiss von CEO Philipp Rickenbacher mit einer weiteren Überraschung auf: Die Kredite in Höhe von 600 Millionen an das implodierte Imperium des Investors René Benko wurden komplett abgeschrieben. Im Vorfeld war mit einem Abschreiber von 400 Millionen gerechnet worden.

Der definitive Entscheid, so zeigen Recherchen im Umfeld der Entscheidungsträger, ist erst in den hektischen Tagen vor der Medienkonferenz entstanden. Und er wirkt reichlich vorsichtig. Denn es bestehen gute Chancen, dass die Bank bis zu 200 Millionen wieder zurückbekommen kann.

Der Benko-Kredit ist in drei Tranchen à rund 200 Millionen aufgeteilt. Laut Insidern ist eine Tranche mit Aktien der Globus AG gesichert. Der Globus-Deal von 2020 war die erste grosse gemeinsame Sache von Bär und Benko. Die Migros verkaufte damals die Warenhauskette an Benkos Signa Gruppe und die thailändische Central.

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Derzeit laufen die Verhandlungen für den Verkauf des Globus-Anteils im Besitz von Benko. Mit der Verwertung der Aktien sind die Investmentbank Jefferies sowie die Unternehmensberatung Alix Partners beauftragt worden. Der Verkauf soll bis am 14. April über die Bühne gehen, mit grösster Wahrscheinlichkeit wird die Central Group den Teil übernehmen.

-52 Prozent

So stark ist der Jahresgewinn von Julius Bär nach dem Benko-Abschreiber gesunken.

Warum also hat Bär auch diese Tranche abgeschrieben? In den Tagen vor der Medienkonferenz traf sich der Bär-Verwaltungsrat. In jener hektischen Phase gab ein neues Debakel aus dem Reiche Benko zu reden: Die deutsche Warenhausgruppe KaDeWe musste Insolvenz anmelden.

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Bereits am Wochenende waren Gerüchte durchgesickert, Anfang Woche wurde es amtlich. Für Julius Bär warf diese Krise im Luxuswarenhausgeschäft die Frage auf, ob damit nun auch die bisher als sicher betrachtete Tranche, die mit Globus-Aktien unterlegt ist, in Gefahr sein könnte.

Das führte zu heftigen Diskussionen. Schlüsselfigur im Verwaltungsrat soll der Brite Richard Campbell-Breeden gewesen sein, inzwischen als neuer Vizepräsident auch offiziell der starke Mann im Gremium. Er soll laut dem Branchenportal «Tippinpoint» auch die Fraktion im Bär-Verwaltungsrat angeführt haben, die auf die Absetzung von Rickenbacher gedrängt habe.

Der Bär-Verwaltungsrat fürchtete offenbar, dass bei einem Abschreiber von nur 400 Millionen zukünftig neue Negativschlagzeilen entstehen könnten. Das wäre Gift für das Vertrauen gewesen. Gegenüber der «NZZ» führte Lacher aus, Ziel sei es gewesen, einen Schlussstrich unter die Sache zu ziehen und «jegliche Art von Unsicherheit zu eliminieren».

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Dem «Tages-Anzeiger» sagte er zudem, dass es im Benko-Konglomerat auch «extrem werthaltige» Vermögenswerte gebe. Die Frage sei, «wer da die Hände draufhat».

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Marc Kowalsky

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