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Der Sandoz-Präsident kennt das Geschäft mit tiefen Margen und Wettbewerbsdruck – seine grösste Stärke ist aber eine andere.
Als Sandoz-Präsident prägt Gilbert Ghostine (64) Kultur, Werte und Politik der ehemaligen Novartis-Sparte.
Remy Steiner für BILANZAlle Mitarbeiter haben sich im Betriebsrestaurant am Firmenich-Hauptsitz in Genf versammelt. Es ist die Abschiedsfeier von CEO Gilbert Ghostine. Jemand hatte die Idee, man solle den Queen-Klassiker «We Will Rock You» in einer abgewandelten Version als Abschiedsständchen singen. Doch einige scheinen das Memo nicht gelesen, andere es nicht verstanden zu haben, und die meisten sind einfach keine guten Sänger. Trotzdem trällern sie mehr schlecht als recht: «We will, we will miss you …» Ghostine amüsiert sich über die beklagenswerte Darbietung: «Ich bin froh, dass unser Erfolg nicht von eurem Gesang abhing. Denn dann wären wir mit Sicherheit pleite.»
Im Mai vergangenen Jahres räumt Ghostine den Posten als Firmenich-Chef nach fast neun Jahren. Das letzte Jahr stand im Zeichen der Fusion mit DSM. Nahtlos geht seine Karriere weiter als Verwaltungsratspräsident von Sandoz. Die Generika-Firma wird im vergangenen Herbst von Novartis abgespalten und an der Börse platziert. Nun muss sich das jung-alte Unternehmen beweisen – in einem margenschwachen Markt mit hohem Wettbewerbsdruck. Genau damit kennt Ghostine sich aus.
Sein Umfeld beschreibt ihn als sehr leistungsorientiert. Das muss er auch sein, denn Sandoz muss jetzt ohne Novartis performen und die Versprechen, die den Aktionären gemacht wurden, einhalten. «Wir beginnen eine neue Reise als ein Fast-10-Milliarden-Start-up», nennt Ghostine diese spezielle Ausgangslage. Der gebürtige Libanese agiert rational und ist hartnäckig. Doch dabei sticht immer seine grösste Stärke heraus: seine Fähigkeit, eine gute Verbindung zu Menschen aufzubauen. «Ich habe noch nie einen Manager gesehen, der diese beiden Seiten so stark miteinander verbindet», sagt Urs Riedener, der im Sandoz-Verwaltungsrat das Personal- und ESG-Komitee leitet. Er nennt es scherzhaft den «levantinischen Mix».
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