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Das Machtnetz um GKB-Präsident Peter Fanconi

Mit dem Kauf von Martin Ebners BZ Bank sorgt der umtriebige Banker Peter Fanconi einmal mehr für einen Paukenschlag.

Erik Nolmans

Fanconi Peter

Peter Fanconi sorgte für die jüngste Überraschung in der Bankenszene.

Nicola Pitaro

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Es war die Überraschung des Frühsommers in der Schweizer Bankenszene: Die Graubündner Kantonalbank (GKB) unter Bankpräsident Peter Fanconi (55) gab Mitte Juni bekannt, dass sie die Mehrheit an der BZ Bank von Martin Ebner übernimmt. Relevant weniger wegen der Grösse – mit 11 Vollzeitstellen und Kundenvermögen von nicht mal 14 Milliarden Franken ist die BZ Bank ein eher kleinerer Player – als vielmehr wegen des Mythos, den die Bank bis heute umgibt.

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Denn mit dem Verkauf an die Bündner endet die Ära eines Bankers, der einst in den Teppichetagen der Schweiz für grosse Unruhe sorgte. Ebner, US-geschulter Banker, war in den 1990er Jahren mit seinem Shareholder-Value-Ansatz auf Grossunternehmen wie die Bankgesellschaft losgegangen. Nur mit Müh und Not konnte sich das Schweizer Establishment gegen den Financier wehren, dessen Finanzgruppe zeitweise bis zu 30 Milliarden Franken schwer war.

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Doch nach der Internetblase bröckelte das fremdfinanzierte Imperium von Ebner, und er sattelte auf andere Themen um. Die Kontakte zwischen GKB und BZ Bank sollen schon vor über zwei Jahren gelegt worden sein, wissen Insider. Die GKB soll vor allem an der attraktiven Kundschaft der Bank interessiert sein. Zudem erweitere der Kauf die Angebotspalette in Richtung Private Equity.

Die Mitstreiter

Gleich bei zwei Banken sitzt Peter Fanconi auf dem Präsidentensessel: seit 2014 bei der Graubündner Kantonalbank (GKB), seit 2020 parallel dazu auch bei der Private-Banking-Gruppe EFG International. Geholt zu EFG hat ihn der griechische Reederei-Milliardär und EFG-Grossaktionär Spiro Latsis. Neu als Aktionär und Boardmember bei EFG eingestiegen ist kürzlich Ex-Pictet- und Julius-Bär-Banker Boris Collardi, seit Langem ein guter Bekannter von Fanconi.

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Martin Ebner, Spiro Latsis, Boris Collardi (v.l.).

Keystone, Dukas, ZVG
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Martin Ebner, Spiro Latsis, Boris Collardi (v.l.).

Keystone, Dukas, ZVG

Die Nominierung Fanconis zum EFG-Präsidenten soll auch von der Finanzmarktaufsicht Finma unterstützt worden sein, wissen Insider, ging die EFG doch zu jener Zeit durch eine Krise. Martin Ebner, dessen BZ Bank die GKB nun gekauft hat, kennt Fanconi ebenfalls schon länger, vor allem durch berufliche Kontakte. Sicher kein Nachteil war, dass GKB-Vizepräsident Christoph Caviezel zugleich Verwaltungsrat bei Ebners BZ Bank ist, auch wenn Caviezel beim Deal in den Ausstand treten musste.

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Ebenfalls gut vernetzt ist Fanconi an seinem Wohnort St. Moritz; zu seinen persönlichen Freunden zählen Gemeindepräsident Christian Jott Jenny und der Künstler Rolf Sachs. Mit ihnen ist er auch durch das lokale Festival da Jazz verbunden, ist er doch im Stiftungsrat. Ebenso ein persönlicher Freund ist der aus Graubünden stammende Spitzenkoch Andrea Caminada. Zusammen mit dem bekannten Schweizer Fotografen Robert Bösch veröffentliche Fanconi ein Buch über Mikrokredite («12 Stories, die Mut machen»).

Die Familie

Aufgewachsen ist er in einer Familie von Ärzten: Sein Grossvater Guido Fanconi war Kinderarzt und einer der Gründer des Kinderspitals Zürich, und auch sein Vater Andreas war später Direktor am «Kispi». Auch Bruder Daniel und Cousin Sergio sind Mediziner.

Peter Fanconi (GKB Bankpraesident) mit Daniela Fanconi und Tochter Chiara FanconiWhite Turf 2022 Event in St.Moritz. PhotoCredit: fotoSwiss.com/cattaneo

Peter Fanconi mit Gattin Daniela und Tochter Chiara.

fotoswiss.com/cattaneo
Peter Fanconi (GKB Bankpraesident) mit Daniela Fanconi und Tochter Chiara FanconiWhite Turf 2022 Event in St.Moritz. PhotoCredit: fotoSwiss.com/cattaneo

Peter Fanconi mit Gattin Daniela und Tochter Chiara.

fotoswiss.com/cattaneo

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Die Familie stammt aus dem Puschlav, wo er immer noch gerne seine Ferien verbringt, aufgewachsen ist er aber in Zürich. Seine Gattin Daniela ist Journalistin, die gemeinsame Tochter Chiara ist 22 Jahre alt und studiert in London. Sein heutiger Wohnsitz ist St. Moritz.

Die Karriere

Fanconi studierte in Zürich Rechtswissenschaften und schloss 1994 ab. Interessiert haben ihn vor allem Wirtschaftsthemen, einer seiner Prüfer war Wirtschaftsanwalt Rolf Watter. 1995 trat er bei der SCG St. Gallen Consulting Group an, Förderer war Beraterlegende Leonhard Fopp.

Mit nicht mal 30 Jahren gründete er sein eigenes Beratungsunternehmen, das er 2001 an PricewaterhouseCoopers verkaufte und wo er bis 2003 als Partner wirkte – als einer der jüngsten in der Firmengeschichte. Dann zog es ihn zur Schweizer Hedgefonds-Pionierin Harcourt, wo er als CEO und Verwaltungsrat amtete. Engster Vertrauter war Gründer Kurt Lambert. Als Harcourt nach sechs Jahren an die Bank Vontobel verkauft wurde, wechselte er zum neuen Besitzer und wurde CEO des Private Bankings, wo er nach drei Jahren wieder abtrat. Mit Blue Orchard, der bis heute sein Herzblut gehört, fand er ein neues Betätigungsfeld, zuerst als CEO, heute als VR-Präsident.

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Vor allem im Bereich Mikrokredite ist die Firma aktiv, ein Thema, das unter anderem auch der bengalische Wirtschaftswissenschaftler und Friedensnobelpreisträger Muhammad Yunus förderte. Zur Graubündner Kantonalbank holte ihn 2014 die damalige Bündner Regierungsrätin und heutige Präsidentin des Bankrats der Nationalbank, Barbara Janom Steiner.

Die Gegenspieler

Eher durchzogen war seine Zeit als CEO des Private Bankings bei der Bank Vontobel. Atmosphärisch nicht gestimmt haben soll es mit dem damaligen CEO und späteren Bankpräsidenten Herbert Scheidt. Der setzte denn auch nicht auf Fanconi als seinen Nachfolger, sondern auf Zeno Staub, der in der Konzernleitung damals das Asset Management leitete.

sd

André Esteves, Herbert Scheidt, Heinz Huber (v.l.).

AFP, Philippe Rossier, Keystone
sd

André Esteves, Herbert Scheidt, Heinz Huber (v.l.).

AFP, Philippe Rossier, Keystone

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Bei EFG International ist neben der Familie Latsis die Bankengruppe Pactual von Gründer André Esteves zweiter Grossaktionär. Die beiden Blöcke sollen nicht immer am selben Strick ziehen, heisst es aus dem Unternehmen. Ein starker Konkurrent der Graubündner Kantonalbank in der Region ist vor allem die Raiffeisen Gruppe unter CEO Heinz Huber.

Die Investments

Sein Studium finanzierte er mit einer kleinen Weinhandlung, die er 18-jährig gründete und 21-jährig mit Gewinn an einen Konkurrenten verkaufte – das erste einer ganzen Reihe lukrativer Investments. Ein gutes Händchen hatte er auch bei seinem Investment bei der Schweizer Sportmarke On Running, gegründet von David Allemann, Olivier Bernhard und Caspar Coppetti, deren Wert durch den Börsengang vom Herbst 2021 in die Höhe geschossen ist.

Journalistisch mit ihm zu tun hatte die ehemalige Schweizer Fernsehmoderatorin Patrizia Laeri, die ihn als Investor ihrer 2021 gegründeten Finanzberatungsfirma ElleXX für Frauen kontaktierte und als Financier gewinnen konnte. Mit dabei als Investor bei ElleXX ist auch Reto Ringger von der Globalance Bank, ein guter Freund von Fanconi. Über die Höhe seiner Engagements gibt Fanconi keine Auskunft.

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Portrait von  Patrizia Laeri, fotografiert im Garten des SRF in Leutschenbach.27.04.2019.(URS JAUDAS/TAMEDIA AG)

Patrizia Laeri konnte Peter Fanconi als Investor ihrer Finanzberatungsfirma ElleXX gewinnen.

Urs Jaudas
Portrait von  Patrizia Laeri, fotografiert im Garten des SRF in Leutschenbach.27.04.2019.(URS JAUDAS/TAMEDIA AG)

Patrizia Laeri konnte Peter Fanconi als Investor ihrer Finanzberatungsfirma ElleXX gewinnen.

Urs Jaudas

2019 fädelte Fanconi den Verkauf des Mikrofinanzspezialisten Blue Orchard ans britische Fondshaus Schroders ein, im Verwaltungsrat vertreten sind die Briten mit Schroders-CEO Peter Harrison, Fanconi ist aber Präsident geblieben. Ein persönlicher Freund ist der österreichische Investor René Benko, mit dem er sich für das Hochglanzmagazin «Caminada» (wie BILANZ aus dem Verlag Ringier Axel Springer Schweiz) ablichten liess.

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Über die Autoren
Erik Nolmans

Erik Nolmans

Erik Nolmans

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