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Filmrequisiten-Sammler

Ein Kleid von Marilyn, ein Auto von Bond

Die kleine, verrückte Szene wächst, auch in der Schweiz. Blick hinter die Kulissen eines Millionenbusiness.

Erik Nolmans

Requisitenladen

PRUNKSTÜCKE: Teile der Sammlung von Prop-Store-Gründer Stephen Lane, unter anderem der Batsuit, den Val Kilmer in «Batman Forever» (1995) trug, oder ein Modell des Raumshuttles aus dem Film «Armageddon» (1998).

Andrea Artz

Gibt es Leute, die 300'000 Dollar für einen alten, speckigen Filzhut bezahlen würden? Ja, die gibt es – wenn dieser Hut von Harrison Ford getragen wurde, im Film «Indiana Jones und der Tempel des Todes» aus dem Jahr 1984.Das charakteristische Kleidungsstück des Filmhelden war eines der Prunkstücke der diesjährigen Filmrequisiten-Auktion in Los Angeles. Die Preisspanne des Originalstücks war im Vorfeld auf 150'000 bis 250'000 Dollar festgelegt worden. Es wurden dann sogar noch 50'000 Dollar mehr. Wer den Hut erworben hat, gaben die Verkäufer nicht bekannt.

Veranstalter der Auktion, die in der Szene schon fast als Pflichttermin gilt, ist Prop Store, die aus kleinen Anfängen zu einer der Drehscheiben für den Kauf und Verkauf von Filmrequisiten geworden ist. 1998 vom leidenschaftlichen Sammler Stephen Lane als Ein-Mann-Unternehmen in London gegründet, beschäftigt Prop Store heute in England und den USA mehrere Dutzend Leute.

«Als ich anfing, wunderten sich die Leute, warum ich mich für diese gebrauchten Stücke aus der Film- und Fernsehindustrie interessiere, sie dachten, ich sei verrückt. Heute ist das Sammeln von Filmrequisiten weit verbreitet und geniesst hohe Akzeptanz.»

«Das Sammeln von Original-Requisiten war ausserhalb einer kleinen Gruppe von Filmfans lange kaum bekannt.»

Über 1300 Gegenstände bot Prop Store vom 29. Juni bis zum 1. Juli in einer Live- und Onlineauktion in Los Angeles an, einzigartige Sammlerstücke im Gesamtwert von über sechs Millionen Dollar. Einen neuen Besitzer fanden nebst dem Hut von Indiana Jones etwa auch die Brille und der Zauberstab von Harry Potter aus «Harry Potter und die Heiligtümer des Todes» (50 000 Dollar) oder die Maske, die Jim Carrey in «The Mask» von 1994 getragen hatte (30 000 Dollar). Auch die originalen Statler- und Waldorf-Muppets aus der «Muppet Show» liefen gut und gingen für 85 000 Dollar über den Tresen.

Einer der Ersten, die damit begannen, Filmrequisiten zu versteigern, war in den siebziger Jahren der ehemalige Chef der MGM-Studios, James Thomas Aubrey Jr. Doch das Sammeln von Filmrequisiten war bis vor dreissig Jahren ausserhalb einer kleinen Gruppe von spleenigen Insidern kaum bekannt. Inzwischen ist es zu einer Leidenschaft geworden, die weltweit immer mehr Anhänger findet. Auch in der Schweiz.

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Erik Nolmans

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Erik Nolmans

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