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Die HSG tickt noch immer anders als andere Hochschulen. Aber ist sie auch immer noch besser? Ein Blick hinter die Kulissen einer Elite-Universität.
Die HSG machte in den letzten Jahren mit allerlei Skandalen von sich reden. Nun steigt der politische Druck auf die Organisation. Gelingt der neue Anlauf an die Spitze?
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Es sind manchmal kleine Dinge, die zeigen, wie eine Organisation tickt. Mitte März war es, als die Studentinnen und Studenten in einer Urabstimmung über die gendergerechte Umbenennung ihrer Studentenschaft in «Studierendenschaft» zu befinden hatten – und dies überraschenderweise mit 53,3 Prozent ablehnten. Männiglich rieb sich die Augen, denn die traktandierte Umbenennung schien eine reine Formalität zu sein, schliesslich haben alle anderen Schweizer Universitäten sie längst beschlossen.
Doch die HSG ist eben etwas anders als andere Universitäten. Man fügt sich nicht so einfach dem Zeitgeist, sondern geht den eigenen, den HSG-Weg, der schliesslich auf langen Traditionen fusst. Dies sei nicht als Zeichen gegen die Inklusion aller Geschlechter zu sehen, sagt Mertcem Zengin, Präsident der Studentenschaft, sondern widerspiegele vielmehr «den hohen Stellenwert und die historische Verankerung der Marke SHSG Studentenschaft auf dem Campus der Universität».
Die studentische Welt in St. Gallen tickte schon immer etwas anders, und dies schon seit der Gründung der Hochschule für Handel, Verkehr und Verwaltung im Jahre 1898. Vor rund 30 Jahren wurde sie in Universität St. Gallen unbenannt, die Abkürzung HSG wurde beibehalten. Hier studiert man stets ein bisschen härter, ist stets ein bisschen ehrgeiziger. Nicht die ausgelatschte Birkenstock-Sandale, sondern der rahmengenähte Lederschuh prägt das Image der Eliteuni.
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In den siebziger, achtziger und neunziger Jahren mauserte sich die HSG zu einer einzigartigen Kaderschmiede und bestückte über Jahrzehnte die Chefetagen der Schweizer Firmen mit ihren Abgängern. Absolventen wie Ex-Deutschbanker Josef Ackermann trugen den Ruf der Universität in alle Welt, und noch heute schmücken sich viele Schweizer Wirtschaftsgrössen mit dem oec. HSG auf der Visitenkarte, von Ems-Chefin Magdalena Martullo-Blocher bis hin zu Vontobel-CEO Zeno Staub.
Der Stolz ist tief verankert – immer mal wieder stösst man sogar in Todesanzeigen auf den Hinweis, der Verstorbene sei lic. oec. HSG gewesen. Dass hier Menschen mit Gespür fürs Wirtschaftliche und fürs Geldverdienen studieren, bleibt Neuankömmlingen meist nicht lange verborgen: «Schon am Tag eins wollten uns HSG-Studenten ihre Semesterzusammenfassungen und Karteikarten verkaufen», erinnert sich eine Jungstudentin.
Josef Ackermann schloss die HSG 1972 ab.
BloombergFranke-Besitzer Michael Pieper besuchte die HSG bis 1973.
Jos SchmidWalter Kielholz schloss sein Studium 1975 ab.
Gian Marco CastelbergSBB-Präsidentin Monika Ribar studierte bis 1983 in St. Gallen.
ZVGArbeitgeberpräsident Valentin Vogt schloss das HSG-Studium 1984 ab.
KeystoneRenaud de Planta, Senior Partner von Pictet, studierte an der HSG bis 1986.
Guillaume Megevand for Pictet GrIm gleichen Jahr beendete auch Rainer-Marc Frey sein HSG-Studium.
Sabine WunderlinAuch Partners Group Mitbegründer Urs Wietlisbach studierte an der HSG.
Christian Schnur für BILANZNestle-CEO Mark Schneider ist ebenfalls ein HSG-Abgänger.
keystone-sda.chDer neue COOP-Verwaltungsratspräsident Joos Sutter schloss sein HSG-Studium 1990 ab.
zvg.Ein Jahr später durfte UBS-Schweiz-Chefin Sabine Keller-Busse ihr Diplom feiern.
Daniel Winkler / 13 PhotoCS-Schweiz-Chef André Helfenstein studierte bis 1992 in St. Gallen.
zvg.Vontobel-CEO Zeno Staub schloss sein Studium 1993 ab.
GM CASTELBERGKommilitonin war Franziska Tschudi
ZVGAuch Nationalrätin Magdalena Martullo-Blocher studierte an der HSG.
Esther MichelAuch Valora-CEO Michael Mueller ist HSG-Absolvent.
www.noeflum.chFinma-Präsidentin Marlene Amstad schloss 2000 ihr Studium in St. Gallen ab.
Philipp ZinnikerRaiffeisen-Präsident Guy Lachappelle kennt St. Gallen nicht nur als Arbeitsort, sondern auch als Studentenstadt.
KeystoneAva-Mitbegründerin Lea von Bidder schloss ihr Studium 2011 ab.
KeystoneDorina Thiess beendete ihr Studium in St. Gallen 2016.
ZVGEin Magnet für Studierende ist die HSG geblieben. Die Zahl der Immatrikulierten steigt stetig an, im Herbstsemester 2020 waren es 9047. Im Zentrum von St. Gallen, am Platztor, soll ein neuer Campus entstehen, der 3000 Studierenden Platz bieten soll, von denen viele bisher in Provisorien oder Nebengebäuden nahe dem Hauptgebäude auf dem Rosenberg untergebracht werden mussten.
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Mit dem örtlichen Aufbruch ist ein genereller Wandel verbunden, denn die HSG denkt derzeit über ihre Neuorganisation nach. Gezwungenermassen: Nach einer Schwemme von Skandalen gab die St. Galler Regierung im Februar 2019 eine Totalrevision des Universitätsgesetzes in Auftrag. Es geht um grundsätzliche Fragen der Führung, der Finanzierung, der Transparenz. Derzeit läuft die Vernehmlassung, das neue Unigesetz soll 2023 im Parlament behandelt werden.
Heute präsentiert sich die Uni als abgeschotteter Koloss mit dem von internen Professoren beherrschten Senat, dem obersten akademischen Organ, als übermächtigem Machtzentrum im Innern. Diskutiert wird unter anderem, ob andere Gruppierungen wie die Studentenschaft oder der akademische Mittelbau der 1500 wissenschaftlichen Mitarbeitenden noch vermehrt einbezogen werden sollen.
««Einige Unis zeigen eine höhere Entwicklungsgeschwindigkeit», sagt HSG-Gastprofessor Sascha Spoun.»
Dass Änderungsbedarf besteht, ist unübersehbar. In den letzten Jahren machte die Universität St. Gallen vornehmlich mit Negativnachrichten Schlagzeilen. Das Spektrum ist weit: Da war ein HSG-Professor, der wissenschaftliche Studien erstellte, die seiner eigenen Beratungsfirma nützten, da war ein HSG-Professor, der im Rahmen der Audi-Dieselaffäre in Untersuchungshaft musste, da war ein HSG-Professor, der illegal Spesen eingesackt hatte, und da war sogar der HSG-Rektor selber, Thomas Bieger, im Amt bis 2020, der in seinem Nebenjob als Präsident der Jungfraubahn von der Finanzmarktaufsicht Finma wegen Marktmanipulation abgemahnt wurde.
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Mit Bernhard Ehrenzeller ist am 1. Februar 2020 zwar ein neuer, unbelasteter Rektor angetreten, doch die Skandale beschäftigen die Universität weiter. So wurden um den Jahreswechsel neue Details über die Rolle von Professor Johannes Rüegg-Stürm in dessen Nebenjob bei Raiffeisen bekannt, wo er von 2011 bis 2018 mit einem Salär von jährlich bis zu 548'000 Franken als Präsident wirkte und dabei in beispielloser Naivität sogar die Stripbesuche von Raiffeisen-CEO Pierin Vincenz auf dessen Spesenabrechnung durchwinkte.
Auf seinem ureigenen Feld, dem Lehrbereich Corporate Governance, hatte Rüegg-Stürm in der Praxis versagt, und man durfte sich füglich fragen, was die Studierenden von einem solchen Mann denn eigentlich lernen sollen. Nach langem Hin und Her gab die HSG am 23. März bekannt, Rüegg-Stürm habe «seinen Rückzug aus der Lehrtätigkeit angeboten». Seinen bis zum 18. Mai laufenden Kurs darf er noch beenden, dann ist Schluss.
Auch andere Sachen dürften dem neuen Rektor wenig Freude machen. So ist die HSG im jährlichen Ranking der besten Wirtschaftsuniversitäten Europas von Platz 4 auf Rang 7 abgerutscht. Auch wenn Ehrenzeller betont, wichtig sei vor allem, dass man immer noch in den Top Ten sei, so wird diese Herabstufung international doch wahrgenommen.
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Der Kampf der besten Hochschulen um Absolventen einer Managementausbildung läuft längst international, und viele picken sich ihre bevorzugte Business School ausschliesslich aus den besten fünf oder gar nur den besten drei heraus. Immerhin: Im breiten Ranking der besten Wirtschaftsuniversitäten im deutschsprachigen Raum der «WirtschaftsWoche» ist die HSG immer noch die Nummer eins.
Sascha Spoun, Gastprofessor an der HSG und Präsident der Leuphana Universität Lüneburg, glaubt nicht, dass die HSG schlechter geworden ist, «aber einige Unis sind am Aufholen». Früher sei man als Student der Betriebswirtschaftslehre im deutschsprachigen Raum nicht an der HSG vorbeigekommen, heute gebe es gute Alternativen, und manche der Konkurrenzuniversitäten würden stetig an Attraktivität gewinnen.
Als Beispiel nennt er die TU München mit ihrem Management Department (im «WiWo»-Ranking auf Platz 2), das erst vor rund zwanzig Jahren gegründet wurde und sich einen ausgezeichneten Ruf geschaffen hat: «Einige Unis zeigen im Moment einfach eine höhere Entwicklungsgeschwindigkeit als die HSG», so Spoun.
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Bjørn Johansson, einer der führenden Executive-Search-Berater der Schweiz und Absolvent der HSG (Dr. oec, 1978), verfolgt die Entwicklung seiner ehemaligen Ausbildungsstätte mit einiger Besorgnis: «Die HSG hat an Glanz verloren», so sein Urteil. Ausgehend von Repräsentanten wie Hans Ulrich und dem «St. Galler Management-Modell», das stark auf den systemischen Ansatz setzt, war die HSG lange weltweit einer der Trendsetter in der BWL-Ausbildung.
Johansson vermisst heute bei der HSG Persönlichkeiten mit ähnlicher Strahlkraft, zu vieles sei Mittelmass: «Die HSG spielt heute leider nicht mehr in der Champions League.» Das spüre er auch in seiner Arbeit als Headhunter. In der wichtigen Altersgruppe zwischen 45 und 50 Jahren befänden sich heute im obersten Management immer weniger Schweizer Kandidaten.
««Die HSG hat an Glanz verloren. Zu viel ist heute Mittelmass», sagt Bjørn Johansson, Executive-Search-Berater und HSG-Absolvent. »
Früher habe die HSG für einen steten Nachschub an hervorragenden Leuten gesorgt, heute werde die Auswahl immer kleiner. Nicht nur würden Schweizer daher zunehmend durch Ausländer ersetzt, bei den Schweizern selber hätten die beiden technischen Hochschulen, die ETHs Zürich und Lausanne, die St. Galler Universität als wichtigste Kaderschmiede fürs oberste Management abgelöst.
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Dieser Trend dürfte eher noch zunehmen, steht doch bei vielen Jungen der Wunsch, ein eigenes Start-up zu gründen, ganz oben auf der Prioritätenliste. Auch der Traum vom grossen Geldverdienen wird heute eher mit einer Firmengründung als einer Managerkarriere in Verbindung gebracht. Start-up-Träume lassen sich heute vor allem im Umfeld der technischen Universitäten verwirklichen, weil technologische Innovationen ja meist die Grundlage für Spin-offs sind.
Das heisst allerdings nicht, dass nicht auch von HSG-Absolventen Start-ups gegründet würden. Doch die ETH hat die Nase vorn: Sind der ETH rund 500 Spin-offs entsprungen, so sind es bei der HSG rund 150. «Bei den Spin-offs ist die ETH weit voraus, zumal die HSG erst seit vier Jahren ein solches Label vergibt», stellt Diego Probst vom Center for Entrepreneurship der HSG fest.
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Doch die HSG engagiere sich stark, etwa mit dem Startup-Programm «HSG Entrepreneurial Talents» mit bisher 100 erfolgreichen Gründerinnen und Gründern. Auch die Studierenden selber sind sehr aktiv. Etwa mit dem «START Summit», der grössten studentisch organisierten Gründerkonferenz Europas. In der Gründerszene um die HSG sieht man die technischen Hochschulen denn auch keinesweg als Konkurrenz, sondern eher als komplementäre Ergänzung.
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Idealerweise verbinden sich betriebswirtschaftliches Know-how der HSG und technisches Know-how der ETH, wie dies beispielsweise beim Medtech-Start-up Ava der Fall ist, dessen Gründer Lea von Bidder und Pascal Koenig an der HSG studierten, während Peter Stein und Philipp Tholen ETH-Abgänger sind.
Studentisches Engagement ist am Rosenberg generell tief verwurzelt. Weltweite Ausstrahlung hat das St. Gallen Symposium, das Anfang Mai sein 50-Jahr-Jubiläum feiert. Dieses wurde vom International Students Committee (ISC), einem studentischen Verein, ins Leben gerufen und bringt hochkarätige Wirtschaftsführer mit jungen Talenten zusammen. Wegen Corona muss es nun teilweise virtuell durchgeführt werden.
Die Herausforderung für die HSG lautet bis heute: Wie kann man als öffentliche Universität in einem kleinen Land und vom Staat mit begrenztem Budget ausgestattet in der Weltliga mitspielen? Als Lösung setzt die Hochschule zusätzlich auf private Sponsoren. Das ist nicht unproblematisch. Mitte März wurde bekannt gegeben, dass die Grossbank Credit Suisse der HSG 20 Millionen an Fördergeldern zur Verfügung stellt.
Das Geld fliesst in verschiedene Bereiche. So wird die Bank unter anderem Initialförderin des zu gründenden HSG Center for Financial Services Innovation. Mehrere Lehrstühle werden damit verbunden sein, Leiter wird Bankenprofessor Manuel Ammann. Natürlich ist allen Beteiligten die Problematik bewusst, und alle Seiten betonten, die Freiheit der Lehre sei ungebrochen gewährleistet.
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Bernhard Ehrenzeller (67) ist seit Februar 2020 Rektor der Universität St. Gallen. Der Jurist und ehemalige Prorektor gilt als Integrationsfigur und soll die Uni nach den Skandalen der Vorjahre stabilisieren.
Michel Canonica / TagblattBernhard Ehrenzeller (67) ist seit Februar 2020 Rektor der Universität St. Gallen. Der Jurist und ehemalige Prorektor gilt als Integrationsfigur und soll die Uni nach den Skandalen der Vorjahre stabilisieren.
Michel Canonica / TagblattHSG-Rektor Bernhard Ehrenzeller im Interview über die Stellung der Uni im Konkurrenzvergleich, ausgestandene Skandale und private Geldgeber.
Dennoch folgte die politische Reaktion auf dem Fuss, wobei die CS mit ihren derzeitigen Skandalen und Verlusten um Greensill und Archegos natürlich auch eine Steilvorlage lieferte. «Konkret ist erklärungsbedürftig, wie die Universität glaubhafte Forschung im Gebiet an der Schnittstelle zwischen Finance, Management und Recht leisten will mit einer finanzierenden Partnerin, die gerade in diesem Bereich grosse Schwächen an den Tag legt», schrieb SP-Kantonsrat Guido Etterlin in der Interpellation, die er im Kantonsrat deponierte.
Aus diesem Dilemma kommt die HSG nur schwer heraus, denn dass die HSG allein mit Staatsgeldern auf dem heutigen Niveau zu halten sein wird, glaubt kaum ein Beobachter. Bereits tragen Sponsorengelder und die Einkünfte aus Weiterbildungsangeboten und Dienstleistungen 50 Prozent der Kosten.
Für manche wäre das privatwirtschaftliche Denken sogar noch zu fördern. «Man könnte die Universität St. Gallen mit einer zeitgemässen Governance stärker machen», glaubt Peter Wuffli, Ex-CEO der UBS, HSG-Absolvent (Abschlussjahrgang 1983) und heute Ehrensenator. Voranbringen würde die HSG laut Wuffli die Installation eines führungsstarken Aufsichtsrats mit klaren Verantwortlichkeiten und Kompetenzen.
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Heute ist der Unirat das Kontrollorgan, Präsident ist der St. Galler Regierungsrat Stefan Kölliker (SVP). Wuffli nennt als Vorbild das IMD in Lausanne, dessen Aufsichtsrat er zehn Jahre lang präsidierte und wo heute mit Michel Demaré, Ex-Syngenta-Präsident und lange Vizepräsident der UBS, ein wirtschaftliches Schwergewicht als Präsident wirkt.
Die Konkurrenz unter den besten Wirtschaftsschulen der Welt läuft längst international. In aufstrebenden Ländern wie China oder Indien ist der Bedarf an fundierter (westlicher) Ausbildung hoch, gerade auch im Bereich Betriebswirtschaft. Der HSG ist dies durchaus bewusst: Seit der Gründung eines Hubs in Singapur markiert die HSG auch in Asien Präsenz.
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«Die HSG ist um eine interdisziplinäre Betriebswirtschaft gebaut», sagt Professor Spoun, «und das ist bis heute eine ihrer Stärken.» Lange ging es mit der Erweiterung in BWL-nahe Studienrichtungen denn auch vor allem darum, diesen Kern zu stärken. Doch nun beginnt sich die HSG zunehmend zu verzetteln. Seit letztem Herbst wird sogar ein Medizinstudium angeboten ( Joint Medical Master (HSG/UZH), und ab Herbst 2021 expandiert man mit dem Master Computer Science weiter in die Technik-Domäne.
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Damit bewegt sich die HSG immer mehr in Richtung Massenuni und riskiert damit, sich über kurz oder lang nicht mehr stark von anderen Hochschulen zu unterscheiden. Dabei bildete gerade das Elitäre einen Teil des oft beschworenen «HSG Spirit». Der Wettbewerb untereinander, der persönliche Ehrgeiz, all das spielte von Anfang an eine grosse Rolle. Nach St. Gallen kommt man nicht, um mal zu schauen.
Frauen lockt diese Welt immer noch weniger als Männer. Gerade mal 35 Prozent machen die Studentinnen an der HSG aus. Die HSG selber bietet allerdings auch ein schlechtes Vorbild, werden doch nur 20 Prozent der Ordinarien von Frauen gehalten. Die weitgehend männliche Monokultur dürfte die Stellung der HSG nicht eben verbessern.
Womit wir wieder bei der eingangs erwähnten Abstimmung zur Umbenennung wären. «Wer Gendergerechtigkeit als ‹Social-Justice-Warriortum› abtut, wie es manche Studierende abfällig bezeichnen, wird im künftigen Berufsleben schon sehr bald auf eine andere Realität treffen», schreiben HSG-Professor Thomas Beschorner und HSG-Professorin Miriam Meckel in einem gemeinsamen Presseartikel. Im internationalen Arbeitsmarkt, der längst viel inklusiver funktioniere, «trägt das auf Dauer nicht zur ‹Employability› der HSG-Studierenden bei».
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