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Trotz Chefwechsel

Die Nestlé-Aktie lahmt - das ist schlecht für die Rente

Der Kursverfall kostet Pensionskassen 0,62 Prozent Performance. Nun hoffen sie auf eine Renaissance der Aktie. Laurent Freixe muss liefern.

Dirk RuschmannErich Gerbl

Dirk Ruschmann

& Erich Gerbl

Der neue CEO Laurent Freixe lässt am Kapitalmarkttag keine Revolutionsbombe platzen – was Experten nicht verwundert.

Der neue CEO Laurent Freixe lässt am Kapitalmarkttag keine Revolutionsbombe platzen – was Experten nicht verwundert.

Keystone

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Nestlé kehrt ganz offensichtlich zu ihren alten Tugenden zurück: Wir machen unser Ding – relativ egal, was die Welt draussen von uns erwartet. Dass der Konzernleiter Laurent Freixe am gerade abgehaltenen Kapitalmarkttag keine Revolutionen präsentieren würde, war zwar Insidern schon länger klar: Er amtet seit gerade erst 80 Tagen als CEO, die letzten Quartalszahlen waren noch Vorgänger Mark Schneider zuzurechnen, und einen Grosstanker wie Nestlé, der 31 Brands mit Milliardenumsatz führt, steuert man nicht im Hauruckverfahren um. Schon gar nicht, wenn man wie Freixe zu den Konzernveteranen gehört, Stichwort: alte Tugenden.

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Was er am Kapitalmarkttag präsentierte: ein strafferes Sparprogramm und eine neue Mittelfristzielmarge: vier Prozent oder mehr Wachstum pro Jahr; von 2014 bis 2023 waren es im Schnitt jeweils 4,7 Prozent. Dazu höhere Ausgaben für Marketing und Werbung, konkret sollen sie von rund acht auf neun Prozent der Umsätze wachsen, das wäre eine runde Milliarde Franken mehr Marketingbudget. Das Wasser-Geschäft als eigene Sparte verselbständigen und dafür auch gleich «Strategien evaluieren», etwa mögliche «Partnerschaften», was kaum verklausuliert für einen möglichen Verkauf oder auch das Einbringen in ein Joint Venture steht. Letzteres exerzierte Nestlé mit dem Speiseeis-Geschäft vor, das mit dem britischen Eiscrèmehersteller R&R zu Froneri zusammengelegt wurde. Und ganz grundsätzlich: konsequent Marktlücken nutzen und schlecht arbeitenden Marken mit Druck und Hilfestellung Beine machen.

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Laut Luzius Neubert tut der Kursverfall Pensionskassen weh.

Laut Luzius Neubert tut der Kursverfall Pensionskassen weh.

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Laut Luzius Neubert tut der Kursverfall Pensionskassen weh.

Laut Luzius Neubert tut der Kursverfall Pensionskassen weh.

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Gerade Schweizer Anleger hoffen auf einen neuen Aufschwung der Aktie. Sie hatte Anfang 2022 einen Rekord von fast 130 Franken erreicht, doch dann bis 21. November mehr als 40 Prozent an Wert verloren. Durch den sogenannten Home Bias ist das besonders für Schweizer Anleger ärgerlich. Denn selbst wenn sie die Wertpapiere nicht in ihrem privaten Aktiendepot halten, ist der durchschnittliche Schweizer über die verschiedenen Säulen der Altersvorsorge in Nestlé investiert. Die grössten Vermögen stecken in der Pensionskasse. Die wiederum investiert in den Schweizer Markt. Laut Luzius Neubert vom Pensionskassenberater PPCmetrics werden von Pensionskassen im Schnitt 10 Prozent der Vorsorgegelder meist nah am Index in Schweizer Aktien gelenkt. «Nestlé ist eine der grössten Positionen in den Portfolios von Pensionskassen», weiss Neubert.

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Hatte Nestlé vor dem Kursverfall am Schweizer Markt noch ein Gewicht von rund 20 Prozent, sind es aktuell weniger als 14 Prozent. Der Anteil an Nestlé am durchschnittlichen PK-Vermögen fiel somit von 2 auf rund 1,4 Prozent. Laut PPCmetrics kosteten die Verluste der Nestlé-Aktie eine Schweizer Pensionskasse von Anfang 2022 bis 31. Oktober 2024 eine Performance von 0,62 Prozent. Die Dividende ist eingerechnet. 0,62 Prozent klingen nach sehr wenig. In der Welt der Pensionskassen, wo hart um jedes Zinsprozent gerungen wird, ist es aber viel. Statistisch liegen die Renditeerwartungen der Pensionskassen für die nächsten zehn Jahre jährlich bei rund 2,5 Prozent. «Der Kursrückgang von Nestlé tut schon weh, verteilt sich allerdings über drei Jahre und wurde durch Kursgewinne bei anderen Aktien ausgeglichen», sagt Neubert. In Schwierigkeiten komme eine Pensionskasse wegen Nestlé nicht. «Aber der Wert der Diversifikation wurde wieder einmal vor Augen geführt», sagt Neubert.

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Über die Autoren
Erich Gerbl

Erich Gerbl

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