Guten Tag,
Der Bund macht die elektronische ID selber, und im Patientendossier harzt es – und intern bei der Post knirscht es im Gebälk.
Roberto Cirillo ist bereits seit fast fünf Jahren Chef der Post. Ihm muss der grosse Umbau gelingen.
Kostas Maros für BILANZBei manchen Geschichten hilft es, die Vorgeschichte zu kennen. Diese hier ist so eine. Denn dass ein Artikel der Rubrik «Mann des Monats» sich in Text und Interview teilt, ist eine unbeliebte Komplikation. Doch Roberto Cirillo will sich nur in Form eines Interviews äussern – diese werden im deutschsprachigen Raum traditionell zum Gegenlesen vorgelegt, weil es sich um wörtliche Zitate handelt. Die Vorabklärungen gestalten sich aufwendig. Zwar hatte man im Vorfeld gehört, Cirillo schätze es, wenn ihm Pressesprecher das Gefühl vermittelten, sie hätten Journalisten «im Griff». Später erfahren wir allerdings, er bestehe grundsätzlich auf Wortlaut-Interviews und vermeide klassische Hintergrundgespräche.
Am Vorabend des Termins kommt eine Rückfrage der Medienstelle zu den (wie üblich) vorab eingereichten Themen: Was gemeint sei mit dem Punkt, dass im Geschäftsbereich Kommunikations-Services, der digitalen Speerspitze des Konzerns, mehrere Personalabgänge Aufsehen erregt hätten. Es folgt ein klärendes Telefonat, auch intern wurde wohl kommuniziert: Bereichschefin Nicole Burth checkt am selben Abend das LinkedIn-Profil des BILANZ-Journalisten.
Was treibt Cirillo zu derartigen Absicherungsaktionen? Schlägt womöglich eine, bei seiner ersten Karrierestation McKinsey erlernte Sehnsucht nach Situationskontrolle durch? Was auch immer es ist: Beim Gespräch kämpft er weder mit Nervosität noch mit Fakten- oder Argumentationsschwäche, sondern lediglich mit seiner leicht heiseren Stimme, die er mit Tee besänftigt. Dennoch spricht er über eine Stunde lang ohne Pause, verteidigt seine Strategie und seinen Führungsstil (siehe Interview ab Seite 64), bleibt sachlich, aber eindringlich. «Er brennt für seinen Job, und für die Post würde Cirillo keinem Fight aus dem Weg gehen», sagt einer, der ihn beruflich gut kennt.
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