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Aktivistische Investoren: Der Druck auf die Unternehmen steigt

Mehr als 60 Unternehmen ­gelten als gefährdet, Ziel von aktivistischen Kampagnen zu werden. Der Druck dürfte dieses Jahr zunehmen.

Bastian Heiniger

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Sie beteiligen sich an Unternehmen, scharen andere Investoren hinter sich und üben Druck auf das Management aus – in der Hoffnung, den Aktienkurs zu beflügeln und kurzfristige Gewinne einzufahren. Gemeinhin haben aktivistische Investoren, oft abgetan als «Heuschrecken», einen zweifelhaften Ruf. Kaum ein Jahr dauerte etwa das Engagement des Schweizer Finanzinvestors Veraison beim Backwarenhersteller Aryzta.

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Mit einer Performance von mehr als 100 Prozent hat Veraison kürzlich die Anteile stark reduziert. Wenig erfolgreich war der US-Investmentfonds Elliott, der Aryzta kaufen wollte. Bei ABB etwa sorgten die Investoren Cevian und Artisan für Wirbel und drängten auf die Abtrennung einer Sparte. Und bei Nestlé hat Daniel Loeb, der sich mit seinem Hedgefonds Third Point vor drei Jahren eingekauft hat, zwar gut verdient, jedoch erfolglos den Verkauf von Nestlés Anteil an L’Oréal gefordert.

Doch neben der Unruhe, die Aktivisten oft stiften, sorgen sie auch für einen positiven Nebeneffekt. «Allein die Tatsache, dass sie eingreifen könnten, übt Disziplin auf das Management aus», sagt Dominik Degen von der Boston Consulting Group (BCG). «Damit es gar nicht erst so weit kommt.» Degen und seine Kollegen zeigen in einer neuen Studie auf, wie stark Unternehmen aus dem DACH-Raum mit einen Börsenwert von mehr als 100 Millionen Euro aktuell bezüglich Angriffen gefährdet sind; ausgenommen sind dabei Banken und Versicherungen, weil diese aus regulatorischen Gründen schwieriger zu vergleichen sind.

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34 von 129 stark gefährdet

Zum Vorjahr hat sich die Zahl der Unternehmen, die einem «äusserst hohen» oder «sehr hohen» Risiko ausgesetzt sind, um 5 Prozentpunkte auf 35 Prozent erhöht. In der Schweiz gelten von 129 Unternehmen 34 als stark gefährdet, weitere 27 als attraktiv. Konkrete Namen nennt die Studie allerdings nicht. Betroffen sind vor allem Konzerne aus den Bereichen Industrie- und Konsumgüter sowie Pharma, Healthcare und Technologie. «Gefährdet sind häufig grössere Firmen, die verschiedene Business Units und Marken haben.» Unternehmen also, in denen sich das Portfolio optimieren lässt. Und wo es genügend Angriffsfläche gibt.

Im Vergleich zu Deutschland und Österreich hat die Schweiz jedoch weniger potenzielle Ziele. Laut der BCG-Studie scheinen die hiesigen Unternehmen besser aufgestellt, zudem haben sie meist eine solide Corporate Governance. Ein Faktor ist aber auch die tendenziell höhere Bewertung der Schweizer Unternehmen. Manche Investoren würden auch im hiesigen Aktienmarkt eine Art «sicheren Hafen» sehen, sagt Degen.

Volatile Märkte führen zum Abwarten

Er geht davon aus, dass es nach einem eher ruhigen Jahr 2020 nun mehr Vorstösse von aktivistischen Investoren geben dürfte. Weil die Märkte in den letzten Monaten ziemlich volatil waren, hätten viele potenzielle Angreifer erst die Auswirkungen der Pandemie abgewartet. Doch die Kassen sind nach wie vor gefüllt. Davon gehen auch institutionelle Investoren aus. Gemäss einer BCG-Umfrage rechnen 67 Prozent von ihnen, dass gesunde Unternehmen mit einem Anstieg von Kampagnen rechnen müssen.

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Stärker einmischen dürften sich künftig auch traditionell passive Investoren wie Pensions- oder Staatsfonds. Die Diskussion um ESG (Umwelt, Soziales und Governance) mache aus rein passiven Investoren zunehmend engagierte Shareholder.

aktiv-investoren

Angreifer: Gregor Greber (l.) sorgt mit seiner Investmentfirma Veraison immer wieder für Wirbel. Paul Singer, Gründer des US-Hedgefonds Elliott, wollte Aryzta kaufen.

Joel Hunn/Bloomberg
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Angreifer: Gregor Greber (l.) sorgt mit seiner Investmentfirma Veraison immer wieder für Wirbel. Paul Singer, Gründer des US-Hedgefonds Elliott, wollte Aryzta kaufen.

Joel Hunn/Bloomberg

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