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Daniel Grieder ist der erfolgreichste Schweizer Manager im Ausland. Im Juni wird er CEO bei Anzug-Ikone Hugo Boss.
Dirk Ruschmann
Daniel Grieder hat Hilfiger mit seiner konsequenten Digitalisierungsstrategie zum Branchenvorbild gemacht. Nun kann er sich bei Hugo Boss neu beweisen.
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Dieser Wechsel gilt als Königstransfer in der weltweiten Mode-Liga: Im Juni startet Daniel Grieder als CEO der börsenkotierten Hugo Boss AG. Noch immer der Herrenanzug-Brand, hat Boss Berge an Problemen angehäuft. Diese Historie datiert zurück bis vor die Jahrtausendwende, als Boss diverse Untermarken gründete und unter enormen Verlusten in die Damenmode expandierte, die nie zu einer tragenden Umsatzsäule ausgebaut werden konnte.
Weiter ins Unglück trieb Boss der Einstieg des Investors Permira im Jahr 2007. CEO Bruno Sälzer schmiss hin, Nachfolger Claus-Dietrich Lahrs wollte und sollte für Permira Wertsteigerung betreiben: die Marke teurer positionieren und mit vielen neuen «Monobrand»-Stores plus noch mehr Damenmode expandieren. Permira stieg nach dem selbst erzeugten Kursfeuerwerk 2015 aus, bald musste Lahrs gehen, sein Nachfolger Mark Langer, zuvor Finanzvorstand, drehte Lahrs’ Strategie zurück und räumte auf. Doch der Marke wieder Glanz zu verleihen, gelang ihm nicht.
Grieder, der Hilfiger mit seiner konsequenten Digitalisierungsstrategie zum Branchenvorbild machte, kann sich bei Boss neu beweisen. Auch unternehmerisch: Er hat ein grösseres Paket der Aktien erworben.
Daniel Grieder hat eine bunte Laufbahn hinter sich. Nach der KV-Lehre bei Globus begann er schon während des Studiums an der HWV, Lederwaren und Modeschmuck zu importieren, zeitweilig soll er auch Autos eingeführt haben. Mit Thomas Rieffel gründete er die Agentur Madison Clothing, die bis heute existiert und illustre Brands wie Pepe Jeans, C.P. Company oder Stone Island vertrat – und auch Hilfiger. Rieffel gilt bis heute als engster Freund Grieders. Tommy Hilfiger lernte er 1997 kennen und stieg in der nach diesem benannten Firma im Sales ein und bald die Karriereleiter hoch. Dort lernte er die damaligen Besitzer, die Fashion-Milliardäre Silas Chou und Lawrence Stroll kennen; Stroll, heute auch Besitzer des Formel-1-Teams Aston Martin, und Chou begleiten seitdem Grieders Karriere.
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Eng ist das Verhältnis auch zu Fred Gehring, dessen Job als Europachef von Tommy Hilfiger Grieder 2008 übernahm. Die Firma landete, mit einer Zwischenstation über Finanzinvestor Apax, 2010 im Reich des Modekonzerns Phillips-Van Heusen (PVH), zu dem auch die Marke des US-Designers Calvin Klein gehört, den Grieder ebenfalls kennt. 2013 wurde er Europachef von PVH, 2014 zusätzlich weltweiter CEO für Tommy Hilfiger.
Tommy Hilfiger (l.), Lawrence Stroll.
Getty/Picture AllianceTommy Hilfiger (l.), Lawrence Stroll.
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Mit Hilfiger und dessen Frau Dee Ocleppo ist Grieder eng befreundet, besucht die beiden ab und zu in ihrem Haus in Palm Beach, Florida; sein Abschied vom Konzern 2020 hat daran nichts geändert. Seine Vorgänger bei Boss, Mark Langer und Claus-Dietrich Lahrs, kennt er nur flüchtig von den üblichen Branchenevents.
Grieder wuchs als jüngstes von vier Kindern mit Bruder und zwei Schwestern in Schaffhausen auf. Vater Heinrich Grieder war Topmanager bei SMH, Georg Fischer, Rivella und Kühne & Nagel, nahm die Kinder oft auf Geschäftsreisen mit. So entstand wohl das Macher-Gen. Daniel und sein Bruder Calvin Grieder, Präsident der Konzerne Bühler, Givaudan und SGS, wurden in den USA geboren.
Louise Camuto, Calvin Grieder.
Picture Alliance/KeystoneLouise Camuto, Calvin Grieder.
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Daniel Grieder, der im November 60 wird, hat zwei Söhne, Mike und Tim, beide Mitte zwanzig. Von ihrer Mutter Sandra lebt er nach vielen Jahren Ehe mittlerweile getrennt. Seit gut einem Jahr ist er liiert mit Louise Camuto, Model, Ex-Miss-Skandinavien und Mitgründerin der Camuto Group, eines Milliardenkonzerns im Bereich Schuhe und Accessoires, den sie inzwischen verkauft hat. Grieder, ein sportlich-asketischer Typ, ruderte als Kind fast täglich im Rhein und wurde auch einmal Schweizer Vizemeister im Rudern.
Einen Fashion-Brand wie Tommy Hilfiger inklusive des charismatischen Gründers umgibt meist ein Umfeld von Markenbotschaftern und Fans des Brands, zudem gibt es zahlreiche Kooperationen. Den Sport-Aspekt decken Superstars wie Tennisspieler Rafael Nadal und Rennfahrer Lewis Hamilton ab. Gerade mit Letzterem ist das Verhältnis relativ eng, Hamilton gilt als sehr modeaffin. Mit Hamiltons Teamchef Toto Wolff verbindet Grieder eine geschäftliche und zugleich private Beziehung.
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Hailey Bieber, Lewis Hamilton, Rafael Nadal, Kendall Jenner (v. l.).
Getty Images/ReutersHailey Bieber, Lewis Hamilton, Rafael Nadal, Kendall Jenner (v. l.).
Getty Images/ReutersFrüh förderte er heutige Supermodels wie die Amerikanerinnen Kendall Jenner, Gigi Hadid und Hailey Bieber (frühere Baldwin), schon als diese noch so gut wie unbekannt waren, zumal sie sich als intelligente und bodenständige Partner präsentiert hätten, die Namensgeber Tommy Hilfiger als Vorbild sähen. Ein Foto, das Grieder gemeinsam mit Kendall Jenner am Cannes Film Festival 2019 zeigt, kommentierte ein US-Journalist mit «Jackie Kennedy-Onassis und Frank Sinatra».
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Grieders Freundesliste liest sich wie das Who is who der Business-Schweiz. Neben seinem Freund und Agentur-Mitgründer Thomas und dessen Frau Nicole Rieffel zählen auch Claudia Coninx aus dem Tamedia-Clan und ihr Ehemann Daniel Kaczynski zum engsten Kreis, mit Letzterem, Mitinhaber der Agentur Swisscontent, macht Grieder auch Business. Ebenfalls gute Freunde und Berater sind Unternehmerin Carolina Müller-Möhl und Banker Raymond Bär sowie Mirjam Staub-Bisang, Schweiz-Chefin des Finanzriesen Blackrock, und ihr Mann Martin Bisang, der die Grieder-Rieffel-Agentur Madison von Anfang an unterstützt hat.
Nadja Schildknecht, Carolina Müller-Möhl, René Benko (v. l.).
Getty Images/zvgNadja Schildknecht, Carolina Müller-Möhl, René Benko (v. l.).
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Urs Wietlisbach, Mitgründer der Partners Group, der auch in Schaffhausen aufwuchs, ist seit Schulzeiten ein enger Begleiter, schon die Eltern der beiden waren Freunde. Den österreichischen Immobilien- und Warenhausmogul René Benko hat er in Lech am Arlberg, wo beide ein Haus haben, kennengelernt. Enge Freunde sind CS-Präsident Urs Rohner und seine Partnerin Nadja Schildknecht, deren Film-Festival Grieder unterstützt hat, sowie Ringier-CEO Marc Walder und dessen Schwager Oliver Timm, der wiederum bei Hilfiger arbeitete und bei Hugo Boss Grieders zweiter Mann werden wird. Doch Grieder hat auch zahlreiche Freunde, die keine Wirtschaftsgrössen sind.
Im Markt für Herrenkonfektion trifft Grieder auf klangvolle Namen wie Ermenegildo Zegna oder die Ikone Ralph Lauren, den Grieder flüchtig kennt. Preislich etwas tiefer positioniert ist Strellson, die zum Reich der früheren Boss-Besitzer Uwe und Jochen Holy gehört; Letzterer starb 2020, die Firma präsidiert sein Sohn Dominik Holy.
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Ralph Lauren (l.), Ermenegildo «Gildo» Zegna.
WireImage/Getty ImagesRalph Lauren (l.), Ermenegildo «Gildo» Zegna.
WireImage/Getty ImagesGrieder aber versteht sich gut mit Wettbewerbern und führt keine Kleinkriege, auch nicht mit den oft anspruchsvollen Kunden wie Breuninger unter CEO Holger Blecker oder Globus unter Dieter Berninghaus. Neue Konkurrenten wie Suitsupply, gegründet vom Holländer Fokke de Jong, findet Grieder spannend, weil sie das Bild von Herrenkonfektion modernisieren. Als Gegner sieht er Grauhandels-Organisationen, die mit illegalen Parallelimporten das Preisniveau der Markenhersteller unterlaufen wollen.
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