Abo
Banken

CS versus UBS: Das Private Banking im Vergleich

Im Private Banking wird das Rennen um die Zukunft der Grossbanken UBS und CS entschieden. Zwei ehemalige Kollegen treten gegeneinander an.

Erik Nolmans

UBS_CS_Paradeplatz

Der wichtigste Wettbewerb im Schweizer Banking geht in die nächste Runde.

Keystone

Werbung

Angesichts des spektakulären Wechsels im Präsidium der CS ging eine andere wichtige Personalie etwas unter: Die Bank hat seit dem 3. Januar einen neuen Chef für ihren Kernbereich Vermögensverwaltung. Francesco De Ferrari heisst der gebürtige Italiener mit Schweizer Pass – ein Topmann.

Partner-Inhalte

Abgesehen von einem kurzen Intermezzo in den letzten drei Jahren hat er praktisch seine ganze Karriere bei der CS verbracht, in jenem Bereich, den er jetzt leiten darf: die Vermögensverwaltung, wobei er lange im Schlüsselmarkt Asien tätig war.

Zwei starke Figuren

Bankintern sorgte seine Berufung für Aufsehen. Denn mit De Ferrari tritt just jener Mann die Leitung der Kernsparte an, der schon einmal als Kandidat für den Posten galt. Doch 2015 kam ein anderer bei CEO Tidjane Thiam zum Handkuss: der junge Iqbal Khan, ein Mann aus der zweiten Reihe, der lange vor allem als Accountant tätig war. Private-Banking-Profi De Ferrari indes hatte das Nachsehen; er blieb noch drei Jahre, um dann nach Australien zum Vermögensverwalter AMP zu wechseln.

Dass Khan 2015 das Rennen machte, erklären Insider vor allem mit der engeren räumlichen Nähe: Khan konnte im Zürcher Hauptquartier mit allerlei Präsentationen für die Konzernleitung oder den Verwaltungsrat auf sich aufmerksam machen, während De Ferrari im fernen Singapur weit weg vom Machtzentrum residierte und nicht richtig für sich selbst lobbyieren konnte.

Werbung

«Als junger Mann reiste De Ferrari durch Indien, besuchte Lepra-Stationen und traf Mutter Teresa.»

Khan blieb aber nicht lange, er liess sich 2019 zur UBS locken, wo er seither jener Sparte als Co-Head vorsteht, die auch De Ferrari leitet: das globale Wealth Management. Die Schweizer Bankenszene hat damit das Duell des Jahres – zwei ehemalige Kollegen, die nun beweisen müssen, wer im Kampf um die Superreichen dieser Welt die Nase vorn hat.

Ins Rennen steigen zwei unterschiedliche Typen: Hier UBS-Mann Khan (45), ein geschmeidiger, quirliger und ehrgeiziger Manager, Schweizer mit pakistanischen Wurzeln, der bekannt wurde, weil ihn die CS im Rahmen seines Wechsels zur UBS beschatten liess. Dort Francesco De Ferrari (52), ein besonnener und charmanter Typ ohne Allüren, fachlich hoch versiert.

Sein Vater war Manager beim US-Chemieriesen Dow Chemical, und so ist De Ferrari ein typischer Expat-Spross: Er wuchs in mehreren Ländern auf, lebte in Italien, der Schweiz und den USA. Sein Wirtschaftsstudium absolvierte er in New York, doch seinen ersten Job hatte er in der Schweiz – bei Deloitte.

Francesco De Ferrari
Louie Douvis / Australian Financial Review
Francesco De Ferrari
Louie Douvis / Australian Financial Review

 

  • Marktposition Mit 850 Milliarden an Kundengeldern deutlich kleiner als die UBS.
  • Wachstumschancen Durch seine lange Tätigkeit in Asien hat De Ferrari beste Kontakte zu den dortigen Superreichen.
  • Fachliche Stärke Ein Wealth-Management-Profi mit jahrelanger Fronterfahrung in Europa und Asien. Punktet bei den Kunden mit seinem breiten Wissen, Mann ohne Allüren.
  • Bisheriger Erfolgsausweis Als Private Banker bei der CS top, als Chef der australischen AMP mit durchzogenem Leistungsausweis.

Werbung

Die Religion spielt in seinem Leben eine wichtige Rolle. Er ist Katholik und machte nach dem Studium zusammen mit einem salesianischen Priester eine Reise durch Indien, auf der er Lepra-Stationen und Spitäler besuchte. Im Rahmen dieser Reise traf er in Kalkutta auch Mutter Teresa, ein Treffen, das ihn tief beeindruckt hat. Noch heute ist die Religion vor allem als Wertesystem für ihn und seine Familie wichtig.

Vielschichtiger Banker

De Ferrari ist Vater von zwei Söhnen und drei Töchtern im Alter zwischen 12 und 20 Jahren, mit denen er gerne auch mal Popkonzerte von Coldplay oder den Imagine Dragons besucht. Der älteste Sohn studiert in London, die anderen Kinder gehen in Milano in die Schule. Seine Frau ist Schweizerin und hat an der HSG studiert.

De Ferrari gilt als Chrampfer – in seiner spärlichen Freizeit treibt er gerne Sport, spielt Tennis und war als Student im Uni-Team. Er ist gerne in und am Meer, zum Schwimmen, Segeln, Tauchen. Er fährt Ski und weilt im Winter gerne im Engadin.

Sogar in kulturellen Fragen kann De Ferrari Eigenes berichten: Er hat als junger Mann mehrere Start-ups gegründet, unter anderem eine Firma, die internationale Kunstausstellungen organisiert. Die Firma heisst MondoMostre und gibt es heute noch, auch wenn De Ferrari nicht mehr dabei ist. Er hat seine Anteile an die Mitgründer verkauft. Mit dem breiten Spektrum von Themen, in denen er zu Hause ist, kann er auch im Kundenkontakt punkten.

Werbung

Denn Hauptklientel der CS ist das Segment der Ultra High Net Worth Individuals, jene Superreichen also, deren Beratungsbedürfnis die Verwaltung ihres persönlichen Vermögens wie auch die Finanzierung ihrer Firmen oder beruflichen Projekte betrifft; es geht um Milliardenkredite ebenso wie um Fragen der familiären Nachfolge oder die Philanthropie. Stark ist die CS in der Schweiz, in Südostasien und im Nahen Osten. Grösste Schwäche: In den USA, dem grössten Wealth-Management-Markt der Welt, ist die CS nicht präsent.

Khan andererseits, ebenfalls verheiratet und Vater zweier Kinder, hat seine ganze Karriere in der Schweiz verbracht, ihm fehlt die internationale Erfahrung, und er ist auch thematisch weniger breit. Für ihn spricht allerdings: Er hat bereits einen Leistungsausweis, glänzt sein Bereich doch mit hervorragenden Zahlen. In den ersten neun Monaten 2021 stieg der Gewinn über vier Milliarden. De Ferrari indes muss sich erst noch beweisen.

Iqbal Khan, UBS AG, Co-President Global Wealth Management.
Marc Wetli / 13 Photo
Iqbal Khan, UBS AG, Co-President Global Wealth Management.
Marc Wetli / 13 Photo
  • Marktposition Mit 3600 Milliarden an Kundengeldern ist die UBS weltweit klar die Nummer eins.
  • Wachstumschancen Mit Effizienzgewinnen und Skaleneffekten will Khan den Vorteil seiner grossen Einheit nutzen. Vermehrte Kredite sollen weitere Kunden ködern.
  • Fachliche Stärke Erst seit wenigen Jahren im Geschäft. Zahlenmann, starker Teambuilder, guter Kundenbanker.
  • Bisheriger Erfolgsausweis Konnte sowohl in seiner Zeit bei der CS wie auch heute bei der UBS die Erträge erheblich steigern.

Khans wichtigster Vorteil ist: Die UBS geht mit grossem Vorsprung an den Start. Denn der Bereich Global Wealth Management, den Khan zusammen mit dem Amerikaner Tom Naratil leitet, verwaltet Kundengelder von 3600 Milliarden – ein Mehrfaches der 850 Milliarden, welche die CS auf die Waage bringt. Die UBS ist also der Platzhirsch, den es erst mal zu verdrängen gilt. Dass die Credit Suisse in nützlicher Frist zur UBS aufschliessen kann, erwartet denn auch niemand – das Rennen wird an den jeweiligen Wachstumsraten gemessen.

Werbung

Die beiden erhalten unterschiedliche Waffen für den Kampf. Bei De Ferrari sind es drei Milliarden an Kapital, das im Rahmen der im November verkündeten Neuorganisation ins Wealth Management verschoben wird. Er darf zudem in den nächsten drei Jahren 500 neue Kundenberater anstellen. Bei der UBS indes ist im Gegenteil die Zahl der Kundenberater im Rahmen der von CEO Ralph Hamers lancierten Sparprogramme sogar gesunken.

Dafür kann Khan die Karte der Skaleneffekte seiner riesigen Einheit spielen. Im Rahmen der ebenfalls von Hamers gepushten Effizienzprogramme soll die Produktivität der bestehenden Bereiche gesteigert werden, etwa mit digitalen Tools. Für Khan und Naratil bedeutet das: Schafft man es, pro Berater nur schon eine Stunde pro Woche zusätzliche Zeit durch das Effizienzprogramm zu gewinnen, entspricht das über die Gesamtheit der 9400 Kundenberater gesehen der Einstellung von rund 250 zusätzlichen Leuten.

Im Geschäft zwar harte Konkurrenten, soll das persönliche Verhältnis zwischen Khan und De Ferrari freundschaftlich sein, wie man hört. Interessant ist auch, dass beide Grossbanken darauf hinweisen, dass die Hauptkonkurrenz nicht das Gegenüber an der Bahnhofstrasse sei, sondern die grossen US-Banken. In der Tat bringen die UBS mit rund fünf Prozent und die CS mit rund zwei Prozent Marktanteil zusammen nicht einmal zehn Prozent auf die Waage. Die grossen US-Banken mit Wealth Management beherrschen heute zusammen je nach Berechnung zwischen 15 und 24 Prozent des Weltmarkts.

Werbung

Über die Autoren
Erik Nolmans

Erik Nolmans

Erik Nolmans

Auch interessant

Werbung