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Bitcoin-Suisse-CEO Arthur Vayloyan über den Boom der Kryptowährungen und wie er selber damit Geld verdient.
Für Arthur Vayloyan, lange bei der Credit Suisse, sind digitale Währungen in Zukunft nicht mehr wegzudenken.
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Sie galten lange als Prototyp des klassischen Bankers, waren 20 Jahre in Diensten der Credit Suisse, leiteten unter anderem das Schweizer Private Banking. Und nun Bitcoin. Wie kam es dazu?
Es stimmt, ich habe den Grossteil meiner Karriere im althergebrachten Geschäft mit Privatkunden verbracht. Doch stets haben mich Themen interessiert, die neu und vielleicht noch ungewöhnlich waren und die ich für mich und für die Kunden erschliessen wollte.
Zum Beispiel?
Bei der Credit Suisse war es 2003 etwa das damals aufkommende Thema Mikrofinanz, das mich faszinierte. Die Frage, wie man sich mit Mikrokrediten aufmachen kann, um die Armut in verschiedenen Weltregionen zu bekämpfen, und wie man dies auch in ein funktionierendes Geschäftsmodell für die Bank einbauen kann. Ich habe die Mikrofinanzinitiative gegen viel internen Widerstand durchsetzen müssen. Ich bin belächelt worden, und es gab auch Leute, die sagten: «Only over my dead body» (lacht).
Und wie kamen Sie zum Thema Bitcoin?
Nach der CS nahm ich eine Auszeit. Anfang 2016 machte mich an einem Retreat auf der Rigi einer der Seminarteilnehmer auf das Thema Bitcoin aufmerksam. Meine intellektuelle Neugier war geweckt, und der Vorteil war: Ich hatte damals viel Zeit. Je mehr ich darüber las, desto mehr interessierte mich das ganze Konzept – trotz all seiner Schattenseiten. Als mich mein ehemaliger Chef bei der CS, Walter Berchtold, Ende 2016 zur Privatbank Falcon holte, beschloss ich, meine Erkenntnisse umzusetzen: Falcon war die erste Privatbank überhaupt, die ihren Kunden direkte Bitcoin-Investments anbot.
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Die Skepsis gegenüber Bitcoin ist verbreitet, der Kurs schwankt enorm, die Währung gilt als Zahlungsmittel für dunkle Geschäfte, immer wieder gibt es Betrugsfälle.
Wichtig scheint mir, dass man sich wirklich mit dem Thema beschäftigt, es zu verstehen versucht, bevor man sich eine Meinung bildet. In der Finanzindustrie begegnet mir immer noch allzu häufig der Reflex: «Ich verstehe es nicht, darum bin ich dagegen.» Das halte ich für verkürzt. Natürlich gibt es Nachteile, und Vorsicht ist in der Tat angebracht – es gibt manche zweifelhafte Player in diesem Bereich. Aber digitale Währungen sind in Zukunft nicht mehr wegzudenken, davon bin ich überzeugt.
Im letzten Jahr hat der Bitcoin zu einem Höhenflug angesetzt, der Kurs hat über 150 Prozent zugelegt. Man fühlt sich in die Zeit des letzten Hypes von 2017 zurückversetzt. Wieso dieser Aufschwung?
Das hat vor allem mit der schieren Menge der Leute zu tun, die sich dem Thema inzwischen zuwenden. Der jetzige Anstieg hat eine andere Qualität als jener vor drei Jahren. Eine immer breitere Investorenschar engagiert sich in Bitcoin, die Professionalität und die Finanzkraft der Teilnehmer sind gestiegen – grosse institutionelle Investoren, Family Offices und externe Vermögensverwalter sind dabei. Für viele sind Digitalwährungen heute eine zusätzliche Anlageklasse, mit der sie ihr Portefeuille ergänzen. Längst sind solche Investments nicht mehr nur Sache von ein paar wenigen Krypto-Nerds. Auch die Medienberichterstattung ist sachlicher und generell auch positiver geworden.
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Corona hat keine Rolle gespielt?
Doch, aber eher indirekt: Die Anwendungen der Digitalisierung und deren Auswirkung auf Geschäftsmodelle haben rasant an Bedeutung gewonnen. Covid-19 hat vielen Zweiflern und Verzögerern einen gewaltigen Tritt in den Hintern gegeben, Hürden abgebaut und damit für zusätzlichen Schub gesorgt. Davon hat auch Bitcoin profitiert.
Zum Zeitpunkt, da wir dieses Gespräch führen (am 1. Dezember), liegt der Bitcoin-Kurs knapp unter 20'000 Dollar. Wird er bis zum Jahresende die Hürde nehmen?
Es wird wohl – wie schon in den letzten Monaten – starke Schwankungen geben, und die 20'000-Dollar-Grenze dürfte hart getestet werden. Doch wenn sie einmal durchbrochen ist, wird es langfristig weiter hinaufgehen. Der jetzige sehr schnelle Anstieg bereitet mir nicht nur Freude.
Arthur Vayloyan (58) ist seit 2017 CEO und VR von Bitcoin Suisse. Kerngeschäft der 2013 von Niklas Nikolajsen gegründeten Firma ist der Handel mit heute über 150 Kryptowährungen. Dazu kommen darauf besicherte Darlehen, Dienstleistungen in den Bereichen Kryptozahlungen, Tokenisierung und Decentralized Finance Services. Stark an Bedeutung gewonnen hat auch die hochsichere Aufbewahrung von Kryptowährungen.
Inwiefern?
Weil er eben auch viele spekulativ ausgerichtete Investoren anzieht. Volatilität prägt zwar seit Beginn der Kryptowährungen deren Preisentwicklung, aber wir sehen den Bitcoin oder den jüngst lancierten Ethereum 2 langfristig als wichtiges Anlageinstrument und eine echte dezentrale Finanzinfrastruktur und nicht einfach als Spekulationsobjekt. Eine behutsamere Entwicklung wäre aber wünschbar.
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Viele, die früh dabei waren, sind mit Digitalwährungen reich geworden. Sie auch?
Ich investiere jeden Freitag zur selben Zeit einen fixen Betrag in Digitalwährungen. Ein ähnliches regelmässiges Investieren empfehlen viele Experten auch bei Aktieninvestments, denn so kann man, abgesehen vom Rauf und Runter, von der langfristigen Wertsteigerung profitieren.
Wann und bei welchem Kurs haben Sie angefangen?
Ende 2016, als der Bitcoin bei rund 960 Dollar lag. Seither hat sich der Kurs in etwa verzwanzigfacht.
Wie viel investieren Sie?
Den genauen Betrag will ich nicht nennen. Es sind regelmässige, aber überschaubare Beträge. Ich habe physikalische Chemie studiert, im Labor machten wir auch Experimente mit gefährlichen Stoffen wie Kadmium oder Quecksilber. Es galt der Grundsatz: kontrollierbare Dosen, damit man sich, wenn es knallt, nicht um die Ecke bringt. Dieser Gedanke ist wohl auch ratsam für das persönliche Verhalten bei Finanzanlagen.
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Was braucht es für den nächsten Quantensprung bei den Digitalwährungen?
Wir würden uns sehr freuen, wenn sich die Schweizerische Nationalbank dazu durchränge, einen Teil ihrer Reserven statt in Gold in Digitalwährungen anzulegen. Bis jetzt ist die Nationalbank nur indirekt in den Bitcoin investiert, über Aktien an Firmen, die wiederum solche Assets halten. Ich denke, die etablierten Player im Finanzbereich werden über kurz oder lang nicht darum herumkommen, sich diesen modernen Strömungen zu öffnen.
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Bitcoin Suisse wurde 2013 gegründet und ist von einer Fünf-Mann-Wohngemeinschaft zu einem Unternehmen mit über 175 Mitarbeitenden gewachsen. Der Wachstumskurs ist teuer. Woher kommt das Geld?
Diesen Sommer haben wir eine wichtige Finanzierungsrunde abgeschlossen. Bis jetzt waren die Gründer um Niklas Nikolajsen und die Mitarbeiter die Aktionäre, nun sind rund 100 neue dazugekommen. Unser Eigenkapital ist um 45 Millionen Franken auf 100 Millionen gewachsen. Unser Geschäftsmodell ist seit vielen Jahren profitabel. Wir sehen jedoch zahlreiche interessante Wachstumschancen. Um diese zu nutzen, brauchen wir mehr Kapital. Wenn die Reise so weitergeht, dürfte der nächste Schritt der Gang an die Börse sein. Meine Aufgabe als CEO ist es unter anderem, Bitcoin Suisse «IPOable», also fit für den Börsengang, zu machen.
Wann wird es so weit sein?
Derzeit gehen wir davon aus, dass ein solches IPO 2023 stattfinden dürfte. Das hängt aber natürlich auch vom Geschehen an den Märkten ab.
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