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Nahrungsmittelindustrie

Behörden nehmen sich die Fertigpizza vor

Der Bund will, dass Hersteller und Händler den Salzgehalt von Fertigpizzen markant reduzieren. Doch die Industrie sträubt sich dagegen.

Erich Bürgler, Redaktor BILANZ - fotografiert im September von Paul Seewer für BILANZ

<p>Laut dem BLV sind viele Produkte ungesund, weil zu viel Salz drinsteckt. Das soll sich durch freiwillige Massnahmen ändern.</p>

Laut dem BLV sind viele Produkte ungesund, weil zu viel Salz drinsteckt. Das soll sich durch freiwillige Massnahmen ändern.

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Den Zucker haben die Behörden schon länger im Visier. Vom Müesli über Joghurt bis zu Süssgetränken: Hersteller und Händler haben sich in Vereinbarungen mit dem Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (BLV) freiwillig dazu verpflichtet, den Zuckergehalt ihrer Produkte schrittweise zu reduzieren. Neu geht es nicht mehr nur um Süsses: Der Salzgehalt von Fertigpizzen soll bis 2028 um 20 Prozent sinken.

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Dies fordert das BLV unter dem Lead von Michael Beer, Leiter der Abteilung Lebensmittel und Ernährung, von Produzenten und Detailhändlern wie Coop und Migros. Auch andere Fertigmahlzeiten sollen im Median ein Fünftel an Salz verlieren, wie der Bund an einem runden Tisch verkündete. Die Behörde orientiert sich dabei an den Empfehlungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO).

<p>BLV-Vizedirektor Michael Beer informierte an einem runden Tisch über die Forderungen des Bundes.</p>

BLV-Vizedirektor Michael Beer informierte an einem runden Tisch über die Forderungen des Bundes.

keystone-sda.ch
<p>BLV-Vizedirektor Michael Beer informierte an einem runden Tisch über die Forderungen des Bundes.</p>

BLV-Vizedirektor Michael Beer informierte an einem runden Tisch über die Forderungen des Bundes.

keystone-sda.ch

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Derzeit laufen Gespräche zwischen Bund und Unternehmen. Offiziell will sich niemand zu deren Inhalt äussern, doch mehrere Quellen bestätigen: Die Diskussionen über die Salzreduktion laufen harzig. Zu viel in zu kurzer Zeit verlange das BLV, so der Tenor aus dem Handel. Man befürchtet, dass Kundinnen und Kunden Pizzen und Fertiggerichte meiden, wenn sie diese als zu fade empfinden. Zudem sei die Massnahme wirkungslos, wenn Konsumentinnen und Konsumenten zu Hause zum Salzstreuer greifen. Aus technischer Sicht wäre die Reduktion von Salz laut Experten einfacher als beim Zucker, der auch Volumen in die Produkte bringt, das irgendwie ersetzt werden muss.

Ob eine freiwillige Vereinbarung für weniger Salz zustande kommt, ist mehr als fraglich. Schon vor drei Jahren unternahm das BLV den Versuch, die Industrie zur Salzreduktion in Fertigsuppen und Saucen zu verpflichten. Dies scheiterte, weil sich bedeutende Händler und Hersteller weigerten. Folgen hatte das keine, obwohl die Behörden verpflichtende Massnahmen in Aussicht stellten. Auch dem BLV dürfte klar sein: In der derzeitigen Zusammensetzung des Parlaments hätte ein Gesetz zur Salzreduktion einen schweren Stand.

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Besser läuft es für den Bund offenbar bei Süssem. Die Unternehmen signalisieren laut Insidern Bereitschaft, den Zuckergehalt vieler Produkte schrittweise um weitere zehn Prozent zu senken. 

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Erich Bürgler, Redaktor BILANZ - fotografiert im September von Paul Seewer für BILANZ

Erich Bürgler

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