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Eine neue Nummer eins und doch viel Konstanz: Noch nie in den letzten zwölf Jahren gab es im Banker-Ranking so wenige Newcomer.
Die Newcomer:
Platz 3: Ralph Hamers (54), CEO UBS
Seit dem 1. September lernt er an der Seite von Noch-Chef Sergio Ermotti die Bank kennen, ab dem 1. November darf er dann als CEO den Takt bei der UBS vorgeben. Die Erwartungen an den 54-jährigen Niederländer sind gross. Er hat wenig Erfahrung im Geschäft mit den Reichen und Superreichen: Die niederländische Grossbank ING, wo er fast seine gesamte Karriere verbracht hat, ist eher im Massengeschäft stark.
KeystonePlatz 17: Manuel Kunzelmann (46), CEO Migros Bank
Er tritt in grosse Fussstapfen, hat Vorgänger Harald Nedwed die Migros Bank doch über 17 Jahre geprägt und zur Ertragsperle gemacht. Kunzelmann ist indes ebenfalls ein erfahrener Banker, er war von 1999 bis 2009 bei der UBS und danach bei der Basellandschaftlichen Kantonalbank, zuletzt als Strategiechef und Leiter Marktservices. Am 1. Mai – mitten im Lockdown – trat er seinen neuen Posten an.
Platz 28: Laurent Ramsey (50), Teilhaber Pictet
Ramsey gilt als eine der dominanten Stimmen im siebenköpfigen Teilhabergremium. Er ist ein Pictet-Urgestein, seit 1993 ist er bei der Genfer Privatbank und war in Genf, Hongkong, Singapur und London. 2016 wurde er Teilhaber. Zusammen mit Sébastien Eisinger ist er heute für das Asset Management zuständig, das unter Renaud de Planta, der heute als Senior Partner agiert, zu einer tragenden Säule wurde.
Platz 28: Alexandre Zeller (61), Teilhaber Lombard Odier
Er ist erst seit etwas mehr als einem Jahr im Partnergremium, doch gilt dort bereits als eine der Schlüsselfiguren. Er war bei Credit Suisse, BCV, SBC und SIX, bevor er 2016 Präsident der Schweizer Universalbank der CS wurde, die einst in einem IPO hätte abgespalten werden sollen. Dass dies dann abgeblasen wurde, dürfte dazu beigetragen haben, dass er für den Lockruf aus Genf offen war.
Platz 39: Daniel Belfer (45), CEO J. Safra Sarasin
Vorgänger Edmond Michaan wurde zum Leiter der Konzernstrategie wegbefördert, und so übernahm im November ein Interner den CEO-Posten bei J. Safra Sarasin. Seit dem Jahr 2000 ist Belfer schon bei der Bank, zuletzt als Leiter der Handelsabteilung. Die Basler Bank wird von der Besitzerfamilie, dem brasilianischen Safra-Clan, mit starker Hand geführt. Im Verwaltungsrat ist die Familie mit Jacob Safra vertreten.
Platz 39: Beat Cabiallavetta (41), Partner Goldman Sachs
Er ist der Sohn von Mathis Cabiallavetta, der Ende der neunziger Jahre Präsident der UBS war. Das Banking steckt offenbar in den Genen: Beat Cabiallavetta hat bei der US-Investmentbank Goldman Sachs Karriere gemacht und wurde 2018 ins erlauchte Partnergremium aufgenommen. Profiliert hat er sich in einer Schlüsselposition: als Leiter jener Gruppe, welche die Eigenkapital-Milliarden der Firma investiert.
Platz 39: Emmanuel Fievet (51), CEO Quintet Schweiz
Es hätte alles anders kommen sollen beim Schweizer Ableger der Luxemburger Bankengruppe. Doch im März starb Gruppen-CEO Jürg Zeltner an einem Hirntumor, und die als Chefin gesetzte Dagmar Kamber Borens machte einen Rückzieher – sie hätte vor allem im Zusammenspiel mit Zeltner gut funktioniert. So trat mit dem Belgier Fievet, vorher bei Edmond de Rothschild, ein ausgesprochener Kundenbanker den Posten an.
Platz 39: Giorgio Pradelli (53), CEO EFG International
Nach Jahren des Umbruchs ist EFG International wieder auf Wachstumskurs – 2019 wurden 181 neue Kundenberater angestellt, welche die Abgänge mehr als kompensierten. Seit Anfang 2018 ist der gebürtige Italiener CEO. Er ist intern aufgestiegen: Vorher war er stellvertretender CEO und Finanzchef. Seine Karriere hatte er 1991 bei der Deutschen Bank gestartet und war unter anderem Chef des Private Bankings in Italien.
Platz 52: Suni Harford (58), President AM UBS
Die Amerikanerin ist seit Oktober 2019 Mitglied der Konzernleitung. Sie gilt als äusserst erfahrene Bankerin – bevor sie zur UBS stiess, war sie rund 25 Jahre für die US-Grossbank Citigroup tätig, zuletzt mit Verantwortung für den nordamerikanischen Markt. Ihr Spektrum war sehr breit und ging von Handel und Research in den Bereichen festverzinsliche Anlagen und Währungen bis hin zu den Rohstoffen.
Platz 76: Alexander Classen (57), Länderchef Schweiz HSBC
Classen war vor Jahren schon einmal im BILANZ-Ranking – als CEO von Coutts International. Seit er Ende 2018 bei der HSBC als Country Head antrat, hat er zu einem eindrücklichen Comeback angesetzt: Unter ihm machte der Schweizer Ableger 2019 erstmals nach vier Verlustjahren wieder Gewinn. Der Mutter HSBC ging es derweil weniger gut: Sie machte mit Gewinnrückgang und radikalem Stellenabbau Schlagzeilen.
Platz 85: Jens Haas (48), Head IB Schweiz
Vorgänger Marco Illy hat im Schweizer Investmentbanking der CS das grosse Rad gedreht. So war man gespannt, wie sich Jens Haas schlagen würde. Doch der gebürtige Deutsche hat die Stellung gut verteidigt und konnte zahlreiche wichtige Deals an Land ziehen, etwa 2019 das 1,5-Milliarden-IPO von Stadler Rail. Schon zwanzig Jahre ist er für das Investmentbanking der CS tätig, nach 2015 als Deputy Head, seit 2017 als Chef.
Platz 85: Michael Klein (57) Verwaltungsrat CS
Sein Einstieg bei der CS 2018 hat im Verwaltungsrat der Bank für einen gehörigen Schub an zusätzlichem Know-how geführt. Der Amerikaner ist ein in der Wolle gewaschener Banker, über zwanzig Jahre war er in Diensten der US-Bank Citigroup. Aus dem Gremium ist zu hören, dass Klein zusammen mit Vizepräsident Severin Schwan zu den starken Figuren gehöre und ein Gegengewicht zu Präsident Urs Rohner bilde.
Platz 85: Beatriz Sanchez (64), Head Americas Julius Bär
In Lateinamerika fanden in der Vergangenheit viele der Skandale statt, die der Bank bis heute um die Ohren geschlagen werden, etwa der Geldwäscherei-Fall in Venezuela. Sanchez, 2017 angetreten, hat aufgeräumt und den Turnaround geschafft. Sie kennt die lateinamerikanische Klientel gut. Sie stammt aus Miami und war dort fast zehn Jahre für Goldman Sachs tätig, unter anderem als Leiterin Lateinamerika.
Platz 97: Marc Syz (38), CEO Syz Capital
Gründer Eric Syz ist daran, seine Nachfolge zu regeln, und hat seine Söhne in Schlüsselpositionen platziert: Der jüngere, Nicolas (36), ist Chef des Private Bankings, der ältere, Marc (38), amtet als CEO von Syz Capital, die im Bereich der alternativen Anlagen tätig ist. Marc hat seine Sporen ausserhalb verdient: Er begann seine Karriere als Derivativ-Trader bei der CS und wechselte später zu UBP als Head Capital Markets.
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Noch selten war der Entscheid, wer Nummer eins im jährlichen Ranking wird, so klar und einhellig wie in diesem Jahr: Thomas Gottstein, seit Februar CEO der Credit Suisse, ist der Mann der Stunde. Schnell hat er die Zeiten unter Tidjane Thiam vergessen gemacht, dessen Amtszeit von der Beschattungsaffäre um Konzernleitungskollege Iqbal Khan belastet war.
Im Gegensatz zu Thiam, der sich als Kostensparer inszenierte, zeigt die CS unter Gottstein auch bei neuen Produkten Elan, etwa mit dem digitalen Banking-Angebot CSX, das mit neuer App und onlinefähiger Bezahlkarte die bei den Jungen beliebten Smartphone-Banken angreifen soll.
Dass man es aber auch übertreiben kann mit der Anbiederung an die Jungen, zeigt das Hin und Her in Sachen Duzis. Nachdem Kommentatoren die neue Politik, dass Kunden geduzt werden sollen, kritisiert hatten, beeilte sich die Bank zu betonen, dies sei alles nicht so gemeint gewesen: Der Kundenberater stelle sich mit dem Vornamen vor, der Kunde werde aber gesiezt.
Unter Gottstein setzt die CS wieder auf Schweizer Tugenden und lässt den Chef auch mal am «Donnschtig-Jass» im Fernsehen auftreten. Die nahen Beziehungen zu den Entscheidungsträgern in Bern waren hilfreich bei den Corona-Notkrediten, die auf einem von Gottstein skizzierten Konzept beruhen.
Gottstein überholt Vorjahressieger Renaud de Planta von Pictet, dessen Mit-Teilhaber Boris Collardi immer wieder von den Skandalen bei seiner Ex-Bank Julius Bär eingeholt wird. Insgesamt war es ein Jahr der Konstanz: Mit 14 Neuzugängen weist das Ranking so wenige Wechsel auf wie nie in den letzten zwölf Jahren.
Auf der Basis einer Branchenrecherche werden die 100 wichtigsten Schweizer Bankerinnen und Banker gelistet. Bewertet wurden auch Ausländer, sofern sie bei einer Schweizer Bank tätig sind, und Schweizer, die bei einer ausländischen Bank arbeiten. Bei vier Kriterien waren je zehn Punkte zu gewinnen:
1. Rolle, Funktion, Bedeutung
2. Führungsstärke, individuelle Gestaltungskraft
3. Performance des eigenen Wirkungskreises und des Sektors
4. Künftige Veränderungskraft, Potenzial für eine wichtige Rolle
Der Verwaltungsratspräsident der Credit Suisse ist am Ende seiner Amtszeit bei der Grossbank angelangt – er hat angekündigt, im kommenden Frühjahr abzutreten. Die Punkte für seine interne Gestaltungskraft und für eine zukünftig wichtige Rolle wurden daher reduziert.
Bei gleicher Punktzahl werden die Personen gleich rangiert und alphabetisch gelistet.
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