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Eine neue Nummer eins, viele Wechsel und überraschende Newcomer – wer sind die Neuen im Jahr 2019?
Renaud de Planta: Der Senior Partner von Pictet belegt im diesjährigen Banker-Ranking den ersten Rang.
Guillaume Megevand for Pictet GroupWerbung
Aus dem Stand auf Platz eins des BILANZ-Banker-Rankings – das gab es bisher nie in der elfjährigen Geschichte des Listings. Renaud de Planta heisst der Mann und ist seit dem 1. September Senior Partner der Pictet-Gruppe, der grössten Privatbank der Schweiz. Die Ehre gebührt allerdings zu einem bedeutenden Teil dem Unternehmen, dem er vorsteht: Pictet, die noble Genfer Banque privée mit Wurzeln bis ins Jahr 1805, ist Ikone des hiesigen Vermögensverwaltungsgeschäfts, das bis heute den Kern des Swiss Bankings bildet.
Selbst inzwischen ein Koloss mit mehr als 544 Milliarden Franken an verwalteten Vermögen, steht Pictet symbolisch für jene Mischung aus Diskretion und Professionalität, auf welcher der Erfolg der Schweiz beruht. An Pictet unter de Planta, schon seit 1998 bei der Bank und der neue Primus inter Pares unter den sieben Teilhabern, wird sich weisen, wie stark die Branche auch in Zukunft sein wird und sein kann – das macht seine Rolle so bedeutend.
Eine Unwägbarkeit im Ranking betrifft CS-Chef Tidjane Thiam. Dies, weil die Auswirkungen der Affäre um die Bespitzelung von Ex-CS-Mann Iqbal Khan für Thiam selber bei Redaktionsschluss noch nicht final feststanden. So gründet die Positionierung von Thiam auf den gängigen Kriterien seiner Performance im Business. Dass er trotz gleicher Punktzahl von Platz drei auf vier abgerutscht ist, hat damit zu tun, dass zwei Banker an ihm vorbeigezogen sind – unter anderem Khan.
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Der Wechsel erfolgte, wie gewohnt bei der noblen Privatbank, in Ruhe und von langer Hand geplant: Per 1. September hat Renaud de Planta von Nicolas Pictet die Rolle des Senior Partners übernommen, der im Gremium der sieben geschäftsführenden Teilhaber Primus inter Pares ist. Der 56-Jährige ist ein Pictet-Urgestein: 1998 stiess er als Managing Partner zur Bank. Er hat sehr erfolgreich die Asset-Management-Sparte der Bank aufgebaut. Nun soll weiter ausgebaut werden, auch im Heimmarkt – allein in Zürich soll die Mitarbeiterzahl von 166 auf 250 steigen.
Guillaume Megevand for Pictet GroupNein, diesen Kandidaten hatte keiner auf dem Radar. Allerlei Namen wurden gehandelt, wer neuer Bank-Chef werde, doch dann zauberte der Verwaltungsrat einen Internen aus dem Hut: Philipp Rickenbacher, schon seit 2004 bei der Bank und seither Stufe um Stufe emporgestiegen. Der ETH-Biotechnologe und Ex-McKinsey-Berater ist kein klassischer Private Banker, gilt aber als zupackender Manager mit Blick fürs Wesentliche. Stark in die Planung der Nachfolge involviert war Vorgänger Bernhard Hodler, der Rickenbacher durch die Ernennung zum Chef externe Vermögensverwalter und Custody eine Rolle mit direkter Kundenverantwortung gab und ihm so eine Plattform für die Kandidatur als CEO schuf. Wichtige strategische Weichenstellungen Hodlers wird er fortsetzen müssen, etwa die forcierten Effizienzverbesserungen.
ZVGLacher, im April zum neuen Präsidenten der Bank erkoren, hat keine leichte Aufgabe vor sich. Er muss die Rolle des Verwaltungsrats generell stärken. Unter Vorgänger Daniel Sauter, der an sehr langer Leine führte, wurde Julius Bär zu einer vornehmlich CEO-dominierten Bank. Vor allem der langjährige Chef Boris Collardi konnte schalten und walten, fast wie er wollte. Das Rüstzeug für die Aufgabe bringt Lacher mit: Er, der als ruhiger und bedächtiger Typ gilt, ist ein sehr erfahrener Banker, der fast 20 Jahre in Diensten der Grossbank Credit Suisse wirkte. Seit Ende 2016 steht er zudem der Schweizer Börse SIX als Präsident vor.
nilssandmeier.comFrüh hat Lombard Odier ihren zukünftigen Senior Partner bestimmt: 2023 werde Patrick Odier durch Hubert Keller ersetzt, liess die Bank im Juli verlauten. Odier müsste 2020 mit 65 Jahren eigentlich zurücktreten, doch er hat auf Bitten der Teilhaber um zwei Jahre verlängert. Dann wäre eigentlich Christophe Hentsch an der Reihe. Doch der wäre 2022 schon 64 und könnte nur ein Jahr machen. So kommt der Nächste zum Zug – und das ist Keller. Er ist seit 2006 bei Lombard Odier und leitet das Asset Management.
Salva LopezDer 45-jährige Deutsche tritt in grosse Fussstapfen: Sein Vorgänger als Chef der internationalen Vermögensverwaltung war Iqbal Khan, der sich den Ruf eines Starbankers schuf. Wehle kennt den Bereich allerdings gut, er war Finanzchef der Division und ist schon seit 2005 bei der CS. Nun wird er die Kundenkontakte stark ausbauen müssen.
ZVGVon 2014 bis 2017 drehte er als Chef des Wealth Managements bei der UBS das grosse Rad. Dann der Abgang. Nun ist Zeltner wieder aufgetaucht: Als Chef der Luxemburger KBL will er künftig in der Vermögensverwaltung ein grosses Wort mitreden und hat in der Schweiz gleich die Bank am Bellevue gekauft. Ausserdem hat ihn die Deutsche Bank für den Aufsichtsrat nominiert. Abzuwarten bleibt, ob die Aufsicht zustimmt.
Laif
Das Fondshaus GAM musste in den letzten eineinhalb Jahren arg unten durch: Ein geschasster Fondsmanager, der Kurssturz ins Bodenlose und zuletzt der Abgang des umstrittenen Alexander Friedman an der Spitze prägten das Geschehen. Nachdem Verwaltungsrat David Jacob ad interim als CEO eingesprungen war, hat GAM nun wieder einen Chef: den Briten Peter Sanderson. Dieser ist ein Branchenprofi; er war zuletzt bei BlackRock Leiter des Bereichs Financial Services Consulting in der Region EMEA. An ihm ist es nun, der arg durchgerüttelten Firma wieder Stabilität zu verleihen.
ZVGDie Amerikanerin mit australischen Wurzeln hat sich bei der Credit Suisse konstant nach oben gearbeitet und diesen Frühling das Amt des Group Chief Risk Officers übernommen. Nun gilt sie gar als mögliche Anwärterin auf den CEO-Posten, sollte Tidjane Thiam einmal abtreten. Die Basis ihres Aufstiegs legte die ehemalige Finanzanalystin im Investment Banking der Credit Suisse, einer klassischen Männerbastion: Ab 2010 war sie dort Finanzchefin, ab 2013 zusätzlich Chief Operating Officer. Sie gilt als fachlich stark und als gute Teamplayerin.
ZVGCS-Schweiz-Chef Thomas Gottstein forciert das digitale Banking mit der Schaffung einer Einheit namens Direct Banking. Zum Chef der «Digitalbank», die rund eine Million Privatkunden und über 60 000 Gewerbekunden bedienen soll, wurde IT-Chef Mario Crameri erkoren. An ihm ist es nun, neue Kunden zu gewinnen, indem digitale Lösungen mit persönlicher Beratung kombiniert werden. 1997 stieg er bei der CS ein, war aber zwischenzeitlich von 2006 bis 2010 bei Julius Bär.
ZVGDer neue Präsident – er ersetzt Ilan Hayim – ist auf dem Schweizer Bankenplatz ein bekannter Mann, diente er doch über 30 Jahre bei der UBS, zuletzt als Vizepräsident der globalen Vermögensverwaltung. Davor war er für J.P. Morgan in Zürich und New York tätig. Zusätzlich zu seiner Position bei der Bank wird er auch Verwaltungsrat der Muttergesellschaft J. Safra Sarasin Holding. In seiner Rolle ist er damit auch Bindeglied zur Besitzerfamilie, dem brasilianischen Safra-Clan.
ZVGAls Andrea Orcel im Herbst 2018 seinen Wechsel zu Santander verkündete (aus dem dann allerdings nichts wurde), folgte ein Zweiergespann auf den schillernden Investment-Banking-Chef: Piero Novelli übernahm die Leitung der Kerneinheit Corporate Client Solutions, Kollege Robert Karofsky wurde an die Spitze der handelsorientierten Geschäftseinheit gesetzt. Novelli ist ein erfahrener Banker mit Stationen bei Merrill Lynch und Nomura. Er ist – mit Unterbrüchen – seit 2004 für die UBS tätig.
Claudia LinkNur gut zwei Jahre diente Vorgängerin Sandra Lienhart an der Spitze der Bank Cler, die der Basler Kantonalbank (BKB) gehört. Hintergrund des Abgangs soll laut Medienberichten die verstärkte Anbindung von Cler an die Mutter BKB gewesen sein, welche die Freiheit der Bankführung beschnitt. Ihre Nachfolgerin ist wieder eine Frau: Mariateresa Vacalli. Sie ist keine klassische Bankerin – sie hat einen Grossteil ihrer Karriere in der Telekommunikationsbranche verbracht. Zuletzt war sie Leiterin des Bereichs Digitale Marktleistungen bei der Basler Kantonalbank und gilt als Vertraute von BKB-Präsident Adrian Bult.
Daniel InfangerMit Dagmar Kamber Borens hat KBL-Chef Jürg Zeltner eine Top-Frau als Leiterin des Schweizer Geschäfts geholt. Den ersten Schritt für den Aufbau in der Schweiz hat die Luxemburger Bankengruppe jüngst mit dem Kauf der Bank am Bellevue gemacht. Bis im Herbst 2018 war Kamber Borens Chief Operating Officer bei der CS Schweiz. Als Chef Thomas Gottstein das Management umbaute, zog sie die Konsequenzen und trat aus. Die Juristin war vor ihrer CS-Zeit rund 18 Jahre bei der UBS in Zürich, London und Singapur.
ZVGDas Kryptobusiness beginnt sich zu etablieren: Diesen Sommer hat die Finma dem Start-up als einem der ersten zwei Technologieunternehmen eine Banklizenz erteilt. Die 2017 gegründete Kryptobank hat sich auf die Verwaltung digitaler Vermögenswerte spezialisiert. Krieger war im klassischen Banking bei Wegelin Asset Management tätig.
ZVGDie Dependance des US-Finanzdienstleisters State Street ist zu beachtlicher Grösse angewachsen: Rund 120 Personen betreuen den wachsenden Kundenstamm, der schwergewichtig aus institutionellen Investoren wie Pensionskassen oder Versicherungen besteht. In der Schweiz vertreten ist State Street seit 1998, Markus Steiner steht der Zweigniederlassung seit 2013 vor. Der promovierte Finanzrechtler hat über 25 Jahre Berufserfahrung und stand 13 Jahre an der Spitze des UBS Fund Managements Schweiz.
ZVGDer umtriebige Banker ist in mehreren sehr unterschiedlichen Bereichen aktiv. So amtet er als Präsident von BlueOrchard Finance, einer weltweit tätigen Gesellschaft im Bereich von Mikrofinanz zur Bekämpfung von Armut in Entwicklungsländern. Diese ist auf Initiative der Uno entstanden und hat mehrere Milliarden in Mikrokredite investiert. Gleichzeitig bekleidet er wichtige Ämter im klassischen Bankenbereich: Er ist Präsident der Graubündner Kantonalbank und im Verwaltungsrat der Deutschen Bank (Schweiz). Zuvor war er unter anderem Leiter des Private Bankings bei Vontobel.
Reinhard Fasching, www.studiofasching.atDieses Ranking erschien in der Oktober-Ausgabe 10/2019 der BILANZ.
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