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Der Telekom-Anbieter feiert ein Börsen-Comeback: Damit gelingt CEO André Krause ein Rekord. Zudem lockt Sunrise Aktionäre mit hohen Renditen.
Der 54-Jährige schreibt mit dem erneuten Börsengang ein Stück Geschichte.
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Wenn am 15. November der Eröffnungskurs von Sunrise an der Anzeigetafel der Schweizer Börse aufleuchtet, wird CEO André Krause einen Rekord der besonderen Art verzeichnen können: Er ist dann der einzige Schweizer CEO, der seine Firma an die Börse brachte (2015), sie dekotierte (2020) und dann wieder an die Börse brachte. Die Geschichte des zweitgrössten Telekom-Anbieters des Landes ist reich an Irrungen und Wirrungen. Die neueste Episode ist der Tatsache zu verdanken, dass Sunrise 2020 mit ihrem Versuch der Übernahme des Konkurrenten UPC Schweiz (der früheren Cablecom) grandios scheiterte, weil die dafür nötige Kapitalerhöhung von den eigenen Aktionären verweigert wurde. Dann drehte UPC-Mutter Liberty Global den Spiess um, kaufte Sunrise und nahm die Firma von der Börse. Jetzt, vier Jahre später, möchte Liberty Geld sehen für ihr Investment. Die neuen Aktionäre werden mit einer hohen Dividende gelockt. In der Vergangenheit machten die Publikumsaktionäre gute Erfahrungen mit Sunrise: Ausschüttungen und Kurssteigerung ergaben über die sechs Börsenjahre vom Going-public 2015 bis zum Going-private 2021 eine Rendite von 90 Prozent. Nach der Kotierung wird Sunrise im Swiss Performance Index (SPI) vertreten sein.
Grösstes Interesse am Gelingen des Börsengangs hat John Malone, Gründer und mit acht Prozent wichtigster Aktionär von UPC-Mutter Liberty Global. Deren CEO Mike Fries wird nach dem IPO den Verwaltungsrat präsidieren. Im Board sitzt auch Thomas Meyer, langjähriger Schweiz-Chef von Accenture. Roger Federer ist Markenbotschafter von Sunrise, ebenso wie Skistar Marco Odermatt. 2022 übernahm Sunrise von Swisscom das Sponsoring von Swiss-Ski. Ansprechpartner ist Verbandspräsident Urs Lehmann, mit dem Krause auch privat befreundet ist. Wichtigster indirekter Vertriebspartner von Sunrise ist Mobilezone unter Markus Bernhard. Ticketcorner unter Oliver Niedermann ist Partner für die «Sunrise Moments»-Events. Technologisch arbeitet Sunrise eng mit dem hierzulande von Michael Yang geleiteten chinesischen Telekom-Ausrüster Huawei zusammen, der in den USA sanktioniert ist. Mit Roi Tavor, Managing Director Google Cloud Switzerland & Austria, Catrin Hinkel, CEO Microsoft Schweiz, und Judith Bellaiche, Ex-Nationalrätin und designierte Asut-Präsidentin, pflegt Krause freundschaftlichen Umgang. Im Kampf gegen Strahlenskeptiker leistet Jürg Eberhard von der ETH Schützenhilfe, ebenso FDP-Nationalrat Christian Wasserfallen mit seiner Motion für einen raschen Aufbau des 5G-Netzes und die Erhöhung der Strahlengrenzwerte. Unterstützung geben auch FDP-Ständerat Hans Wicki,Ex-SVP-Präsident Marco Chiesa und Mitte-Nationalrat Martin Candinas als Co-Präsidenten von «Chance 5G».
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Roger Federer ist Markenbotschafter von Sunrise.
imago/ABACAPRESSRoger Federer ist Markenbotschafter von Sunrise.
imago/ABACAPRESSKrause ist seit 22 Jahren mit Liane verheiratet, sie haben drei Jungs und ein Mädchen zwischen 9 und 21 Jahren. Die Familie geht gerne an Konzerte (Lenny Kravitz, Taylor Swift), auch weil einer der Söhne DJ ist. Seine einst stattliche Sammlung PS-starker Autos hat Krause massiv reduziert, derzeit stehen ein Porsche Taycan und ein kleinerer Elektroflitzer in der Garage. Geblieben ist die Vorliebe für renommierte Schweizer Uhren (Rolex, Patek Philippe, Audemars Piguet und gewisse IWC-Modelle – «nur wertbeständige», wie er sagt). Seit Sommer hat der gebürtige Ostwestfale auch den Schweizer Pass, den Einbürgerungstest bestand er fehlerfrei.
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Nach dem BWL-Studium war Krause Berater bei Arthur Andersen. 1999 wechselte er zu McKinsey, wo er mit dem heutigen Deutschland-Chef Fabian Billing und Oliver Steil in der Telekom-Sparte zusammenarbeitete. Als Krause 2014 zur deutschen Tochter des spanischen Mobilfunkanbieters Telefónica wechselte, schenkte ihm Alt-Deutschland-Chef Herbert Henzler zum Abschied eine Dauerkarte für den FC Bayern München. Bei Telefónica traf Krause auf Lutz Schüler, CEO Virgin Media und künftiger Sunrise-VR. Steil holte Krause 2011 als CFO zu Sunrise. Als Steil gehen musste, wechselte Nachfolger Libor Voncina das gesamte Topmanagement aus – ausser Krause. Dieser agierte nicht wie ein typischer CFO, sondern mischte auch in der Produktentwicklung mit oder leitete zwischenzeitlich das Grosshandelsgeschäft. Sein Meisterstück war der Börsengang 2015. Mit Voncinas Nachfolger Olaf Swantee bildete Krause ein enges Team, obwohl er 2015 selber auf den Chefposten aspiriert hatte. Als der von Ex-UBS-Präsident Peter Kurer orchestrierte Übernahmeversuch von UPC Schweiz scheiterte und Swantee zurücktrat, wurde Krause CEO. Sieben Monate später drehte UPC den Spiess um und verkündete den Kauf von Sunrise. Krauses Intermezzo als Chef schien da schon wieder beendet, stellt doch in der Regel der Käufer den CEO. Drei Monate später wurde Krause dennoch als Leiter des neuen Konzerns eingesetzt, zur Überraschung vieler.
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Krause sitzt im Verwaltungsrat von CH Media TV, an der Sunrise zu 20 Prozent beteiligt ist. Dort trifft er auf Mehrheitsaktionär und Verleger Michael Wanner sowie auf Felix Graf, CEO der NZZ-Mediengruppe. Im Board sitzt ebenfallsCatherine Mühlemann, Präsidentin von Swiss Films sowie langjährige Swisscom-Verwaltungsrätin. Krause kennt sie aus gemeinsamen Zeiten im Board von Tele Columbus, heute sitzt sie auch im Verwaltungsrat von Sunrise, ebenso wie Ingrid Deltenre, ehemalige Direktorin des Schweizer Fernsehens.
Michael Wanner ist CEO von CH Media, an der Sunrise beteiligt ist.
keystone-sda.chMichael Wanner ist CEO von CH Media, an der Sunrise beteiligt ist.
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Hauptkonkurrenten auf dem Schweizer Markt sind die Swisscom unter Christoph Aeschlimann und Salt unter Max Nunziata, der einst mit Krause viereinhalb Jahre in der Konzernleitung von Sunrise sass. Baptiest Coopmans, Ex-UPC-Schweiz-Chef und heute beim Mutterkonzern Liberty Global tätig, sowie seine Vorgängerin Severina Pascu, inzwischen auch bei Liberty Global, konkurrierten mit Krause 2020 um den Chefposten. Heute ist das Verhältnis längst kollegial, Krause holte Pascu danach sogar als Stellvertreterin. 2021 luchste Sunrise der SRG die TV-Rechte für die Schweizer Eishockeyligen bis 2027 ab. Mit Roland Mägerle, Leiter SRF Sport, kam es darauf wiederholt zu juristischen Scharmützeln wegen Ausspielzeiten und Wasserzeichen, was in einer Bakom-Beschwerde und einem Urteil des Bundesverwaltungsgerichts gipfelte. Die Stiftung für Konsumentenschutz Schweiz unter Sara Stalder reichte kürzlich Klage gegen Sunrise ein wegen Verstoss gegen das Bundesgesetz gegen unlauteren Wettbewerb, weil das Kündigen für die Kunden zu kompliziert sei. Am Bundesamt für Umwelt, geleitet von Katrin Schneeberger, arbeitet sich Sunrise seit 20 Jahren vergeblich ab: Die Grenzwerte für Strahlenbelastung bleiben hierzulande zehnmal strenger als im Rest der Welt, auch wenn Studien von WHO und Co. keine gesundheitlichen Risiken belegen.
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