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Seit 140 Jahren steht Meister 1881 für exklusive Juwelen und Tafelsilber. Im Jubiläumsjahr öffnet das Zürcher Familienunternehmen seine Schatztruhen.
9: Neun Spinelle, neun Diamanten und 1445 Saphire zieren das Collier aus der Meister 1881 Collection – selbstverständlich handelt es sich um ein Unikat.
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Durch die hohen Fenster fällt das warme Licht der Herbstsonne. Die Stille wird nur vom monotonen Kratzen einer Metallfeile durchbrochen. Der dunkle Parkettboden ist blitzblank, die hölzernen Werkbänke, bestückt mit Lupen und grellen Lampen, sauber, aufgeräumt. Hier arbeiten die Goldschmiede von Meister 1881, in der zweiten Etage des Geschäftshauses an der Bahnhofstrasse 33 in Zürich. Mit Präzision und Kunstfertigkeit schaffen sie Schmuckstücke, die eines Tages im Erdgeschoss verkauft werden – die ganz exklusiven Stücke im ersten Stock. Eine dieser Juwelen hat Hannes Brandtner, Leiter des Goldschmiedeateliers, gerade fertiggestellt: einen Ring aus Weissgold, in den ein fast quadratischer Tansanit gefasst ist. Die Farbe des Edelsteins changiert in Blau, Violett und Purpur – allein der Stein ist 20 000 Franken wert. In diesem Jahr wird der Zürcher Juwelier Meister 140 Jahre alt. Zu diesem Jubiläum hat das Traditionsunternehmen seine Schatztruhen geöffnet und offeriert seltene, aussergewöhnliche und besonders begehrte Farbedelsteine.
Am 1. Oktober 1881 gründet der Goldschmied Emil Meister zusammen mit seiner Frau Elisabetha am Münsterhof 16 ein Geschäft für den Handel mit Schmuck und Silberwaren. Gut 15 Jahre später – noch bevor das Rösslitram der elektrifizierten Strassenbahn weichen muss – zieht Meister an den Paradeplatz. Im Hotel Baur en Ville gibt es von nun an die bereits über die Stadtgrenzen hinaus bekannten Juwelen und das Tafelsilber des Zürcher Familienunternehmens. Die Geschäftsbereiche Silber und Tafelkultur, Juwelen – sowie seit den 1950er Jahren auch Uhren – sind bis heute die drei Standbeine von Meister 1881. Walter Meister, Enkel des Firmengründers, baut das Familienunternehmen in den 1950er und 1960er Jahren aus und eröffnet an der Bahnhofstrasse 33 ein Uhrengeschäft – dort, wo noch heute der Hauptsitz ist. Wie damals werden sämtliche Preziosen der hauseigenen Kollektion im eigenen Goldschmiedeatelier kreiert und von Hand gefertigt. 1981 übernimmt Adrian Meister in vierter Generation die Leitung des Unternehmens, das sich nach wie vor zu 100 Prozent in Familienbesitz befindet.
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Vor vier Jahren zieht sich der Patron aus dem operativen Geschäft zurück. Er ernennt seinen langjährigen Mitarbeiter Samuel Ryser zum Leiter aller Geschäftsbereiche. Dessen Auftrag lautet: das Traditionsunternehmen fit für die Zukunft zu machen oder – wie Ryser es formuliert – «die schlafende Schönheit wachzuküssen». Die Firma besteht damals aus vier Aktiengesellschaften: den drei Bereichen Juwelen, Uhren, Silber und Tafelkultur sowie den drei Ateliers. Als Herkulesaufgabe erweist sich deren Zusammenlegung unter dem Namen Meister 1881. Ryser vereinheitlicht alle Abläufe, Buchhaltung und Kassensysteme sowie die Erfassung der Lager. Arbeitsprozesse werden digitalisiert. Bis zum Umbau wurde jedes verkaufte Schmuckstück in ein grosses Buch eingetragen – ergänzt mit einer kleinen von Hand erstellten Zeichnung des Juwels. «Diese wunderschönen Bücher existieren noch», sagt Ryser, «doch inzwischen erfassen wir die Verkäufe natürlich digital.»
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Die nächste Herausforderung war die Zusammenführung der Belegschaft. Seit Jahrzehnten hatten die Mitarbeiter der einzelnen Geschäfte nach ihrer eigenen Philosophie gearbeitet, kannten sich kaum – geschweige denn hatten sie zusammengearbeitet. Neu sollten sie sich als ein Team verstehen. Um die 49 Mitarbeitenden zusammenzuschweissen, etabliert Ryser das sogenannte «Morgengebet». «Da wird selbstverständlich nicht gebetet», lacht der lebhafte Berner. Jeden Morgen um 9.30 Uhr, bevor die Türen öffnen, kommen alle Angestellten an der Bahnhofstrasse 33 zusammen. Was ist am Vortag passiert, welche bemerkenswerten Verkäufe gab es, was steht heute an, gibt es Geburtstage, organisatorische Veränderungen oder neue Kreationen, die von den Goldschmieden vorgestellt werden?Inzwischen arbeiten die Gold- und Silberateliers eng zusammen, geben sich gegenseitig Aufträge und unterstützen sich. Vor der Umstrukturierung wurden sogar Gravuren für Schmuck und Uhren an externe Geschäfte vergeben, heute werden diese selbstverständlich im Silberschmiedeatelier von einem der drei Graveure ausgeführt. Wenn ein Kunde eine spezifische Frage zu einem Schmuckstück hat, dann wird einer der Goldschmiede aus dem Atelier gerufen, um Auskunft zu geben – auch das wäre früher undenk- bar gewesen.
Neben dem internen Umbau wollte Meister 1881 auch nach aussen frischer und moderner in Erscheinung treten. Eines der Ziele war es, eine jüngere Kundschaft anzusprechen. Mehr Offenheit sollte der Umbau des Geschäfts an der Bahnhofstrasse 33 vermitteln. «Früher sah es hier aus wie in einer Bank», erinnert sich Yvonne Hardy, in der Geschäftsleitung zuständig für Marketing und Kommunikation. Es gab wenige Produkte in den Auslagen, und das Ambiente war eher dunkel. «Jüngere Kunden haben sich kaum hineingewagt. Heute ist alles heller und offener.» Neu befindet sich auch Schmuck für kleinere Budgets in den Auslagen. Solitärringe für 2500 Franken etwa – doch selbstverständlich sind auch diese Einzelanfertigungen in einem der Meister-Ateliers von Hand hergestellt.
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Meilensteine
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Bekannt ist der Zürcher Traditionsjuwelier aber für seine eigenen aufwendigen Kollektionen, entworfen von der Schmuckdesignerin Claudia Ballweg und ihrem Kreativteam und realisiert von den sieben Goldschmieden. Colliers mit Preisen im sechsstelligen Bereich werden hier mit der gleichen Selbstverständlichkeit verkauft wie andernorts die Schachtel Luxemburgerli Grösse 2. Dabei kann Meister 1881 ebenso auf die betagtere Zürcher Stammkundschaft zählen wie auf den Jungunternehmer, der sich mit einer Luxusuhr belohnen möchte, oder den Rapper, der sein Logo an einer grossen Goldkette fertigen lässt. Nicht selten lassen sich die Kunden den Schmuck im Wert eines Porsche 911 Turbo in eine der dezenten Meister-Einkaufstaschen verpacken und fahren damit im Tram nach Hause.
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Inspiration finden Claudia Ballweg und das Team auch in den Archiven des 140 Jahre alten Unternehmens. Neben den Auftragsbüchern befinden sich hier kistenweise Abgüsse und Karteikarten alter Aufträge. «Im vergangenen Jahr haben wir für die Frühlingskollektion nach Motiven gesucht und sind dafür ins Archiv gestiegen», erzählt Ryser, der sich mit seinem sicheren Geschmack gerne in die kreativen Prozesse einbringt. Anhand alter Abgüsse wurde eine Naturkollektion aus Blüten, Libellen, Schmetterlingen und sogar einem Gartenzwerg erstellt. «Und mit grossem Erfolg verkauft», freut sich Ryser.Jedes Schmuckstück, das über den Ladentisch gegangen ist, ist den Mitarbeitenden von Meister 1881 wohlbekannt. «Manchmal sehe ich Schmuck aus unserer Kollektion an einer Gala und manchmal auch bei Sprüngli am Paradeplatz», sagt Yvonne Hardy. Wer die exklusiven Einzelstücke kauft, darüber wird bei Meister 1881 kein einziges Wort verloren. Der Zürcher Geldadel schätzt diese Diskretion ebenso wie wohlhabende arabische Touristen oder Stars und Sternchen aus der ganzen Welt.
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BLITZBLANK: Im Atelier an der Bahnhofstrasse arbeiten sieben Goldschmiede, davon zwei Auszubildende. Während es bei den Silberschmieden laut und schmutzig ist, herrscht hier Stille, und es ist blitzblank.
PDBLITZBLANK: Im Atelier an der Bahnhofstrasse arbeiten sieben Goldschmiede, davon zwei Auszubildende. Während es bei den Silberschmieden laut und schmutzig ist, herrscht hier Stille, und es ist blitzblank.
PDSeit Adrian Meister die Geschäftsleitung abgegeben hat, trifft er Samuel Ryser und sein Team einmal in der Woche zur Geschäftsleitungssitzung. «Innerhalb des von der Familie Meister gesteckten Budgets können wir uns völlig frei bewegen», erklärt Ryser das Verhältnis zur Eigentümerfamilie. Nur in einem Bereich hat Adrian Meister immer noch das Sagen: beim Einkauf der Edelsteine. Meister ist ursprünglich Jurist, verfügt aber über eine fundierte Ausbildung als Gemmologe. Er hat die Edelsteinkunde in der Schweiz, Deutschland, Grossbritannien und den USA gelernt. «Ich informiere mich kontinuierlich an Weiterbildungen über neue Fundorte, Qualitäten, die Entwicklung neuer Behandlungsmethoden und deren Erkennung, auch von Synthesen und künstlich hergestellten Materialien», erklärt Meister. Für den Einkauf neuer Steine reist er zusammen mit Jürg Jauslin, dem Senior-Gemmologen, um die ganze Welt. «Bei der Steinwahl habe ich immer ein mögliches Schmuckstück vor Augen. Es braucht eine gewisse Grundidee, was man mit dem Edelstein machen kann. Ist er geeignet für einen Ring oder einen Ohrschmuck?», beschreibt Meister seine Einkaufstouren. Das habe nicht nur optische Gründe, sondern auch materialtypische. Aufgrund einer geringeren Härte beispielsweise eignen sich gewisse Edelsteine nicht für jede Art von Schmuckstück. «Wir besuchen Edelsteinmessen und -händler. Und seit Jahrzehnten arbeiten wir beim Einkauf mit den gleichen Familien und Unternehmen zusammen», sagt Meister, der wegen seines ruhigen und höflichen Auftretens überall sehr geschätzt wird. «Dieses Vertrauen ineinander ist die Basis. So können wir hinsichtlich Qualität und Herkunft immer sicher sein», fügt er hinzu.
Die Herkunft der Steine ist den Kunden heute sehr wichtig. Auch bei den Edelmetallen wünschen sich Konsumenten immer mehr Nachhaltigkeit. Zur Fertigung sämtlicher Schmuckstücke verwenden die Schmiede von Meister 1881 ausschliesslich rezykliertes Gold und niemals Edelmetalle direkt aus der Mine. Dieses sogenannte Ökogold besteht aus den gleichen Bestandteilen wie Gold aus der Mine. Vom Altgold bis zum Ausgangsmaterial für den neuen Schmuck durchläuft Recycling-Gold mehrere Prozesse und steht am Schluss wieder als ein reines Element zur Verfügung.
Nicht weit vom Hauptsitz an der Bahnhofstrasse befindet sich das Geschäft für Silber und Tafelkultur an der Augustinergasse. Anders als bei den Juwelen macht die hauseigene Kollektion nur einen kleinen Teil des Umsatzes aus. Zur Meister-Kollektion zählen Kannen, Becher, Schalen und Champagnerkübel. Während es bei den Goldschmieden blitzsauber und ruhig ist, geht es im Silberatelier deutlich lauter zu, und schwarz gefärbte Hände und Gesichter nach dem Polieren gehören für die acht Silberschmiede und die zwei Auszubildenden dazu. Meister ist der einzige Ausbildungsbetrieb für Silberschmiede in der gesamten Schweiz. An der Berufsschule gibt es in jedem Ausbildungsjahr daher nur einen Lernenden.
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Einen ganz besonderen Auftrag erhielten die Silberschmiede von Meister im Jahr 2015: Sie durften den neuen Pokal für die künftigen Fussballmeister der Schweizer Super League kreieren und ausarbeiten. Die 73 Zentimeter hohe Trophäe aus Sterlingsilber 925 wurde in 920 Arbeitsstunden hergestellt – in reiner Handarbeit und vergoldet im Feingoldbad. Eine kleine Überraschung haben die Silberschmiede für die glücklichen Sieger im Pokalinneren versteckt: Ein dreidimensionaler Fussball bildet den Boden. Jedes Jahr nach der Meisterfeier wird der Pokal ins Silberatelier gebracht, nicht immer in bestem Zustand. Dort wird das Meisterstück für die neue Saison aufpoliert und wenn nötig ausgebeult oder repariert.
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Als Kunde von Meister 1881 darf man nicht nur auf höchste Diskretion, sondern auch auf einen umfangreichen Service vertrauen. Während der Pandemie haben viele Meister-Kunden ihre Häuser und Feriendomizile neu eingerichtet. Statt ins Restaurant zu gehen, wurde zu Hause diniert – da wurde punkto Tafelsilber und Porzellan ordentlich aufgestockt. Meister konnte den Umsatzeinbruch bei den Uhren und den Rückgang bei Juwelen mit der höheren Nachfrage nach Tischkultur zu einem guten Teil kompensieren. Wenn Kunden für das Ferienhaus im Engadin das sechsteilige Silberbesteck von Robbe & Berking für zwölf Personen und dazu das Tafelservice der Berliner Porzellanmanufaktur KPM einkaufen, dann kommen schnell hunderttausend Franken zusammen. Das Silber und das Porzellan werden nicht nur ins Feriendomizil geliefert. Wenn der Kunde es wünscht, dann räumen die Mitarbeiter von Meister 1881 es auch fachgerecht ein. «Dieser Service ist für uns selbstverständlich», betont Ryser, der auch weiterhin mit grosser Leidenschaft selbst Kunden und Kundinnen im Geschäft an der Augustinergasse berät.
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Vor einigen Jahren am Silvesterabend erwarb ein Kunde einen Adler aus Silber mit vergoldeten Schwingen für knapp 90 000 Franken. Er wünschte sich, sein neuestes Bijou noch im alten Jahr in seinem Haus am Zürichberg aufzustellen. Samuel Ryser selbst lieferte das Kunstwerk aus. Der Kunde empfing ihn mit einem Glas des exklusiven kalifornischen Rotweins «Opus One». Dann nahm er sich noch Zeit, Ryser seine Kunst– und Oldtimersammlung zu zeigen. Zu seiner Silvesterfeier kam Ryser dann etwas zu spät, dafür in allerbester Laune.
Adrian Meister hat drei Kinder und mehrere Grosskinder. Ob eines von ihnen das Geschäft in fünfter Generation leiten wird, darüber spricht der zurückhaltende Unternehmer noch nicht.
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