Guten Tag,
Ende letzten Jahres fragte BILANZ einmal mehr: «Wie steht es um Ihren Lohn?» Erstmals wurden jetzt auch Richtgrössen für den Leistungslohnanteil erhoben.
Werbung
Die erfolgsverwöhnten Banker machen derzeit die Faust im Sack. Viele von ihnen werden nämlich erst Ende Februar wissen, wieviel Bonus sie neben dem Fixlohn für das abgelaufene Geschäftsjahr einstreichen können. In den meisten anderen Branchen ist das Jahr 1998 dagegen abgehakt. Die für individuelle Lohnerhöhungen bereitgestellten Beträge sind verteilt. Doch so richtig glücklich sind die Arbeitnehmer mit dem Leistungslohnprinzip nicht, denn über die Kriterien und deren Gewichtung in der Lohnfestsetzung werden sie vielfach im unklaren gelassen. bilanz hat deshalb den seit Jahren durchgeführten Salärservice um Fragen zum Leistungslohn erweitert (siehe Bilanz 9/98). Erstmals liegen nun für verschiedene Branchen und Funktionsstufen Richtgrössen für die Leistungslohnanteile am Gesamtlohn vor.
Im Durchschnitt erhalten die über 850 Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Bilanz-Salärservice 6,2 Prozent des Gesamtlohns als leistungsabhängige Komponente ausbezahlt. Mit elf Prozent gehören die Unternehmensleiter erwartungsgemäss zu den am stärksten erfolgsabhängig entlöhnten Arbeitnehmern, gefolgt von den Mitgliedern der Unternehmensleitung, die im Durchschnitt rund acht Prozent des Salärs in Abhängigkeit der Leistung erhalten. Bei Sachbearbeiterinnen und Sachbearbeitern hingegen macht die Leistungslohnkomponente nur zwei Prozent des Gesamt-lohns aus. Je höher also die Funktionsstufe und damit die operative Verantwortung, desto grösser der Anteil. Beurteilt wird die Leistung in der Regel nach dem Ergebnis des Unternehmens beziehungsweise eines Bereichs, weniger häufig aber auch nach dem Umsatz. Vorab auf unteren Funktionsstufen gelten mit dem Vorgesetzten abgesprochene Zielvorgaben als Messlatte. Gemäss der Auswertung erhalten die meisten ihren Leistungslohn in bar und weniger in Aktien beziehungsweise Optionen ausbezahlt.
Werbung
Leistungslöhne gibt es längst nicht überall. In der Wissenschaft und in der öffentlichen Verwaltung sind sie kaum verbreitet (siehe «Happige Branchenunterschiede»). In der Textil- sowie der Investitionsgüterindustrie hingegen werden im Durchschnitt 14 beziehungsweise 12 Prozent des Gesamtlohns leistungsabhängig ausbezahlt. Erstaunlich tief ist der Anteil bei Banken und Versicherungen. An der Umfrage haben also nicht Investment-Banker und Versicherungsvertreter mitgemacht, die ihr relativ tiefes Fixsalär mit satten Boni und Umsatzbeteiligungen steigern. Vorab die Bankangestellten können sich nicht beklagen. Düster sieht indessen die Bilanz für die Frauen aus. Im Durchschnitt verdienen die Umfrageteilnehmerinnen und -teilnehmer 119 588 Franken. Während die Männer im Jahr 123 907 Franken nach Hause tragen, kommen die Frauen nur auf 91 873 Franken. Allerdings ist die Mehrheit der Teilnehmerinnen auf tieferen Funktionsstufen angesiedelt als ihre Kollegen, was den Lohnunterschied zumindest teilweise erklärt.
Werbung
Neben Funktionsstufe, Branche und Geschlecht spielt vorab die Ausbildung bei der Lohngestaltung eine nicht zu vernachlässigende Rolle. Besser Qualifizierte verdienen in allen Branchen und auf allen Funktionsstufen signifikant mehr als ihre schlechter ausgebildeten Kolleginnen und Kollegen. Aus- und vor allem auch Weiterbildung wäre also für eine «Lohnkarriere» eine unabdingbare Voraussetzung. Doch die Auswertung zeigt: Das Thema Weiterbildung wird sowohl von den Arbeitnehmern als auch von den Firmen sträflich vernachlässigt. Die Dienstleister stehen noch am besten da. Über die Hälfte der teilnehmenden Bankangestellten kam auf verschiedenen Stufen in den Genuss von ganz oder teilweise vom Arbeitgeber bezahlter Weiterbildung. Ähnlich sieht das Bild in der Nahrungsmittelindustrie aus. In der Investitionsgüterindustrie hingegen hat fast die Hälfte der Umfrageteilnehmer keine Weiterbildung absolviert. Knausrig zeigen sich der Grosshandel und der Detailhandel.
Werbung
Auch bei sonstigen Incentives wie etwa Firmenautobenützung, SBB-Abos oder Ferienvergünstigungen zeigen sich nicht alle Branchen gleich grosszügig. Die Umfrageteilnehmer aus der Textilindustrie schätzen den Wert dieser variablen Bezüge auf über 7600 Franken pro Jahr, während diese Lohnkomponente in der Wissenschaft und in der öffentlichen Verwaltung mit 412 beziehungsweise 955 Franken im Verhältnis zu den Gesamtlöhnen vernachlässigbar ist. Gross sind die Lohnunterschiede auch zwischen den Regionen. In der Wirtschaftsmetropole Zürich verdienen die Teilnehmer der Umfrage nach wie vor am besten (siehe «Wirtschaftszonen an der Spitze»). Trotz Krebsgang der Wirtschaft können sich auch die Romands nicht beklagen. Sie verdienen im Schnitt über 10 000 Franken mehr als die Bernerinnen und Berner. Nach einer Durststrecke zeigen die Kaderlöhne seit zwei Jahren tendenziell wieder nach oben. Das laufende Jahr dürfte vorab gutqualifizierten, leitenden Angestellten nochmals eine dickere Lohntüte bescheren. Auf härtere Zeiten müssen sich allerdings nach der Jahrtausendwende und der bereits erfolgten Einführung der europäischen Einheitswährung Euro wohl die Informatikspezialisten gefasst machen.
Werbung
Werbung