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Nur 15 Prozent der Exporte gehen in die USA. Vielen Firmen haben sich vorbereitet. Im Trumpschen Willkür-Regnum kann sich alles wieder schnell drehen.
«Die Panik scheint heute grösster als vor zehn Jahren, als der Mindestkurs aufgehoben wurde».
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Es ist die Zeit der ganz grossen Vergleiche: Von der «grössten Niederlage seit Marignano» bis zum «Selenski-Moment für die Schweiz» wird für den Trumpschen Zollhammer das ganz schwere Geschütz aufgefahren. Da gilt angesichts der Rückkehr des Sommers und noch nicht ganz abgeebbter Ferienstimmung: Kühlen Kopf bewahren - und die grosse Frage beantworten: Wie schlimm wird es wirklich? Und siehe da, allen Panikmeldungen zum Trotz lautet das Fazit: Gemach, gemach.
Die Schweiz hat ein Exportvolumen von knapp 300 Milliarden Franken, das entspricht aber nur einem Drittel der gesamten Wirtschaftsleistung. Lediglich 15 Prozent davon gehen in die USA, 55 Prozent dagegen in die EU. Viele US-Exporteure betreiben Produktionsstätten ausserhalb der Schweiz, in die sie verlagern können. Das würde zwar auch Schweizer Arbeitsplätze kosten, aber den Ertrags-Rückgang erträglich machen – Ypsomed-Chef Simon Michel hat eine derartige Verlagerung bereits angekündigt. Hart getroffen sind vor allem Firmen mit ausschliesslicher Produktion in der Schweiz und hohem US-Exportanteil, etwa die ohnehin schon gebeutelte Uhrenindustrie. Doch da reden wir insgesamt maximal von einem einstelligen Exportanteil, zumal die Pharmafirmen – noch ausgeschlossen sind.
Wagen wir den Vergleich zur Mindestkurs-Aufhebung vor zehn Jahren. Die Panik scheint heute grösser: «Das Horrorszenario tritt ein» titelt Swissmem in ihrer Pressemitteilung, «Wettbewerbsfähigkeit in Gefahr» hiess es noch brav 2015. Doch damals war die gesamte Exportindustrie betroffen, und der Schock war abrupt. Jetzt konnten sich die Firmen vier Monate auf den Zollhammer vorbereiten – am 2. April hatte Trump bereits 31 Prozent für die Schweiz angekündigt, 39 statt 31 ist de facto egal. Der SMI brach am 15. Januar 2015 um 15 Prozent ein – heute zieht er sogar an. Und natürlich überboten sich damals alle Experten mit Schrecken-Szenarien von Massenarbeitslosigkeit, Absatzkrise und Monster-Rezession. Kam alles nicht. Keine Frage: Für die betroffenen Firmen ist der US-Hammer heftig. Doch im Trumpschen Willkür-Regnum kann sich alles wieder schnell drehen. Und vor allem: Frankenschock und Corona-Einbruch waren deutlich heftiger – und diese Krisen hat die Schweizer Wirtschaft mit Bravour gemeistert. Bleiben wir zum Sommer-Ausklang optimistisch: Es wird ein weiteres Mal gelingen.
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