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Das Geschäft mit Certified Pre-Owned Watches wächst und wächst. Ihr Fokus liegt auf Liebhaberstücken: Es geht um Seltenes und Sammelwürdiges.
Das Programm «IWC.Curated.» präsentiert historisch relevante Uhren wie die Ingenieur SL.
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Die Schweizer Uhrenexporte schwächeln, doch ein Segment des Uhrenmarkts kennt derzeit offenbar nur eine Richtung: Die Nachfrage nach Uhren aus Vorbesitz steigt und soll weiter steigen, wie aktuelle Zahlen zeigen. Erwartet wird laut einer Studie von Grand View Research bis 2030 ein Plus von über neun Prozent auf dem globalen Markt für Pre-Owned Luxury Watches.
Die Unternehmensberatung Deloitte hat noch genauer hingesehen und in ihrer elften Studie «Deloitte Swiss Watch Industry» das Thema Gebrauchtuhren beleuchtet. Dieser Markt habe sich 2024 normalisiert, aber das Wachstum werde weiterhin höher sein als das des Primärmarktes. In zehn Jahren, so die Einschätzung, werden beide Segmente dann gleich gross sein. Daran wolle eine grösser werdende Zahl an Uhrenmarken teilhaben. «Immer mehr Marken drängen in den Markt für zertifizierte Gebrauchtuhren als strategische Ergänzung zum Primärmarkt», heisst es bei Deloitte. Die Motivation der Akteure für Certified Pre-Owned Watches, kurz CPO? Das seien die Gründung eines Vintage-Geschäfts, der Aufbau des Markenerbes und die Zertifizierung für einen vertrauenswürdigen Markt.
Rolex initiierte als Branchenprimus bereits 2022 das Programm «Rolex Certified Pre-Owned» und hat sich damit viel Kontrolle über den Handel mit Rolex-Modellen aus zweiter Hand gesichert. Das Unternehmen stattet gebrauchte Uhren mit einer Echtheitsbescheinigung und einer Garantie aus. Die finale Prüfung findet stets direkt bei Rolex statt, während die teilnehmenden Partnerjuweliere – allen voran Bucherer – für An- und Verkauf sowie gegebenenfalls auch die Revision zuständig sind.
Für Rolex ergibt das Konzept Sinn: Mit einer Produktionskapazität von jährlich über einer Million Uhren finden sich zahlreiche Uhren im Markt. Zudem gelten diese als besonders preisstabil. Doch auch Marken mit ungleich kleineren Produktionszahlen werden aktiv, Beispiel Richard Mille: Die Marke aus dem obersten Luxussegment bietet seit 2021 ein eigenes Pre-Owned-Programm mit der Tochterfirma Ninety. Online oder in zwei Ninety-Boutiquen in London und Genf können seltene, nicht mehr produzierte Uhren von Richard Mille erworben werden, nachdem sie authentifiziert, überholt und mit neuer Garantie versehen wurden.
Rolex hat mit Alexa Aponte eine Vertreterin der Reeder-Familie hinter dem Genfer Grossunternehmen MSC im Verwaltungsrat.
Der Erfolg wirkt anziehend – doch nicht auf alle Marken. Einige winken ab, wenn man sie nach eigenen CPO-Konzepten fragt. Andere – etwa Audemars Piguet, Breitling oder Chopard – lassen auf Nachfrage durchblicken, dass man an eigenen Konzepten arbeite, dazu aber noch nichts kommuniziere.
Bereits am Start sind Longines, Jaeger-LeCoultre, Zenith, Vacheron Constantin und ganz neu IWC: Das im September gestartete Programm «IWC. Curated.» bietet «handverlesene, historische Zeitmesser», die laut IWC «aus bedeutenden Epochen in der Geschichte der Marke stammen». Für die Auswahl sind Expertinnen und Experten des IWC-Museums verantwortlich, für die Prüfung, Restaurierung und Wartung die auf Vintage-Uhren spezialisierten Uhrmacher am IWC-Hauptsitz in Schaffhausen.
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Dort werden Gehäuse, Armbänder und Werke so originalgetreu wie möglich instand gesetzt – mit Ersatzteilen, die oft aus alten Beständen direkt aus der Produktionszeit stammen. «Bei einigen besonders alten Uhren, bei denen keine Ersatzteile mehr vorhanden sind, fertigen sie unsere Restaurateure von Hand an», sagt der Uhrmacher Julian Petit, der im Team des IWC-Kundenservice arbeitet.
Zum Auftakt von «IWC.Curated.» sind die Uhren ausschliesslich in ausgewählten IWC-Boutiquen erhältlich. So handhabt es auch Cartier: Historische Uhren der Luxusmarke gehen unter dem Namen «Tradition» in Boutiquen wieder in den Verkauf. Ebenso die Sammlung «Les Collectionneurs» von Vacheron Constantin. Angeboten werden sowohl anspruchsvolle Komplikationen als auch klassische Modelle und ausgefallene Exemplare. Die Auswahl reist zu verschiedenen Läden von Vacheron Constantin auf der ganzen Welt; in Europa ist «Les Collectionneurs» noch bis zum Frühling in Paris zu sehen.

Das Goldmodell mit springender Stunde ist ein exklusiver Vintage-Schatz von Vacheron Constantin.
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Das Goldmodell mit springender Stunde ist ein exklusiver Vintage-Schatz von Vacheron Constantin.
PRWeitaus transparenter agieren Marken, die ihre Palette an historischen Uhren online stellen – zum Entdecken und zum Bestellen. Bei Zenith ist es die derzeit ausverkaufte Kollektion «Icons». Jaeger-LeCoultre nennt das Angebot «The Collectibles» und hat im Mai die zweite Serie dieser historischen Uhrenmodelle vorgestellt. Ausgeliefert werden die restaurierten Modelle – von der Schmuckuhr mit besonders kleinem Uhrwerk bis zur Taucheruhr im expressiven Seventies-Design – mit einem Archivauszug über die technischen Originaldaten und dem Bildband «The Collectibles». Auch dieses Angebot ist gefragt: Bei zahlreichen Uhren steht online der Vermerk «Bereits verkauft».
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PRLongines bewahrt die Vergangenheit des Hauses ebenfalls und bietet auf der Homepage unter dem Namen «Collector’s Corner» Raritäten mit Geschichte. Es ist ein Querschnitt früherer Kollektionen, die vorwiegend aus den 1950er- bis 1970er-Jahren stammen: klassische Drei-Zeiger-Uhren, Chronografen, Besonderheiten wie Modelle mit Hochfrequenzwerk oder legendäre Taucheruhren.
Ob Longines, Cartier, Jaeger-LeCoultre oder Richard Mille: Die Preise für die Zeitmesser mit Geschichte entsprechen der Positionierung der Marke und liegen häufig sogar über dem Preisniveau der aktuellen Kollektion. Bei Jaeger-LeCoultre sagt man dazu: «Die Preise entsprechen dem aktuellen Marktwert, der sich aus der Seltenheit und aus der Komplexität ergibt.» Zudem ist das Angebot rar. Viele Modelle sind rasch verkauft. Das betont die Individualität dieser historischen Uhren, die ihr zweites Leben fast wie Unikate beginnen.
Dieser Artikel erschien im November in der Beilage "Uhren und Schmuck" der Handelszeitung.
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