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Die Luxusuhrenmarke Audemars Piguet hat die Mehrheit am Zulieferer Inhotec übernommen. Die Vertikalisierung der Branche schreitet voran.
Detail einer Royal Oak von Audemars Piguet: Im Innern der ikonischen Uhr stecken auch das Wissen und die Werkzeuge von Inhotec.
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Hand aufs Herz: Haben Sie schon einmal von Inhotec gehört? Wenn Sie nicht gerade zum Inner Circle der Haute Horlogerie gehören, werden Sie diese Frage wohl verneinen müssen. Es ist das Schicksal vieler Zulieferer der Uhrenindustrie: Man kennt die glänzenden Marken, nicht aber die vielen KMU, ohne welche die bekannten Marken nicht auskommen würden.
Dabei ist Inhotec wichtig, insbesondere für die beiden grossen Uhrenmarken Audemars Piguet (AP) und Richard Mille. Aber auch für weitere Marken der Branche. Wen Inhotec alles beliefert, ist geheim. Bei den Zulieferern der Horlogerie ist Diskretion Geschäftsvoraussetzung. Wer an der engagiert gepflegten Illusion kratzt, die bekannten Marken würden von A bis Z alles in den eigenen Fertigungen herstellen, ist raus aus dem Geschäft.
Aber kommen wir zu Sache: Audemars Piguet hat für einen nicht genannten Betrag eine nicht näher spezifizierte Mehrheitsbeteiligung an Inhotec aus Le Locle erworben. AP, ein Familienunternehmen aus Le Brassus, das unter anderem zehn Prozent an Richard Mille hält, wolle damit «das industrielle Ökosystem sowie die eigene industrielle Unabhängigkeit» schützen, wie es in einer Mitteilung heisst. Künftig leiste man strategische und finanzielle Unterstützung für Inhotec.
Inhotec, gegründet im Jahr 2011, wird wie bisher als eigenständiges Unternehmen unter dem bisherigen Namen tätig sein und die Kunden, darunter auch alle Uhrenmarken im Portfolio, bedienen. Der Gründer, Alex Eme, behält eine Minderheitsbeteiligung an dem Unternehmen aus Neuenburg. Er bleibt Geschäftsführer und Präsident.
Mitarbeiter bei Inhotec in Le Locle: einzigartiges Know-how.
ZVGMitarbeiter bei Inhotec in Le Locle: einzigartiges Know-how.
ZVGInhotec beschäftigt aktuell rund 100 Angestellte und ist auf Mikromechanik und Präzisionsarbeiten spezialisiert. Das Unternehmen stellt Uhrenkomponenten und Rohwerke her, die es den Marken liefert.
Die Übernahme folgt einem Trend der Luxusindustrie, die eigenen Lieferketten zu kontrollieren und zu integrieren. Diese Vertikalisierung ist einerseits eine Reaktion auf disruptive Faktoren wie eine stark sinkende Nachfrage oder die Unsicherheit im Zusammenhang mit den Zöllen im Export in die USA, den mit Abstand wichtigsten Markt für die Schweizer Uhrenindustrie. Mit der zunehmenden Integration von Zulieferern sichern Luxusmarken aber auch die eigene Existenz, die eigene Reputation und die eigene Zukunft ab. Chanel kauft Lavendel-Bauernhöfe (für den Parfüm-Bestseller No 5), Hermès übernimmt Ledergerbereien und Krokodilfarmen, Patek Philippe steigt bei einer auf Edelsteinbearbeitung spezialisierte Firma ein.
Gerade in der Uhrenindustrie werden wir in den nächsten Monaten und Jahren weitere, ähnlich gelagerte Übernahmen oder Beteiligungen sehen. Das lässt auch Lucas Raggi durchblicken, bei AP seit kurzem Chief Industrial Officer: «Dieses Investment sichert handwerkliches Know-how, das zur Exzellenz der Schweizer Horlogerie beiträgt.»
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