Abo
Personal

Zuwanderung: Bewerber-Streik

Die Spitäler suchen deutsche Ärzte. Die wollen aber seit dem 9. Februar nicht mehr.

Leo Müller

Werbung

Die deutsche Personaldienstleister-Gruppe Franz & Wach zählte zu den wenigen grossen Vermittlern deutscher Ärzte und Pflegekräfte für Schweizer Spitäler. Sie galt als verlässliche Quelle für die Krankenhäuser.

Das ist jetzt vorbei. Das ­Unternehmen hat am 1. Mai seine Rekrutierungseinheit Swiss Med Care dichtgemacht. Der Grund: die Folgen der Abstimmung vom 9. Februar. «Bei den Pflegefachkräften und Ärzten registrieren wir einen extremen Einbruch bei den Bewerbungseingängen, obwohl wir die ­Ausgaben für Stelleninserate deutlich erhöht haben», sagt Firmensprecher Ralf Eisenbeiss. Bei den wenigen Interessenten für Schweizer Jobs ­erlebte er, «sagen wir mal, eine geringe Euphorie».

Potenzielle Bewerber warten ab

Es ist eine eindeutige ­Re­aktion auf die Abstimmung. ­Eisenbeiss zitiert eine typische Aussage angefragter Fach­kräfte: «Ach, jetzt warten wir lieber mal ab, wie sich das mit der Ausländerfeindlichkeit in der Schweiz entwickelt.»

Die Vermittler-Einheit Swiss Med Care rekrutierte einst ­erfolgreich aus Deutschland, Frankreich und Österreich. ­Hingegen funktioniere innerhalb Deutschlands die Rekrutierung nach wie vor, sagt Eisenbeiss, auch wenn der Markt umkämpft sei. Auch die Vermittlung für die Schweizer Gastronomie und Hotellerie laufe weiter gut – Lehrjahre im Hotel sind immer noch Standard.

Partner-Inhalte

Rückkehr nach Deutschland

Auf dem umgekehrten Weg erlebte die Münchner Initiative «Return to Bavaria», die deutsche Forscher und Fachkräfte zurücklotst, einen regelrechten Run. Bereits seit den Kampa­gnenwochen vor der Abstimmung registrierte die Initiative einen rasanten Anstieg der ­Anfragen von Rückkehrwilligen aus der Schweiz. Seitdem ist das Interesse ungebrochen: «Wir haben eine enorme, stabile Nachfrage», sagt die Geschäftsleiterin Kerstin Dübner-Gee, «und die Anfragen sind durchweg sehr ernsthaft.» Anwerbe-Veranstaltungen in Zürich sind keine mehr geplant. «Das ist nicht mehr notwendig», sagt Dübner-Gee.

Werbung