Abo
Preis-Leistung

Vontobels teurer Fondsguru verblasst

Er performt mässig, doch verdient fürstlich: Der Fondsmanager Rajiv Jain kostet Vontobel laut Schätzungen jährlich mehr als 28 Millionen Dollar - das wären zehnmal so viel wie CEO Zeno Staub verdient.

Erich Gerbl

Werbung

Fondsmanager wie Rajiv Jain sind die Stars auf den Finanzmärkten. Für Von­tobel ist der in der Vergangenheit erfolgreiche Anlageprofi ein Geldmagnet. Mit seinem 25-köpfigen Team managt er aus den USA heraus zwei der grössten Fonds des Hauses. Der Vontobel Fund Emerging Markets Equity ist inzwischen 5,4 Milliarden Dollar schwer. Mit dem Vontobel Global Equity Fund hat die Bank mittlerweile 1,7 Milliarden Dollar eingesammelt. Bei Vontobel klingelt die Kasse. Allein mit Jains Emerging-Markets-Fonds kassiert das Haus jährlich Gebühren in Höhe von 114 Millionen Dollar. Durch seinen globalen Fonds kommen noch einmal 28,5 Millionen dazu.

Partner-Inhalte

Doch mit Jain hat ­Vontobel nicht nur eine Einnahmequelle, sondern auch einen grossen Kostenfaktor an sich gebunden. «Wird der Star nicht fürstlich belohnt, macht sich der schnell selbständig und nimmt gleich einen Teil der Kunden mit», bemerkt der Fondsexperte Martin Bürki, der bei der UBS das Fondsresearch aufbaute.

Werbung

Wilde Spekulationen

Über das Gehalt von Jain wird wild spekuliert. Die Schätzungen reichen von 20 bis 70 Millionen Dollar im Jahr. Bei «einfachen» Fondsmanagern liegen die Gehälter unter einer Million. «Will man Star-Fonds­manager binden, müssen bis zu 20 Prozent der Gebühren als Gehalt fliessen, und das ohne Deckel nach oben», sagt Bürki.

Stimmt diese Rechnung für Jain, müsste Vontobel ein Fünftel der über die Jain-Fonds eingenommenen Verwaltungs­gebühren von 142,5 Millionen Dollar wieder an Jain auszahlen. Pro Jahr wäre das eine saftige Entlohnung von 28,4 Millionen Dollar. Damit würde Jain einen guten Teil der Gewinne aus dem Asset Management aufsaugen. Im Vorjahr lagen die vor Steuern bei 108 Millionen Franken. Das Jahresgehalt von Vontobel-CEO Zeno Staub sieht mit 2,6 Millionen Franken im Vergleich zu Jains vermutetem Einkommen geradezu lächerlich klein aus.

Werbung

Durchschnittliche Ergebnisse

Noch dazu ist fraglich, ob Jain der Rolle des Geldmagneten nach wie vor gerecht werden kann. Der Starkult geht auf die beeindruckende Performance zurück, die Jain von Mitte 2010 bis 2012 erreichte.

Seither haben sich Jain und sein auf Value-Kriterien ­fokussiertes Team schwergetan, die erfolgreichsten Investments herauszu­picken. «In den letzten drei Jahren waren die Fonds durchschnittlich. Sie rechtfertigen den Star nicht», sagt Bürki. Während Jains Emerging-Markets-Fonds seit Ende 2012 leicht im Minus war, legten Schwellenländerfonds von RAM oder Hermes um 7 bzw. 18 Prozent zu.

Je grösser die Fonds, desto schwieriger wird es für Jain, aus der Masse herauszustechen. Einzelne Positionen machen schnell hundert Millionen Franken aus. Gerade die aussichtsreichen Kleinwerte sind so kaum mehr investierbar.

Werbung

Sehen Sie in der Bildergalerie unten das «Who is who» der Schweizer Finanzwelt:

 

 

Über die Autoren
Erich Gerbl

Erich Gerbl

Erich Gerbl

Auch interessant

Werbung