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Zum 20. Mal: Das grosse Telekom-Rating zeigt die besten Anbieter für Privat- und Geschäftskunden. Und manches ändert nie.
Marc Kowalsky
Geschäftskunden sind im Schweizer Telekommarkt hart umkämpft.
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Die Ansage war deutlich: «Die Gewinner des Ratings, Global One, Diax und IP Plus, haben zwar Grund zu Freude, doch auf ihren Lorbeeren ausruhen können sie sich nicht. Gut möglich, dass nächstes Jahr, wenn die Umfrage wiederholt wird, ganz andere Carrier auf dem Siegertreppchen stehen.» Die Prognose stammt aus dem ersten Telekom-Rating, das BILANZ vor 20 Jahren veröffentlichte.
Und sie war mehr als zutreffend: Denn keines der genannten Unternehmen gibt es heute noch – verkauft, aufgelöst, aus dem Markt gedrängt. Dafür standen in den vergangenen zwei Jahrzehnten immer wieder andere Namen auf dem Siegertreppchen des grössten Schweizer Telekom-Ratings, das auch heuer von der Firma Ocha durchgeführt wurde. Die Antworten von 11 444 Privat- und 1374 Geschäftskunden wertete die Telekomberatung in diesem Jahr aus.
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Im Mobilfunkmarkt für die Privatkunden gab es dabei wie immer viel Bewegung: Gleich zwei Neuanbieter, Net+ und Quickline (beide nutzen das Sunrise-Netz), setzten sich an die Spitze. Für die grossen Anbieter Swisscom, Sunrise und Co. werden diese Nischenplayer immer mehr zur Bedrohung, führen diese doch inzwischen ebenfalls Bundle-Angebote.
Zumal die Grossanbieter mittlerweile fast nur noch hier, im Mobilfunk, Geld verdienen und dieser Markt nicht mehr wächst: «Wir haben einen Wendepunkt erreicht. Wer jetzt als Privatkunde den Carrier wechselt, wird nicht mehr zurückkehren», sagt Jörg Halter von Ocha, der das Rating durchführte.
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Der Aufstieg von Coop Mobile dürfte dem Wechsel vom Salt- aufs Swisscom-Netz zu verdanken sein, auch wenn Halter von einem «rein psychologischen» Aspekt redet. Denn die Unterschiede in der Abdeckung sind inzwischen kaum mehr relevant. Swisscom wiederum schuldet den Schlussrang den diversen nun aufgetretenen Problemen.
Stabiler ist der Markt für Internetzugang. Hier feiert Salt mit ihrem Glasfaserangebot zu Kampfpreisen einen gelungenen Einstieg. Das habe im Markt grosse Unruhe ausgelöst und Sunrise, UPC und Swisscom auf dem falschen Fuss erwischt, sagt Halter: «Seither hat Swisscom die eigene Glasfaserstrategie zweimal geändert.»
Ein Revival erlebt die oftmals totgesagte Fernsehnutzung: Man schaut nicht mehr linear, dafür auf einem grossen 4K-TV statt auf einem Mobilgerät. Und man schaut gemeinsam, gerne auch Serien. Trotzdem stürzt Netflix im Rating ab: «Zu amerikanisch für den nichtamerikanischen Konsumenten» seien Angebot und Auftritt geworden, so Halter, was sich auch in den weltweit rückläufigen Nutzerzahlen zeige.
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Auffallend zufrieden sind die Privatkunden mit den Cloud Services: Viele nutzen diese Dienste erst seit kurzem und haben Freude daran. Die grossen US-Anbieter Microsoft, Apple, Google und Co. finden sich dabei am Ende der Tabelle. «Die Schweizer Kunden sind verwöhnt: Auch ein Gratisangebot muss gute Qualität aufweisen», sagt Martin Steinmann, Co-Autor der Studie. Zudem punkten Schweizer Anbieter mit einem lokalen Helpdesk.
Weniger dynamisch als der Privatkundenmarkt ist jener für Geschäftskunden. Beim Mobilfunk liegen die Ergebnisse von Swisscom, Sunrise, Salt und UPC extrem dicht beisammen. Von den kleinen Anbietern hat es – wegen des zu geringen Rücklaufs an Fragebögen – noch keiner ins Ranking geschafft. Doch seit Jahren lauern Net+, M-Budget und VTX hinter den Big Four. «Da braut sich was zusammen», so Steinmann.
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Im Markt für Internet- und Datendienste (Corporate Networks) herrscht grosse Unsicherheit wegen der angekündigten Übernahme von UPC durch Sunrise. Darunter leidet UPC, und zwar quer durch alle Kategorien. «Wenn ein Unternehmen verkauft wird, gehen die Bewertungen runter», stellt Halter fest. «Die Kunden haben Angst, zum neuen Carrier zu wechseln.»
Das zeigt sich auch im Fixnetz: Dort ist der letztjährige Spitzenreiter iWay auf den vierten Platz zurückgefallen. Er wird gerade von den St. Gallisch-Appenzellischen Kraftwerken übernommen. Zudem hatte iWay Mühe, das starke Wachstum zu verdauen.
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Der am höchsten bewertete Markt ist jener für Datacenter: «Er ist noch immer im Entstehen, die Kunden wissen noch nicht genau, was sie suchen», sagt Jörg Halter. Wer die unsicheren Anwender mit einem guten Supportteam beraten kann, schwingt obenaus – das sind meist die kleinen Anbieter. Doch weil der Markt noch so fragmentiert ist, dürfte er sich in den nächsten Jahren deutlich verändern.
All das Gesagte gilt auch für den Bereich Cloud Services – «aber im Quadrat», so Halter. Wobei hier die ersten fünf Anbieter extrem nahe beisammen liegen – «fast ein Fotofinish», sagt Steinmann. Es sind übrigens die gleichen fünf wie letztes Jahr, nur auf anderen Plätzen.
Wer alles aus einer Hand beziehen will, ist als Geschäftskunde am besten bei Sunrise bedient und als Privatkunde bei Salt. Aber es ist ein Trade-off: Bequemlichkeit statt Leistung. Denn in fast allen Einzeldisziplinen finden sich die Big Four am Ende der Tabelle wieder. Besonders Marktführer Swisscom schlägt – wie fast jedes Jahr – nach unten aus. Denn in der Telekombranche gilt: «Die Nischenplayer sind die grossen Gewinner. Weil sie sich auf ein beschränktes Kundensegment konzentrieren, können sie seine Bedürfnisse besser erfüllen. Universalanbieter erreichen dagegen keine Spitzenplatzierungen.»
Auch das war eine Aussage aus dem Rating vor 20 Jahren. Sie gilt vermutlich auch noch die nächsten 20 Jahre.
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