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Technologiefonts: Frisches Grün aus schwarzen Ruinen

Technologiefonds sind im Börsencrash schwer unter die Räder gekommen. Nun profitieren sie überdurchschnittlich von der Belebung an den Aktienmärkten. Wer starke Nerven hat, kann auf Technologiefonds als Ergänzungsanlagen setzen.

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Die schonungslose Korrektur der Technologieaktien in den letzten drei Jahren hat manchem Anleger herbe Verluste beschert und die meisten Börsen-Glücksritter wieder verarmen lassen. Von seinem Höchststand im März 2000 verlor das Branchen-Börsenbarometer Morgan Stanley Technology Index bis zum Oktober 2002 rund 80 Prozent. Im Zuge dieser Entwicklung sind viele Technologieunternehmen wieder verschwunden.

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Die ganze Branche als suspekt abzuklassieren, wäre dennoch verfehlt. Denn neben den Skandalen um Bilanzfälschungen, um aufgeblähte Umsätze und getürkte Gewinne gibt es eine nicht unbedeutende Anzahl exzellenter Unternehmen, die solide finanziert sind und gut arbeiten. Nicht wenige der ganz grossen wirtschaftlichen Erfolgsgeschichten der neueren Zeit wie Intel, Microsoft, SAP, Oracle oder eBay stammen schliesslich aus diesem Segment.

Im Gegensatz zu den globalen Aktienmärkten, die Mitte März dieses Jahres ihre Tiefstpunkte erreichten, verzeichnete der Technologiesektor bereits im Oktober 2002 die tiefsten Werte und legte seither wieder etwa 60 Prozent zu. Die Meinungen der Analysten über die weitere Entwicklung liegen, nach diesen starken Bewegungen wenig überraschend, weit auseinander.
Tatsache ist, dass die in den Neunzigerjahren aufgebauten Überkapazitäten im IT-Sektor und der daraus folgende ruinöse Preiswettbewerb zu einem Verdrängungskampf führten, der immer noch andauert. Zudem ist die Struktur der Technologiebranche enorm vielfältig, sodass sich ein Aufschwung in einem Bereich durch einen Abschwung in einem anderen Zweig neutralisieren kann.

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Der Internetsektor ist stark polarisierend. Die Industrie steht erst am Anfang der Entwicklung, ein zentrales Kommunikations-, Informations-, Unterhaltungs- und Geschäftsmedium zu werden. Bereits schätzungsweise 600 Millionen Konsumenten nutzen weltweit dieses Medium, und zwar im Schnitt rund dreissig Minuten täglich. Auf Grund neuer leistungsfähiger Übertragungstechnologien wird der Anwendungsbereich zudem immer vielseitiger. Das Internet gehört zu den wenigen Bereichen der Wirtschaft, die einen eindeutigen langfristigen Expansionstrend aufweisen. Sogar für das wirtschaftlich verhaltene Jahr 2003 wird ein Anstieg der weltweiten Internetnutzung um rund 20 Prozent prognostiziert.

Nach der überbordenden Interneteuphorie, welche die Aktien bis im März 2000 auf Höchststände trug, stürzte der Dow Jones Internet Index bis im Oktober 2002 um katastrophale 95 Prozent ab. Derart extreme Korrekturen bringen es mit sich, dass für langfristig orientierte und risikofähige Investoren reizvolle Kaufgelegenheiten entstehen.

Ein kurzer Blick auf die Zusammensetzung dieses Index zeigt, dass er von einigen wenigen grossen Gesellschaften dominiert wird. Beim Dow Jones Internet Index beträgt das Gewicht der zehn grössten Gesellschaften gegenwärtig rund 70 Prozent, wobei die drei Schwergewichte Amazon, eBay und Yahoo, die übrigens alle profitabel arbeiten, bereits mehr als 30 Prozent ausmachen (siehe Grafik «Die Schwergewichte im Dow Jones Internet Index» auf dieser Seite unten). Der Aktienkurs von Amazon, dem globalen Internetbuchhändler, hat sich seit Oktober 2002 verdreifacht, und auch die Titel des Internet-Auktionshauses eBay sowie des Internetportals Yahoo legten stark zu. Gesamthaft verdoppelte sich der Branchen-Börsenindex seit seinem Tiefst im vergangenen Oktober. Durch den Kursanstieg der letzten neun Monate hat sich die einst starke Unterbewertung des Sektors etwas relativiert. Jedenfalls weisen die drei dominanten Gesellschaften auf der Basis der erwarteten Gewinne für 2003 Kurs-Gewinn-Verhältnisse von 80 bis 90 auf.

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Investitionen im Internet- oder Technologiesektor setzen enorm starke Nerven voraus und sollten den Charakter
einer Ergänzungsanlage haben. Die Bewertungen bewegen sich im Schnitt auf dem Niveau der Neunzigerjahre. Daher lassen sie viel Interpretationsspielraum nach oben und nach unten zu. Wem das Know-how und die Zeit fehlt, in die Aktien einzelner Gesellschaften zu investieren, sollte einen Fonds einsetzen.

Die Börsenkorrektur hat auch die Anlagefonds im Technologiesektor stark getroffen, sodass nur noch gerade 25 der in der Schweiz zum Vertrieb zugelassenen Technologiefonds eine Grösse von jeweils über 100 Millionen Schweizerfranken aufweisen. Die Fokussierung der Fonds ist unterschiedlich, Vergleiche deshalb teilweise problematisch. Im laufenden Jahr haben Fonds mit einem Fokus auf Internettitel gut abgeschnitten. Bei einer längeren Betrachtungsweise halten sich jedoch breiter abgestützte Fonds bedeutend besser.

In der Schweiz werden knapp hundert Anlagefonds zum Thema Technologie angeboten, wovon etwa zwei Drittel drei Jahre und länger existieren. Die Performanceunterschiede von den besten zu den schlechtesten Fondsprodukten sind enorm. Im Dreijahresvergleich zeigen sich jährliche Differenzen von über 20 Prozent. Überdurchschnittlich gut hat sich der Clariden Technology Equity Fund entwickelt, sowohl während der Korrektur als auch in der Erholungsphase. Er ist breit diversifiziert und mit einem Fondsvolumen von rund 200 Millionen Franken komfortabel kapitalisiert. Die Titelauswahl erfolgt über eine Bottom-up-Analyse durch die Wellington Management Company in Boston.

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Wer lieber auf ein Indexprodukt setzt, findet im Balzac Technology eine kostengünstige Variante. Reine Internetfonds werden nicht allzu häufig angeboten; sie weisen teilweise geringe Volumen auf, weshalb wir bei solchen Produkten nach wie vor zu besonderer Vorsicht mahnen. Schliesslich sollte man als Investor, dessen Anlagen primär auf Schweizerfranken oder Euro basieren, das Währungsrisiko nicht vernachlässigen. Denn bei den aufgeführten Produkten wird die grosse Mehrzahl der Anlagen im US-Dollar-Raum gehalten.

Thomas Hinder und Rolf Maurer sind Partner der Vermögensverwaltung Bevag Better Value AG, Zürich.

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