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Die USA senken die Zölle für die Schweiz auf 15 Prozent. Doch was hält die Schweizer Wirtschaft vom Deal?
«Aufatmen, aber keine Entwarnung», findet Stefan Brupbacher vom Branchenverband Swissmem.
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Jetzt also doch: Die Schweiz und die USA einigen sich auf einen neuen Zoll-Deal. Die Zölle sollen von 39 auf 15 Prozent gesenkt werden. Nach einem Fauxpas der SVP bestätigen zuerst die USA und dann auch der Schweizer Bundesrat den Deal. Es handelt sich dabei um eine rechtlich unverbindlichen Absichtserklärung.
Thermoplan-Chef Adrian Steiner (50) freut sich über den Deal mit den USA. «Wir sind sehr glücklich, dass wir nun gleiche Rahmenbedingungen wie unsere Mitbewerber aus der EU haben», so der CEO im Gespräch mit Blick. Die Schweizer Firma aus Weggis LU beliefert Starbucks-Filialen weltweit exklusiv mit Kaffeeautomaten. Auch McDonald’s gehört zu den Kunden des Produzenten. Wann genau die Zölle sinken, ist noch nicht bekannt. Doch in den nächsten Wochen soll es so weit sein.
Der Thermoplan-Chef plant bereits für die Zukunft: «Nächste Woche fliege ich zu einem Kunden nach Seattle. Nun habe ich endlich wieder Klarheit und Perspektive und kann darauf verhandeln», so Steiner weiter. Während des Trips wird er unter anderem auch Standortmöglichkeiten in den USA besprechen. Denn auch Zölle von 15 Prozent sind für den Zulieferer von Starbucks anspruchsvoll. «Ich würde mir natürlich noch tiefere Zölle wünschen – doch so sind sie tragbar.»
«Aufatmen, aber keine Entwarnung», heisst es beim Branchenverband Swissmem als Antwort auf den neuen Zolldeal. Die Zölle haben die Maschinen und Tech-Industrie hart getroffen. Die Exporte der Schweizer Tech-Firmen seien innert Wochen um 14,2 Prozent eingebrochen. «Tatsächlich fällt mit der Reduktion aber lediglich die massive Benachteiligung von Schweizer Produzenten gegenüber solchen aus der EU oder Japan weg», so Direktor Stefan Brupbacher (57). Jetzt ist die Politik gefragt: Sie müsse die Rahmenbedingungen für den Werkplatz Schweiz verbessern.
Das Problem: Der Druck auf die Schweizer-Tech-Industrie bleibt enorm hoch. Seit neun Quartalen sind die Umsätze bereits rückläufig. «Stabilität und Berechenbarkeit sind nicht absehbar», warnt Swissmem in einer Mitteilung.
Ins gleiche Horn bläst Economiesuisse: «Die aktuelle Lage muss ein Weckruf für die Politik sein.» Die 15 Prozent Zoll begrüsst der Verband zwar – doch neben den US-Zöllen würden auch die flaue Entwicklung in anderen wichtigen Absatzmärkten sowie geopolitische Spannungen die hiesige Wirtschaft belasten.
«Die hohen US-Zölle haben nicht nur die Wettbewerbsfähigkeit von Schweizer Unternehmen auf dem US-Markt deutlich geschwächt, sondern auch Arbeitsplätze in der Schweiz unter Druck gesetzt», so der Wirtschaftsverband weiter. Doch die US-Zölle von 15 Prozent belasten die Schweizer Exportunternehmen nach wie vor.
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Zudem bleiben der starke Franken und hohe Herstellungskosten bestehen. Der Druck auf Unternehmen sei deshalb weiterhin gross, warnt Nicola Tettamanti (38), Präsident von Swissmechanic. Trotzdem: «Für die MEM-Branche ist das eine gute Nachricht. Erstmals haben wir wieder gleiche Rahmenbedingungen im US-Markt wie unsere europäischen Wettbewerber», so Tettamanti weiter.
Von einem «den Umständen entsprechend guten Ergebnis» spricht auch Fabio Regazzi (63), Präsident des Schweizerischen Gewerbeverbands und Mitte-Ständerat. «Natürlich wären gar keine Zölle optimal. Aber dass es jetzt schnell einen Deal gegeben hat, ist positiv.» Die bislang von Unsicherheiten geprägte Situation sei sehr schwierig gewesen. «Jetzt sollte etwas Stabilität einkehren», mutmasst Regazzi. Und weiter: «Das lässt uns zuversichtlicher in die Zukunft schauen.» Doch die Herausforderungen bleiben.
Auch Handel Schweiz begrüsst die heute erzielte Einigung im Zoll-Streit mit den USA. «Die Lösung ist ein wichtiges Signal an den Handelsplatz Schweiz und bringt dringend benötigte Planungssicherheit für die Wirtschaft», so Direktor Kaspar Engeli. Der neue Deal sichere zudem die internationale Wettbewerbsfähigkeit des Standorts.
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Vor allem die Uhren-, Medizinal- und Maschinen-, Elektro- und Metallindustrie dürften von tieferen Zöllen profitieren, wie die UBS auf Anfrage der Nachrichtenagentur AWP festhielt. Mit der Zollsenkung entfalle für die betroffenen Branchen auch der Wettbewerbsnachteil insbesondere gegenüber der EU-Konkurrenz, hiess es von der Luzerner Kantonalbank.
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