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Krise in der Autoindustrie

Rund 50.000 Stellen in einem Jahr verloren

Die deutsche Industrie kämpft mit massiven Stellenverlusten, besonders in der Autoindustrie, die 48.700 Jobs einbüsste. Das ist der tiefste Stand seit 2011.

News Bilder des Tages Produktion von Elektrofahrzeugen bei Volkswagen Wirtschaft, Autoindustrie, Volkswagen: Die Endkontrolle bei VW: Den Kontrolleuren bleibt kein Teil verborgen. Zwickau Sachsen Deutschland *** Production of electric vehicles at Volkswagen Economy, Auto industry, Volkswagen Final inspection at VW No part remains hidden from the inspectors Zwickau Saxony Germany Copyright: xTeresaxKrögerx

Autoindustrie verzeichnet massiven Stellenrückgang

imago/Kirchner-Media

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Die krisengeplagte deutsche Autoindustrie hat binnen eines Jahres fast 50.000 Stellen abgebaut. Mit insgesamt noch 721.400 Beschäftigten Ende des dritten Quartals sei in der Branche ein Tiefstand seit Mitte 2011 erreicht, teilte das Statistische Bundesamt in Wiesbaden mit. Auch in anderen Industriezweigen gingen viele Jobs verloren: im Maschinenbau etwa, der Metallerzeugung und der Kunststoffindustrie. In der Autoindustrie arbeiteten Stand Ende September gut 48.700 Menschen weniger als ein Jahr zuvor. Das war ein Rückgang um 6,3 Prozent - so hoch wie in keiner anderen großen Industriebranche, wie das Statistikamt erklärte. Zulieferer bauten dabei deutlich stärker Stellen ab als Hersteller. Am Donnerstag kündigte der Lkw-Bauer MAN den Abbau von 2300 Stellen in den kommenden zehn Jahren an. Die Autoindustrie leidet unter "drei massiven Belastungen", wie der wissenschaftliche Direktor des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) der Hans-Böckler-Stiftung, Sebastian Dullien, erklärte: Zum einen unter dem sich verschiebenden geopolitischen Umfeld, das die Märkte in den USA und China für deutsche Exporteure zunehmend unzugänglicher macht. Zum zweiten unter den durch die russische Ukraine-Invasion deutlich gestiegenen Energiepreisen und zum dritten unter der anstehenden Umstellung auf E-Mobilität mit Verschiebung von Lieferketten und Verunsicherung der Verbraucher, die sich derzeit mit dem Kauf von Kraftfahrzeugen insgesamt zurückhalten.

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Die erschwerten Exporte und die hohen Energiepreise treffen auch andere Branchen hart: In der Metallerzeugung und -verarbeitung sank die Beschäftigtenzahl laut Statistik binnen eines Jahres um 5,4 Prozent auf 215.400, in der Herstellung von Datenverarbeitungsgeräten, elektronischen und optischen Erzeugnissen ging sie im selben Zeitraum um 3,0 Prozent zurück auf 310.300 Beschäftigte. In der Kunststoffindustrie wurden 2,6 Prozent der Stellen abgebaut (auf 321.400) in der Herstellung von Metallerzeugnissen 2,5 Prozent (auf 491.500). Im Maschinenbau betrug der Stellenabbau 2,2 Prozent, Ende des dritten Quartals waren damit noch 934.200 Menschen in der Branche beschäftigt. In der chemischen Industrie ging die Beschäftigung um 1,2 Prozent zurück (auf 323.600 Menschen).

Allein in der Nahrungsmittelindustrie stieg die Beschäftigung: Hier gab es Ende des dritten Quartals 8800 Beschäftigte mehr als ein Jahr zuvor, ein Plus von 1,8 Prozent auf insgesamt 510.500 Beschäftigte.Insgesamt sei der Beschäftigungsabbau im Vergleich zum Rückgang von Produktion und Aufträgen noch moderat, erklärte Dullien vom IMK. "Es ist noch nicht zu spät, den Großteil der Jobs in der Industrie zu retten." Dafür brauche es aber eine "gezieltere und ganzheitliche Industriepolitik". Deutschland sollte seiner Ansicht nach die EU dazu anregen, selber Schlüsselbranchen zu definieren und den Binnenmarkt zu nutzen, um europäische Produktion in diesen Branchen zu fördern.  AWP

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