Guten Tag,
Bodenständig, unkonventionell, durchsetzungsstark: Die Chefin des Staatssekretariats für Wirtschaft ist eine Macherin. Kann sie Trump?
Helene Budliger Artieda gilt als Schnelldenkerin, die rasch in den Ausführungsmodus wechselt. Weniger Powerpoint, mehr Execution.
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Sie räuspert sich, blickt entschuldigend zu ihrem Chef zur Linken und sagt: «Ich bin nicht ganz einverstanden mit dem, was Sie sagen.» Helene Budliger Artieda heisst die Frau, die dem Journalisten an diesem 4. Mai 2022 im Medienzentrum des Bundeshauses sagt, dass ihr dessen Analyse missfällt. Ihr Chef, das ist Bundesrat und Wirtschaftsminister Guy Parmelin. Anlass ist die Medienkonferenz zur Ernennung der designierten Chefin des Staatssekretariats für Wirtschaft (Seco). Budliger Artiedas erster Auftritt ist ein erstes Ausrufezeichen.
Einen grauen Blazer trägt sie, eine hellgrüne Bluse, langes blondes Haar, und hält eine Antrittsrede in vier Sprachen. Dezent im Auftritt, überzeugend in der Sache. Botschafterin in Thailand ist sie damals. Sie beginnt in fliessendem Français fédéral, bedankt sich bei Aussenminister Ignazio Cassis, wechselt für die harten Themen und ihren Track Record ins Deutsch, streicht ihre wirtschaftliche Kompetenz hervor, betont die Wichtigkeit der bilateralen Abkommen, wechselt ins Englisch für Dankesworte an ihr Team der Schweizer Botschaft in Bangkok und schliesst in Spanisch («Wir sprechen spanisch») mit einer öffentlichen Wertschätzung an ihren Mann. Und obwohl sie fast schon ermüdendes Erwartungsmanagement betreibt und wiederholt, wie wichtig der Dialog und der Austausch mit allen Anspruchsgruppen seien, auch mit den Sozialpartnern, wirkt ihr Auftritt bodenständig und authentisch. «Miteinander reden ist das A und O für den Erfolg», sagt sie. «One Switzerland ist unser Trumpf.» – «One shot, one opportunity», rappte einst Eminem über den Moment, in dem sich alles entscheidet: Die 60-jährige Neo-Staatssekretärin hat geliefert, noch bevor sie ihr neues Büro bezogen hat.
Seco-Direktorin Budliger und ihr Chef, Wirtschaftsminister Guy Parmelin, reisten zuletzt Anfang September für Verhandlungen in die USA.
KeystoneSeco-Direktorin Budliger und ihr Chef, Wirtschaftsminister Guy Parmelin, reisten zuletzt Anfang September für Verhandlungen in die USA.
KeystoneDamals im Jahr 2022 nennt sie den russischen Angriffskrieg in der Ukraine und die Nachwirkungen der Pandemie als die grossen Herausforderungen, genauso wie die Zusammenarbeit mit der Europäischen Union (EU) und anderen Ländern. Zolltafeln à la «Grundschule im Rosengarten des Weissen Hauses» wären damals noch als Satire durchgegangen. Mittlerweile sind die Zollverhandlungen mit den USA zu Budligers wichtigstem Dossier mutiert. Ihr Job: runter mit den US-Strafzöllen von 39 Prozent.
Sie ist aktuell die gefragteste Person in Bundesbern. Für die Verhandlungen ist sie schon so oft nach Washington geflogen, dass es zweimal um die Erde reichen würde. Mächtig ist sie, und zugleich lastet ein immenser Druck auf ihr. Von ihrem Verhandlungsgeschick und ihrem Team hängen besonders im Jurabogen mit seiner exportlastigen Uhrenindustrie Existenzen ab (siehe Grafik auf Seite 79). Und damit von einer Person, die weder eine klassische Diplomatenkarriere aufweist noch Botschafterdünkel mitbringt.
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Budliger wächst zusammen mit einer Schwester und ihren Eltern in Dübendorf ZH auf und schliesst die Handelsmittelschule ab. Schon damals ist da der Wunsch, die Welt zu sehen, Menschen zu treffen. Andere Kulturen hätten sie schon immer interessiert, sagte die passionierte Weitwanderin einmal. Deshalb habe sie ursprünglich ein Praktikum in Hotels in Muralto und Genf gemacht. Am Lac Léman stolpert sie über eine Anzeige des Aussendepartements, das Botschaftsangestellte für das Ausland suchte. So sieht sie sich unversehens in Lagos wieder. Dort erkennt man rasch, dass sie als Sekretärin überqualifiziert ist, und rät ihr, die notwendigen Ausbildungen nachzuholen. In Lagos lernt sie auch den Ex-Botschafter und Lobbyisten Thomas Borer kennen, mit dem sie bis heute in Kontakt steht. Das sorgte jüngst für medialen Wirbel, da sich Borer öffentlich arg offensiv zu den Zollverhandlungen äusserte.
Nach einigen weiteren Stationen lässt sie sich zur konsularischen Mitarbeiterin umschulen und holt sich in Bogotá das theoretische Rüstzeug mit einem Betriebswirtschaftsstudium. Ihren zwischenzeitlichen Karrierehöhepunkt erklimmt sie 2008, als die damalige Aussenministerin Micheline Calmy-Rey sie als erste Frau an die Spitze der Direktion für Ressourcen im EDA befördert (siehe «Karrierometer» auf Seite 80). Statt eines Hotels führt sie nun als Chefin rund 400 Mitarbeitende und ist verantwortlich für Personal, Finanzen und Informatik. Ein Top-Job innerhalb des Aussendepartments.
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Budliger ist Diplomatin mit ungewöhnlichem Karriereweg, ohne diplomatischen Concours und ohne Meriten einer prestigeträchtigen Hochschule. Im Seco, gespickt mit klassischen Handelsdiplomaten, rümpft der eine oder andere die Nase über die überraschende Wahl. Nicht viele schaffen es mit diesem Rucksack so weit die Karriereleiter hoch. Budliger ist nicht die feine Handelsdiplomatin – sie ist direkt in der Sprache und bringt eine andere Kultur ins Seco. Oder wie es jemand aus der Seco-Führungsriege sagt: «Helene Budliger ist mehr die Faust auf dem Tisch. Sie ist instinktiver als ihre Vorgängerin Marie-Gabrielle Ineichen-Fleisch. Analytisch, eine Macherin.» Bodenständig, direkt und anders.
«Von der Sekretärin zur Staatssekretärin», schrieb die «NZZ» einmal. Und diese Frau soll für die Schweiz in Washington die Kohlen aus dem Feuer holen? Womöglich sind genau die Budliger’schen Eigenschaften nötig, wenn das Gegenüber nicht nach klassischen diplomatischen Regeln spielt. Bundespräsidentin Karin Keller-Sutter hat das schmerzlich erfahren müssen im mittlerweile bekanntesten diplomatischen Telefongespräch der Schweiz. «I spoke to the Prime Minister. The woman was nice, but she didn’t want to listen», meinte US-Präsident Donald Trump nach dem Call im Fernsehen. Keller-Sutter stand mit abgesägten Hosen da.
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Die Bundespräsidentin Karin Keller-Suter führte das ominöse Telefongespräch mit US-Präsident Trump.
keystone-sda.chDie Bundespräsidentin Karin Keller-Suter führte das ominöse Telefongespräch mit US-Präsident Trump.
keystone-sda.chRekapitulation, Analyse, Szenarien und ab in die nächste Runde. Es sind diese Situationen, die wie gemacht sind für Budliger. «Sie arbeitet auf ein Ziel hin, und wenn sie auf Widerstand stösst, sucht sie einen anderen, unkonventionellen Ansatz. Sie ist nicht diplomatisch verklausuliert. Das ist enorm positiv, vor allem auch für die Verhandlungen mit den USA», sagt Monika Rühl, langjährige Direktorin des Wirtschaftsdachverbands Economiesuisse, Absolventin des diplomatischen Concours und ehemaliges Geschäftsleitungsmitglied im Seco. Ähnlich tönt es bei Rahul Sahgal, CEO der Schweizerisch-Amerikanischen Handelskammer. «Helene Budliger ist direkt und transparent, hat sehr viel Energie und verkörpert eine gewisse gutschweizerische Bodenständigkeit. Das hilft ihr sicherlich in vertrackten Verhandlungen.» Sahgal muss es wissen. Budliger ist entscheidend, als er 2013 in den diplomatischen Dienst eintritt. Sie führt damals das Interview mit Sahgal und stellt ihn ein. «Sie ist fähig, Opportunitäten zu nutzen, was eine grosse Stärke ist», sagt er. «Ganz im Sinne des römischen Philosophen Seneca: Erfolg ist, was passiert, wenn Vorbereitung auf Gelegenheit trifft.» Budliger sei sehr überzeugend und wer eine andere Meinung habe, müsse sich argumentativ gut vorbereiten, so Sahgal.
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Micheline Calmy-Rey beförderte Budliger 2008 als erste Frau an die Spitze der Direktion für Ressourcen im EDA.
KeystoneMonika Rühl Die Economiesuisse-Direktorin schätzt Budligers direkte und diplomatisch unverklausulierte Art.
Laurent Wehrli Der FDP-Nationalrat und Aussenpolitiker zieht ein positives Fazit zu den abgeschlossenen Freihandelsabkommen.
KeystoneThomas Borer lernte Budliger bei ihrer ersten Auslandsstation in Nigeria kennen. Der Alt-Botschafter steht bis heute in Kontakt mit ihr.
Dass sie nicht den üblichen diplomatischen Karriereweg eingeschlagen hat, sieht ein langjähriger Begleiter sogar als Vorteil: «Wer nicht ins gemachte Nest geboren worden ist und sich alles selbst erarbeiten muss, entwickelt entscheidende Kompetenzen. Sie weiss haargenau, wie sie sich durchsetzen kann.» Sie sei vielleicht nicht so brillant wie etwa Franz Blankart, der 2021 verstorbene Doyen der schweizerischen Wirtschaftsdiplomatie, aber sie sei enorm dossierfest, habe das nötige Gespür für das Gegenüber und wisse, wie man verhandelt.
Oder wie es dem Vernehmen nach jemand aus dem US-Handelsministerium formulierte: «When I throw her out the door, she comes in through the window. She is a tough cookie.»
Beharrlichkeit und Durchhaltevermögen sind wesentliche Charakterzüge von Budliger. Dass sie ein Wanderfan ist, eine Weitwanderin, passt ins Bild. Den Jakobsweg in Nordspanien bis nach Santiago de Compostela ist sie abgeschritten. Die Via Francigena von Lausanne nach Rom hat sie ebenso unter die Füsse genommen wie historische Auswandererwege, etwa jenen von Solothurn nach Colmar. Manchmal seien sie 30 Kilometer und mehr am Tag und drei Wochen am Stück mit dem Rucksack unterwegs, sagte sie einmal. Dabei gehe es zwar auch um kulturelle Bereicherung, «vor allem aber ist es eine körperliche Anstrengung und eine Reduktion im Kopf aufs Wesentliche». Es ist eine Analogie zu den Verhandlungsmarathons im Seco. Lässt es die Zeit zu, trifft man Budliger auch mal im Kino. Sie liest gerne oder löst Puzzles. Eine Form der Achtsamkeit als Ausgleich neben dem Stressjob als Staatssekretärin. Mit ihrem Mann Alex Artieda – einem Peruaner, längst Doppelbürger – wohnt sie in Eich am Sempachersee. Sie lernten sich in den 1990er-Jahren beim Gleitschirmfliegen in Peru kennen. Artieda ist Herr der Nullen und Einsen, war in der IT tätig. Heute kümmert er sich um das Haus, kocht und widmet sich seiner Leidenschaft, dem Amateurfunken.
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Helene Budliger Artieda lebt mit ihrem Mann Alex Artieda, einem gebürtigen Peruaner, in Eich LU. Die Haussprache ist Spanisch.
PRHelene Budliger Artieda lebt mit ihrem Mann Alex Artieda, einem gebürtigen Peruaner, in Eich LU. Die Haussprache ist Spanisch.
PRDer Sempachersee ist auch ein Zurück zu Budligers Wurzeln. Sie ist heimatberechtigt im Luzerner Seetal. Ländlich und doch zentral sei es in Eich, sagt sie. Ein Kraftort für Budliger, die 2019 der «Luzerner Zeitung» sagte, sie könnte sich durchaus vorstellen, etwas ganz anderes zu machen. Sie definiert sich längst nicht nur über Job und Karriere. Als sie 2015 die Direktion für Ressourcen im Aussendepartement als Amtsdirektorin verlässt, um in Südafrika als Botschafterin zu wirken, ist das für viele nicht nachvollziehbar. Freiwillig ein Rückschritt? Nicht für Budliger. Sie wollte nach 15 Jahren einfach wieder ins Ausland. Punkt.
In unkonventionellen Mustern zu denken und zu handeln, mag irritieren. Auch im Seco. Während Vorgängerin Ineichen-Fleisch die Direktion für Aussenwirtschaft – der Posten ist Teil der Geschäftsleitung des Seco – selbst leitet, konzentriert sich Budliger auf ihre Chef-Funktion und befördert stattdessen Botschafter Ivo Germann an die Spitze der Direktion für Aussenwirtschaft, den bisherigen Leiter des Ressorts Makroökonomische Unterstützung in der Abteilung Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung.
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Neue Chefin, neue Organisation, zumindest ein bisschen. Menschen mögen bekanntlich keine Veränderungen; in der Verwaltung vielleicht noch etwas weniger. Das Betriebsklima hat sich unter Budliger verändert. Das Arbeitszeitkonto äufnet sich. Spätabendliche Sonderschichten oder Anrufe an Wochenenden gehören dazu. Einige Seco-Leute seien überrumpelt gewesen von Budligers Führungsstil und fühlten sich infrage gestellt, sagt eine Seco-Führungsperson. Aber: «Dass jemand an der Spitze des Staatssekretariats steht, der nicht aus der Seco-Kultur kommt, hat etwas Erfrischendes.» Budliger sei eine Managerin mit starker Leadership. Sie sei bestimmt, habe eine Vision, weder Berührungsängste noch Hemmungen und zögere nicht, in den Ausführungsmodus zu gehen. Weniger Powerpoint, mehr Execution. «Man braucht Zivilcourage, um ihr zu widersprechen», sagt jemand im Seco. «Aber das ist das richtige Verhalten im Umgang mit den USA. Sie ist eine Macherin.»
Budliger ist überzeugend und, einmal in Fahrt gekommen, nur schwer zu bremsen. Anderen Leuten soll sie nicht viel Raum lassen, heisst es. In Bern kursiert das Bonmot, dass oft nicht klar sei, wer der Chef sei: Wirtschaftsminister Guy Parmelin oder Seco-Chefin Helene Budliger. Es sind auch Sticheleien aus dem Finanzdepartement von Karin Keller-Sutter. Dass in den Gesprächen im April 2025 mit dem US-amerikanischen Verhandlungsteam die Bundespräsidentin in den Lead ging, ist nachvollziehbar. Dass die Seco-Chefin hingegen nicht mit am Tisch sass, sorgte für Stirnrunzeln. Schliesslich hatte sich Budliger Artieda bereits Anfang März für entsprechende Verhandlungen ausgesprochen und Mitte März den US-Handelsbeauftragten Jamieson Greer getroffen, der zusammen mit Finanzminister Scott Bessent die zentrale Ansprechperson für die Schweiz ist. Und dass der Inhalt des Gesprächs zwischen Keller-Sutter und Donald Trump mit entsprechender Warn-SMS an Helene Budliger, das Gespräch zu beenden, den Weg an die Öffentlichkeit fand, sorgte nicht eben für eitel Sonnenschein. Dass dies auf schlechte Vorbereitung des Seco zurückzuführen sei, soll wohl die Botschaft jener sein, die das Gesprächsprotokoll leakten – auch wollte Keller-Sutter nicht öffentlich als Verhandlungsamateurin dastehen. Fakt ist: Der US-Präsident hat nicht nur die Bundespräsidentin blossgestellt, er desavouierte vor allem seine eigenen Leute.
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Finanzminister Scott Bessent (r.) und der Handelsbeauftragte Jamieson Greer sind der Entry Point für die Schweizer.
Fabrice COFFRINI / AFPFinanzminister Scott Bessent (r.) und der Handelsbeauftragte Jamieson Greer sind der Entry Point für die Schweizer.
Fabrice COFFRINI / AFPMittlerweile ist es ruhig geworden. Budliger Artieda gibt aktuell keine Interviews. Das Seco lässt auf Anfrage lediglich verlauten, dass die Zusammenarbeit zwischen Finanz- und Wirtschaftsdepartement/Seco auf allen Ebenen sehr gut funktioniere. Staatssekretärin Budliger Artieda sei eine vom Bundesrat gewählte Angestellte des Bundes und halte sich ans Amtsgeheimnis. Anonyme und haltlose Unterstellungen kommentiere man nicht. Die Gespräche mit den USA würden derzeit auf verschiedenen Ebenen fortgesetzt, so das Seco. Und in Sachen Kompetenzgerangel teilt das Staatssekretariat mit, dass «der Bundesrat das Wirtschaftsdepartement für die Verhandlungen in Handelsfragen beauftragt hat». Im Raum steht eine mögliche Einigung gegen Ende Oktober 2025. So liess es zumindest US-Finanzminister Bessent verlauten. In den Berner Maschinenräumen raucht es aktuell gewaltig. Das Seco-Personal ist gefordert – nicht nur von der Sache. Budligers Führungssttil sei relativ autoritär, sagen Kritiker. Mitarbeitende müssten manchmal ihre Tasche oder ihre Jacke tragen, heisst es. «Ich trage ihre Tasche auch ab und an», sagt eine Führungsperson aus dem Seco und grinst dabei. «Das muss man hinnehmen, auch als Kader. Auch für seine eigene Meinung muss man kämpfen.» Wer das nicht könne, der solle sich zurückziehen.
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Tatsächlich leiste das Seco im Moment über die Massen viel, sagt ein Seco-Kader. Dies werde in der Wirtschaft geschätzt. Und dass manchmal noch freitagabends für Briefings und Absprachen für Dokumente der Kontakt gesucht werde, nehme man wohlwollend wahr. Budliger gehe nun mal Volldampf voraus.
Pierre-Yves Maillard Der Präsident des Gewerkschaftsbunds ist positiv überrascht von Budligers Art.
KeystoneAdrian Wüthrich Wertvoll und vertrauensbildend nennt der Travail-Suisse-Präsident Budligers Schaffen im EU-Dossier.
KeystoneRoland A. Müller lobt Budliger im EU-Dossier. Sie sei direkt, aber nicht verletzend, analysiert der Direktor des Arbeitgeberverbands.
KeystoneUrs Furrer ist Präsident des Gewerbeverbands. Er bewog Budliger auch schon zu einer Rede vor Verbandsmitgliedern.
Aber sie liefert auch. Und das über die ideologischen Grenzen hinweg. «Sie hat sich gleich zu Beginn ihrer Amtszeit in schwierige Dossiers reingekniet; etwa ins EU-Dossier mit den Sozialpartnern. Das gibt ihr eine grosse Glaubwürdigkeit», so Economiesuisse-Direktorin Rühl. Man wisse immer, woran man bei ihr sei. «Was sie sagt, das gilt, und das macht sie auch.» Ganz im Sinne des Walk-the-talk-Managersprechs. Mit dem kernigen Unterschied, dass sie tatsächlich liefert. Und wenn ihr sogar der notorisch kritische Schweizerische Gewerkschaftsbund (SGB) um das präsidiale Animal politique Pierre-Yves Maillard ein Kränzchen windet, dann macht Budliger Artieda offenbar einiges richtig. «Sie war die Erste, die verstehen wollte, was Sache ist», sagt SGB-Chefökonom Daniel Lampart zum Thema Lohnschutz im EU-Dossier. Das sei in jeder Hinsicht eine positive Überraschung gewesen. Die Seco-Direktorin habe keine Allüren. «Sie geht offen auf die Leute zu, geht überallhin und trifft alle Leute, die für die Lösung des Problems nötig sind – auch auf Baustellen», so Lampart. Hätten andere Staatssekretäre jeweils die SGB-Spitze einbestellt, sei sie im Gewerkschaftssekretariat vorbeigekommen. Dialogbereit und bodenständig, selbst wenn die Fronten noch so verhärtet sind. Der Erfolg gebe Budliger recht, findet auch Laurent Wehrli, Waadtländer FDP-Nationalrat und Präsident der Aussenpolitischen Kommission der grossen Kammer. «Sie ist kompetent, engagiert und beherrscht ihre Dossiers. Das war vor allem nützlich in verschiedenen Freihandelsabkommen, angefangen mit jenem mit Indien, das nun ohne Referendum in Kraft getreten ist.» Das sei ein echter Erfolg, so Wehrli, und auch in den Abkommen mit Malaysia und Thailand habe Budliger erfolgreich verhandelt. Mitte September hat Guy Parmelin auch noch das Freihandelsabkommen mit den Mercosur-Staaten Brasilien, Argentinien, Paraguay und Uruguay unterzeichnet, bei dem Budliger ebenfalls eine wichtige Rolle spielte.
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Jetzt sind die Scheinwerfer wieder voll auf Washington gerichtet – und auf Helene Budliger Artieda. Bald gilt wieder «One shot, one opportunity» für sie und das Verhandlungsteam. Budliger hält sich an der Schweizer DNA fest, die bedeute, dass man fleissiger, effektiver und mit einer gehörigen Portion an gesundem Menschenverstand handeln müsse, wie sie in ihrer Antrittsrede sagte. «Ich werde das als neue Staatssekretärin des Seco perfektionieren.» Switzerland first eben, mit Volldampf.
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