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Zusammen mit anderen Schlüsselfiguren des britischen Abhörskandals soll Rupert Murdoch heute vor britischen Parlamentariern aussagen. Hacker haben derweil eine falsche Todesanzeige von Murdoch auf der Internetseite von «The Sun» veröffentlicht.
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Medienmogul Rupert Murdoch muss heute vor britischen Parlamentariern erklären, was er von den illegalen Abhörpraktiken im «News of the World»-Skandal gewusst hat.
Ebenfalls vorgeladen sind Murdochs Sohn James und die frühere Verlagsmanagerin Rebekah Brooks. Sie war am Sonntag vorübergehend festgenommen worden. In einer weiteren Anhörung müssen die zurückgetretenen Scotland-Yard-Chefs Paul Stephenson und John Yates Rede und Antwort stehen. Sie sehen sich Korruptionsvorwürfen ausgesetzt.
Die Abhöraffäre ist vor zwei Wochen übergekocht, als bekanntgeworden war, dass Reporter der inzwischen eingestellten Boulevardzeitung «News of the World» neben Prominenten auch Verbrechensopfer angezapft hatten. Insgesamt geht die Polizei davon aus, dass mindestens 4000 Menschen Opfer der Abhörpraktiken geworden sind.
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Spekulationen über Ablösung Murdochs
Seit ein paar Tagen wird öffentlich über eine Ablösung von Murdoch an der Spitze von News Corp spekuliert. Seine Tochter Elisabeth war bereits als mögliche Nachfolgerin genannt worden. Am späten Montag (Orstzeit) bekam die Diskussion neues Futter.
So könnte nach einem Bericht der Finanz-Nachrichtenagentur Bloomberg der fürs Tagesgeschäft von Murdochs News Corp zuständige Chase Carey den 80-jährigen Firmenchef beerben. Es sei aber noch nichts entschieden, hiess es unter Berufung auf eingeweihte Personen.
Murdoch ist nicht nur Firmenchef, sondern auch Grossaktionär der News Corp. Eine Ablösung gegen seinen Willen wäre schwierig. Als Kompromiss könnte Murdoch zum Verwaltungsratschef ernannt werden und damit immer noch ein gewichtiges Wort mitreden.
Belastungszeuge tot aufgefunden
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Am Montagabend teilte die Polizei mit, dass mit Sean Hoare einer der Belastungszeugen in der Affäre tot in seiner Wohnung gefunden wurde. Es gebe jedoch keine Hinweise auf ein Gewaltverbrechen, hiess es von der Polizei in Hertfordshire.
Unterdessen zieht die Affäre weiter ihre Kreise in Grossbritannien. Nachdem mit Rebekah Brooks und Les Hinton zwei Top-Manager aus dem Murdoch-Imperium zurücktreten mussten, ist inzwischen auch die Polizei betroffen. Scotland-Yard-Chef Stephenson und sein Stellvertreter Yates mussten ihren Hut nehmen. Scotland Yard sieht sich mit Korruptionsvorwürfen konfrontiert.
Derweil hat die Hackergruppe Lulz Security hat am Montag die Internetseite der britischen Boulevardzeitung «The Sun» geknackt und in einer Falschmeldung den angeblichen Tod von Medienmogul Rupert Murdoch vermeldet.
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«Diese Geschichte ist nur die Phase Eins»
Die Zeitung löschte den Eintrag, wonach der 80-Jährige tot in seinem Garten aufgefunden wurde, kurz nach der Veröffentlichung am Montagabend. Die «Sun» gehört wie das inzwischen eingestellte Skandalblatt «News of the World» zum britischen Murdoch-Ableger News International.
Besucher der Internetseite wurden auf die Seite von Lulz Security beim Kurznachrichtendienst Twitter weitergeleitet, wo sich die Hacker zu der Attacke bekannten und weitere Aktionen ankündigten. «Diese Geschichte ist nur die Phase Eins», hiess es in einer Nachricht. Eine Sprecherin von News International sagte, die britische Zeitungsgruppe habe Kenntnis von dem Online-Angriff.
Lulz Security hatte in den vergangenen Wochen nach eigenen Angaben die Internetseiten von Unternehmen wie Sony und Nintendo, aber auch den US-Senat und den US-Geheimdienst CIA angegriffen. Ende Juni gab die Gruppe ursprünglich das Ende ihrer Aktionen bekannt.
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S&P senkt Ausblick für News Corp
Der Abhörskandal hat für Murdoch zunehmend auch wirtschaftliche Folgen: Die Ratingagentur Standard & Poor's stufte den Ausblick für die Kreditwürdigkeit seines Konzerns News Corp auf «negativ» herab.
Seit einer Prüfung in der vergangenen Woche seien die Ermittlungen in Grossbritannien ausgeweitet worden, hiess es zur Begründung. Zudem verwies die Ratingagentur auf den «Verlust des guten Rufs» des Konzerns, eine «Schwächung» der Führungsebene nach mehreren Rücktritten und den Verzicht auf die geplante Übernahme des britischen Bezahlsenders BSkyB.
(tno/cms/sda)
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