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Verzweifelte Schadensbegrenzung: Medienmagnat Rupert Murdoch entschuldigt sich nach allen Seiten, im Versuch, den Schaden durch den Abhörskandal zu begrenzen. Und er verliert einen weiteren Spitzenmanager.
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Rupert Murdoch verliert eine weitere wichtige Führungsfigur in seinem Imperium News Corp.: Les Hinton tritt zurück. Er ist Chef der Tochterfirma Dow Jones, deren Aushängeschild das «Wall Street Journal» ist.
Hinton hatte über Jahre die britische News-Corp.-Verlagstochter News International geleitet, zu der auch das Skandalblatt «News of the World"»bis zu seiner Einstellung gehörte.
Reporter der Zeitung haben den bisherigen Erkenntnissen zufolge die Telefone von Prominenten, Politikern und Verbrechensopfern abgehört. Die Vorfälle fallen in die Zeit, in der Hinton den Verlag in Grossbritannien leitete. Nachdem Murdoch Dow Jones im Jahr 2007 übernommen hatte, holte er seinen langjährigen Vertrauten von London nach New York und setzte ihn an die Spitze des Unternehmens.
«Es spielt keine Rolle, dass ich nicht wusste, was da vermutlich passiert ist», schrieb Hinton in der Mitteilung über seinen sofortigen Rücktritt. «Unter diesen Umständen ist es meiner Ansicht nach angemessen, aus der News Corp. auszuscheiden, und mich bei allen zu entschuldigen, die von den Aktionen der «News of the World» verletzt wurden.»
FBI ermittelt
Nur Stunden zuvor hatte Murdoch die aktuelle britische Verlagschefin Rebekah Brooks nach massivem öffentlichen Druck ziehen lassen müssen. Brooks war bis zum Jahr 2003 Chefredaktorin von «News of the World» und später des zweiten britischen Murdoch-Boulevardblattes «The Sun». Auch Murdochs Sohn James, der das Europageschäft leitet, steht in der Kritik.
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Die Rücktritte kommen an einem Tag, an dem Murdoch sich zum einen bei den Opfern der Abhöraktionen in Grossbritannien entschuldigte, in dem zum anderen aber auch Ermittlungen der US-Bundespolizei FBI ihren Lauf nahmen.
Sie geht dem Verdacht auf den Grund, dass News-Corp.-Mitarbeiter auch die Opfer der Terroranschläge vom 11. September 2001 abgehört haben könnten. In Australien stehen Murdoch-Medien ebenfalls unter verschärfter Beobachtung.
Murdoch trifft Opfer
Medienmogul Rupert Murdoch bemüht sich derzeit um Schadensbegrenzung. Er hat sich in einem Hotel in der Londoner Innenstadt mit den Angehörigen der ermordeten Milly Dowler getroffen. Wie die britische Agentur PA am Freitag weiter berichtete, habe sich Murdoch für das entschuldigt, was Mitarbeiter seiner Sonntagszeitung «News of the World» der Familie angetan haben.
«Er bat um Entschuldigung und sagte, das hätte nicht passieren dürfen», sagte der Anwalt der Familie Dowler, Mark Lewis, nach dem Treffen. «Murdoch sagte, die Vorgehensweise der «News of the World"»habe nicht den Standards entsprochen, die sein Vater, ein angesehener Journalist, und seine Mutter gesetzt haben.» Diese hatten den Grundstein für das Imperium gelegt.
Millys Eltern hatten ein Treffen mit den Verantwortlichen der «News of the World» verlangt, seit ans Licht gekommen war, dass Journalisten der Zeitung die Mailbox ihrer 2002 entführten Tochter angezapft hatten.
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Entschuldigung per Anzeigen
Der Murdoch-Konzern will im Abhörskandal auch die britische Nation um Entschuldigung bitten. «We are Sorry» lautet die Überschrift des Anzeigentextes, der in allen landesweit erscheinenden Zeitungen Grossbritanniens geschaltet worden war. Der Text trägt die Signatur von Rupert Murdoch.
«Das Geschäft der News of the World war es, andere zur Verantwortung zu ziehen. Sie versagte, als es um sie selbst ging. Das ernsthafte Fehlverhalten, das passierte, tut uns leid», heisst es in dem Text. Und Murdoch fügt darin hinzu: «Es ist mir klar, dass es nicht genug ist, sich einfach zu entschuldigen.»
«In den kommenden Tagen, in denen wir weitere konkrete Schritte unternehmen werden, um diese Dinge zu lösen und den Schaden zu begleichen, den sie verursacht haben, werden Sie mehr von uns hören.»
(cms/sda)
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