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Der Zusammenschluss gerät ins Wanken: Der Staatsfonds des Golfstaates Katar verlangt als zweitgrösster Xstrata-Aktionär einen höheren Preis von Glencore - und das kurz vor wichtigen Aktionärstreffen. Jetzt verschiebt Xstrata die Generalversammlung.
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Katar gefährdet in letzter Sekunde den Zusammenschluss der Rohstoff-Giganten Glencore und Xstrata. Mit einer überraschenden Preis-Nachforderung stellt der Staatsfonds des schwerreichen Ölemirats eine hohe Hürde für Geschäft auf.
Der Golfstaat erklärte in der Nacht zum Mittwoch, Glencore müsse 3,25 eigene Aktien für jeden Xstrata-Anteilsschein bezahlen und nicht wie bislang geplant 2,8. Das wäre ein Aufschlag von 16 Prozent. Die Forderung aus Katar kommt nur kurz vor wichtigen Aktionärstreffen Mitte Juli.
Analysten halten es für möglich, dass Glencore das Umtauschverhältnis auf 3 Aktien erhöht. «Ohne Änderungen ist der Deal gestorben», sagte ein Analyst zur Nachrichtenagentur Reuters. Der Zusammenschluss, der in Kürze über die Bühne gehen sollte, könnte sich um Monate verzögern.
Katar stockte auf
Glencore, wie Xstrata mit Sitz im Kanton Zug, müsse sein Angebot entweder bis Donnerstagabend aufstocken oder die Aktionärsversammlungen vom Juli verschieben, hiess es. Katar ist nach Glencore der zweitgrösste Aktionär von Xstrata und spielt daher bei dem Zusammenschluss eine wichtige Rolle.
Glencore lehnte am Donnerstag auf Anfrage jeglichen Kommentar zur Forderung des Staatsfonds von Katar ab.
Seit Bekanntwerden des Übernahmeangebots im Februar hatte Katar seinen Anteil an Xstrata kräftig auf mehr als 10 Prozent aufgestockt. Zusammen mit den britischen Vermögensverwaltern Standard Life und Schroders, die das bisherige Angebot ebenfalls als zu niedrig ablehnen, kommen die Gegner inzwischen auf mindestens 13,3 Prozent der Xstrata-Papiere.
Katar-Fonds auch an CS, Porsche und LVMH beteiligt
Damit wäre der Anteil bereits gefährlich nahe an der Schwelle von 16,48 Prozent, ab der die Übernahme auf einem Xstrata-Aktionärstreffen am 12. Juli blockiert werden könnte. Glencore ist zwar bereits mit 34 Prozent grösster Anteilseigner von Xstrata, aber nicht stimmberechtigt.
Der Katar-Fonds, der auch an der Credit Suisse, dem Autobauer Porsche oder dem Luxusgüterkonzern LVMH beteiligt ist, galt bisher als stiller Teilhaber. Die Rolle von Katar als Investor scheint sich nun mit der Glencore-Intervention zu verändern.
Der Staatsfonds erklärte, noch immer den Sinn des Zusammenschlusses anzuerkennen. Er wolle jedoch günstigere Bedingungen erreichen. Ein Banker vermutete hinter der Nachforderung eine koordinierte Aktion mehrerer Aktionäre.
Standard Life und Schroders hatten schon am Tag der Bekanntgabe der Pläne im Februar das Umtauschverhältnis aus zu tief bemängelt. Die Forderung von Katar folgt aber auch auf den Ärger anderer Aktionäre über astronomisch anmutende Managervergütungen als Teil der Fusionsvereinbarungen. Glencore signalisierte inzwischen die Bereitschaft zu möglichen Änderungen.
Megakonzern
Der vereinigte Konzern würde die ganze Wertschöpfungskette im Rohstoffgeschäft vom Abbau bis zum Transport und Verkauf der Bergbauprodukte abdecken. Die Gruppe wäre damit ein mächtiger Weltkonzern mit Einfluss auf den Handel mit Nahrungsmitteln, Industriegütern und Energieträgern.
Mit Umsätzen in Sphären um 210 Milliarden Dollar wäre «Glencore Xstrata plc» zudem eines der Unternehmen mit den höchsten Einnahmen in der Schweiz. Die Aktien von Glencore und Xstrata sind allerdings in London kotiert. Die Konzerne sind bis heute britisch geprägt.
Die Glencore-Xstrata-Fusion wäre schliesslich auch der grösste Zusammenschluss in der Branche seit 2007, als der australische Bergbauriese Rio Tinto den Aluminiumkonzern Alcan für 38 Milliarden Dollar übernahm und damit zugleich eine neue Rekordmarke setzte.
Xstrata verschiebt Generalversammlung
Inzwischen ist laut der Nachrichtenagentur AFP bekannt geworden, dass Xstrata die für Mitte Juli angesetzte Generalverammlung zur Fusion auf unbestimmte Zeit verschoben hat.
Die Forderung von Katar folgt auch auf den Ärger anderer Aktionäre über Vergütungen als Teil der Fusionsvereinbarungen für 73 Manager. Xstrata hatte den Plan, 173 Millionen Britische Pfund (etwa 260 Millionen Franken) zum Teil in bar auszahlen. Für Konzernchef Mick Davis allein waren 28,5 Millionen Pfund (43 Millionen Franken) vorgesehen.
Am Mittwochnachmittag gab Xstrata bekannt, dass das Vergütungsprogramm geändert werde. Die Boni sollen nun ganz in Aktien sowie gestaffelt ausbezahlt werden. Zudem müssen die Manager durch die Fusion mehr als 50 Millionen US-Dollar jährlich einsparen, um ihre Boni zu bekommen.
(tno/chb/awp/sda)
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