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Der neue Asterix-Band ist ein Strong Buy. Die beste und lustigste Nebenrolle spielt die Wirtschaft. Nicht zum ersten Mal.
Asterix und Obelix in Lusitanien: Die bauernschlauen und rauflustigen Gesellen auf dem Weg ans maritime WEF. Hier noch vor dem Haircut.
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Ja, auch in ihrer neuesten Geschichte pflegen Asterix und Obelix ihre Kernkompetenz: Römer verhauen. Doch im aktuellen Band der Comicreihe dauert es geschlagene 25 Seiten, bis die Fäuste erstmals fliegen.
Was in «Asterix in Lusitanien» hingegen von Seite eins an eine wichtige Rolle spielt: die Wirtschaft. Früh machen wir Bekanntschaft mit dem römischen Präfekten Maximus Fetterbonus und seinem finsteren Plan, der uns bis zu einer Art maritimem WEF führt, einer grandiosen Orgie der Mächtigen und Grossmäuligen auf einer Vergnügungsgaleere namens «Davos». Aber dazu später.
Zunächst etwas Asterix-Historie. Das Abenteuer in Lusitanien (der antike Name für das heutige Portugal) markiert den 41. Band der Comicserie. Mit einer Startauflage von weltweit fünf Millionen Exemplaren wird klar, dass der kleine, grossherzige Kämpfer Asterix seit seinem Startdatum 1961 Big Business ist. Generationen haben seither gelacht über die Gallier (und noch mehr über die trotteligen Römer), mitgefiebert bei den Abenteuern der schnauzbärtigen Helden und lustvoll das eine oder andere lateinische Zitat in ihr Repertoire aufgenommen. Und wenn es nur ein banales «Quo vadis?» war.
In der aktuellen Geschichte, die sich um einen Sud aus vergorenem Fisch, Geldgier und Verrat dreht, ist das Thema Wirtschaft im Subtext ständig eingepreist. Mit aktuellen Bezügen, die zwar prima vista nicht ins ewige römisch-gallische Derby zu passen scheinen. Und es dann aber doch tun.
Doch reiben wir uns kurz die Augen: Wirtschaftsthemen in der Asterix-Saga, die im Jahr 50 vor unserer Zeitrechnung angesiedelt ist? Ja, ganz genau. Und das ist kein Zufall. So jedenfalls erklärt es der französische Autor Bernard-Pierre Molin, der in seinem Buch «Asterix – Pecunia non olet: Wirtschaft im Wandel der Zeit» anhand des rauflustigen gallischen Duos die Businesswelt vor und nach Christi Geburt erklärt und darlegt, dass «alles in unserem Leben Wirtschaft ist – auch in der Welt der Gallier».
Oder im Asterix-Wording: It’s the economy, Stupidix!
Die fiktiven Geschichten um das letzte gallische Dorf, das sich gegen die Römer auflehnt (ob da wohl jemand eine Ähnlichkeit mit dem epischen Game Schweiz versus EU erkennt?), mögen zwar mehr als 2000 Jahre zurückliegen, doch schon damals spielte die Wirtschaft eine wichtige Rolle. Stichwort Globalisierung: Zu jener Zeit war das Römische Reich eine frühe Kraft der internationalen Vernetzung. Die Römer drückten Themen wie dem Handel, dem kulturellen Austausch, dem Verkehr und der Infrastruktur ihren Stempel auf; das Gebiet der damaligen Grossmacht erstreckte sich über den ganzen Mittelmeerraum. Zölle, Steuern und brutales Ausnutzen billiger Arbeitskräfte (Sklaverei) spielten schon damals eine zentrale Rolle. Und natürlich Raufereien auf der Teppichetage.
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Just einen solchen Corporate Infight thematisiert «Asterix in Lusitanien»: Der heimtückische römische Präfekt Maximus Fetterbonus will von Olisipo (dem heutigen Lissabon) aus den Kaiser Julius Cäsar im fernen Rom stürzen. Der Schurke in Toga macht sich dabei die Hände natürlich nicht selber schmutzig. Dafür setzt er lieber auf einen Handlanger namens Karies.
Ob das finstere Ansinnen einer internen feindlichen Machtübernahme gelingt, soll hier nicht ausgeplaudert werden. Was man aber getrost verraten kann, ohne damit den Ausgang der Geschichte zu spoilern: Die Anspielungen auf reale Wirtschaftsgrössen und Klischees sind ebenso zahlreich wie munter. Ans erwähnte schwimmende WEF wird alles eingeladen, was in der Wirtschaftswelt Rang und Namen hat – darunter auch ein gewisser Marcus Zuckergus, der unschwer als Meta-Chef Mark Zuckerberg zu erkennen ist. Nicht fehlen darf bei der Orgie auch ein Ehrengast names Elonmus.
Und Helvetien? Ist selbstverständlich auch vertreten, in Person des offenbar unverzichtbaren Bänklers Steuertrix. Auf der rauschenden Party werden wir zudem Zeuge einer Unterhaltung, in welcher Vauwepolos, der Besitzer einer grossen griechischen Wagenunternehmung, freimütig zugibt, dass mangelnde Sorgfalt bei der Verarbeitung wesentlicher Teil des Geschäftsmodells ist: «Je minderwertiger ein Produkt ist, desto öfter muss man es erneuern.»
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Zwar gab es in der Vergangenheit bei Asterix und Obelix schon oft starke Wirtschaftsbezüge, etwa bei «Obelix GmbH & Co. KG», beim Steuer-Krimi «Asterix und der Kupferkessel» oder im Immobilien-Epos «Die Trabantenstadt». Aber wie der aktuelle Band aus römischer Dekadenz, gallischer Bauernschläue und einer Prise Silicon Valley einen erzählerischen Zaubertrank braut, hat eine neue Qualität und ist höchst amüsant. Auch der Schweizer Staatssender SRF sieht das so und lobt das lusitanische Abenteuer als «gut gelaunte Satire des globalen Kapitalismus». Recht haben sie in Turicum-Leutschenbach, beim Teutates!
Sogar die demografische Entwicklung mitsamt Rentenreformen scheint kurz auf im neuen Band. Es ist ja so: Die dort oben haben es immer besser als wir da unten. Oder wie ein Gallier namens Mandarfjanix erzürnt festhält: «Glaubt ihr etwa, dass Cäsar mit achtzig noch arbeiten wird?!»
Machtkampf, Businesspromis, Männerseilschaften, Lieferkettenmauscheleien – in «Asterix in Lusitanien» ist vieles drin von dem, was einen Wirtschaftskrimi ausmacht. Ein Wunder eigentlich, dass externe Consultingfirmen (McKinseyx?) keine tragende Rolle spielen in diesem lusitanisch-römisch-gallischen Dramolett.
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Wobei: Einmal wird das Thema angeschnitten, kurz und prägnant. Präfekt Maximus Fetterbonus ist es, der uns schon auf Seite 7 diese Weisheit mit auf den Weg gibt: «Vom Berater zum Diktator ist es nur ein Schritt.»
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