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Fusion in Gefahr: Glencore versucht, den Zusammenschluss mit Xstrata zu retten - und verhandelt dazu laut einem Bericht in London mit Vertretern aus Katar.
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Katar bringt die Fusion von Glencore und Xstrata ins Wanken: Der Golfstaat verlangt als zweitgrösster Xstrata-Aktionär 3,25 Glencore-Aktien für jeden Xstrata-Anteilsschein und nicht wie bislang geplant 2,8. Diesen Aufschlag will Glencore nun abwenden: Laut einem Bericht der kanadischen Zeitung «The Globe and Mail» haben sich Vertreter des Konzerns am Mittwoch mit Abgesandten von Qatar Holding getroffen.
Über Qatar Holding, Investmentunternehmen und Tochter des Staatsfonds Qatar Investment Authority, ist Katar an Xstrata beteiligt. In den Gesprächen in London will Glencore die Vertreter von Qatar Holding laut «The Globe and Mail» nun überzeugen, den Deal doch zu den bisherigen Bedingungen zu akzeptieren.
Analysten gehen der Zeitung zufolge jedoch nicht davon aus, dass das Investmentunternehmen einlenkt. Vor Bekanntwerden der Gespräche hatte ein Analyst bereits gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters gesagt, dass Glencore das Umtauschverhältnis eventuell auf 3 Aktien erhöhen könnte. «Ohne Änderungen ist der Deal gestorben.»
Der Zusammenschluss der beiden in Zug ansässigen Rohstoffkonzerne, der in Kürze über die Bühne gehen sollte, könnte sich nun um Monate verzögern.
Am 11. Juli stimmen die Aktionäre von Glencore über die Fusion ab. Einen Tag später wäre es eigentlich auch an den Eignern der Bergbaufirma Xstrata, über den Zusammenschluss der beiden Giganten zu entscheiden. Doch der Termin wurde verschoben, wie Xstrata-Sprecherin Alison Flynn der BILANZ bestätigte. Ein neuer Termin ist noch nicht bekannt.
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Grösster Zusammenschluss in der Branche seit 2007
Der vereinigte Konzern würde die ganze Wertschöpfungskette im Rohstoffgeschäft vom Abbau bis zum Transport und Verkauf der Bergbauprodukte abdecken. Die Gruppe wäre damit ein mächtiger Weltkonzern mit Einfluss auf den Handel mit Nahrungsmitteln, Industriegütern und Energieträgern.
Mit Umsätzen in Sphären um 210 Milliarden Dollar wäre «Glencore Xstrata plc» zudem eines der Unternehmen mit den höchsten Einnahmen in der Schweiz. Die Aktien von Glencore und Xstrata sind allerdings in London kotiert. Die Konzerne sind bis heute britisch geprägt.
Die Glencore-Xstrata-Fusion wäre schliesslich auch der grösste Zusammenschluss in der Branche seit 2007, als der australische Bergbauriese Rio Tinto den Aluminiumkonzern Alcan für 38 Milliarden Dollar übernahm und damit zugleich eine neue Rekordmarke setzte.
Der Katar-Fonds, der auch an der Credit Suisse, dem Autobauer Porsche oder dem Luxusgüterkonzern LVMH beteiligt ist, galt bisher als stiller Teilhaber. Die Rolle von Katar als Investor scheint sich nun mit der Glencore-Intervention zu verändern.
Xstrata ändert Vergütungsprogramm
Der Staatsfonds erklärte, noch immer den Sinn des Zusammenschlusses anzuerkennen. Er wolle jedoch günstigere Bedingungen erreichen. Ein Banker vermutete hinter der Nachforderung eine koordinierte Aktion mehrerer Aktionäre.
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Die Forderung von Katar folgt auch auf den Ärger anderer Aktionäre über Vergütungen als Teil der Fusionsvereinbarungen für 73 Manager. Xstrata hatte den Plan, 173 Millionen Britische Pfund (etwa 260 Millionen Franken) zum Teil in bar auszuzahlen. Für Konzernchef Mick Davis allein waren 28,5 Millionen Pfund (43 Millionen Franken) vorgesehen.
Am Mittwochnachmittag gab Xstrata dann bekannt, dass das Vergütungsprogramm geändert werde. Die Boni sollen nun ganz in Aktien sowie gestaffelt ausbezahlt werden. Zudem müssen die Manager durch die Fusion mehr als 50 Millionen US-Dollar jährlich einsparen, um ihre Boni zu bekommen.
(tno/vst/chb/sda/awp)
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