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Aufstand

Ein Emmentaler KMU wehrt sich gegen Bucher Industries

Gegen Bucher Industries läuft eine Weko-Untersuchung. Der Grund: Ein kleines Familien­unternehmen aus Trub reichte eine Anzeige 
gegen den Industriekonzern ein.

Florence Vuichard

Florence Vuichard

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«Wir kämpfen gegen Knebelverträge!» So steht es in grossen Lettern auf der Website der Bruno Lehmann AG. Aufmüpfig teilt die kleine Familienfirma aus Trub im Emmental ihren Kunden auf ­diesem Weg mit, dass sie es war, die bei 
der Wettbewerbskommission (Weko) eine Anzeige gegen die Bucher Landtechnik AG ­einreichte. Die Wettbewerbshüter haben ­daraufhin eine Unter­suchung einge­leitet und die Quartiere der Tochterfirma des weltweit agierenden Bucher-Industries-Konzerns in Niederweningen ZH durchsucht.

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Der «Schweizer Bauer» spricht von einem «Kampf David gegen Goliath». Die Emmen­taler hingegen werten die eingeleitete Weko-Untersuchung bereits als «einen wichtigen Zwischenerfolg», wie Simon Lehmann, der das Unternehmen in dritter Generation führt, auf der Homepage schreibt.

«Koppelung von Traktor- und Ersatzteil­geschäft»

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Und darum geht der Streit: Die Bruno Lehmann AG, die mit ihren 35 Mitarbeitern auch mechanische Bauteile herstellt, bietet Landmaschinen-Garagisten in ihrem Onlineshop originale Ersatzteile für Traktoren der Marken New Holland, Case IH und Steyr an, die sie wiederum parallelimportiert – sprich: direkt beim Hersteller oder von Händlern im Ausland bezieht.

Das «möchte die Bucher Landtechnik AG offenbar verhindern», hält Simon Lehmann fest. «Daher scheint sie ihren ­Händlern Verträge vorgelegt zu haben, mit denen diese verpflichtet werden, neben den Fahrzeugen auch die Ersatzteile» bei ihr zu beziehen. Seiner Ansicht nach ist diese ­«Koppelung von Traktor- und Ersatzteil­geschäft» rechtswidrig. Mehr will Seniorchef Bruno Lehmann mit Verweis auf die laufende Untersuchung nicht sagen.

Stichhaltige Anhaltspunkte

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Auch die Weko ortet laut ihrem stellver­tretenden Direktor Patrik Ducrey «Anhaltspunkte», wonach die Bucher Landtechnik AG Parallelimporte verhindere und ihren «Wiederverkäufern Beschränkungen des geografischen Absatzgebietes» auferlege. Die Anhaltspunkte müssten ziemlich stichhaltig sein, sagt ein Weko-Kenner. Sonst hätte die Behörde nicht gleich eine Untersuchung, sondern zunächst nur eine Vorabklärung eröffnet.

Bucher-Industries-Chef Jacques Sanche verspricht, «vollumfänglich zur Aufklärung der Sachlage» beizutragen. Die Weko-Untersuchung ist ein Flecken im Reinheft von Bucher Industries. Der Konzern gilt als Musterbeispiel eines kotierten Unternehmens mit starker Besitzerfamilie und figuriert regelmäs­sig in der Topgruppe bei Rankings zu guter Corporate Governance.

Wer in der Schweizer Industrie das Sagen hat, sehen Sie in der Bildergalerie:

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