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Dschungelbuch: Der Dobermann

Der Dobermann ist eine anziehend und militärisch-aristokratisch wirkende Erscheinung. Er wurde um 1860 vom Hundefänger Louis Dobermann als hoftreu gezüchtet. Der Charakter des Geschöpfs entspricht dem damals um sich greifenden Versicherungsgedanken, weshalb der Canis dob. allgemein als hervorragender Wachhund bekannt wurde.

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Familiensinn und Schutzinstinkt werden an einzelnen Exemplaren überaus deutlich, etwa bei der Unterart Canis dob. faber, die sich rührend dem Nachwuchs zuwendet, auch wenn es sich ausschliesslich um weiblichen handeln sollte.

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Von ihm ist bekannt, dass er alles kann und deshalb auch alles machen möchte. Er muss immer in Aktion gehalten werden, um ausgeglichen und glücklich zu sein. Geschickte Züchter, gemeinhin auch «Förderer» genannt, die sich grundsätzlich in sehr liberalen («freisinnigen») Verbänden zusammenschliessen, machen sich das zu Nutze. Es ergibt sich dann eine Art Wesensverwandtschaft, die vom Herrn aus überspringt und den Canis dob. faber oft wie eine Dublette seines Erziehers wirken lassen.

Kennzeichen dieser Zweierbeziehung ist absolute Loyalität. Der Canis dob. faber gilt als hochsensibel und passt sich seiner Lebenssituation stets an: Lebt er in einem gereizten Umfeld, wird er es auch, gehört er einer verspielten Person an, ist er es auch. Er erträgt niemals Ungerechtigkeiten, was ihn höchst empfindlich gegenüber jeglicher Kritik macht.

Wird ihm freilich übersteigerter Aktionismus anerzogen, wirkt er wie ein Wesen, das nie Zeit hat und schliesslich auch nicht mehr zuhören kann. Er scheint dann den Umständen nicht gewachsen zu sein, denen er ausgesetzt ist. Es entstehen Versagensängste, die sich in einem beständigen Spür- und Kontrollsinn entladen. Lebt der Canis dob. faber in Gemeinschaft mit anderen Exemplaren seiner Spezies ? so genannten «Underdogs» ?, wird er von diesen als instabil und unaufrichtig eingeschätzt und schliesslich gemieden, was er wiederum als ungerecht empfindet. Er neigt dann zu eigenbrötlerischem Verhalten, das sich in Starrsinn und Selbstüberschätzung manifestieren kann.

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Am meisten verhasst sind ihm so genannte «Teufelskreise», in die er sich auf Grund seines hyperaktiven Wesens häufig selbst hineinmanövriert. In solchen Mehrfrontenkriegen erkennt er nur selten, dass sie nicht zu gewinnen sind. Hinzu kommen äussere, von ihm nicht zu beeinflussende Umstände, etwa Grosswetterlagen über betonierten Grossgeländen, sich verändernde Umweltbedingungen bei der Umstellung («Turnaround») von Höfen mit unsteter, rasch wechselnder ? reisender ? Population sowie bei Familien, denen er zugeordnet ist und die verschwimmende eigene Strukturen aufweisen.

Kenner des Canis dob. faber raten in solchen Fällen zu einer zielstrebigen Minderung seiner Aktionsbereiche. Dabei sollte mit dem unübersichtlichsten begonnen werden, in diesem Fall mit einem auch ohne Gesichtsverlust möglichen Rückzug aus dem betonierten Grossgelände. Mit den beiden anderen Aufgabengebieten (Reisende und Familien) wäre er optimal ausgelastet.

Die Spezies muss zwar «scharf und mannfest» (Lexikon) sein, es sollte dennoch nicht vergessen werden, dass ihr Lebenszweck die Arbeit ist, auf die sie sich wesensmässig selbstlos konzentriert.

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