Abo

Dschungelbuch: Das Chamäleon (Chamaeleontidae) Unterform: Chamaeleo chamaeleon

Mitten im Dschungel liegt eine Lichtung. Dort schweben von überall her bunte Vögel ein, die nur kurz verweilen und sich wieder davonmachen.

Werbung

Die Lichtung ist in zweifacher Hinsicht extinktionsgefährdet. Einerseits möchte ein im Norden – jenseits eines breiten Flusses (Rhenus fluvius) – liegender anderer Dschungel mit Hilfe seiner amtlich bestallten Wildhüter verhindern, dass die Vogelschar nach Herzenslust ein- und ausfliegen darf. So sind die Flugbewegungen beschränkt, und die Lichtung verödet. Anderseits werden die Vögel, die in der Lichtung selbst beheimatet sind und dort des Nachts in grossen Nestern (auch Hangars genannt) schlummern, immer schwächer und gebrechlicher. Sie zanken sich, machen nur noch geringe Beute und sind in summa einfach viel zu viele.

Partner-Inhalte

Der Chef der Lichtung ist ein besonderes Geschöpf. Bevor er die Spitze der Hierarchie erklimmen durfte, wobei ihm ein legendäres Uralt-Alphatier behilflich war (Alphus mauricius), hatte er mit seiner ihm hörigen gefiederten Schar (aves cruces) unbestrittene Erfolge. Noch heute hallen bewundernde Rufe durch Gehölz und Wipfel, die Experten in ihren Handbüchern mit «kross-äää, kross-äää» halbwegs präzis beschreiben. Das besondere Geschöpf wird in der Zoomorphologie gern als Mitglied der Spezies Chamaeleontidae gedeutet – speziell der europäischen Untergattung Chamaeleo chamaeleon, die äusserst selten ist.

Werbung

Chamäleons zeichnen sich durch allerlei aus, was sie zu höchst effektiven Lebewesen macht. Da ist vor allem ihre Eigenschaft, die Körperfarbe blitzschnell wechseln zu können. So passen sie sich ihrem Milieu an, auch wenn dieses sich durch den Wechsel der Tagesfarben, durch Lichteinfall oder neue Wetterlagen (Konjunkturen) verändert. Ihre Nahrung umfasst nicht nur Insekten; es können auch Vögel sein. Womit wir wieder beim Ausgangspunkt wären: In der Nähe von Fleucherei fühlen sie sich am besten aufgehoben.

Sie wirken stets ruhig und gelassen, sind dabei dennoch permanent im Einsatz und nehmen ihre Chancen wahr. Ihre Gestalt ist der des Menschen so unähnlich nicht, sieht man von dem langen Schweif und der immer wieder nach Beutetieren zuckenden Zunge ab. Es gibt aber Fachleute, die gar annehmen, dass die von männlichen Exemplaren der Spezies Homo sapiens und von deren besonderer Unterart Homo topmanageriensis zur Schau getragene Krawatte, deren Farbe ebenfalls täglich wechselt und die gelegentlich sehr weit vom Hals herabhängt, an diese ursprüngliche Verbindung erinnert.

Chamäleons können unter allergrösstem Stress auch ihr fröhliches Farbenspiel verlieren, sie wirken dann zunehmend blass und laufen Gefahr, ihrerseits zur Beute zu werden.

Werbung

Im Paarungsverhalten sind sie ortsgebunden und suchen sich ihre Gefährtinnen gern aus Subpopulationen, über die sie einen Einfluss ausüben. Dies gilt vornehmlich gegenüber Partnerinnen, die selbst viel mit Farbe und farblicher Darstellung zu tun haben, also im weitesten Sinne mit einer Ästhetisierung der Gattung und der Tätigkeit, der sie selbst nachgehen. Dieses Verhalten wird gelegentlich als «medial» bezeichnet. Die Nachfolge ist nicht ortsgebunden, Kinder werden zumeist in der Zweizahl beobachtet und leben sogar in anderen Kontinenten (Fachausdruck: «offsprings»).

Chamäleons sollten niemals unterschätzt werden. Insgesamt ist das Chamäleon eine Erscheinung, die im Dschungel optimal angepasst ist und sich immer zu behaupten weiss. Das Chamaeleo chamaeleon kann letztlich nur sich selbst gefährlich werden.

Auch interessant

Werbung