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Drama-Queen Iqbal Khan

Der skurrile Wechsel Iqbal Khans hallt nach und drückt auf sein Image. Jetzt muss er umso schneller Ergebnisse liefern.

Dirk Schütz

Iqbal Khan

Iqbal Khan: Der Bankwechsler muss jetzt Ergebnisse liefern – schnell.

ZVG

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Die Strategie ging auf: Nach der Bespitzelungsposse um den UBS-Neuzugang Iqbal Khan ist es sowohl bei seinem Ex-Arbeitgeber Credit Suisse als auch bei der UBS ruhig geworden um den Banker – beide Institute äussern sich nicht mehr zu dem Thema.

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Und Khan ist intern auf Begrüssungstour: Kurz nach seinem Antritt Anfang Oktober ging es nach Hongkong und Singapur, dann folgten Standorte in Europa – London, Frankfurt, Genf –, bis zum Jahresende stehen der Mittlere Osten und die USA auf dem Programm.

Dass ihm UBS-Chef Sergio Ermotti Ende Oktober eine 60-Tage-Frist für die Präsentation erster Resultate auferlegte, erhöht den Druck.

Gar nicht UBS-like

Doch intern hallt sein skurriler Übertritt nach. Viele UBS-Kader im Mittelbau sind verschnupft über die wilden Umstände von Khans Wechsel, die so gar nicht UBS-like waren.

Besonders die dramatischen Ausschmückungen seiner Verfolgungsjagd in der Zürcher Innenstadt inklusive detaillierter Beschreibung seiner Gefühlszustände («Er litt Todesangst») sowie sein angeblich sehr selbstbewusstes Auftreten bei der legendären Cocktailparty in der Villa von CS-Chef Tidjane Thiam entsprachen kaum dem Charakterbild, das man sich vom Co-Chef des global führenden Private Banking wünscht.

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Khan, bislang stets mit einer gewissen Coolness unterwegs, stand plötzlich als Drama-Queen da. Als Drahtzieher war schnell sein PR-Berater Aloys Hirzel ausgemacht: CS-Chef Tidjane Thiam kanzelte die gesamte Angelegenheit als eine «PR-Affäre» ab, und CS-Schweiz-Chef Thomas Gottstein beschimpfte Hirzel in der «Kronenhalle» sogar.

Jedoch: Die Kritik an Hirzel ist unberechtigt. Denn Khan hatte den PR-Doyen nur mit einem Defense-Mandat betraut: Hirzel sollte bei Anfragen als Anlaufstelle dienen, aber keine aktive Medienarbeit betreiben. Khan hatte ihn bewusst nicht über die Details des Falls informiert.

Der Zwist der CS-Chefs

Emotionaler CEO gegen taktierenden Präsidenten: Der Bespitzelungsskandal ist auch ein Stellungskrieg zwischen Urs Rohner und Tidjane Thiam. Mehr dazu lesen Sie hier.

Urs Rohner und Tidjane Thiam

Seit mehr als vier Jahren an der CS-Spitze – nicht immer harmonisch: CEO Tidjane Thiam (l.) und VR-Präsident Urs Rohner.

Bilanz
Urs Rohner und Tidjane Thiam

Seit mehr als vier Jahren an der CS-Spitze – nicht immer harmonisch: CEO Tidjane Thiam (l.) und VR-Präsident Urs Rohner.

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Medien wurden gezielt informiert

Bleibt die Frage: Wie gelangten all die süffigen Details an die Öffentlichkeit? Das Khan-Lager verweist darauf, dass viele Personen, inklusive der Nachbarn in Herrliberg, von den Vorkommnissen gewusst hätten. Aber als sicher darf auch gelten: Khan nahestehende Personen fütterten die Medien gezielt mit Details – ohne Wissen Hirzels.

«1165 Milliarden Franken verwaltet der von Iqbal Khan betreute Teil des UBS-Wealth-Managements – das gesamte Geschäft ausserhalb Amerikas.»

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Wie stark Khan emotional in die Angelegenheit involviert ist, belegt auch die Tatsache, dass er die Anzeige gegen das Detektivbüro nicht zurückzieht. Wohlgemerkt: Es geht hier nur um einen leichten Fall von Nötigung – genauer gesagt die Frage, wieweit er durch die Verfolgung seine Fahrtroute ändern musste.

Hilfreich für seine Positionierung im Verwaltungsrat sind all diese Vorkommnisse kaum. Präsident Axel Weber tauscht sich schon mal mit seinem CS-Pendant Urs Rohner aus, und dort hat Khans Wildwest-Abgang auch zu Unmut geführt: Er gilt als jemand, der die Autorität eines CEO nicht akzeptiert. Da hilft nur eines: Schnell Ergebnisse liefern.

Über die Autoren
Dirk Schütz

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Dirk Schütz

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