Guten Tag,
Viele Schweizer Firmen offerieren Müttern und Vätern mehr Babypause, als das Gesetz verlangt. Wo es die meisten Tage zu holen gibt.
Corinna Clara Röttker
Fürsorglich: Väter in der Schweiz haben keinen geregelten Anspruch auf einen Vaterschaftsurlaub.
Getty Images/Westend61Werbung
Man hat den Eindruck, es findet ein Umdenken statt. Wenn auch sehr, sehr langsam. Zwei Wochen nach dem Entscheid des Ständerates für eine Verlängerung des Vaterschaftsurlaubs auf zwei Wochen, tut sich auch in der Wirtschaft je länger je mehr etwas. So etwa bei Manor. Der Detailhandelskonzern gewährt frischgebackenen Vätern neu drei Wochen Vaterschaftsurlaub, nachdem sie bisher lediglich eine Woche erhalten haben.
15 Tage Papi-Zeit. Immerhin. Das ist deutlich mehr als der Gesetzgeber vorsieht, für den eine Geburt aus der Sicht des Vaters ebenso sehr ins Gewicht fällt wie ein Umzug: Gerade mal einen Tag haben die Väter nach der Niederkunft Anspruch auf zusätzliche Zeit mit dem Neugeborenen.
Der Grund: Der bezahlte Urlaub für die jungen Väter, wie er in anderen europäischen Ländern längst üblich ist, gilt als zu teuer. Die direkten Kosten von zwei Wochen Papa-Zeit schätzt das Bundesamt für Sozialversicherungen (BSV) auf rund 230 Millionen Franken. Bei Müttern liegt der gesetzlich vorgeschriebene Mutterschaftsurlaub bei immerhin 14 Wochen.
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Trotz der Kosten tasten sich immer mehr Grosskonzerne und Firmen an eine mehrmonatige Elternzeit heran. Die geringen Vorgaben auf Gesetzesseite führen dazu, dass viele Unternehmen eigene Bestimmungungen hinsichtlich Vater- und Mutterschaftsurlaub haben.
Ihre Grosszügigkeit schwankt dabei jedoch gewaltig. Während Migros, Coop, Swisscom und Zurich wie Manor ebenfalls einen 15-tägigen bezahlten Vaterschaftsurlaub anbieten, sind es bei Novartis ganze 90 Tage – bei voller Bezahlung. Der Phamakonzern gewährt damit «nicht-gebärende Elternteilen» eine genauso lange Auszeit wie Müttern.
Andere Firmen zeigen sich da deutlich knausriger, wie etwa Nestlé. Fünf Tage können Väter, die beim Lebensmittel-Multi arbeiten, bei Töchterchen oder Sohnemann bleiben, ebenso viel bzw. wenig wie beim Warenprüfkonzern SGS, Stellenvermittler Adecco oder beim Stromkonzern Alpiq.
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Doch die Angebote der Firmen unterscheiden sich nicht nur hinsichtlich des Vater- und Mutterschaftsurlaubes voneinander, sondern auch in den Optionen, die für Eltern langfristig interessant sind. Bei ausgewählten Unternehmen und SMI-Konzernen nachgefragt, zeigt sich: Fast alle der Befragten bieten flexible Arbeitsmodelle an wie Job-Sharing, Teilzeitarbeit und Homeoffice sowie die Möglichkeit eines unbezahlten Urlaubes. Manche Firmen unterstützen überdies bei der Organisation der Kinderbetreuung. So übernehmen LafargeHolcim, die Post und der Versicherer Zurich zum Beispiel anteilig die Betreuungskosten.
Eine Übersicht über die Angebote von Schweizer Firmen sehen Sie in der Bildergalerie:
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Roche
Bezahlter Mutterschaftsurlaub: 90 Tage
Bezahlter Vaterschaftsurlaub: 6 Tage
Sonstiges: Roche bietet seinen Mitarbeitern die Möglichkeit zum flexiblen Arbeiten. Konkret beinhaltet das Teilzeitmodelle, Jobsharing oder die Möglichkeit zum Home Office. Temporäre Anpassungen des Arbeitsvolumens oder von Verantwortlichkeiten gehören ebenso in den Massnahmenkatalog.
Swiss Life:
Bezahlter Mutterschaftsurlaub: 90 Tage
Bezahlter Vaterschaftsurlaub: 6 Tage
Sonstiges: Neben flexiblen Arbeitsmodellen können Swiss-Life-Mitarbeiter über einen privaten Anbieter Dienstleistungen bezüglich Kinderbetreuung – von der Information und Beratung bis zur Vermittlung – kostenlos beziehen. Die Kosten für die Betreuung selbst gehen zu Lasten der Mitarbeitenden.
Migros:
Bezahlter Mutterschaftsurlaub: 90 Tage
Bezahlter Vaterschaftsurlaub: 15 Tage
Sonstiges: Die Migros bietet unter anderem Betreuungsurlaube bei Krankheiten von Kindern oder anderen Familienangehörigen. Zudem unterstützen einige Unternehmen im Genossenschaftsbund Mitarbeitende mit Familie über ergänzende Familienzulagen, durch die Organisation von Krippenplätzen und mittels finanzieller Beteiligung bei der Nutzung familienergänzender Angebote.
Coop:
Bezahlter Mutterschaftsurlaub: 70 Tage (80 Tage ab dem 3.Dienstjahr)
Bezahlter Vaterschaftsurlaub: 15 Tage
Sonstiges: Coop bietet Mitarbeitern, die nach der Geburt des Kindes ihr Pensum reduzieren wollen, die Möglichkeit zur Teilzeitarbeit. Mitarbeitende in tieferen Einkommensbereichen unterstützt der Detailhändler zudem bei der externe Betreuung von Kindern.
Manor:
Bezahlter Mutterschaftsurlaub: 80 Tage
Bezahlter Vaterschaftsurlaub: 15 Tage (ab dem 1.September 2019)
Sonstiges: Nach Möglichkeit bietet die Warenhauskette Teilzeit- und Jobsharing-Modelle an.
ABB:
Bezahlter Mutterschaftsurlaub: 80 Tage
Bezahlter Vaterschaftsurlaub: 6 Tage
Sonstiges: Bei der Kinderbetreuung werden Mitarbeiter durch den Verein ABB Kinderkrippen unterstützt. Dieser ermöglicht kostengünstige Kinderbetreuung durch subventionierte Betreuungsplätze.
Alpiq:
Bezahlter Mutterschaftsurlaub: 70 Tage
Bezahlter Vaterschaftsurlaub: 5 Tage
Sonstiges: Neben flexiblen Arbeitsmodellen gibt es am Hauptsitz in Lausanne die Krippe «Les MiniWatts», die hauptsächlich Kinder von Alpiq-Mitarbeitenden betreut.
Google Schweiz:
Bezahlter Mutterschaftsurlaub: 60 Tage
Bezahlter Vaterschaftsurlaub: 60 Tage
LafargeHolcim:
Bezahlter Mutterschaftsurlaub: 70 bis 120 Tage (abhängig von der Dauer der Firmenzugehörigkeit)
Bezahlter Vaterschaftsurlaub: 10 Tage
Sonstiges:LafargeHolcim arbeitet mit verschiedenen Anbietern zusammen, die Familienberatung, vergünstigte Produkte des täglichen Bedarfs, Rabatte auf Familienversicherungen und -ferien (REKA) und Kinderbetreuung anbieten. Im Rahmen dessen beteiligt sich der Zementkonzern auch an den Betreuungskosten. Zudem bekommen Familienmitglieder in den Personalrestaurants die gleichen Rabatte wie die Mitarbeitenden.
Microsoft Schweiz:
Bezahlter Mutterschaftsurlaub: 100 Tage
Bezahlter Vaterschaftsurlaub: 30 Tage
Sonstiges: Zusätzlich zum Elternurlaub gewährt Microsoft den Mitarbeitenden die Möglichkeit, vier Wochen bezahlten Urlaub in Anspruch zu nehmen, um sich bei einer schweren Erkrankung innerhalb der Familie um die Pflege kümmern zu können. Zudem haben Microsoft-Mitarbeiter weder Büroanwesenheitspflicht, noch fixe Arbeitszeiten.
Nestlé:
Bezahlter Mutterschaftsurlaub: 80 Tage
Bezahlter Vaterschaftsurlaub: 5 Tage
Snstiges: Nestlé-Mitarbeiter haben flexible Arbeitszeiten (z.B. Gleitzeit, Teilzeit, Job-Sharing), die Möglichkeit, ausserhalb des Büros zu arbeiten (z.B. Home Office) oder eine Karrierepause einzulegen (z.B. Sabbatical, Familienpause).
Novartis:
Bezahlter Mutterschaftsurlaub: 90 Tage
Bezahlter Vaterschaftsurlaub: 90 Tage
Sonstiges: Novartis verfügt über eine eigene Kindertagesstätte für die Kinder der Mitarbeitenden, die auch subventioniert ist.
Post:
Bezahlter Mutterschaftsurlaub: 90 Tage
Bezahlter Vaterschaftsurlaub: 10 Tage
Sonstiges: Die Post leistet – abhängig vom Einkommen der Mitarbeitenden – Beiträge von bis zu 12'000 Franken pro Jahr für Kosten für die familienergänzende Kinderbetreuung (z.B. Kinderkrippe). Zudem gibt es am Hauptsitz einen Eltern–Kind-Raum mit einer Spielecke für Kinder. So können Mitarbeiter in Notfällen ihr Kleinkind ausnahmsweise mit zur Arbeit bringen.
SGS:
Bezahlter Mutterschaftsurlaub: 80 Tage
Bezahlter Vaterschaftsurlaub: 5 Tage
Swisscom:
Bezahlter Mutterschaftsurlaub: 90 Tage
Bezahlter Vaterschaftsurlaub: 15 Tage
Sonstiges: Neben flexiblen Arbeitsmodellen unterstützt Swisscom Familien unter anderem mit Beiträgen an die ausserfamiliäre Kinderbetreuung oder mit Beratungsdienstleistungen.
Syngenta:
Bezahlter Mutterschaftsurlaub: 90 Tage
Bezahlter Vaterschaftsurlaub: 6 Tage
Sonstiges: Syngenta ist Mitglied bei Profawo (Pro Family & Work), wodurch Syngenta-Mitarbeitenden verschiedene Leistungen in Anspruch nehmen können, wie die Vermittlung von spezifischen Tagesbetreuungsplätzen oder Ferienbetreuung für Kinder im Schulalter. Darüber hinaus bekommen Mitarbeiter bei Erkrankung eines Kindes unter Umständen bis zu 3 Tage bezahlten Urlaub.
UBS:
Bezahlter Mutterschaftsurlaub: 180 Tage (210 Tage ab dem 11.Dienstjahr)
Bezahlter Vaterschaftsurlaub: 10 Tage
Sonstiges: In Zusammenarbeit mit einem externen Anbieter unterstützt UBS die Mitarbeitenden in der Kinderbetreuung durch Vermittlung von Kindertagesstätten, Reservation von Betreuungsplätzen, Vermittlung von Tagesmüttern, Nannies und Kinderbetreuung (auch in Notfällen) sowie mit einem Angebot für die Ferienbetreuung der Kinder.
Zurich:
Bezahlter Mutterschaftsurlaub: 100 Tage
Bezahlter Vaterschaftsurlaub: 15 Tage
Sonstiges: Zurich bietet die Möglichkeit von Teilzeit auf Probe oder Ferienkauf. Zudem beteiligt sich der Versicherer je nach Höhe der Löhne von Mutter und Vater an den Betreuungskosten in einer Krippe.
Swiss Re:
Bezahlter Mutterschaftsurlaub: 80 Tage
Bezahlter Vaterschaftsurlaub: 10 Tage
Sonstiges: Für seine Mitarbeiter hat Swiss Re ein Netzwerk an Krippenplätzen. Zudem bietet der Rückversicherer während zwei Wochen im Jahr (Frühling und Sommer) ein ganzwöchiges Ferienprogramm für Kinder ab 5 Jahren an. Zusätzlich zum Vaterschaftsurlaub («sekundären Elternschaftsurlaub») bietet Swiss Re Möglichkeiten zur Verlängerung des Urlaubs an:
Option 1: 1 zusätzliche Woche bezahlt von Swiss Re + 1 zusätzliche Woche unbezahlter Urlaub (insgesamt 4 Wochen Urlaub, davon 3 Wochen bezahlt von Swiss Re)
Option 2: 2 zusätzliche Wochen bezahlt von Swiss Re + 2 zusätzliche Wochen unbezahlter Urlaub (insgesamt 6 Wochen Urlaub, davon 4 Wochen bezahlt von Swiss Re)
Option 3: 3 zusätzliche Wochen bezahlt von Swiss Re + 3 zusätzliche Wochen unbezahlter Urlaub (insgesamt 8 Wochen Urlaub, davon 5 Wochen bezahlt von Swiss Re)
Swiss:
Bezahlter Mutterschaftsurlaub: 70 - 90 Tage (abhängig von der Mitarbeitergruppe bzw. dem Gesamtarbeitsvertrag)
Bezahlter Vaterschaftsurlaub: 10 Tage (beim Bodenpersonal)
Sonstiges: Swiss bietet unter anderem Vergünstigungen bei einer Kinderkrippe mit langen Öffnungszeiten, was vor allem für Schichtmitarbeiter und das fliegende Personal interessant ist. Beim Bodenpersonal wird zudem die Stillzeit im ersten Lebensjahr bezahlt.
Adecco:
Bezahlter Mutterschaftsurlaub: 80 Tage
Bezahlter Vaterschaftsurlaub: 5 Tage
Sonstiges: Adecco bietet Teilzeit-Lösungen an, auch in Führungspositionen.
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