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Chefstrategin von Saxo Chief Investment

«Die chinesische KI-Story ist beeindruckend»

Charu Chanana von Saxo Chief Investment sieht China im KI-Rennen auf der Überholspur. Indien profitiere vom Konsum.

Erich Gerbl

<p>Charu Chanana ist beim dänischen Onlinebroker Saxo Chief Investment Strategist. Sie ist in Singapur stationiert und auf die asiatischen Märkte fokussiert.</p>

Charu Chanana ist beim dänischen Onlinebroker Saxo Chief Investment Strategist. Sie ist in Singapur stationiert und auf die asiatischen Märkte fokussiert.

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Frau Chanana, Sie arbeiten in Singapur. Welche Themen beschäftigen die Investoren dort?

Die Zinsen, vor allem in den USA, und die künstliche Intelligenz sind auch hier die grossen Themen. Im Moment spreche ich viel darüber, wie China im Bereich der KI positioniert ist.

Liegen hier für Anleger Chancen?

Absolut. Die chinesische KI-Story ist beeindruckend. Sie wird von zwei Entwicklungen angetrieben. Die US-Exportkontrollen haben den Zugang Chinas zur Spitzentechnologie eingeschränkt. Das hat China dazu gebracht, zum Beispiel bei Chips autark zu sein. Zweitens: Mit mehr als einer Milliarde Mobiltelefonnutzern, die alle der Zentralregierung unterstehen, verfügt China über enorme Datenmengen. In China können KI-Modelle viel schneller verbessert werden als irgendwo sonst auf der Welt. Zudem wurden zur Unterstützung der KI-Entwicklung zehn Kernkraftwerke gebaut, zehn weitere sind in Planung. Hier wird massiv investiert.

Ist die Story schon eingepreist?

Nein. Die US-«Magnificent 7» haben ein Kurs-Gewinn-Verhältnis von 30, die chinesischen Spieler, zu denen Firmen wie Baidu, Alibaba oder Tencent zählen, liegen bei 13. Die Bewertungslücke wird wegen der politischen Unsicherheit natürlich nicht geschlossen, aber eine Aufholbewegung auf 20 halte ich für möglich.

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Indien ist bei den US-Zöllen mit bis zu 50 Prozent schlechter weggekommen als die Schweiz. Ist die indische Wachstumsstory noch intakt?

Ja, die Wirtschaft wächst mit mehr als sechs Prozent. Indien hat einiges getan, um die Auswirkung der Zölle auszugleichen. So wurden etwa die Steuern auf zahlreichen Konsumgütern gesenkt und das System vereinfacht. Das treibt nicht nur den Binnenkonsum, sondern führt auch zu höheren Steuereinnahmen. Indien profitiert von den sinkenden US-Zinsen und erhält so Spielraum, die eigenen Zinsen zu senken und die Wirtschaft zu unterstützen.

Wo stehen die Märkte Ende des Jahres?

Die Zinssenkungen der Fed werden den US-Aktienmarkt stützen. Aber da die Bewertungen bereits sehr hoch sind, erwarte ich hier nicht deutlich höhere Kurse. Beim chinesischen Markt sehe ich bis Jahresende noch ein weiteres Aufwärtspotenzial von 20 Prozent, vor allem Technologieaktien sollten zulegen. Ähnliche Chancen sehe ich in Indien. Anders als in China würde ich dort auf Banken und Konsumtitel setzen, die von der strukturellen Stärke profitieren. Sie könnten bis zum Jahresende um weitere 15 Prozent zulegen. Für Banken wie ICICI oder HDFC gibt es in den ländlichen Gebieten noch enorme Wachstumschancen.

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Erich Gerbl

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