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Die Schweizer Wirtschaft hat Klarheit: Die tieferen US-Zölle sind in Kraft – rückwirkend per 14. November. Gewisse Branchen kommen besser weg.
Donald Trump hält die Schweizer Wirtschaft seit seiner Rückkehr ins Weisse Haus auf Trab.
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Jetzt ist es definitiv: Der Strafzoll von Donald Trump (79) auf Schweizer Güter beträgt neu 15 Prozent – und ist sogar rückwirkend seit dem 14. November gültig, wie der neue Bundespräsident Guy Parmelin (66) am Mittwoch verkündet hat. Mitte November hatte sich die Schweiz mit der Trump-Regierung auf einen neuen Deal geeinigt. Der 39-Prozent-Zollhammer ist nun endgültig beerdigt.
Bereits am Dienstag machte die Meldung die Runde, wonach der tiefere Zoll von 15 Prozent rückwirkend gelten soll. Ausgelöst durch eine Panne beim Bund. Das Bundesamt für Zoll und Grenzschutz (BAZG) von Bundesrätin Karin Keller-Sutter (61) schaltete eine entsprechende Mitteilung auf seiner Website auf – für einen kurzen Moment. Der Bund sprach danach von einem «fälschlicherweise publizierten Hinweis».
Die Panne ist ein weiterer Vorfall in einer ganzen Reihe an plötzlichen Wendungen bei den Zöllen gegen die Schweiz, seit Trump Anfang April seinen Handelskrieg gegen den Rest der Welt losgetreten hat. Da verliert man schnell den Überblick.
Erstmals erwischte der US-Präsident die Schweiz am 2. April auf dem falschen Fuss. Die Bilder, wie Trump im Rosengarten des Weissen Hauses Zoll-Tafeln in die Kameras hält, gingen um die Welt. Der auf der Tafel vermerkte Zoll gegen unser Land: 31 Prozent. Ein Schock. Wenige Tage später trat zuerst der Basiszoll von 10 Prozent in Kraft.
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Der Bundesrat weibelte in der Folge für einen Deal mit den USA. Allen voran Finanzministerin Karin Keller-Sutter (61) gab sich zuversichtlich. Am 1. August folgte der zweite Schock: kein Deal, dafür noch höhere Zölle von 39 Prozent – ausgerechnet am Nationalfeiertag.
Im Herbst dann der Durchbruch. Anfang November besuchte eine Gruppe namhafter Schweizer Wirtschaftsführer den US-Präsidenten im Oval Office. Mit im Gepäck: eine Rolex-Tischuhr und ein Goldbarren. Wenige Tage später, am 14. November, war der Deal in trockenen Tüchern. Der Bundesrat und die USA beschlossen eine unverbindliche Absichtserklärung, wonach der Zoll auf 15 Prozent sinken soll. Jetzt hat die Trump-Regierung die Importabgaben auf Schweizer Produkte auf diesen Tarif gesenkt. Für gewisse Güter gelten aber schon länger andere Konditionen.
Hart trifft es etwa die Industrieunternehmen, die Produkte aus Stahl, Aluminium oder Kupfer herstellen. Denn auf diesen drei Metallen erheben die USA weiterhin einen zusätzlichen Zoll von 50 Prozent obendrauf. «Die US-Stahlzölle dürfen nicht vergessen gehen», mahnte deshalb Kuhn-Rikon-Chef Tobias Gerfin (59) im Gespräch mit Blick. Die Zürcher Firma, die seit 1899 Pfannen, Messer und andere Küchenutensilien herstellt, macht einen Fünftel ihres Umsatzes in den USA. Entsprechend einschneidend sind die hohen Zölle für Gerfins Traditionsunternehmen aus dem Tösstal.
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Aufatmen konnte man vor knapp drei Wochen hingegen in Stans NW. Der dort beheimatete Flugzeugbauer Pilatus profitiert seit dem 21. November von einem Null-Prozent-Zoll. Die US-Luftfahrtvereinigung National Business Aviation Association (NBAA) setzte an diesem Tag durch, dass die USA im Fall von Südkorea und der Schweiz zu einem Abkommen von 1979 zurückkehren. Damals verpflichteten sich über 30 Staaten zu zollfreiem Handel im zivilen Flugzeugbau.
Deshalb liefert Pilatus auch wieder in die Vereinigten Staaten. Aufgrund des vorher geltenden 39-Prozent-Zolls hatte das Unternehmen den Export der in den USA so beliebten Flugzeuge aus Nidwalden temporär einstellen müssen.
Von einer Sonderregelung profitiert auch der Kaffeeriese Nespresso mit Sitz in Vevey VD. Seine Kapseln sind in den USA ein Verkaufsschlager. Am 13. November konnte die Nestlé-Tochter aufatmen. Damals hob Trump die Zölle auf einigen Lebensmitteln auf. Darunter fällt neben Bananen, Tee, Tomaten, Kakao oder Rindfleisch eben auch Kaffee, wie der US-Präsident auf seinem Kurznachrichtenportal Truth Social schrieb.
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Der neue US-Nulltarif für Kaffee ist nicht nur für Nespresso wichtig, sondern generell für die Schweiz. Schliesslich ist sie im Handel von Rohkaffee und beim Export von gerösteten Kaffeebohnen weltweit führend.
Gold ist im Handelsstreit mit den USA zum grossen Zankapfel geworden. Hiesige Raffinerien holen riesige Mengen an Gold in die Schweiz, schmelzen das Edelmetall ein und giessen es in Form. Die Goldbarren gehen dann in grosser Zahl in die USA. Und tragen einen grossen Batzen zum Handelsdefizit der USA mit der Schweiz bei – zum Ärger von Trump.
Nach dem 39-Prozent-Zollhammer von Trump kamen deshalb Forderungen auf, die Goldexporte in die Staaten einzustellen. Swatch-Patron Nick Hayek (70) forderte im Blick gar, dass die Schweiz eine Exportsteuer auf Goldbarren von 39 Prozent für die USA erlässt. Trotz aller Turbulenzen blieb das Edelmetall bisher von Zöllen verschont – auch weil die Schweiz eingewilligt hat, künftig vermehrt Gold in den USA weiterzuverarbeiten. Christoph Wild (66), Präsident der Schweizerischen Edelmetallvereinigung (ASMP), gab sich gegenüber Blick offen für «kreative Vorschläge». Aber: «Wir müssen uns aber sehr genau überlegen, was wirtschaftlich sinnvoll ist.»
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Der zweite grosse Streitpunkt war die Pharmaindustrie. Der US-Präsident will die hohen Medikamentenpreise im eigenen Land senken. Wiederholt hat Trump deshalb massiven Druck auf die Pharmakonzerne ausgeübt. Letztes Beispiel: Ende September drohte Trump mit Zöllen von 100 Prozent. Ausnahmen macht er für Unternehmen, die ihre Produktion in die USA verlagern.
Diesen Wink mit dem Zaunpfahl haben die zwei Pharmariesen Roche und Novartis verstanden. Sie investieren massiv in den USA. Beide Konzerne haben Investitionen von 50 Milliarden Dollar angekündigt. Solche Bekenntnisse sind ganz nach dem Gusto von Trump: Er schliesst Medikamente im neusten Zollabkommen mit der Schweiz von Zöllen aus.
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