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Männer des Monats

Brüder im Geiste: Peter Spuhler und Barend Fruithof

Brennt es in Peter Spuhlers Imperium, rückt oft Barend Fruithof aus. Der Aebi-Schmidt-Chef mausert sich zum Troubleshooter.

Ueli Kneubühler

<p>Seit acht Jahren ein Dreamteam: Peter Spuhler (l.) und Barend Fruithof.</p>

Seit acht Jahren ein Dreamteam: Peter Spuhler (l.) und Barend Fruithof.

Dan Cermak für BILANZ

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Wenige Stunden bevor Bundespräsidentin Karin Keller-Sutter und Wirtschaftsminister Guy Parmelin in Washington vor vollendete Zoll-Tatsachen gestellt werden, öffnet Peter Spuhler in einem grauen Sitzungszimmer in Burgdorf eine Cola, nimmt einen Schluck, lehnt sich zurück und lässt seinen Stift durch die Finger gleiten. Beneidenswert braun gebrannt ist er. Königsblauer Anzug, weisses Hemd, weisse On-Turnschuhe und sehr entspannt. Die gute Laune lässt er sich auch durch den US-Zollhammer nicht nehmen.

Es ist später Mittwochmorgen, 6. August. Spuhler legt los, reiht alle Krisen, wie er sie nennt, aneinander, die ihm das Leben schwer machen: Inflation, Währung, Zölle, Ukraine-Krieg, Covid, hohe Energie- und Materialkosten. «Früher hatten wir eine Krise, ein Thema: Euro-, Währungs- oder Finanzkrise. Diese Krisen hatten jeweils nur eine Ursache und konnten daher viel einfacher gelöst werden. Die heutige Überlagerung verschiedener Ursachen trifft die Industrie härter und fordert komplexere Lösungen. Die Kumulation all dieser Schocks ist heute die Schwierigkeit.» Sagts und greift zur Colaflasche.

Spuhler ist Grossaktionär beim Bahnbauer Stadler Rail, bei dem Textilmaschinenhersteller Rieter, dem Automobilzulieferer Autoneum und dem Landwirtschafts- und Kommunalmaschinenbauer Aebi Schmidt. Analyse: gefordert an allen Fronten. Spuhlers Wort in Anlegers Ohr. Die Aktienkurse seiner Beteiligungen zeigen oft südwärts. Seine wichtigste Position, der Bahnbauer Stadler Rail, hat seit dem Börsengang 2019 die Hälfte ihres Werts verloren. Rieter performt ähnlich durchzogen. Seit der Abspaltung des Autozulieferers Autoneum ist der Kurs um drei Viertel eingebrochen. Und Autoneum selbst zeichnet sich seit Anfang 2022 durch seine Unbeständigkeit aus: hoch und runter. Ein Nullsummenspiel.

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Spuhler holt zur Erklärung aus. Nach dem Stadler-Börsengang setzte die Pandemie zu, durch den russischen Angriffskrieg musste das Werk in Minsk fast vollständig heruntergefahren und die Produktion nach Polen verlegt werden, und im vergangenen Jahr setzten drei Überschwemmungen die Produktion zeitweise schachmatt. Alleine in Valencia brachen 350 Millionen Franken an Umsatz weg. Zudem straft der Markt die konservative Verbuchung ab. Bei Stadler schlagen die Aufträge erst im Umsatz durch, wenn die Fahrzeuge die Zulassung erhalten haben und vom Kunden abgenommen worden sind. Das führt zu einer mehrjährigen Verzögerung. Gleichwohl ist der Patron zufrieden – nicht mit der Kursentwicklung, aber mit dem Auftragsbestand von knapp 30 Milliarden Franken. Spuhler: «Das wird zukünftig zwangsläufig unseren Umsatz sowie die Ebit-Marge verbessern.» Was er denkt, aber nicht sagt: Die Anleger verstehen das Geschäftsmodell nicht.

Ladenhüter Stadler-Rail-Aktie

Der Unternehmer, ehemalige Hockeyspieler und Nationalrat und vor einem Jahrzehnt fast Bundesratskandidat, hatte immer ein gutes Händchen mit seinen Beteiligungen. Vieles schien er intuitiv richtig zu machen. Ein sympathischer, in der Öffentlichkeit beliebter Patron, der aus einem kleinen Bahnbauer mit 18 Angestellten ein Milliardenimperium formte. Doch Spuhler ist auf einer schwierigen Mission. In seiner PCS Holding steuert der mittlerweile im Pensionsalter angekommene 66-Jährige seine Firmen. Doch der Markt honoriert die Bemühungen nicht. Nicht ein einziger Analyst empfiehlt die Aktien von Stadler Rail aktuell zum Kauf. Welche Pläne hat er für die Zukunft? Wie sieht seine Nachfolgeplanung aus? Was also tun?

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Jemanden fragen. «Barend, wie siehst du das?», fragt er über den Tisch. Barend, das ist Barend Fruithof, Chef von Aebi Schmidt, einer Ikone für Schweizer Landwirtschaftsfahrzeuge, einem internationalen Hersteller von Kommunalfahrzeugen und Spuhlers vierter grosser börsenkotierter Beteiligung. Fruithof, Endfünfziger mit schnittigem Kopf und sportlichem Gang, lehnt sich zurück, nippt an seinem Espresso, stimmt dem Chef zu und sagt: «Aebi Schmidt ist von den aktuellen Rahmenbedingungen weniger stark betroffen als Stadler Rail. Gleichwohl müssen wir unsere Planung anpassen. Teile von Lieferanten, die noch vor Kurzem Lieferfristen von vier oder acht Wochen hatten, müssen wir heute 30  Wochen vorher bestellen, damit wir sie zum richtigen Zeitpunkt erhalten.» Seit Anfang Juli ist das Unternehmen an der US-Technologiebörse Nasdaq gelistet. Aebi Schmidt, das ist eine rasante Wachstumsstory. Heute setzt das Unternehmen fast zwei Milliarden US-Dollar um und hat den Umsatz seit Fruithofs Antritt 2017 annähernd verdreifacht. Es hätte auch anders kommen können. Spuhler war erst nicht überzeugt von Aebi, wurde mehrmals auf das Unternehmen aufmerksam gemacht. «Bei einem Besuch 2006 vor Ort in Burgdorf habe ich die unternehmerischen Chancen gesehen. Eine Testfahrt auf dem Terratrac schliesslich hat mein Herz ganz für Aebi geöffnet. Ein Jahr später fusionierte Aebi mit Schmidt, und damit war der Startschuss zu Aebi Schmidt gefallen.»

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Zum Glück für Fruithof. Die Aebi-Schmidt-Wachstumsstory ist es, weshalb Unternehmer Spuhler, er hält über seine PCS Holding und privat mehr als ein Drittel an der Aebi-Schmidt-Gruppe, und der CEO, er ist mittlerweile mit 2,35 Prozent an Aebi beteiligt, im Sitzungszimmer in Burgdorf sitzen. Die Wände sind im Aebi-Rot gepinselt; hier hat Johann Ulrich Aebi 1883 die mechanische Werkstätte Aebi gegründet.

Spuhler & Fruithof

<p>Barend Fruithof (l.) und Peter Spuhler sind zügig unterwegs – beim Gang durch den Aebi-Schmidt-­Betrieb geht Spuhler stets einen Schritt voraus.</p>
<p>Die Landmaschinen-Poser Barend Fruithof (l.) und Peter Spuhler mit dem Terratrac, ihrem Gefährt für jedes Gelände.</p>
<p>Auch mit weissen Sneakern kann man Chef sein. Peter Spuhler und Barend Fruithof atmen Diesel und Motorenöl im Burgdorfer Aebi-Werk.</p>
<p>Bubenspielzeug für den Chef. Aebi-CEO Barend Fruithof manövriert den 109 PS starken Terratrac, der spielend 35 Prozent Steigung meistert.</p>
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Barend Fruithof (l.) und Peter Spuhler sind zügig unterwegs – beim Gang durch den Aebi-Schmidt-Betrieb geht Spuhler stets einen Schritt vorausl

Dan Cermak für BILANZ

Fruithof ist langjähriger Banker. Kein gewöhnlicher, auch wenn er die Karriereleiter im Sauseschritt meisterte. Bis zum Finanzchef der Raiffeisen und noch weiter an die Spitze des Firmenkundengeschäfts der Credit Suisse schaffte er es und blieb siebeneinhalb Jahre dort. Nach einem kurzem Missverständnis als Schweiz-Chef bei der noblen Zürcher Privatbank Julius Bär fand er sich urplötzlich auf der Strasse wieder. Spuhler holte ihn von da weg und machte ihn 2017 zum Aebi-CEO. Kennengelernt hatten sich die beiden zu Fruithofs Credit-Suisse-Zeit, als er Spuhler bei verschiedenen Transaktionen begleitete. «Wir haben schon da gemerkt, dass wir geschäftlich sehr ähnlich denken. Wahr ist aber auch, dass wir beide guten Wein mögen. Und so haben wir uns auf einer gemeinsamen Weinreise auch privat kennen- und schätzen gelernt.»

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Ein Banker steuert Landwirtschaftsfahrzeuge. Das ist nur auf den ersten Blick ein Widerspruch. Fruithof, dessen Eltern aus den Niederlanden in die Schweiz eingewandert sind, schloss zuerst eine landwirtschaftliche Lehre ab. Nicht nur auf dem Papier. Er habe tatsächlich Kühe gemolken, beteuerte er vor Jahren in der «NZZ». Danach folgten Stationen unter anderem beim Zürcher Bauernverband, wo er sich als kaufmännischer Leiter bewährte und damit sein Ticket löste für die Finanzwelt.

Das Know-how war Gold wert für Aebi Schmidt. Fruithof verordnete dem Unternehmen einen Wachstumskurs; organisch und durch geschickte Übernahmen. Und das bei steigenden Margen. Profitables Wachstum, Stoff für Anlegerträume. Lange verneinten die beiden IPO-Pläne. Doch dann legte Fruithof sein Husarenstück ab: Aebi verleibte sich diesen Sommer den börsennotierten US-Mitbewerber Shyft ein und kam so zu einem Börsengang durch die Hintertür. Damit verschafft sich Aebi Visibilität. «Und es gibt uns eine potenzielle Währung für weitere Transaktionen. Zudem wird es viel einfacher, einen Bond aufzulegen.» Der US-Anteil des Umsatzes steigt von 50 auf 70 Prozent. Und das hochprofitabel mit Betriebsgewinnmargen von mehr als 7 Prozent. Wesentlich mehr, als der Bahnbauer Stadler Rail auf die Schienen bringt.

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Fruithof drückt das Gaspedal bei Aebi Schmidt weiter durch. «Unser Ziel ist ein Umsatz von 3 Milliarden Dollar bis 2030. Wir wollen je hälftig organisch und durch Übernahmen wachsen», so Fruithof. Vorerst gelte das Augenmerk aber der raschen Integration von Shyft in die Aebi-Schmidt-Gruppe. Daneben fokussiere man stark auf Sales. Und da hört er auf Spuhlers Rat: «Muesch vorne verchaufe», ahmt Fruithof Spuhler schmunzelnd nach.

Die Verkaufsfront sollte von den erratischen Zolltiraden aus Übersee nicht sonderlich beeinträchtigt werden. Aebi Schmidt fertigt möglichst vor Ort und ist nur marginal betroffen. Zudem hat Spuhler mit Ed McMullen ein Ass im Ärmel. Der frühere US-Botschafter in der Schweiz ist Mitglied im Verwaltungsrat von Stadlers Nordamerika-Business, bestätigt er gegenüber BILANZ. Es sei eine Ehre, Mitglied des Boards zu sein. Zur Zollthematik äussere er sich erst nach Abschluss der Gespräche. «Ich bin aber optimistisch, da ich aus erster Hand weiss, wie wichtig die bilateralen Beziehungen für beide Länder sind. Happy to talk after the discussions are completed.»

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Komplexe Shyft-Übernahme

Gerne reden tut auch Fruithof. In Burgdorf werden Kalorien gereicht. Lachs-Canapé kauend, springt er auf, greift sich den Edding, malt Ellipsen, Rechtecke, Pfeile und Zahlen auf den Flipchart und erklärt die komplexe Shyft-Übernahme mit gleichzeitigem Börsengang. Einzig der Übernahme-Altmeister Rolf Watter von der Anwaltskanzlei Bär & Karrer habe sich den Deal zugetraut, heisst es hinter vorgehaltener Hand, während Juristen und Berater abgeraten hätten. Watter war zwei Jahre zuvor wesentlich in die Megafusion von Firmenich und der börsenkotierten niederländischen DSM involviert. Der Genfer Aroma- und Duftstoffhersteller schlich sich mit dem Merger aufs holländische Börsenparkett, behielt aber einen juristischen Hauptsitz in der Schweiz. Watters Blaupause für den Aebi-Shyft-Deal. Seit Juli ist Aebi Schmidt an der Nasdaq in New York gelistet mit Hauptsitz in Zürich. Das erlaubt dem Unternehmen, die Dividenden vollständig aus den Kapitalreserven zu berappen. Wäre Aebi in der Schweiz kotiert, dürfte nur die Hälfte über die Kapitalreserven ausgeschüttet werden. Fruithof und sein Team hätten sehr gut verhandelt, sagt einer, der dabei war.

Neben Bär & Karrer haben ZKB und UBS beraten. Und wie so oft, wenn Spuhler Transaktionen tätigt, war auch die Finanzboutique Alantra an Bord, wo sein langjähriger Wegbegleiter Kurt Rüegg als Partner wirkt. Rüegg war bereits beim Börsengang von Stadler Rail dabei und ist diesen Mai aus dem Stadler-Verwaltungsrat ausgetreten. Nach mehr als 20 Jahren. Und auch im Aufsichtsgremium von Spuhlers PCS Holding macht er für die nächste Generation Platz. Das gilt auch für Hans-Peter Schwald, den anderen langjährigen Spuhler-Intimus und Partner bei der Wirtschaftskanzlei Valfor.

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In diesem erlauchten Kreis, dem Machtzentrum von Spuhlers Beteiligungen, nimmt neu unter anderem auch der Aebi-Schmidt-Chef Einsitz. «Barend Fruithof ist seit diesem Sommer neu auch im Verwaltungsrat der PCS Holding, zusammen mit der Zürcher Juristin Andrea Sieber», bestätigt Spuhler. Letztere bringt 20 Jahre Erfahrung bei Fusionen und Übernahmen mit und ist Partnerin bei der Kanzlei MLL Legal.

Das Gremium ist und bleibt aber in der Hand der Familie Spuhler. Bauunternehmerin Daniela Spuhler, Peter Spuhlers 48-jährige Frau, ist Vizepräsidentin und mittlerweile auch im Verwaltungsrat von Aebi Schmidt. Sohn Lucas, Chief Operating Officer von Stadler Rheintal, ist VR-Mitglied.
Und eben Fruithof. Schnelldenker, jovial, um keinen Spruch verlegen und gleichzeitig detailversessen. Er zückt sein Handy, wischt über endlose Excel-Tabellen, zeigt die wichtigsten Messgrössen des Tages, die frühmorgens in seiner Mailbox aufschlagen. Unternehmensführung à la Detailhandel. Schnell und engmaschig, um umgehend zu reagieren. Jeden Freitagmittag trommelt er sein Führungsteam zusammen. Dann heisst es: Schlag den Chef. Die Führungskräfte stehen Red und Antwort. Hart, aber fair sei Fruithof. Und hemdsärmelig.

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<p>Peter Spuhler, seine Frau Daniela (Mitte) und Sohn Lucas (l.) bilden den Kern der PCS Holding.</p>

Peter Spuhler, seine Frau Daniela (Mitte) und Sohn Lucas (l.) bilden den Kern der PCS Holding.

Markus Senn
<p>Peter Spuhler, seine Frau Daniela (Mitte) und Sohn Lucas (l.) bilden den Kern der PCS Holding.</p>

Peter Spuhler, seine Frau Daniela (Mitte) und Sohn Lucas (l.) bilden den Kern der PCS Holding.

Markus Senn

Das kommt auch im Maschinenraum in Burgdorf an. Eben noch dozierte er über Net Working Capital, Net Cash und Umtauschverhältnisse. Jetzt schreiten Fruithof und Spuhler durch die fast menschenleeren Montagehallen – Betriebsferien. Herzend umarmt er ein bekanntes Gesicht und sagt zu Spuhler: «Das ist der Beste.» Bauer, Banker, Boss: Fruithof kann mit allen, ist aber auch direkt und verlangt Leistung. Und er hat, was Spuhler etwas abgeht: einen spielerischen Umgang mit der angelsächsischen Finanzkultur und Sprache. Das ist im zunehmend international geprägten spuhlerschen Beteiligungskosmos ein wichtiger Faktor.

Ähnliche Biografien

Wie die beiden vor dem Aebi-Terratrac und der Testrampe mit 35  Prozent Steigung stehen, über Hydraulik, PS und Schwerpunkt fachsimpeln und Fruithof Spuhlers leicht verschmutzte Anzugshose abwischt, wirken sie wie Brüder im Geiste. Acht Jahre trennen die beiden. Spuhler ist der Diplomatischere, Fruithof eher der Draufgänger. Die beiden einen auch ihre Biografien. Spuhler spielte Eishockey bei den GCK Lions, war deren Captain. Bis heute ist er den ZSC Lions verbunden, dem Derivat der beiden Zürcher Eishockeyclubs ZSC und GC. Fruithof war ambitionierter Zehnkämpfer, trainierte täglich. Hürdenlauf, Weitsprung und Diskuswerfen waren seine Disziplinen. An die Spitze reichte es dennoch nicht. Die beiden ticken gleich; sind durchsetzungsstark, Machertypen, gehen «all in» und runden Erfolge gerne mit Speis und Trank ab. Spuhler ist unter anderem auch Gastronom. Diesen September soll sein Traditionshaus «Winkelried» in Frauenfeld eröffnen. Mit Unternehmer Silvio Denz (Lalique Group) baut er in Zürich zudem den «Florhof» um. Die Eröffnung ist für das erste Quartal 2026 geplant. Und natürlich besitzt er zusammen mit Michael Pieper das «Talvo» in St. Moritz-Champfèr.

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Wer der Chef ist, das ist offensichtlich. Spuhler ergreift das Wort zuerst, Fruithof darf danach. Und wenn die beiden in Burgdorf durch die Werkhallen schreiten, dann geht Spuhler voran. Klar ist aber auch, dass sich Fruithofs Rolle nicht nur auf Aebi Schmidt beschränkt. Das Know-how des ehemaligen Zehnkämpfers wird auch an anderer Stelle der Spuhler-Beteiligungen eingesetzt – nicht immer mit Erfolg. Ins öffentliche Bewusstsein trat das Duo im Fall Swiss Steel. Spuhler kaufte sich 2021 beim schlingernden Stahlkonzern ein und platzierte Fruithof im Verwaltungsrat. Er sollte das Präsidium übernehmen und einen rigiden Sanierungsplan durchpeitschen. Doch Hauptaktionär und Amag-Besitzer Martin Haefner soll sich an Fruithofs forderndem und forschem Auftritt gestört haben. Die Liaison war rasch beendet, und das Dynamic Duo dankte ab. Spuhler hat die Episode abgehakt. «Ich hatte nie Streit mit Martin Haefner, das wurde in einigen Medien falsch kolportiert. Wir waren uns einfach über die Sanierungsschritte bei Swiss Steel nicht einig.» Sowohl Haefner als auch Spuhler sind weiterhin Grossaktionäre bei Rieter. Und auch auf dem Eis drehte Fruithof seine Runden. Während sieben Jahren sassen er, der langjährige PCS-Verwaltungsrat Hans-Peter Schwald und Spuhler im Verwaltungsrat der ZSC Lions. In dieser Zeit gleiste der Club die neue Eishockeyarena auf. Nach deren Inbetriebnahme im Oktober 2022 trat die Spuhler-Troika aus dem Aufsichtsgremium aus. Mit dem Rückenwind der neuen Arena holten die Zürcher die Meisterschaft in den vergangenen beiden Jahren in die Limmatstadt.

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Kein Kumpel-Management

Natürlich seien Spuhler und er Freunde, sagte Fruithof einmal in der «NZZ». Aber Aebi Schmidt sei keine Kumpel-Firma und habe kein Kumpel-Management. Das gilt für Spuhlers ganzes Beteiligungsuniversum. Besonders bei Stadler Rail und Rieter braucht es harte Entscheide. Management im Schock-Modus. Das nagt an der Motivation und drückt aufs Energielevel. Macht das noch Spass? «Trotz aller Krisen. Nach wie vor macht es mir grossen Spass, mit einem tollen Managementteam für die heutigen globalen Herausforderungen die richtigen strategischen Lösungen auszuarbeiten und umzusetzen», sagt Spuhler in geschliffenem PR-Sprech, und trotzdem kauft man ihm das ab. Barend Fruithof, machen Krisen Spass? «Ja, mit Peter Spuhler zusammen macht das tatsächlich Spass. Es bleibt uns nichts anderes übrig, als Aebi Schmidt und auch die anderen Beteiligungen von Peter Spuhler auf Effizienz zu trimmen. Das ist nicht immer einfach für die Mitarbeitenden, aber Krisen sind immer auch Chancen.» Auch abgegriffene Statements beherrschen sie. Fruithof verweist auf US-Akquisitionen von Aebi mitten in der Covid-Pandemie. «Das waren Gamechanger für uns.» Oder nun beim Textilmaschinenbauer Rieter, der seit zwei Jahren vom ehemaligen Schindler-CEO Thomas Oetterli geführt wird. Die Branche ist konjunktursensitiv, in den letzten drei Jahren wurden kaum Textilmaschinen gekauft. Trotzdem hat Rieter tief in den Kassenschrank gegriffen und Anfang Mai für 713 Millionen Franken Barmag gekauft, den Kunstfaserbereich von OC Oerlikon. Dieses Mal gingen Spuhler und Haefner Hand in Hand. Die beiden Grossaktionäre dürften die treibende Kraft hinter dem strategischen Deal gewesen sein.

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«Mit dieser Akquisition wird Rieter sowohl im Naturfaserbereich als auch im Kunstfaserbereich Weltmarktführer sein und ist der einzige Spinnereimaschinenhersteller, der auf allen Prozessstufen über eigene Maschinen verfügt», sagt Spuhler sichtlich stolz und präsentiert sein mit seinen Initialen besticktes Baumwollhemd, während Fruithof flachst, dass sich am Stoff des Hemdes der Altersunterschied manifestiere. Er selbst trage noch Stretchhemden.

Gedanken über Nachfolge

Künftig können sich die beiden auch im Verwaltungsrat der PCS Holding necken. Doch wie lange noch? «Ich habe geplant, noch einige Jahre weiterzumachen und schrittweise die nächste Generation in die Verantwortung einzubinden», sagt Peter Spuhler. Dass mit 70 Schluss sein soll, wie er das schon durchblicken liess, mag man ihm an diesem schwülen Augusttag nicht recht abnehmen. Aber natürlich begleiten ihn Gedanken bezüglich Nachfolge; die Uhr tickt nicht ewig. So hat er bei Aebi Schmidt das Präsidium abgegeben, bei Stadler sieht er die Konzernleitung gut aufgestellt. Die Hälfte sei um die 40  Jahre alt, aber bereits mehr als zehn Jahre in der Firma. «Die meisten von ihnen haben bei mir als Assistenten angefangen. Stadler hat ein junges, dynamisches Team, deshalb blicke ich mit grosser Zuversicht in die Zukunft.» Typisch Spuhler. Er setzt auf Personal, das unter ihm gereift ist. Schlecht ging es aus, als er 2017 erstmals den CEO-Posten bei Stadler Rail abgab und an den Internen Thomas Ahlburg übertrug. Spuhler übernahm nach kurzer Zeit wieder selbst. Als er 2023 Markus Bernsteiner auf den Chefsessel hievte, besann er sich auf bekannte Muster. Die beiden sind seit mehr als 20  Jahren Stadler-Gefährten. Noch wirft Spuhler einen grossen Schatten. Doch Bernsteiner wagt sich Schritt für Schritt aus der Deckung und wird zunehmend spürbarer.

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Vielleicht würde ihm etwas mehr Barend-Fruithof-Attitüde guttun. Dieser strahlt mit Spuhler um die Wette. Trotz Krisenzeit und schwieriger Mission: Eine Fahrt im Aebi-Terratrac lässt er sich nicht nehmen. Gelassenheit und das Vertrauen in die eigenen Stärken: Darin sind Spuhler und Fruithof unschlagbar.

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