Guten Tag,
Als EU-Binnenmarktkommissar hat sich Frits Bolkestein daran gewöhnt, im Kreuzfeuer des Tadels zu stehen. Doch verbale Haue solcher Art, wie er sie dieses Frühjahr bezogen hat, ist sogar für den Brüsseler Spitzenbeamten etwas gar reichlich. Proteste aus den Reihen britischer, französischer und deutscher Unternehmer hagelte es, als Bolkestein die so genannte Transparenzrichtlinie vorlegte. Demnach sollen ab 2005 börsenkotierte EU-Firmen vierteljährlich über ihren Geschäftsgang informieren.
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Was in der Europäischen Union für hitzige Dispute sorgt, dürfte bald auch bei uns die Gemüter erregen. Denn EU-Recht findet mit Verzögerung ebenfalls Anwendung in der Schweiz. Bereits lassen sich erste ablehnende Stimmen vernehmen. Den Hauptvorwurf, die verkürzte Berichterstattung fördere das auf rasche Erfolge ausgerichtete Wirken der Firmenlenker, ja verhindere eine langfristig angelegte Unternehmensstrategie, kann ich ja noch einigermassen nachvollziehen. Wenngleich fehl am Platze ist, wer sich als Manager dem (angeblichen) Diktat der Analysten und Investoren beugt.
Kein Verständnis bringe ich für das zweite Argument auf: Die vierteljährliche Berichterstattung überfordere die Möglichkeiten der KMUs. Von den führenden Schweizer Firmen veröffentlichen bereits etwa die Hälfte Quartalsberichte – wohlgemerkt aus eigenem Antrieb. Auch kleinen Gesellschaften, so etwa Temenos, Swissquote, SEZ und vielen weiteren, scheint die kürzere Kadenz keine Mühe zu bereiten. Alles andere wäre mit Blick auf moderne Finanzsoftware und weitere Hilfsmittel schlicht merkwürdig.
Ich befürworte Quartalsberichte bei kotierten Unternehmen aus einem simplen Grund, nämlich jenem der gleich langen Spiesse. Institutionellen ist es einerlei, ob eine Gesellschaft viertel- oder halbjährlich berichtet. Sie holen sich nötige Informationen sowieso gleich selbst beim Management ab. Der Privatinvestor dagegen hat sich mit den offiziellen Nachrichtenkanälen zu begnügen.
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Die Diskussion lässt sich auf eine Frage reduzieren: Bringen Quartalsberichte mehr oder weniger Transparenz über Geschäftsgang und Zustand der Unternehmen? Ich meine, die Antwort ist klar.
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