Abo

Attacke auf IWF: Offenbar Mails und Dokumente entwendet

Es geschah noch vor Strauss-Kahns Festnahme: Bei einer Hackerattacke auf den IWF ist einem Bericht zufolge eine grosse Datenmenge entwendet worden. Unter Verdacht stehen auch Regierungen. Indes konkurriert ein Trio um den IWF-Chefposten.

Werbung

Der Internationale Währungsfonds (IWF) ist Opfer einer Cyberattacke geworden, die Medienberichten zufolge möglicherweise von einer Regierung ausging. Bei dem Angriff sei «eine grosse Menge» Daten entfernt worden, berichtete die Finanznachrichtenagentur Bloomberg am Sonntag unter Berufung auf einen Kenner der Umstände. Betroffen seien E-Mails und andere Dokumente. Welche Regierung hinter dem Angriff stecken könnte, wurde jedoch nicht erwähnt.

Partner-Inhalte

Der Angriff auf das Computersystem des Fonds, in dem Berichten zufolge hochvertrauliche Daten über die Finanzsituation verschiedener Länder gespeichert sind, habe sich vor der Festnahme Strauss-Kahns am 14. Mai ereignet, berichtete Bloomberg weiter. IWF-Sprecher David Hawley hatte per E-Mail erklärt, der Weltwährungsfonds sei "voll funktionsfähig". Zu dem Vorfall sei eine Untersuchung eingeleitet worden.

Die «New York Times» zitierte Insider mit den Worten, die Computer-Attacke sei ernst. «Es war ein sehr bedeutender Eingriff», sagte demnach ein Beamter. Bloomberg berichtete von einer E-Mail an die Mitarbeiter des Fonds vom 8. Juni, in der von «einigen verdächtigen Datentransfers» die Rede sei.

Angriff von internem Computer

Eine Untersuchung habe ergeben, dass ein Desktop-Computer des Fonds missbräuchlich benutzt worden sei, um in das Computersystem des IWF einzudringen.

Werbung

Wie es weiter hiess, sei vorsichtshalber eine Computerverbindung zum Informationsaustausch zwischen der Weltbank und dem IWF vorübergehend gekappt worden. Beide Hauptquartiere liegen sich an einer Strasse in Washington gegenüber.

Der IWF ist in der weltweiten Finanzkrise zu einem der wichtigsten Krisenhelfer aufgestiegen. Gerade in der Bewältigung der Euro-Schuldenkrise spielt der Währungsfonds eine wichtige Rolle.

Fischer zu alt für den IWF-Chefposten?

Unterdessen konkurriert inzwischen ein Trio um die Nachfolge von Dominique Strauss-Kahn, der nach Vergewaltigungsvorwürfen von der Spitze des IWF zurückgetreten war: Die französische Finanzministerin Christine Lagarde, der mexikanische Notenbankchef Agustín Carstens und seit dem Wochenende auch der Gouverneur der israelischen Zentralbank, Stanley Fischer.

Fischer teilte mit, er habe seine Kandidatur für den IWF-Chefposten eingereicht. Die Bewerbungsfrist war am Samstag abgelaufen. Ein Problem ist allerdings sein Alter von 67 Jahren. Laut IWF-Statuten dürfen Bewerber für das Amt des Geschäftsführenden Direktors nicht älter als 65 sein. Dies bedeutet, dass der IWF vor einer Billigung der Kandidatur Fischers eine Entscheidung über eine Änderung der Statuten treffen oder aber seine Kandidatur ablehnen müsste.

Werbung

Als klare Favoritin wird Lagarde gehandelt. Die Unterstützung der Europäer gilt ihr als sicher, auch die Länder Afrikas stehen offenbar mittlerweile geschlossen hinter der Französin. Lagarde erhielt am Wochenende auch Unterstützung von Ägypten, wie Aussenminister Nabil al-Arabi sagte. Der Verwaltungsrat will bis zum 30. Juni über die Besetzung des Spitzenamts entschieden haben.

(tno/sda)

Auch interessant

Werbung