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Die Berufung von ABB-CEO Björn Rosengren ist eine herbe Niederlage für Präsident Peter Voser: Die Schweden ziehen die Macht an sich.
Marc Kowalsky
Grosse Erwartungen: Björn Rosengren soll den erwünschten Mehrwert für die Aktionäre erwirtschaften – im Gegensatz zu seinen Vorgängern.
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Er ist beliebt bei seinen Mitarbeitern, er ist erfolgreich, er erfüllt alle Anforderungen des Verwaltungsrates, er wurde einstimmig gewählt: Björn Rosengren scheint der ideale neue CEO für ABB zu sein. Tatsächlich geht ein Riss durch den Verwaltungsrat der ABB, tatsächlich ging seiner Nomination ein Machtkampf voraus zwischen ABB-Präsident Peter Voser und seinem Vize Jacob Wallenberg, der mit seiner Investor AB gleichzeitig der grösste Aktionär ist (elf Prozent der Anteile).
Es ging nicht nur um die Frage, wer seinen Kandidaten durchbringen würde. Es ging vor allem um die Frage, welche Seite ihren Einfluss bei ABB ausbaut: die schweizerische oder die schwedische. Nicht zum ersten Mal in den 31 Jahren seit der Fusion der schwedischen Asea mit der schweizerischen BBC.
Gesucht war ein Anti-Spiesshofer: Ein CEO ohne grosses Ego und Kontrollbedürfnis, eine Art Holdingchef, der die Spartenleiter deren Geschäft selbständig führen lässt. Von der ursprünglich recht umfangreichen Longlist gelangten schliesslich drei Kandidaten in die engste Auswahl. Der Schwede Börje Ekholm (56), ein enger Wallenberg-Vertrauter. Dann der Franzose Greg Poux-Guillaume (49), der bei Sulzer nur wenige Kilometer entfernt vom ABB-Hauptsitz eine anerkannt gute Leistung hinlegt. Und schliesslich Rosengren, der beiden Wallenberg-Beteiligungen Wärtsilà und Sandvik überdurchschnittlichen Shareholder Value geschaffen hat.
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Greg Poux-Guillaume: Dem Sulzer-Chef fehlten am Ende die richtige Nationalität und der richtige Stallgeruch.
KeystoneGreg Poux-Guillaume: Dem Sulzer-Chef fehlten am Ende die richtige Nationalität und der richtige Stallgeruch.
KeystoneEkholm fiel relativ rasch aus dem Rennen, wohl weil er nur wenig CEO-Erfahrung hat. Am Schluss war es ein Zweikampf Rosengren gegen Poux-Guillaume. Zwei Fraktionen gibt es im ABB-Verwaltungsrat: Für manche Mitglieder liegen die Wachstums- und Margenprobleme des Konzerns im Führungsstil des bisherigen CEO Spiesshofer begründet, unter dem sich die Konzernleitungsmitglieder in Sitzungen nicht einmal trauten, ohne Erlaubnis auf die Toilette zu gehen. Mit einem Mann wie Rosengren, der delegiert und den Spartenchefs alle Freiheiten gibt, werde alles gut, so ihre Meinung.
Börje Ekholm: Der Ericsson-Chef gilt als enger Wallenberg-Vertrauter, hat aber noch zu wenig CEO-Erfahrung.
ZVGBörje Ekholm: Der Ericsson-Chef gilt als enger Wallenberg-Vertrauter, hat aber noch zu wenig CEO-Erfahrung.
ZVGUnd dann gibt es jene, die überzeugt sind, dass die Probleme von ABB tiefer lägen, dass einige Assets faul seien und dass der neue Konzernchef jeden Stein im Konzern umdrehen müsse. Für sie wäre Poux-Guillaume wohl der geeignetere Kandidat gewesen. Auch Voser bevorzugte den Sulzer-Chef: deutlich jünger und damit ein Perspektiv-CEO, tatkräftiger und glaubwürdiger, was das Thema Digitalisierung angeht. Vor allem aber konnte Voser kein Interesse daran haben, dass der neue CEO näher an den Wallenbergs dran ist als er selber.
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Warum der ABB-Verwaltungsrat – inklusiv Voser – dennoch einstimmig für Rosengren votierte, warum das Voser in eine unangenehme Situation bringt und was ehemalige Mitarbeiter über Rosengrens Führungsstil berichten, lesen Sie in der neuen BILANZ, erhältlich am Kiosk oder mit Abo bequem im Briefkasten.
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