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Teodoro Laino vom Zürcher IBM-Forschungslabor hat einen Chemieroboter entwickelt. Er soll die Herstellung von Medikamenten revolutionieren.
Bastian Heiniger
Neue Wege: IBM-Forscher Teodoro Laino hat in Zürich ein System entwickelt, das automatisch Medikamente herstellen kann.
Michael Buholzer für BILANZWerbung
Chemie und Hightech – Teodoro Laino bringt beide Bereiche zusammen. Und will mit seiner Entwicklung gerade in der Corona-Zeit einen Beitrag leisten.
In die Schweiz kam der Italiener 2004, um an der ETH Zürich sein Doktorat in Computerchemie abzuschliessen. Danach forschte er zwei Jahre an der Universität Zürich und wechselte 2008 zum Zürcher Forschungslabor von IBM.
Heute leitet er das RXN-Projekt, das zum Ziel hat, durch künstliche Intelligenz die Arbeit im Chemielabor zu automatisieren.
Wortwörtlich hochfliegende Pläne hat Laino auch in seiner Freizeit. So hat er in der Schweiz seinen Pilotenschein gemacht und steuert nun Destinationen in ganz Europa an.
Eigentlich gibt es schon lange Robotersysteme in der Chemie. Doch Teodoro Laino und sein achtköpfiges Team haben ein auf künstlicher Intelligenz basierendes System entwickelt, das autonom den Roboter programmiert und weltweit frei über die Cloud verfügbar ist.
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«Das Tool kann nicht nur alle möglichen chemischen Reaktionen voraussagen, an denen selbst versierte Chemiker scheitern würden», sagt Laino. Es schafft seit Neuestem auch den umgekehrten Weg – die Retrosynthese.
Ausgehend vom Produkt, das man erhalten will, sagt das Tool voraus, welche «Zutaten» man miteinander in welcher Reihenfolge reagieren lassen muss, um ebendieses Produkt zu erhalten. «Das System performt wie ein erfahrener Chemiker.»
Gerade jetzt bietet das IBM-Tool einen grossen Vorteil: Es kann ein Chemielabor selbstständig führen. Der Chemiker kontrolliert dann von zu Hause aus die Produktion.
«Wollen wir nun Millionen von Dosen eines neuen Medikaments herstellen, können wir überall, wo es gebraucht wird, ein Container-Labor zur Produktion aufstellen und dieses in wenigen Tagen hochfahren», sagt Laino.
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Potenzial für das autonome Labor sieht er auch in der akademischen Forschung und bei Pharmakonzernen. Bereits Mitte 2020 soll es für Drittfirmen bereitstehen.
Die Schweizer Wissenschaft ist Weltspitze – doch die Macher sind kaum bekannt. BILANZ präsentiert regelmässig Personen, die mit ihren Innovationen die Welt verändert.
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