Guten Tag,
Ein Hotel ist heute dann am besten, wenn die Energie und Passion dahinter spürbar wird – so das Verdikt im 23. Hotel-Ranking der BILANZ.
Claus Schweitzer
Entspricht in keiner Weise einem konventionellen Fünfsternehotel: das Farmhotel Babylonstoren in den Cape Winelands/Südafrika.
ZVGWerbung
Das wäre vor zehn Jahren noch undenkbar gewesen: die Positionierung des Farmhotels Babylonstoren in den Top Ten der weltbesten Ferienhotels im 23. Hotel-Ranking der BILANZ. Das zweihundert Hektar umfassende Anwesen in den südafrikanischen Cape Winelands bei Kapstadt wirkt zwar wie aus dem Bilderbuch entsprungen, doch ist es primär ein aktiver Gutsbetrieb.
Die Hoftiere und landwirtschaftlichen Maschinen sind gelegentlich recht lärmig, die Wege aus roter Erde können das Ende aller Schuhe bedeuten und der Room Service ist so beschaulich wie die Natur am Fuss des zerklüfteten Simonsbergs. Oh, und das lukullische Frühstücksbuffet steht lediglich zwischen 8 und 9.30 Uhr bereit. Die zwei Dutzend Gäste-Cottages in Weiss- und Erdtönen sind ein Traum für Ästheten, liegen aber teilweise weit draussen in den eigenen Obstplantagen und Weinhängen. Ins Restaurant begibt man sich mit den bereitstehenden Fahrrädern – und wird dafür mit perfekt umgesetztem «farm-to-table cooking» in heiterem Ambiente belohnt.
Babylonstoren: Zur luxuriösen Bio-Farm mit zwei Dutzend wohnlichen Bungalow-Suiten gehören Obstplantagen und Weinberge so weit das Auge reicht.
ZVGBabylonstoren: Zur luxuriösen Bio-Farm mit zwei Dutzend wohnlichen Bungalow-Suiten gehören Obstplantagen und Weinberge so weit das Auge reicht.
ZVGWerbung
Dieselben Gäste, die sich in glanzvolleren Hotels – etwa im doppelt so teuren Delaire Graff Estaste in der Nachbargemeinde Stellenbosch – bei der kleinsten Unvollkommenheit entrüsten, jagen im Babylonstoren ihr Richtmass für ein Spitzenhotel zum Teufel und verhalten sich wieder wie normale Menschen. Hier finden sie statt überkandideltem Tamtam authentisches Landleben in allerschönster Formenvielfalt sowie entspannten Luxus von jener Klasse, die kein Blendwerk nötig hat. Im Herzen der dreihundertjährigen Farm steht der riesige Bio-Garten mit mehr als dreihundert essbaren Pflanzenarten, von denen einige auch das jahreszeitlich wechselnde Angebot im neuen Spa prägen.
Geschaffen wurde dieser glücklich machende Ort von Koos Bekker und Karen Roos. Das heimische Medienunternehmer-Ehepaar versteht von ungezählten eigenen Reisen her, worauf es ankommt: «Die Perfektwelten, die vielerorts zum Massstab wurden, berühren uns nicht mehr. Der Perfektion setzen wir im Babylonstoren Sinn und Sinnlichkeit entgegen.»
Platz 10 (Vorjahr: 23): Villa La Coste, Luberon
Inmitten des 200 Hektar grossen Bio-Weinguts hat der kunstsinnige irische Immobilienunternehmer Patrick McKillen seine ganz eigene Vision eines luxuriösen Rückzugsorts verwirklicht. Weltberühmte Architekten von Jean Nouvel über Tadao Ando bis Frank Gehry hinterliessen hier ihre Spuren, und der Skulpturenpark würde jedem Museum of Modern Art gut anstehen. Im Hotel, das die ganzen Ländereien überblickt, verbinden sich grosse Glasflächen, klare Linien und viel Weiss mit lokalen Naturmaterialien und weiteren Exponaten zeitgenössischer Kunst. Dass die Gäste im Gesamtkunstwerk La Coste ein Gefühl von Gemütlichkeit überkommt, ist dem Feingefühl des Hoteldirektors Nicolas Socquet und seinem hochgradig gastbewussten Team zu verdanken.
Platz 9 (Vorjahr: 31): Babylonstoren, Cape Winelands/Südafrika
Das um 22 Ränge vorrückende Babylonstoren in den südafrikanischen Cape Winelands entspricht in keiner Weise einem konventionellen Fünfsternehotel – eher einer Masterclass in elementarem Luxus, geschaffen von passionierten Menschen, welche die wesentlichen Bestandteile hierzu verstehen: Platz, Privatsphäre und ein Gefühl für entspannte, ungekünstelte Gastlichkeit, wie es nur Hotels zustande bringen, denen es um etwas Persönlicheres geht als nur ums Geldverdienen. Zur luxuriösen Bio-Farm mit zwei Dutzend wohnlichen Bungalow-Suiten gehören Obstplantagen und Weinberge so weit das Auge reicht sowie ein Restaurant mit «farm-to-table cooking» und ein überwältigender Garten mit mehr als 300 essbaren Pflanzenarten. Im Spätsommer wird das Schwesterhotel «The Newt in Somerset» im Südwesten Englands eröffnen.
Platz 8 (Vorjahr: 14): La Réserve Ramatuelle, Ramatuelle/Saint-Tropez
In schönster mediterraner Umgebung in sicherer Entfernung vom Touristentrubel entspannen – und dabei wahlweise etwas für seine Gesundheit tun oder dem schieren Genuss bei der schwerelosen Sonnenküche von Eric Camino huldigen: In der Réserve Ramatuelle, zehn Shuttle-Minuten vom hoteleigenen Strandclub an der Plage de Pampelonne und zwanzig Minuten vom Ortszentrum Saint-Tropez entfernt, geht die Rechnung auf. Ein südfranzösisches Paradies auf Erden ...und wenn es mal Probleme gibt (ja, die gibt es auch im Himmel), dann versucht man sofort eine Lösung zu finden.
Platz 7 (Vorjahr: 7): Amangiri, Utah
Man muss zu diesem Hotel wollen. Doch das Ziel lohnt unbedingt: Es feiert die Millionen Jahre alte Fels- und Canyonlandschaft im Süden Utahs. Mit einem Mix aus karger Architektur und warmer Atmosphäre. Und mit Ausblicken, vor denen urbane Erfolgsgestresste wieder zu Menschen werden. Von keinem der Zimmer ist ein Zeichen der Zivilisation «da draussen» zu bestimmen, kein Auto in der Ferne, kein Strommast am Horizont, nur die Stille der Wüste.
Platz 6 (Vorjahr: 11): Singita Boulders & Ebony Lodges, Sabi Sand Reserve/Südafrika
Andere Safari-Lodges sind spektakulärer gelegen. Einige garantieren noch mehr Begegnungen mit den «Big Five» der südafrikanischen Tierwelt. Die allermeisten sind preisgünstiger. Der Unterschied der beiden unlängst renovierten Singita-Lodges «Ebony» und «Boulders» im privaten Sabi-Sand-Wildreservat südwestlich des Krüger-Nationsparks ist die schiere Professionalität des gesamten Teams. Ob Ranger oder Masseur, Koch oder Rezeptionist: Jeder hier gibt sich seiner Aufgabe vollkommen hin und arbeitet mit höchster Professionalität daran, ein rundum stimmiges Erlebnis zu bieten. Die Gäste-Villen, viele mit eigenem Pool, stellen ästhetische Gelassenheit her, und über allem schwebt ein Hauch von Abenteuer.
Platz 5 (Vorjahr: 6): Post Ranch Inn, Big Sur/Kalifornien
Die Website ist ansprechend, die Berichte in Broschüren und Reisemagazinen sind verlockend, doch kann den Besucher nichts auf den tatsächlichen Zauber dieses Hideaways vorbereiten. Wer hierher in die kalifornische Abgeschiedenheit kommt und eines der 39 rustikal-luxuriösen Zimmer und Baumhäuser bezieht, darf damit rechnen, etwas ganz Spezielles zu erfahren, das in der Erinnerung noch lange weiterleuchtet. Das Post Ranch Inn ist und bleibt eines der lohnendsten Hotelerlebnisse der Welt.
Rang 4 (Vorjahr: 1): Hôtel du Cap-Eden-Roc, Cap d’Antibes/Côte d’Azur
Der Vorjahressieger muss sich in diesem Jahr mit dem vierten Platz begnügen, bleibt aber ein Leuchtturm mondäner Gastlichkeit mit Einmaligkeitscharakter. «Es gibt nur ein Hôtel du Cap, so wie es nur eine Mona Lisa gibt», sagt Philippe Perd, der langjährige Hausherr dieser Hotelikone, die wesentlich zum Mythos der französischen Riviera beigetragen hat und auch heute noch tut. Im mediterranen Privatpark am Meeresufer könnte man Wurzeln schlagen, und die ganze Anlage hat einen Charme und einen Zauber, den man nicht planen, sondern sich nur über lange Zeit erarbeiten kann.
Rang 3 (Vorjahr: 2): Villa Feltrinelli, Gargnano/Gardasee
Die schlossartige Villa am Ufer des Gardasees ist das bestplatzierte Ferienhotel Italiens und ein Lieblingsziel von ultrareichen Bonvivants, welche die gewöhnlichen Reichen meiden wollen. Gabriele D’Annunzio, Agatha Christie und Romanfiguren wie der grosse Gatsby würden perfekt hierher passen – allerdings würde man sie wohl nicht bemerken, weil jeder der maximal vierzig Gäste in der weitläufigen Anlage sein ganz privates Lieblingsplätzchen findet. In einer Zeit, in der die meisten Nobelabsteigen hinter den Kulissen immer kostenbewusster agieren, leistet sich die Villa Feltrinelli zudem den Luxus, mehr als doppelt so viele Mitarbeiter wie Gäste zu haben. «Unsere Gäste sollen bei uns Ruhe, Fürsorge und Aufrichtigkeit finden», sagt der Schweizer Direktor Markus Odermatt.
Rang 2 (Vorjahr: 3): Schloss Elmau, Bayern
Ein Hotel auf der Höhe der Zeit an einem der schönsten Orte der Alpen. Dietmar Müller-Elmau, der Schlossherr, entwickelt sein kosmopolitisches Naturresort fortwährend weiter und überlegt sich täglich, wie er noch mehr Magie für seine Gäste schaffen kann. Seine Antwort liegt darin, Luxus mit Inhalten und Sinn zu füllen, sei es durch Selbstoptimierung an mehrtägigen Yoga-Retreats, geistvollen Workshops für Kinder und Jugendliche oder durch ein fabelhaftes Kultur- und Konzertprogramm, das in der ganzen Hotelwelt unerreicht ist. Darüber hinaus löst Schloss Elmau ein grosses Versprechen mühelos ein: Entschleunigung ist hier keine leere Marketingfloskel, sondern von der ersten Minute an für jeden spürbar. Im weiten und geschützten Hochtal am Fuss des Wetterstein-Gebirges ist plötzlich wieder Zeit da, von der viele behaupten, es gäbe sie kaum noch.
Rang 1 (Vorjahr: 12): Soneva Jani, Malediven
Das maledivische Inselresort setzt den neuen Goldstandard und raubt selbst schwer zu beeindruckenden Vielgereisten den Atem. Egal, ob man wegen den traumschönen Wasser-Villen (mit Rutschbahn ins Meer und elektrisch zu öffnendem Dach über dem Bett), den Taucherlebnissen oder einfach zum Gar-nichts-tun anreist: Nach zehn Minuten vergisst man hier die Zeit und nach zwanzig Minuten die Welt. Und dies mit bestem Gewissen: Neben dem zwanzig Jahre älteren Schwesterhotel Soneva Fushi gibt es wohl kein anderes Luxusresort, das sich in puncto Ökobilanz konsequenter und innovativer engagiert als das Soneva Jani. Auch im stetigen Streben nach dem Wahren, Seelenvollen und Aufrichtigen hat das Hotel Vorbildcharakter für die ganze Branche. Sonu und Eva Shivdasani, die Insel-Paten, sind überzeugt: «Fortgeschrittene Reisende laufen vor nichts schneller davon als vor falschen Luxus.»
Werbung
Vielen Reisenden in der westlichen Hemisphäre geht es nicht mehr vorrangig um Höchstleistungen in puncto Service, Zimmer, Küche, Spa oder Design. Und so manches geschliffene Hotel, das nach herkömmlichen Bewertungskriterien exzellent abschneidet, wirkt heute recht seelenlos, steril und langweilig. Denn zum neuen Luxusverständnis gehört das Gefühl von Lebendigkeit und Authentizität sowie das Versprechen auf ein qualitativ hochstehendes Gesamterlebnis ohne gekünsteltes Getue. Man will ein Hotel, das die Energie und Passion dahinter spürbar werden lässt und auf scheinbar mühelose Art die landläufigen Wertvorstellungen von Luxus durchbricht – so die überwiegende Meinung der 192 beurteilenden Experten des BILANZ-Rankings.
Umgekehrt bedeutet das nicht, dass einfachere oder unprätentiösere Hotels stets hinreissend und die bessere Wahl sind. Aber so wie sich die Magie eines überwältigenden Kunstwerks oft daraus ergibt, dass es sich nicht ganz fertig anfühlt, braucht ein Hotel manchmal kleine Unvollkommenheiten und ein paar echte Charakterköpfe im Team, um Emotionen bei den Gästen auslösen zu können (siehe «Die zehn Hotelmitarbeiter des Jahres 2019»).
Hotels brauchen Seele. BILANZ befragte 192 Experten, welche guten Geister in Schweizer Tophäusern besonderes Lob verdienen. Mehr dazu lesen Sie hier.
Werbung
Hotelière des Jahres
Meike Bambach, Hotel Paradies, Ftan
Anders als die vielen Heute-hier-morgen-fort-Manager zeigt Meike Bambach seit zehn Jahren im «Paradies», wie man gepflegte Lässigkeit mit Leidenschaft verbindet und durch persönlichen Dauereinsatz und kontinuierliche Perfektionierung des Angebots einem Hotel eine Seele verleihen kann. Unlängst hat sie das Haus ins erste «Members only»-Hotel der Alpen verwandelt (für einen ersten Aufenthalt dürfen jedoch auch Nicht-Mitglieder hier absteigen). Es spricht stille Genussmenschen und Individualisten an, die viel Privatsphäre an einem ganz besonderen Rückzugsort suchen und es schätzen, dass sie wie bei Freunden empfangen werden und bei der Ankunft im Zimmer alles so vorfinden, wie sie es besonders lieben. Für Tagesausflüge dient die Hoteldirektorin gerne als Türöffner zu besonderen Adressen – sie kennt das Engadin und dessen Perlen wie kaum jemand sonst. Ständig fragt sie sich: Nach welchen Erlebnissen sehnen sich die Gäste? Und wie bringe ich das Haus noch mehr zum Leuchten? «Es ist die Vielzahl an Details, welche ein Hotel ausmachen», sagt Bambach. «Man weiss nie, welches Detail den Gast berührt.»
Concierge des Jahres
Mina Bayat, Four Seasons Hotel des Bergues, Genf
Kaum ein anderes Hotel in der Schweiz versammelt eine so grosse Anzahl von engagierten Mitarbeitern quer durch sämtliche Abteilungen wie das Genfer Four Seasons. Stellvertretend für die ganze Crew gewinnt Mina Bayat den Titel «Concierge des Jahres». Bereits seit dreizehn Jahren in verschiedenen Funktionen im Haus tätig, lässt sich die Lausannerin von keinem Spezialwunsch aus der Ruhe bringen. Im Gegenteil: Je herausfordernder das Anliegen eines Gastes ist, desto mehr läuft sie zur Hochform auf. Ihr sorgsam gepflegtes weltweites Kontaktnetz hilft ihr dabei ebenso wie ihre Vertrautheit mit der Genferseeregion – beide Faktoren geben sehr viel mehr her als die vermeintlich alleskönnenden Smartphones, insbesondere wenn unvorhergesehene Situationen eintreffen oder es um einen Tisch in einem ausgebuchten Restaurant geht. «Google ist grossartig, wird jedoch niemals persönliche Kontakte schlagen», sagt Bayat aus Überzeugung. Stets gut gelaunt, begegnet sie jedem Gast auf Augenhöhe und hat überdies die Begabung, dass sich Celebrities wie anonyme Besucher fühlen können und normale Sterbliche wie Celebrities.
Empfangschefin des Jahres
Mara Horta, The Hotel, Luzern
Die Freude, Menschen glücklich zu machen, steht Mara Horta ins Gesicht geschrieben, und man merkt schnell, dass die junge Managerin an der Front nicht nur eine ausgeglichene Persönlichkeit, sondern auch einen siebten Sinn hat. Dieser ermöglicht ihr, die Erwartungen der Gäste mit den unterschiedlichsten kulturellen und charakterlichen Hintergründen herauszuspüren, den Anforderungen des Moments gerecht zu werden und in heiklen Situationen umsichtig zu improvisieren. Ihre Devise: Wie die Zimmer genau waren, mag mancher Gast wieder vergessen. In Erinnerung bleibt, dass man herzlich empfangen wurde und die Menschen im Hotel jederzeit ansprechbar waren. «Man kann immer auf uns zugehen», sagt die Innerschweizerin. «Wir sind einfach da für unsere Gäste.» Und das nicht nur als digitaler Fragebogen. «Es ist ein faszinierender, stets fordernder Job, weil jeder Tag anders ist und man nie weiss, was als nächstes auf einen zukommt.»
Hotelkoch des Jahres
Stefan Lünse, Lenkerhof, Lenk
Wer im Lenkerhof logiert, braucht sich gar nicht erst die Frage zu stellen, ob er im Hotel oder auswärts essen soll. Fremdzugehen wäre törricht. Stefan Lünse kreiert täglich sechszehn Gerichte in Degustationsgrösse, die man nur anders, aber nicht besser machen kann. Sechs bis sieben Gänge sucht man sich aus, manche Gäste nehmen gleich alle sechzehn. Was aus der Küche kommt, ist stilistisch weit gespannt, darüber hinaus wird man den Veganern und Allergikern gerecht, und Foodie-Motive für perfekte Instagram-Fotos gibt es ebenfalls. Lünse ist der Typus Koch, der – wie man so schön sagt – mit allen Wassern gewaschen ist und dank seiner unaufgeregten Art auch vom ganzen Team geschätzt wird.
ZVG
Restaurantleiter des Jahres
Sergio Bassi, Castello del Sole, Ascona
Wer die frisch renovierte «Locanda Barbarossa», das Gourmetlokal im Castello del Sole, betritt, wird von Sergio Bassi empfangen, als wäre er Stammgast. Wer es ist, fühlt sich hier stets willkommen, und wer es nicht ist, ebenfalls. Denn der Maître guten alten Stils macht kaum einen Unterschied zwischen Neulingen und Habitués. Auch versteht es Bassi, sich subtil auf die sehr unterschiedlichen Erwartungen der Gäste einzustellen und er merkt sofort, wie diese drauf sind. Er ist dann an einem Tisch vollkommen zurückhaltend, am nächsten der geduldige Zuhörer, und beim dritten sitzt ihm plötzlich der Schalk im Nacken.
Sommelière des Jahres
Daniela Wüthrich, Victoria-Jungfrau, Interlaken
Während manche ihrer Sommelier-Kollegen wie wandelnde Fachbücher auftreten, versteht es Daniela Wüthrich, ihre neuesten Trouvaillen vom Thuner- und Bielersee, aber auch aus den wichtigsten europäischen Regionen, immer locker und lustvoll an den Gast zu bringen, Wissenswertes quasi en passant zu vermitteln. Auch gelingt es ihr mit beeindruckendem Einfühlungsvermögen, den Wein jeweils nicht nur passend zu den Menüs von Küchenchef Stefan Beer, sondern auch zur Gemütslage des Gastes auszusuchen. Es lohnt sich auf alle Fälle, den Ratschlägen der jungen Emmentalerin zu folgen.
ZVG
Barmanagerin des Jahres
Stefanie Baier, Art Deco Hotel Montana, Luzern
Was macht einen guten Barmanager aus? Das Gespür, wenn jemanden der Schuh drückt, die mentale Stärke, um einen ausfälligen Gast in die Schranken zu weisen, sowie das fachliche Wissen und Können, um im Handumdrehen allerlei Drinks zu mixen. Stefanie Baier ist eine dieser raren Barmanager, die auch noch entspannt und unprätentiös auftreten. Während viele ihrer vorwiegend männlichen Kollegen ihr Selbstbewusstsein einer Bugwelle gleich vor sich her schieben, lässt die kommunikative Unterfränkin ihre Gäste strahlen, indem sie jedem einzelnen das Gefühl von Anerkennung, Aufwertung und persönlicher Ansprache gibt.
Housekeeper des Jahres
Karin Gilgen, Hotel Krafft Basel
Karin Gilgen ist ein wichtiger Baustein im Hotelteam. Seit acht Jahren im Haus tätig, hat sie diverse Renovationsschritte mitbegleitet und -gestaltet sowie die Abläufe in der Hauswirtschaft mitoptimiert. Anders als die meisten ihrer Berufskolleginnen ist sie nicht darauf bedacht, jedes Zimmer so nüchtern wie möglich für den nächsten Gast vorzubereiten, sondern sie erlaubt sich, die Gardinen im Zimmer ein Stück weit offen zu lassen oder den Bürostuhl etwas schräg zum Tisch hinzustellen, so dass man beim Eintreten direkt auf den Rhein blickt und das Zimmer wohnliches Ambiente statt steriles Hotelflair verströmt. Auch ist die junge Baslerin keine stille Fee im Hintergrund, der man nur zufällig auf dem Korridor begegnet, sondern als Gastgeberin auf den Etagen jederzeit spür- und ansprechbar.
Spa-Director des Jahres
Therese Martirena, Dolder Grand, Zürich
Stress, Hektik, Beschleunigung prägen unsere Zeit, entsprechend sind wir alle der Erschöpfung nahe. Wellness-Welten versprechen Abhilfe, doch haben ungezählte Hotel-Spas in den letzten dreissig Jahren denkbar merkwürdige und oft wenig spürbare Angebote hervorgebracht. Wer im Dolder Grand Spa abtaucht, kann seinem Körper und Geist echte Wiedergutmachung anbieten und nachhaltig zu neuer Vitalität und Balance finden. Der Weg zum besseren Lebensgefühl ist hier so individuell wie die Gäste. «Wir holen den Gast in seiner individuellen Situation ab, geben ihm, woran es ihm fehlt, und reduzieren, wovon er zu viel hat», erklärt Therese Martirena. Seit 2008 im Dolder Grand Spa tätig und seit 2014 als Director of Spa für das fast fünfzigköpfige Team mit nicht nachlassender Passion verantwortlich, sagt die Frohnatur über sich selbst: «I am Spa.»
Hotelunternehmer des Jahres
Michel Reybier, La Réserve Group
Die drei La Réserve-Hotels in Genf, Paris und Ramatuelle sind seine Herzensangelegenheit, ein weiteres kommt im Herbst in Zürich hinzu (das ehemalige Eden au Lac bei der Oper). Mit dem Schweizerhof Zermatt, dem Michel Reybier im letzten Winter neues Leben einhauchte, brachte er urbanes Flair ins ansonsten eher rustikal geprägte Matterhorndorf. Auch in der Aevis-Victoria-Gruppe, an der Reybier grosse Anteile des Aktienkapitals hält, setzt er seine Visionen in Realitäten um. Gemeinsam ist allen Hotels eine positive Atmosphäre, die auch daraus resultiert, dass der Vielgelobte nicht jeden letzten Franken Profit aus seinen Häusern herauspresst, sondern seine Investitionen als langfristiges Engagement betrachtet, in dem auch eine gute Unternehmenskultur mit treuen Mitarbeitern und gegenseitigem Respekt ein grundlegender Teil der Hotel-DNA ist.
Neben Babylonstoren signalisieren die kunstsinnige Villa La Coste im Luberon, das australische Wüstencamp Longitude 131° oder das naturnahe Castello del Sole in Ascona neue Zeiten in Richtung geerdetem Superluxus. Auch The Cotton House auf der Karibikinsel Mustique, das Borgo Santo Pietro in der Toskana oder das Riffelalp Resort 2222m ob Zermatt sind leuchtende Beispiele relaxter Refugien, in denen man sich vollkommen entspannt und dabei überaus ernst genommen fühlt.
Das Ranking hält zwei tröstliche Erkenntnisse bereit: Ein Hotel muss nicht in jeder Hinsicht perfekt sein, um zu den Besten zu gehören, sofern es das beherzte gewisse Etwas bietet. Und: Die besten Hotels sind nicht automatisch die teuersten. Zwar finden sich unter den 300 diesjährigen Favoriten nach wie vor die meisten im obersten Preissegment, doch fällt eine bisher nie dagewesene Fülle von vergleichsweise erschwinglichen Hotelperlen auf respektablen Rängen auf – vom Hôtel Les Roches Rouges an der Côte d’Azur (ab 330 Franken) und dem San Lourenço do Barrocal im portugiesischen Alentejo (ab 250 Franken) über das Bellevue Parkhotel in Adelboden (ab 240 Franken) und dem Krafft Basel (ab 180 Franken) bis zum The Kensington Hotel in London (ab 350 Franken) und dem Orania.Berlin (ab 260 Franken).
Werbung
Platz 10 (Vorjahr: 13): Grand Resort Bad Ragaz
Das weitläufige Resort punktet mit höchster Kompetenz in Gesundheitsfragen und 175-jähriger Thermalwasser-Tradition. Dem «Quellenhof»-Trakt wurde soeben eine Frischzellenkur für 40 Millionen Franken zuteil. Alle Zimmer und die öffentlichen Bereiche erhielten dabei einen neuen Look im globalen Grandhotel-Chic. Für Gesprächsstoff sorgen vor allem die beiden Restaurants «Memories» (moderne alpine Gourmetküche) und «Verve by Sven» (genussvolle Health-Cuisine), die von Spitzenkoch Sven Wassmer und seiner Frau, der Weinverantwortlichen Amanda Wassmer Bulgin betreut werden. «Wir möchten uns verstärkt auch zu einer Kulinarik-Destination entwickeln», sagt Patrick Vogler. Der Geschäftsführer der Ostschweizer Gesundheitsbastion zielt dabei auf die Aufmerksamkeit von jüngeren Genussmenschen ab und will das Resort auch mit der bereits spürbar verfeinerten Gastlichkeit von derzeit 90'000 Übernachtungen pro Jahr auf rund 100'000 Logiernächte katapultieren.
Platz 9 (Vorjahr: 7): Kulm Hotel, St. Moritz
Die unaufgeregte Dynamik, die das Hotelierpaar Heinz und Jenny Hunkeler verbreitet, tut dem Kulm Hotel gut. Die beiden übersehen niemanden, haben stets ein nettes Wort parat, und sie zeigen täglich, was gelebte Gastfreundschaft ist. Ein Drittel der 164 Zimmer sind neu renoviert und verströmen alpine Modernität. Auch der historische Eispavillon und der Wellnessbereich mit dem grössten Hotelhallenbad der Schweiz strahlen in frischem Glanz. Die Bandbreite an Restaurants – insbesondere das asiatisch geprägte «the K by Tim Raue» und die peruanisch ausgerichtete «Sunny Bar by Claudia Canessa» – ist zumindest im Winter grossartig.
Platz 8 (Vorjahr: 11): Grand Hotel Kronenhof, Pontresina
Die Holzböden im Treppenhaus knarren etwas, aber das dürfen sie, schliesslich sind sie Jahrgang 1848. Dem nostalgischen Charme des Grandhotels erliegt man schnell, zumal der Gast im Mittelpunkt aller Überlegungen steht und nicht wie so oft im Weg. Das Team um Hoteldirektor Marc Eichenberger erzeugt eine Atmosphäre unangestrengter Kultiviertheit. Der Wellnessbereich zählt nicht zu den grössten, aber zu den schönsten der Schweiz, beseelt wird er von Nadine Böning Soares. Die Spa-Leiterin weiss: «Der Wellness-Gast von heute will nicht einfach behandelt, sondern körperlich und emotional richtig berührt werden».
ZVG
Platz 7 (Vorjahr: 10): Eden Roc, Ascona
Nach zwei, drei Jahren mit wechselhaften Servicedarbietungen und ungezählten Mitarbeiterwechseln hat Interims-Direktor Leo Maissen (CDO der Tschuggen Hotel Group) endlich wieder neuen Drive ins Haus gebracht und für altgewohnte Konstanz gesorgt. Jüngst konnte mit Simon Spiller ein ebenso umgänglicher wie international erfahrener Tophotelier für die Leitung des Eden Roc gewonnen werden. Immerhin ist es eines der schönstgelegenen Hotels der Schweiz, mit weitem Ausblick auf den Lago Maggiore und grossem Wassersportangebot sowie zwei aufgewerteten Restaurants: Im «La Brezza» macht der hochtalentierte junge Küchenchef Marco Campanella mit lustvoll filigraner Küche von sich reden, und im legeren «Marina» werden neben mediterranen Spezialitäten neu auch arabische Mezze und asiatische Dim Sum aufgetischt.
Platz 6 (Vorjahr: 4): The Alpina, Gstaad
Das Siegerhotel von 2017 hat im letzten Jahr vier Ränge, in diesem Jahr zwei weitere Ränge eingebüsst. Das hat mit der derzeit recht unpersönlichen Führung zu tun, die kaum Emotionen zu wecken versteht und schon gar nicht dem extensiv verwendeten Slogan «Beyond the Expected» gerecht wird. Unverändert bietet die Berner Oberländer Luxusherberge mit den 56 Chalet-artigen Zimmern einen gelungenen Mix aus solider Swissness und mondäner Gelassenheit, gleichzeitig wird der Alpenstil jedoch auch wohltuend gebrochen, etwa durch das japanische Restaurant Megu oder das Six Senses Spa.
Platz 5 (Vorjahr: 5): Riffelalp Resort 2222m, Zermatt
Die einzige wirkliche Luxus-Lodge der Schweiz ist ein begehrtes Winterziel von sportlichen Genussmenschen aus aller Welt. Diese schätzen die Hammerlage neben der Skipiste und die entspannte Atmosphäre ohne vornehmes Getue. Aufdringlich ist hier oben auf 2222 Meter Höhe nur – und das zur Freude aller Gäste – der erhabene Blick aufs Matterhorn und auf die umliegenden Viertausender.
Platz 4 (Vorjahr: 3): Suvretta House, St. Moritz
Eines der wenigen Hotels in der Schweiz, die eine ganze Welt in sich sind – mit einem fulminanten Freizeitangebot, hauseigener Skischule und direktem Anschluss ans Skigebiet Corviglia. Die unnachahmliche Atmosphäre, die schön renovierten Zimmer und die privilegierte Panoramalage machen aus der monumentalen und zugleich märchenhaften Luxusherberge ein konstant erfolgreiches, von Trends und Krisen weitgehend unabhängiges Ferienziel für drei Gäste-Generationen.
ZVG
Platz 3 (Vorjahr: 6): Tschuggen Grand Hotel, Arosa
Um drei Ränge verbessern konnte sich das Tschuggen Grand Hotel. Es hat den Vorteil, eine wahre Service- und Mitarbeiterkultur über viele Jahre aufgebaut und immer wieder von Neuem ausgefeilt, verbessert und an die Zeit angepasst zu haben. Basierend auf dieser «DNA» konnte Hoteldirektor Stefan Noll noch einen Zacken zulegen und sein Verständnis von zeitgemässer Gastlichkeit in ungeahnter Weise ausspielen. Das von farbig illuminierten Glassegeln gekrönte «Bergoase»-Spa bleibt das beste im Land, und der hauseigene «Tschuggen Express» hievt die Hotelgäste in drei Minuten vom Hotel zur Tschuggenhütte mitten im Ski- und Wandergebiet.
Platz 2 (Vorjahr: 1): Castello del Sole, Ascona
Mit dem erst- und dem zweitplatzierten Ferienhotel verhält es sich wie mit den Tennis-Superstars Roger Federer und Rafael Nadal: Im einen Jahr gewinnt der eine, im nächsten wieder der andere. Und bei beiden wünscht man sich, der Zauber möge ewig bleiben. Im freundschaftlichen Duell geht der Vorjahressieger heuer als stolzer Zweiter hervor. Das traumhaft im Maggiadelta vor Ascona gelegene Resort mit dem riesigen Privatpark und dem eigenen Gutsbetrieb vereint Natur und Luxus wie kein anderes im Land, und die in den letzten Jahren hinzugekommenen modernen Elemente in der ganzen Hotelanlage fügen sich immer besser zu einem stimmigen Ganzen zusammen. Was die Küche von Mattias Roock verlässt, ist sowohl im Gourmetlokal Locanda Barbarossa als auch im Halbpensionrestaurant mit der gerade richtigen Dosis Raffinement zubereitet, und die Servicekultur unter dem langjährigen Gastgeberpaar Simon und Gabriela Jenny trägt das ihre zum harmonischen Gesamterlebnis bei.
Platz 1 (Vorjahr: 2): Gstaad Palace, Gstaad
Das weisse Märchenschloss erobert den ersten Platz zurück. Andrea Scherz lässt die Emotion eines inhabergeführten Hotelbetriebs in dritter Generation lebendig werden und den Unterschied zu den oft seelenlosen, von Milliardären finanzierten Luxustempeln spürbar machen. Die meisten der 300 Mitarbeiter sind seit vielen Jahren dabei. Weil die Atmosphäre stimmt und das Menschliche genauso wichtig ist wie die Qualifikation. Das kommt den Gästen direkt zugute: Es gibt kaum ein anderes Hotel in der Schweiz, welches so stark das Gefühl vermittelt, dass das ganze Team an einem Strang zieht, um jedem Gast die bestmögliche individuelle Erfahrung zu bieten und im Idealfall mit ganz spezifischen Aufmerksamkeiten zu überraschen. Das ist die persönliche Dimension, die selbst verwöhnte Reisende, welche schon alles gesehen und erlebt haben, nicht so schnell vergessen.
Am anderen Ende des Hotelspektrums faszinieren unverändert so manche revitalisierte Klassiker mit zeitlosen Starqualitäten. So bleibt das Hôtel du Cap-Eden-Roc an der französischen Riviera das Sehnsuchtsziel vieler Highend-Traveller. Auch das Belmond Hotel Splendido in Portofino oder das Gstaad Palace im Saanenland sind betörende Gegenpole zur schleichenden Gleichförmigkeit der Luxushotellerie. Und nach einem Aufenthalt im Art-déco-geprägten Claridge’s in London oder im Beau-Rivage Palace in Lausanne wird jede Nacht in anderen Stadthotels schwierig.
Auf der Gewinnerseite stehen ausserdem Hotels, die das Lebensgefühl ihrer Destination optimal widerspiegeln und in verdichteter Form erfahrbar machen. Stadtherbergen wie das 1 Hotel Central Park in New York und das The Norman in Tel Aviv, das Sanders in Kopenhagen oder das Pulitzer in Amsterdam fangen die ganz speziellen Vibes ihrer Stadt ein und stellen Verbindungen zu den umgebenden Vierteln her – zum Beispiel mit Walking-Circuits, die Workout und lokale Kunst verbinden. «Nach zehntausend Schritten zur Mona Lisa liegt auch eine Nutella-Crêpe drin», schmunzelt Hotelier Ori Kafri, der gerade dabei ist, das J.K. Place Paris zu eröffnen.
Werbung
Die Erkenntnis, die Destination optimal erlebbar zu machen, ist eigentlich alt: Bereits vor hundert Jahren verkörperte das Fairmont Hotel Vier Jahreszeiten die Quintessenz von Hamburg besser als jedes andere Hotel der Stadt. Ähnliches lässt sich über das La Mamounia in Marrakesch, The Mark in New York oder das Mandarin Oriental Bangkok sagen, und in den beiden frisch sanierten Traditionshäusern Belmond Cadogan Hotel und Hôtel Lutetia glaubt man für die Dauer seines Aufenthalts, Teil des Londoner Chelsea-Quartiers respektive der Pariser Rive-Gauche und deren flirrender Community zu sein. Gleichzeitig kann man hier der urbanen Hektik stilvoll entfliehen.
Platz 10 (Vorjahr: 24): Corinthia London
Das zentral zwischen Trafalgar Square und Themse gelegen Corinthia besticht durch die grössten Standardzimmer Londons und das sublime Spa. Eine interessante Partnerschaft ist die Luxusabsteige aus der viktorianischen Ära mit dem Trendforschungsinstitut The Future Laboratory eingegangen: Regelmässig werden Vorträge, Afternoon Teas und «Dare to Know Dinners» im Rahmen des «Futurist in Residence»-Programms durchgeführt, bei denen es um Veränderungen und Strömungen in allen Bereichen der Gesellschaft geht. Hotelgäste können Fragen zur Zukunft stellen und im Zimmer finden sie intellektuell stimulierende Lektüre.
Platz 9 (Vorjahr: 10): 1 Hotel Central Park, New York
Alles ist wohnlich eingerichtet und fühlt sich ein bisschen wie zu Hause an – nur besser. Die Zimmer bieten dem Gast alles, was er braucht, aber nichts Unsinniges darüber hinaus – aus Fenstersitznischen mit grossen Kissen blickt man auf die 6th Avenue und den Central Park. Die Minibar ist mit Biogetränken gefüllt, die Matratzen sind aus ökologischen Materialien gefertigt, auf dem Nachttisch liegt eine Kreidetafel anstelle eines Notizblocks. In der Lobby mit eigenem Marktstand und im Restaurant Jams glaubt man für die Dauer seines Aufenthalts, Teil von Manhattan und der hiesigen kreativen Community zu sein.
Platz 8 (Vorjahr: 13): Le Bristol, Paris
Bei der Verjüngungskur der «Grande Dame» konnte das zur Oetker Collection gehörende und über einen grünen Innenhof verfügende Traditionshaus an der Rue du Faubourg Saint-Honoré seinen femininen Charme bewahren und sich damit vom eher maskulin geprägten Look der meisten Konkurrenten vor Ort abheben. Das Lebensgefühl von Paris wird im Le Bristol auf hochelegante und dennoch ziemlich lässige Art spürbar. Auch Service und Küche bieten ausreichend Gründe, dass sich das Hotel in der Gunst der Reisenden um fünf Ränge verbessern konnte.
Platz 7 (Vorjahr: 5): The Upper House, Hong Kong
Asiens bestes Stadthotel feiert gerade sein zehnjähriges Bestehen und wird vom Schweizer Hotelier Marcel Thoma geführt. Es ist frei von lauten Signalen und grossartig in seiner innenarchitektonischen Klarheit. Die 117 Zimmer, die sich auf die obersten Etagen eines Wolkenkratzers mit Blick auf Victoria Harbour und Kowloon verteilen, sind mindestens 68 Quadratmeter gross. Das trendige Bistro «Café Gray» im 49. Stock bietet eine atemberaubende Aussicht und ist auch ein beliebter Treffpunkt der Expats zum Afternoon Tea.
Platz 6 (Vorjahr: 9): Ett Hem, Stockholm
Seit Gäste aus den kometenhaft aufstrebenden Schwellenländern begonnen haben, sich mit oft prolligem Gehabe in den Hotelklassikern breit zu machen, wendet sich der etablierte Gast unweigerlich ab und sucht sich ein raffinierteres Umfeld mit tiefgestapeltem Luxus. So geben sich Hotels nach aussen hin neuerdings gern so, als wären sie gar kein Hotel. Im Stockholmer Ett Hem wird dieser Trend auf die Spitze getrieben. Gäste fühlen sich, als wären sie zu Besuch in der Stadtvilla eines wohlhabenden Freundes, der gerade verreist ist, aber für alles gesorgt hat und sie der Obhut seines liebenswerten Personals überlässt.
Platz 5 (Vorjahr: 6): Four Seasons Hotel Firenze, Florenz
Um einen Rang verbessern konnte sich die Florentiner Niederlassung von Four Seasons. Mit seiner prunkvollen Architektur macht das Gebäude-Ensemble der Renaissancestadt alle Ehre. Und dank dem riesigen Innenhofgarten fühlt man sich ein bisschen wie auf einem toskanischen Landgut – mit dem Vorteil, dass man die Museen und Trattorien um die Ecke weiss. Für viele Reisende ist dieses Hotel eine der schönsten Stadtoasen der Welt.
Platz 4 (Vorjahr: 4): The Mark, New York
The Mark ist wie ein Spiegelbild New Yorks: Wer die glitzernde Stadt erfahren möchte, braucht gar nicht erst aus dem Haus zu gehen, um den Glamour und den Puls von Manhattan zu spüren. Das Hotel an der Upper East Side gibt dem Reisenden zu jedem Zeitpunkt das Gefühl, dass er im Mittelpunkt des Big Apple angekommen ist. Zudem ist von der Einrichtung der 156 Zimmer über das Restaurant bis zu den bereitstehenden Fahrrädern (zum Beispiel für ein Picknick im Central Park) alles von einer Aura der guten Laune ergriffen.
Platz 3 (Vorjahr: 7): Belmond Hotel Cipriani, Venedig
Gute Hotels repräsentieren oftmals ihre Stadt im Kleinen und sind somit ein atmosphärisch verdichteter Mikrokosmos dessen, was die Destination ausmacht. Das Belmond Hotel Cipriani ist so ein Hotel, welches die Quintessenz von Venedig in komprimierter Form spiegelt. Die Serenissima wird hier und von hier aus zum Erlebnis, zugleich kann man dem Touristenrummel jederzeit stilvoll entfliehen: Innert fünf Minuten führt das hauseigene Mahagoniboot vom Markusplatz zum Hotel auf der Giudecca-Insel. Die Branche blickt nun gespannt auf die weitere Entwicklung des legendären, von vielen Reisenden heiss geliebten und charmant in die Jahre gekommenen «Cipriani»: Die Hotelgruppe Belmond wurde jüngst vom Luxusgüterhersteller LVMH einverleibt, dessen bisherige Hotelerfahrung sich auf die vier Cheval Blanc Hotels in Saint-Tropez, Courchevel, Saint-Barth und auf den Malediven beschränkt.
Platz 2 (Vorjahr: 3): Claridge’s, London
In einem der Londoner Grandhotels aufzuwachen bedeutet, unbesiegbar in den Tag zu gehen – so die Einsicht des englischen Musikers Alex James, und man kann ihm nur zustimmen. Doch welches ist das Beste? Derzeit das Art-déco-geprägte Claridge’s, und das hat viel mit dem langjährigen Personal zu tun. Dieses verbindet Herzlichkeit und Professionalität so selbstverständlich, dass der Standard anderer Luxushäuser (fast) nur noch eine angenehme Nebensache ist.
Platz 1 (Vorjahr: 1): La Réserve Paris, Paris
Der wiederholte Spitzenreiter unter den Stadthotels spricht verwöhnte Reisende an, die das Sehen und Gesehenwerden in palastartigen Lobbys nicht ertragen, sondern raffiniertes Understatement schätzen und sich eher wie in einem exklusiven zweiten Zuhause fühlen wollen. Der verschwiegene Charme eines Privatclubs in Kombination mit behaglichem Superluxus und verschwenderischer Liebe zum Detail betört und begeistert – und verdirbt die Gäste der La Réserve Paris nachhaltig für «normale» Hotels.
Eine weitere Tendenz verdeutlicht sich: «In einer Welt, die immer schneller wird und in der sich Identitäten aufzulösen scheinen, brauchen wir Rückzugsorte, um wieder zu uns selbst zu finden», sagt Klaus Sanoner, Mitinhaber der Adler Resorts in Südtirol und in der Toskana.
Die brandneue Adler Lodge Ritten auf dem Rittner Hochplateau nahe Bozen ist so ein schlicht ergreifender Rückzugsort, der Raum für das eigene Ich schafft. Und es verwundert kaum, dass spektakulär abgelegene Hideaways – etwa das Amangiri in der archaischen Canyonlandschaft Utahs, die Southern Ocean Lodge auf der südaustralischen Kangaroo-Insel oder das Tierra Patagonia im chilenischen Nationalpark Torres del Paine – gefragter denn je sind.
Werbung
«Wir alle sehnen uns danach, wieder langsamer zu werden. Die Frage ist nur, wie wir aus diesem turbulenten und ablenkenden Leben rauskommen», sagt Dietmar Müller-Elmau. Antworten finden sich auf seinem Schloss Elmau einige. Die landschaftliche Szenerie in einem mystischen Seitental der bayerischen Alpen zählt zu den schönsten Deutschlands und das Resort macht sie auf alle möglichen Arten leicht zugänglich. Mit dem Naturerlebnis allein ist es hier jedoch längst nicht getan; mit sechs verschiedenen Spa-Bereichen und ebenso vielen Restaurants für jede Gemütslage auch nicht.
«Die meisten Hotels sind ja komplett inhaltsleer», meint Müller-Elmau und zeigt selber exemplarisch auf, wie man einem Hotelkosmos lustvoll Sinn einhaucht. Kinder und Jugendliche profitieren neben sportlichen Abenteuern von Edutainment-Workshops, Science-Labs und Kursen für Schmuckdesign oder «Philosophy slam». Inspirationen für den Geist zählen seit langem zum Basisangebot, und Kultur wird hier als Energielieferant betrachtet: Fast täglich finden Klassik- und Jazzkonzerte mit hochkarätigen Musikern aus aller Welt statt. Für Erholungssuchende, die unter intelligenter Entspannung eher seelische und körperliche Selbstoptimierung verstehen, locken regelmässig fünftägige Yoga-Retreats.
Werbung
Platz 10 (Vorjahr: 14): Grand Hôtel du Lac, Vevey
Erstmals unter den Top Ten der Schweizer Stadthotels und vier Ränge besser als im Vorjahr: Die Luxusherberge von 1868 ist mit «nur» 50 Zimmern zwar kein wirkliches Grandhotel, wie der Name impliziert, besticht jedoch mit diskreter Privathaus-Atmosphäre, wohnlich-elegantem Innendesign von Pierre-Yves Rochon und sehr persönlichem Service unter Direktor Luc Califano. Das Frühstücksbuffet zählt zu den besten im Land, und vom üppigen Blumenschmuck über die feinsinnige Küche in zwei Restaurants mit mediterran anmutenden Sommerterrassen bis zu den unerwarteten Aufmerksamkeiten ist alles so, dass man gerne wiederkommt. Das Grand Hôtel du Lac ist eine Perle in der Hotelsammlung der Königsfamilie von Bahrain, welcher auch mehrheitlich die Hotelgruppe Kempinski gehört.
Platz 9 (Vorjahr: 8): Baur au Lac, Zürich
Das auf Platz 9 landende Traditionshaus von 1844 ist nicht schlechter geworden, aber andere Häuser wurden besser. Alles läuft korrekt, aber auch etwas brav und routinemässig ab, und man wünscht sich wieder einmal einen Paukenschlag, der mehr wagt als die Erneuerung der Hotelhalle im konventionellen Luxustempel-Stil, wie man ihn schon von einem Dutzend Four Seasons Hotels auf der ganzen Welt her kennt. Vielleicht gelingt dies ja mit einer Prise kalkuliertem Wahnsinn beim derzeitigen Umbau des ehemaligen Restaurants «Rive Gauche», das im September als Brasserie «Baur’s» neu eröffnen wird. Im Garten mit Blick auf See und Alpen kann man sich stilvoll vom Trubel der Stadt erholen und trotzdem mittendrin sein.
Platz 8 (Vorjahr: 9): Victoria-Jungfrau, Interlaken
Das 163-jährige Grandhotel mit Blick auf das Jungfraumassiv bietet verschiedene Stimmungswelten unter einem Dach: Wer gerne grosses Kino mit Sehen und Gesehenwerden in weitläufigen Belle-Epoque-Hallen mag, findet im Victoria-Jungfrau ebenso seine Traumwelt wie jene Gäste, die einfach mal ein paar Tage genüsslich abtauchen oder im Spa Nescens zu neuer Gesundheit und Lebensenergie finden wollen. Das Team um Hoteldirektor Peter Kämpfer sorgt mit bemerkenswertem Engagement dafür, dass der normale Gast vom ersten Moment an gleich gut empfangen wird wie die VIPs.
Platz 7 (Vorjahr: 7): Les Trois Rois, Basel
Das Trois Rois am Rheinufer ist das Basler Hotel schlechthin. Es ist zeitlos und elegant, leicht exzentrisch und voller Antiquitäten, Raritäten und Kuriositäten. Wenn Wände sprechen könnten, hier würden sie zweifellos die abenteuerlichsten Geschichten erzählen – immerhin gehen im «Drei Könige» mehr als 300 Jahren Gäste ein und aus, länger als in allen anderen Herbergen dieses Rankings. Im Gourmetrestaurant Cheval Blanc (drei Michelin-Sterne, frühzeitig reservieren) gibt Peter Knogl, der wohl unaufgeregteste Spitzenkoch Europas, der Genusskultur ein strahlendes Gesicht, während im restlichen Hotelbereich mit 101 Zimmern die heimische Gastgeberin Tanja Wegmann aufmerksam zum Rechten schaut.
Platz 6 (Vorjahr: 4): Widder Hotel, Zürich
Der Widder verlor zwei Plätze von 4 auf 6. Das sichert ihm dennoch unseren Respekt und viele glückliche Gäste. Vor allem die «Widder Bar & Kitchen» mit Showküche im ersten Stock und die Brasserie «AuGust» beim Hoteleingang sind coole Lokale, die auch von vielen Zürchern geliebt und frequentiert werden. Doch seit der Widder im Herbst 2018 von der UBS an die Swiss Life verkauft wurde und sich gleichzeitig dem Verbund The Living Circle (mit dem Hotel Storchen in Zürich und dem Castello del Sole in Ascona) angeschlossen hat, scheint im zuvor sehr persönlich geführten Altstadthotel die einst so glühende Leidenschaft dahinter zu entschwinden. Konnten Jan und Regula Brucker das einzigartige Haus achtzehn Jahre lang so führen, als wäre es ihr eigenes, sehen sie sich nicht mehr in der Rolle als souverän agierende Unternehmer, sondern eher als Hoteliers an kurzer Leine. Auch ist der Widder plötzlich dem freien Markt ausgesetzt, weil der frühere Hauptkunde UBS keine Rücksichten mehr auf die Wahl der Unterkunft zu nehmen braucht.
Platz 5 (Vorjahr: 5): La Réserve Genève, Genf
Das Genfer City-Resort hält sich überzeugend auf Rang 5. Es ist in cooler Opulenz im Stil einer urbanen Lodge mit vielen exzentrischen Accessoires durchgestaltet. Das gefällt auch den Einheimischen und Expats, die sich gerne in der stets belebten Lobby-Bar oder in einem der drei Restaurants treffen. Das Spa zählt zu den schönsten im Land und setzt verstärkt auf lustvoll gesundheitsfördernde Better-Aging-Programme. Ein Boots-Shuttle verbindet das Hotel mit dem Stadtzentrum.
Platz 4 (Vorjahr: 3): Fairmont Le Montreux Palace, Montreux
Der Konzertflügel in der grossen Hotelhalle wird oft spontan von Gästen bespielt. Das sagt einiges aus über das entspannte Lebensgefühl im Montreux Palace. Anders als in scheinbar perfekten Grandhotels sind die Gäste hier nicht mit ihrer eigenen Unvollkommenheit konfrontiert und können ganz gelassen sich selber sein. Die frisch erneuerten Zimmer und das zuvorkommende, stressresistente Team unter dem langjährigen Direktor Michael Smithuis tun ihr Übriges, damit man sich hier sehr, sehr wohl fühlt.
Platz 3 (Vorjahr: 2): The Dolder Grand, Zürich
Die Zürcher Designikone konsolidiert sich auf höchstem Niveau, ohne nennenswerte Anzeichen von Schwäche zu zeigen. Und trotz reduziertem Bestand ist das Dolder Grand unverändert von feinster Kunst durchwirkt, darunter Andy Warhols riesiger Eyecatcher «Big Retrospective Painting», der alleine auf einen hohen zweistelligen Millionenbetrag geschätzt wird. Der Service bleibt state-of-the-art: Dem Team um Mark Jacob und Markus Granelli gelingt die schwierig umzusetzende Balance zwischen maximaler Aufmerksamkeit und unaufgeregter Zurückhaltung besser als den konkurrierenden Luxushäusern an der Limmat. Neu ist die kleine Pétanque-Bahn neben der ebenfalls frisch hinzugekommenen Openair-Lounge.
Platz 2 (Vorjahr: 6): Four Seasons Hotel des Bergues, Genf
Die älteste Genfer Luxusherberge (1834) holt ein bisschen Glamour zurück in die oftmals deprimierend gleichförmige Hotelwelt. Die Faszination einer grossen Tradition wird durch das japanische Rooftop-Restaurant Izumi sowie das Spa mit Hallenbad in der Dachetage wohltuend kontrastiert. Überdies sind die Mitarbeiter sichtlich stolz, Teil eines Teams von Menschen zu sein, die so positiv auf andere Menschen wirken. Da ist es kein Wunder, dass das konstant hohe Niveau in allen Details – nicht zuletzt im landesweit konkurrenzlosen Blumenschmuck – nicht nur gehalten, sondern weiter gesteigert werden konnte. Nur beim Auschecken muss man kurz die Luft anhalten: Eine Übernachtung im Four Seasons Hotel des Bergues ist fast doppelt so teuer wie in jedem anderen Hotel der ohnehin nicht ganz preisgünstigen Stadt.
Platz 1 (Vorjahr: 1): Beau-Rivage Palace, Lausanne
Das Beau-Rivage Palace hat es wieder allen gezeigt – und überstrahlt alle anderen Stadthotels im Land. Das prachtvolle Hotel ist über 150 Jahre alt, der ältere Flügel in klassizistischem Stil errichtet, der jüngere in Art déco. Mehr als seine Pendants in der Deutschschweiz strahlt das Beau-Rivage Palace die schöne Selbstverständlichkeit von langsam gewachsenen, fortwährend mit dem Energiefluss ihrer Zeit entwickelten Traditionshäusern aus. Hier kommt nostalgischer Luxus ohne Aufhebens, dafür mit dem beherzten gewissen Etwas daher. Hoteldirektorin Nathalie Seiler-Hayez versteht es, sich mit hochmotivierten Mitarbeitern zu umgeben. Vom Zimmermädchen über den Barmann bis zur Spa-Therapeutin denken alle mit und geben ihr Bestes, die Gäste zu umsorgen. Seiler-Hayez weiss: «Eine unmotivierte Rezeptionistin, und sei es nur eine einzige, kann das ganze Erlebnis, das wir vermitteln wollen, zunichte machen.»
Andere Hotels fokussieren sich noch stärker auf gesundheitsbewusste Spa-Junkies und definieren die klassische Kur neu. So sind die Post Bezau by Susanne Kaufmann im Bregenzerwald, das Giardino Ascona, die La Réserve Genève, das Como Shambhala Estate auf Bali oder das Chiva-Som in Thailand grossartig umgesetzte Pilgerorte für alle, die in sinnenfreudiger Umgebung frühzeitig in sich selbst investieren möchten. Nimmt man tiefgreifende vorbeugende Gesundheitsoptimierung in eleganter Hotelatmosphäre als Massstab, verteidigt das Palace Merano seinen Titel als weltbestes Health-Retreat vor den beiden Lanserhof-Betrieben in Tirol und am Tegernsee.
Mit der soeben abgeschlossenen Totalerneuerung des Quellenhof-Trakts will das Grand Resort Bad Ragaz nicht nur mit medizinischer Exzellenz glänzen, sondern gleichzeitig vom Sanatorium-Image wegkommen und seine Positionierung als kulinarische Destination ausbauen. Eine Gratwanderung, die dank dem passionierten Team gelingen kann. Das konkurrierende Bürgenstock Resort scheint jedenfalls fürs Erste abgehängt, weil zu viel Grundsätzliches für den anspruchsvollen Reisenden nicht befriedigend umgesetzt ist: Hotelkenner kritisieren die mangelnde Detailpflege, Gäste des Fünfsternehotels klagen über die fehlende Exklusivität, wenn Tagesausflügler die letzten Tische in der Lakeview-Lobby-Lounge besetzen und fotowütige Digitaljünger im Aussenpool mit ihrer Selfie-Manie nerven.
Werbung
Das Bleiche Resort & Spa im Spreewald setzt neben fabelhaften Spa- und Naturerlebnissen auf Denkanstösse durch Literatur – mit regelmässigen Autorenlesungen und der vielleicht schönsten Hotelbuchhandlung der Welt. «Wir wollen unseren Gästen zeigen, dass in einem guten Hotel abzusteigen nicht automatisch bedeutet, das Gehirn abzuschalten», sagt das Hotelierpaar Christine und Michael Clausing. «Zu unserem Luxusverständnis gehört, Neues lernen zu dürfen.»
Ein Hinweis darauf, was ein Luxushotel seinen Gästen Überraschendes bieten kann, liefert auch das Corinthia London. Es ist eine interessante Partnerschaft mit dem Trendforschungsinstitut The Future Laboratory eingegangen: Regelmässig werden Vorträge, Afternoon Teas und «Dare to Know Dinners» im Rahmen des «Futurist in Residence»-Programms durchgeführt.
Das Hotel-Ranking der BILANZ basiert auf 600 Expertentests in den letzten 18 Monaten, auf einer schriftlichen Umfrage bei 114 Schweizer Top-Hoteliers, auf den aktuellen Wertungen relevanter Reisepublikationen und Testportale sowie auf den Erfahrungen von 78 befragten Hotelkennern und Reiseprofis. BILANZ rechnete die Einstufungen dieser vier Bewertungssäulen in ein einheitliches 100-Punkte-Schema um.
Tatsächlich gibt es heute keinen Tophotelier, der sich nicht mit dem Begriff «intelligenter Luxus» auseinandersetzen würde. Dazu zählen die brennenden Fragen zur Nachhaltigkeit, die sich in jedem Hotel mehr als je zuvor stellen – angefangen beim Stromverbrauch bis hin zum ganzen Plastikmüll und Food Waste. So plant die Tschuggen Hotel Group (zu der das Tschuggen Grand Hotel in Arosa und das Eden Roc in Ascona gehören), bald CO2-neutral zu werden und den ökologischen Fussabdruck markant zu minimieren oder zumindest zu kompensieren.
Werbung
Weltweit richtungsweisend in punkto nachhaltigem Luxus ist das maledivische Inselresort Soneva Jani. Hier, genauso wie im zwanzig Jahre älteren Schwesterhotel Soneva Fushi, bringt das Hotelunternehmerpaar Sonu und Eva Shivdasani das Kunststück fertig, gleichzeitig Umweltschutzpioniere, Klimaaktivisten und Hotelvisionäre zu sein. In punkto Ökobilanz und im stetigen Streben nach dem Wahren, Seelenvollen und Aufrichtigen haben sie Vorbildcharakter für die ganze Branche. «Fake ist out», sagen die beiden Insel-Paten. «Fortgeschrittene Reisende laufen vor nichts schneller davon als vor falschen Luxus.»
Werbung