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Spurwechsel zurück in die Wirtschaft

Zweite Karriere: Nur sehr wenige Politiker schaffen den Sprung zurück in die Wirtschaft. Das muss sich ändern.

Florence Vuichard

Florence Vuichard

Pascale Bruderer

Die Ausnahme Pascale Bruderer war Nationalrätin, Nationalratspräsidentin und Ständerätin. Heute ist sie – auch operativ tätige – Teilhaberin eines Start-ups und sitzt bei Bernexpo, TX Group und Galenica im Verwaltungsrat.

ZVG

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Alleingang? Ja, klar. Existenzberechtigung? Aber sicher. Zukunftschancen? Sowieso. Wenn es um seine BDP ging, verbreitete Martin Landolt gegen aussen rund neun Jahre lang Zuversicht, neun Jahre lang wiederholte er unermüdlich die immer gleichen Durchhalteparolen. Doch dem BDP-Präsidenten war schnell klar, dass seine Partei allein keine Zukunft hat – oder höchstens eine in der Nische der Bedeutungslosigkeit.

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Und so war Landolt als Parteipräsident hinter den Kulissen an nicht weniger als einem halben Dutzend Fusions-respektiveKooperationsplänen für seine Partei beteiligt: mit den Grünliberalen, mit der CVP, zuerst als Fusions-, später als Unionsprojekt, dann wieder mit den Grünliberalen, mit der Kampagnenorganisation Operation Libero und der Denkfabrik Foraus – und zuletzt wieder mit den Christdemokraten.

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Ende 2020 war es dann endlich so weit: CVP und BDP legten ihre Kräfte zusammen, gaben sich einen neuen Namen, die Mitte, und Landolt konnte als Präsident zurücktreten und sich beruflich wieder neu orientieren. Er will zurückkehren in die Wirtschaft, von wo er ursprünglich gekommen ist. Er plant eine Verwaltungsratskarriere, eine, die auch nach seinem absehbaren Ausstieg aus der nationalen Politik Bestand haben soll.

Politik als Karriereknick

Landolts Leistungsausweis: Neun Jahre Praxis als «Dauerstratege», wie er selbst sagt. Das Parteipräsidium bringe eine Fülle von strategischen, organisatorischen und strukturellen Aufgaben mit sich und erfordere besondere Führungsfähigkeiten: die «Führung von Freiwilligen».

Das sei eine ganz eigene Disziplin, betonen alle Parteipräsidenten, habe man doch als Chef letztlich keine hierarchische Handhabe, weder gegenüber den einfachen Parteimitgliedern noch gegenüber den gewählten Mandatsträgern und Mandatsträgerinnen. Ein Diplom für das alles gibt es freilich nicht, was den Neustart in der Wirtschaft nicht einfacher macht.

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««Parteipräsident ist ein harter und einflussreicher, aber brotloser Fulltime-Job ohne Abschlussdiplom.»»

Denn die Nachfrage nach Ex-Politikern und auch nach ehemaligen Parteipräsidenten ist grundsätzlich klein. So jedenfalls lautet das wenig ermutigende Verdikt mehrerer Headhunter, mögliche Interessenten orten sie höchstens bei werteorientierten Vereinigungen, Stiftungen oder Verbänden.

Und das, obwohl der Arbeitsmarkt zwischen Staat und Wirtschaft, zwischen Verwaltung und Unternehmen in den letzten Jahren grundsätzlich durchlässiger geworden ist, wie Guido Schilling betont, der sich auf die Suche von Kandidatinnen und Kandidaten für Spitzenpositionen spezialisiert hat. Das heisst: Verwaltungen rekrutieren heute häufiger Fach- und Branchenprofis aus der Privatwirtschaft, und Firmen holen sich vermehrt Regulierungswissen ins Haus, indem sie Beamte abwerben.

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Politik auf nationaler Ebene ist eine Art Karriereknick, «vergleichbar mit einer längeren beruflichen Auszeit», betont der Politologe und Co-Geschäftsführer des GfS. Bern-Instituts Lukas Golder. «National- und Ständeräte führen vier von zwölf Monaten eine Art Doppelleben: ein Leben weg von zu Hause und vor allem weg vom Arbeitsplatz.» Ohne Abstriche im angestammten Beruf gehe das nicht.

Noch einschneidender sind die Einschränkungen für die Parteichefs. «Parteipräsident ist ein äusserst anspruchsvoller und einflussreicher, aber letztlich brotloser Fulltime-Job», sagt Golder. In der Tat: Fürs Geld übernimmt sicher niemand die Leitung einer Partei. Landolt hat für seine Dienste gerade mal 10 000 Franken erhalten – Spesen inklusive.

Interessant für die Wirtschaft sind Parlamentarierinnen und Parlamentarier vor allem in ihrer Funktion als Lobbyisten. Ohne Amt, ohne Sitz in einer bestimmten Kommission, ohne das Privileg, im Gesetzgebungsprozess auf den richtigen Knopf drücken zu können, verlieren sie an Wert.

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«Besonders schwierig ist es nach einer Abwahl», ergänzt Golder. Das sei wie eine «fristlose Kündigung», bei der alles auf einmal wegbreche: das interessante Zweitleben, das mediale Interesse, der Ruhm und die damit verbundenen vielen Einladungen sowie das Einkommen.

Bilanz

Der Präsident Martin Landolt war Banker, bevor er Politiker wurde. Nachdem er nun das Parteipräsidium der BDP abgegeben hat, will er sich ein Portefeuille von Verwaltungsratsmandaten zusammenstellen.

Keystone
Bilanz

Der Präsident Martin Landolt war Banker, bevor er Politiker wurde. Nachdem er nun das Parteipräsidium der BDP abgegeben hat, will er sich ein Portefeuille von Verwaltungsratsmandaten zusammenstellen.

Keystone

Leben nach der Politik

Kaum einem Politiker gelingt eine Karriere nach der Karriere. Grosse Ausnahme und Vorzeigebeispiel unter der Bundeshauskuppel ist Pascale Bruderer. 2002, mit nur 25 Jahren, rückte die Aargauer Sozialdemokratin für einen Kollegen in den Nationalrat nach, 2010 war sie Nationalratspräsidentin, 2011 wurde sie in den Ständerat gewählt.

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Viele sahen in ihr schon eine potenzielle Nachfolgerin von Bundesrätin Simonetta Sommaruga, doch dann kündigte sie Anfang 2018 überraschend per Ende 2019 ihren Rücktritt aus der Politik an. Ihre Zukunft, sagte sie damals, sehe sie in der Wirtschaft.

Dass sie ihre Rücktrittsabsicht so früh bekannt gab, geschah weniger aus Karrierekalkül, wie sie heute betont, sondern «war vielmehr ein Akt von Fairness der Partei gegenüber», der sie viel verdanke und die sich so rechtzeitig mit der Nachfolge befassen konnte. «Ich hatte immer ein Leben neben der Politik», hält Pascale Bruderer fest. «Und für mich war klar, dass es auch ein Leben nach der Politik geben wird.»

Der Schritt war mit einem gewissen Risiko verbunden. «Ich wusste nicht, ob ich auch ohne Parlamentsmandat noch gefragt bin.» Dies umso weniger, da sie währendihrer Politlaufbahn «aus Gründen der politischen Unabhängigkeit» bewusst auf lukrative Zusatzmandate verzichtet hatte und lieber für die Krebsliga Aargau arbeitete oder Inclusion Handicap präsidierte, den Dachverband der Behinderten-organisationen in der Schweiz.

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Das hat ihr definitiv nicht geschadet: Bruderer wurde nach ihrer Rücktrittsankündigung mit Anfragen überhäuft und hatte das Privileg zu wählen. Entschieden hat sich die heute 43-jährige Alt-Ständerätin letztlich für die Verwaltungsräte der Berner Messebetreiberin Bernexpo, des Zürcher Medien- und Onlineportalhauses TX Group sowie des Apotheken- und Gesundheitskonzerns Galenica.

Den Sitz im Strategiegremium der Mobiliar hingegen gab sie zwecks Vermeidung von Interessenkonflikten ab, als die Versicherung bei der TX-Group-Konkurrentin Ringier einstieg. Nebst diesen strategischen Mandaten ist Bruderer auch operativ tätig, als Teilhaberin sowie exekutive Verwaltungsrätin beim Zürcher IT-Start-up Crossiety, das Gemeinden und Städten einen digitalen Dorfplatz anbietet.

««Ex-Politiker sind in der Wirtschaft kaum gefragt, nur wenige machen eine Karriere nach der Karriere.»»

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Sprung ins kalte Wasser

Ein zweites Beispiel für einen geglückten Wechsel von der Politik in die Wirtschaft ist Andreas Rickenbacher. Der ehemalige bernische Volkswirtschaftsdirektor hat mit 48 Jahren den Regierungsratsjob an den Nagel gehängt und eine zweite Karriere als Verwaltungsrat und Unternehmer gewagt. Es sei ein «Sprung ins kalte Wasser» gewesen, sagt Rickenbacher.

Einer aber, der sich letztlich ausbezahlt hat. Heute ist der 53-Jährige Verwaltungsrat in Peter Spuhlers international tätiger Aebi Schmidt Holding, bei der Immobiliendienstleisterin HRS, beim Spitalmöbelbauer Bigla Care und – wie Bruderer – bei der Messebetreiberin Bernexpo. Zudem vertritt er im BKW-Verwaltungsrat die Interessen des Mehrheitsaktionärs Kanton Bern, ist Teil des Teams um den Berater Andreas Bantel und Vizepräsident der Stiftung Switzerland Innovation.

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Es mag auf den ersten Blick erstaunen, dass mit Bruderer und Rickenbacher ausgerechnet zwei Sozialdemokraten das geschafft haben, was vielen Bürgerlichen verwehrt bleibt: ein erfolgreicher Spurwechsel von der Politik in die Wirtschaft. Früher jedenfalls waren es die Freisinnigen, die dank «richtiger» Parteizugehörigkeit mit lukrativen Verwaltungsratsmandaten rechnen konnten, aber diese Zeiten scheinen vorbei zu sein.

Gabi Huber ist eine der letzten Parlamentarierinnen, denen dies noch gelungen ist: Gegen Ende ihrer Politlaufbahn wurde die frühere FDPFraktionschefin und Juristin in das oberste Gremium der Dätwyler Holding und nach ihrem Rücktritt 2015 zusätzlich in jenes der UBS Schweiz gewählt.

Bruderer und Rickenbacher verdanken ihre Zweitkarriere auch einem Wandel, der in der Wirtschaft stattfindet. So wächst in vielen Unternehmen die Einsicht, dass divers zusammengesetzte Gremien, und das nicht nur in Bezug auf das Geschlecht, letztlich bessere Resultate liefern.

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Die Scheuklappen fallen, und plötzlich sind auch Sozialdemokraten nicht mehr ganz so furchteinflössend – vor allem auch, wenn sie wie Bruderer und Rickenbacher eher am rechten Rand der SP politisiert haben und immer schon als gemässigt und kompromissorientiert galten. Pascale Bruderer jedenfalls betont, dass sie nicht trotz, sondern auch explizit wegen ihrer Werte angefragt worden sei, weil sie sich immer schon für Nachhaltigkeit, Inklusion und digitale Transformation stark gemacht habe. Und natürlich wegen ihres Wissens in Bezug auf politische und institutionelle Prozesse.

Es gibt kein Patentrezept, keine pfannenfertige Gebrauchsanleitung für Politiker, die in einem anderen Umfeld nochmals durchstarten wollen. «Wichtig ist sicher eine frühzeitige Planung», sagt Headhunter Schilling. «Man wird nicht einfach vom Frosch zum Prinzen», es brauche Vorbereitung. Und wohl auch einen starken Willen und etwas Mut.

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Jedenfalls zeichnen sich im Vorgehen von Bruderer und Rickenbacher gewisse erfolgversprechende Parallelen ab: So haben beide bewusst einen klaren, harten Schnitt gemacht, beide haben früh ihren Rücktritt aus der Politik angekündigt, beide waren relativ jung, als sie den Sprung gewagt haben. Und beide haben während ihrer Politik-Jahre immer auch einen Draht zur Wirtschaft gepflegt und ein grosses Netzwerk aufgebaut. So nehmen zum Beispiel beide schon seit mehreren Jahren Einsitz im Beirat des Swiss Economic Forum.

Bruderer wurde 2009 auch in den erlauchten Kreis der Young Global Leaders (YGL) des World Economic Forum (WEF) gewählt, den sie – spielregelkonform – nach ihrem 40. Geburtstag wieder verlassen musste. Hingegen sitzt sie weiterhin im Stiftungsrat der Schwab Foundation for Social Entrepreneurship.

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Rickenbacher wiederum stand als Volkswirtschaftsdirektor von Amtes wegen in einem intensiven Kontakt mit den Unternehmen und ihren Verbänden – vornehmlich im Kanton Bern, als Präsident der kantonalen Volkswirtschaftsdirektorenkonferenz, aber auch national.

Andreas Rickenbacher

Der Direktor Andreas Rickenbacher war zehn Jahre Volkswirtschaftsdirektor des Kantons Bern und als solcher verantwortlich für rund 1000 Angestellte und ein Budget von 700 Millionen Franken. Heute ist er Multi-Verwaltungsrat.

Bilanz
Andreas Rickenbacher

Der Direktor Andreas Rickenbacher war zehn Jahre Volkswirtschaftsdirektor des Kantons Bern und als solcher verantwortlich für rund 1000 Angestellte und ein Budget von 700 Millionen Franken. Heute ist er Multi-Verwaltungsrat.

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Immer wieder Politik

Rickenbacher streicht zwei weitere Pluspunkte hervor: Erstens seine früheren Erfahrungen in der Wirtschaft, hatte der studierte Betriebswirt doch – bevor er sich seiner Politkarriere widmete – selber ein Beratungsunternehmen gegründet und über dieses auf Mandatsbasis mehrere KMUs durch schwierige Situationen geführt.

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Und zweitens war er als Mitglied einer Exekutive verantwortlich für eine Direktion mit rund 1000 Mitarbeitenden und einem Budget von 700 Millionen Franken.In der Tat könnte man annehmen, dass Politikern mit Regierungspraxis der Wechsel in die Wirtschaft leichter fallen sollte. Doch Karrieren wie jene von Rickenbacher sind äusserst rar.

Viel häufiger sind die Beispiele jener Regierungsräte, die nach einigen Legislaturen in den Ständerat wechseln: Derzeit politisieren nicht weniger als 15 ehemalige Mitglieder von Kantonsregierungen in der kleinen Kammer, das entspricht knapp einem Drittel aller Ständeräte.

Doch die Fahrbahn Exekutive– Legislative ist keine Einbahnstrasse, andere Politiker satteln um vom nationalen Parlament in ein Regierungsamt: CVP-Nationalrätin Doris Leuthard etwa wurde in den Bundesrat gewählt, ebenso wie SVPNationalrat Ueli Maurer, Ex-Nationalrat Christophe Darbellay sitzt nun für die CVP in der Walliser Kantonsregierung, Evi Allemann für die SP in der bernischen Exekutive – und auch der langjährige SP-Chef Christian Levrat hatte die Weichen für den Freiburger Staatsrat bereits gestellt, bevor er zum Verwaltungsratspräsidenten der Post gewählt wurde.

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Zweite Ausfahrtsstrasse aus der Politik ist ein Posten in einer vom Bund gesteuerten Organisation. Hier treffen die Bundesräte die Entscheidung, und sie wählen in der Regel Politiker – und mit Vorliebe politische Weggefährten: So erhielt die frühere BDP-Fraktionschefin Brigitta Gadient das Präsidium von Schweiz Tourismus, Alt-CVP-Ständerätin Anne Seydoux-Christe präsidiert neu die Postcom, der frühere BDP-Ständerat Werner Luginbühl die Elektrizitätskommission Elcom, Ex-FDP-Nationalrätin Corina Eichenberger den Rat beim Institut für Geistiges Eigentum (IGE) und der frühere SVP-Nationalrat Jürg Stahl den Stiftungsrat des Schweizerischen Nationalfonds.

Alt-FDP-Ständerat Fabio Abate und der frühere SVP-Fraktionschef Adrian Amstutz halten neu das Präsidium respektive das Vizepräsidium der Eidgenössischen Spielbankenkommission. Und SP-Ständerat Levrat übernimmt, wie erwähnt, im Herbst das Post-Präsidium. Bei jeder Verteilrunde werden die Filzvorwürfe etwas lauter, jedes Mal etwas unangenehmer.

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««Wichtig für den Neustart in der Wirtshaft nach der Politik ist die frühzeitige Planung.»»

Zurück ins Banking

Die Frage nach einer Berufskarriere nach einer Politkarriere dürfte grundsätzlich an Bedeutung gewinnen, weil in Zukunft nur noch ein Bruchteil der Parlamentarierinnen und Parlamentarier auf einen Job in einer bundesnahen Organisation oder einer Exekutive hoffen kann – nicht nur, weil die Zeit der undurchsichtigen Postenschacher wegen des immer lauter werdenden Rufs nach mehr Transparenz und Professionalität langsam, aber sicher abläuft, sondern vor allem, weil die Nationalund Ständeräte jünger werden.

Einst war ein Mandat im nationalen Parlament die Krönung einer langen professionellen Karriere, heute sitzen in Bern immer mehr Studienabgänger. Als Bruderer vor knapp zwanzig Jahren in den Nationalrat kam, gab es nur zwei andere Ratsmitglieder, die das 35. Altersjahr noch nicht erreicht hatten: Toni Brunner (SVP) und UrsulaWyss (SP). Heute sind bereits 18 Bundesparlamentarier unter 35 Jahre alt, weitere 20 sind jünger als 40.

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Martin Landolt wird in diesem Sommer 53 Jahre alt und ist bereits seit rund sieben Jahren Verwaltungsratsmitglied beim unabhängigen Glarner Vermögensverwalter Belvédère Asset Management. Seine Chancen für eine zweite Karriere sind nicht schlecht.

Eine Handvoll Anfragen habe er erhalten, seit er als Parteipräsident zurückgetreten ist, sagt Landolt. Diese wolle er nun alle prüfen. «Ich will mir mein Porte-feuille sorgfältig zusammenstellen», betont er, «es braucht einen roten Faden.»

Zwei Angebote hat Landolt jedenfalls schon abgelehnt. Bei einem hat er zugesagt: Er ist seit kurzem Verwaltungsrat bei Targens Suisse, dem im Februar 2021 gegründeten Schweizer Ableger der gleichnamigen deutschen Finanz-Software-Firma, die wiederum zu 100 Prozent der Landesbank Baden-Württemberg LBBW gehört.

Für Martin Landolt, der bei der Glarner Kantonalbank, der Fondsanbieterin Swisscanto, der Bank Vontobel und zuletzt als politischer Berater für die UBS gearbeitet hatte, bevor er sich ab Oktober 2013 praktisch ganz auf die Politik konzentrierte, ist es eine Rückkehr in die Finanzwelt.

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Harte Landung

Wahltag ist Zahltag: Über 30 Nationalräte wurden bei den Wahlen 2019 abgewählt, auch drei Ständeräte mussten ihren Sessel räumen. Das ist brutal, denn die Politiker verlieren nicht nur ihr politisches Mandat, sondern auch ihr Einkommen, das sich je nach Sitzungstagen und Funktionen inklusive Spesen auf zwischen 130 000 und 150 000 Franken pro Jahr summiert. Nicht alle können darauf verzichten, nicht alle finden schnell Ersatz.

Wer in finanzielle Engpässe kommt, kann sich an die Verwaltungsdelegation des Parlaments wenden. Seit den letzten Wahlen hat diese insgesamt sechs Gesuche für eine Überbrückungshilfe genehmigt. Diese beträgt höchstens 2390 Franken pro Monat, was der AHV-Maximalrente entspricht, und kann während bis zu zwei Jahren ausbezahlt werden.

Abgewählte Politiker verlieren oft nicht nur ihr Basiseinkommen, sondern auch die Einkünfte aus jenen Mandaten, die sie letztlich nur dank ihres National- oder Ständeratssitzes erhalten haben. So musste etwa der Basler Ex-SVP-Nationalrat Sebastian Frehner seine Mandate im Groupe-Mutuel-Beirat oder in den verschiedenen, von den Pharmaverbänden installierten Interessengruppen abgeben.

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Der Freiburger CVP-Ständerat Beat Vonlanthen verlor nach verpasster Wiederwahl das Präsidium bei der Fachvereinigung Wärmepumpe, später auch jenes beim Zementverband Cemsuisse. Ob er in Zukunft noch dem Casino-Verband vorsitzen darf, ist ungewiss. Immerhin konnte der 64-jährige Vonlanthen einige Mandate behalten, zudem kann er auf eine Regierungsratsrente zählen.

Frehner hingegen ist erst 47, er brauchte einen Neustart: Gut für ihn, dass er bereits vor der Abwahl beschlossen hatte, der Politik den Rücken zu kehren und sich im Bereich Public Affairs selbstständig zu machen. Denn kaum einer kennt das Parlament so gut wie ein Ex-Parlamentarier.

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