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BILANZ-Briefing

Trumps Besuch beim WEF sorgt für Diskussionen

Chefredaktor Dirk Schütz über Donald & Larry , clevere Bauern, das böse B-Wort sowie Vas versus Sergio.

Dirk Schütz

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«Larry Fink von Blackrock wird eine Schlüsselrolle bei Donald Trumps Besuch am WEF im Januar spielen» sagt Chefredaktor Dirk Schütz. 

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Da sage noch einer, Trump habe kein Herz für die Schweiz. Nach den heftigen Turbulenzen ist es ruhig geworden ums WEF, die Duellanten Schwab und Brabeck sind abgetreten, die Mitarbeiter ermattet. Doch noch ist unklar, ob der von allen Vorwürfen freigesprochene Schwab einen ehrenwerten Abschied beim Grossanlass im Januar erhält, und die Skepsis der Sponsoren köchelt. Da ist die halboffizielle Bestätigung, dass Trump kommt, ein Energiestoss. Die grossen WEF-Geldgeber stammen seit vielen Jahren aus den USA, jetzt ist ihre Präsenz garantiert. Und es ist auch offensichtlich, wer beim ersten Nach-Schwab-Davos der wahre Chef sein wird: Blackrock-Grande Larry Fink, seit dem Abtritt Brabecks im August WEF-Co-Präsident – für seinen Kompagnon André Hoffmann, bleibt da maximal die Nebenrolle, zumal der Roche-Erbe Trump auch noch als «korrupten alten Mann» bezeichnete. Der Chef des weltgrössten Vermögensverwalters steht wie kein zweiter für die dramatische Kehrtwende der amerikanischen Business-Welt. Vor fünf Jahren forderte Fink Klimaneutralität bei jedem Investment und gerierte sich mit seinen harschen ESG-Forderungen als Zuchtmeister der globalen Firmenwelt. Alles einkassiert: Klimakrise war gestern, heute ist er eng mit Trump, die Milliardäre telefonieren regelmässig. Money follows power. Ob Trumps Schweiz-Reise die Chancen für einen Zoll-Deal erhöht? Wir wissen es nicht. Vielleicht gönnt er sich den Triumph mit Parmelin, dann Bundespräsident, statt mit der Frau, die nicht zuhören wollte. Es bleibt vor allem eine Gefahr: Dass der Präsident seinem Larry den Auftrag gibt, das längst von US-Grosskonzernen abhängige WEF doch gleich nach Mar-a-Lago zu zügeln. Wäre da der Widerstand mehr als homöopathisch? Wetten nehmen wir nicht an.

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Geschmeidige Bauern 

Es ist die Zeit der grossen Positionierungen im EU-Fight– und der erste Preis geht an den Bauernverband. Die FDP inszenierte sich am Samstag zwar medial in grossem Stil mit ihren 400 Delegierten, doch taktisch war das Ergebnis ausbaufähig: Das überraschend klare Ja zu dem Abkommen in grosser Halle bei grellem Scheinwerferlicht verschreckte das rechte FDP-Lager, und davon profitiert vor allem die SVP. Die Mitte macht es geschickter: Sie lässt den Entscheid vom engen Präsidium statt von der breiten Delegiertenversammlung fällen. Das lässt skeptischen Mitgliedern an der Basis mehr Freiraum zur Distanz von der bösen Führung. Der Bauernverband macht es noch cleverer: Er legt sich gar nicht fest. Die Bauernpartei SVP schiesst scharf gegen den angeblichen «Unterwerfungsvertrag» und fantasiert von EU-Kontrolleuren auf Bauernhöfen und Dorfläden-Schliessungen. Doch Präsident Ritter bleibt emotionsfrei. Interessant: Ein Freihandelsabkommen mit den USA will die SVP, doch das würde der heimischen Landwirtschaft massiv schaden. Das EU-Abkommen verspricht dagegen über Jahre hinaus Grenzschutz vor Konkurrenz aus den Nachbarländern für die rekordhoch subventionierte Schweizer Landwirtschaft. Ein entschiedenes «Wir halten uns raus» ist da die beste Antwort. Geschickt geschmeidig.

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Bubble-Gelände

Plötzlich taucht das böse B-Wort wieder auf. Viele Assets sähen so aus, als würden sie «Bubble-Territory erreichen», urteilt der JP-Morgan-Banken-Leitwolf Jamie Dimon. Die Bank of  England warnt vor einer «scharfen Marktkorrektur», der IWF spricht von «Asset-Preisen deutlich über den Fundamentaldaten.» Nun gilt die Regel: Blasen erkennt man erst, wenn sie platzen. Das Gerede von der «guten KI-Blase», das Amazon-Vormann Jeff Bezos anstimmt, wirkt da eher marktfern. Doch ein Faktor bleibt eben auch: Wie schlimm wäre ein Einbruch? Und da gilt dann doch der Trump-Put: Ein unausgesprochenes Verständnis, dass dem Präsidenten, dessen Familie massiv vom Börsen- und vor allem Krypto-Boom profitiert, irgendetwas Wildes einfällt, um einen Crash abzufedern. Es bleibt heftig.

Nächste Woche: Novartis vs UBS  

Quartalszahlen von zwei Schwergewichten: Am Dienstag meldet Novartis seine Resultate, anders als diese Woche Roche sogar inklusive Profitzahlen, ein Tag später folgt die UBS. Vas vs. Sergio: Wer liegt vorn? Im Jahresvergleich hat Novartis 14 Prozent zugelegt, die UBS stagniert dagegen. Beide leiden unter der politischen Börse: Novartis unter dem Zollgebaren des Präsidenten, die UBS unter den Kapitalforderungen des Bundes. Das ist fast schon die Tragik der Grossbank: Jedes Quartal liefert sie Ergebnisse bei der CS-Integration, die über den Erwartungen liegen. Doch der Kurs stagniert. Sehen wir es positiv: Sollten irgendwo Blasen platzen, droht beiden Aktien keine dramatische Absturzgefahr. Wer mehr über die aktuelle Lage wissen will: Am Sonntag läuft der Bilanz Business Talk auf SRF 1, 13.00 Uhr, zu dem Thema: «Konjunktur, Börse, Zölle: Wie heiss wird der Herbst?» 

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