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Kunst

Eine potenzielle Bilderflut steht bevor

Die Babyboomer vererben ihre Samm­lungen. Verkaufen die Erben im grossen Stil, wird die Welt von Kunst überschwemmt.

Erich Gerbl

<p>Monica Heslington berät UHNWI bei Sammlungen. Von den Vorlieben der jungen Generation ist sie immer wieder überrascht.</p>

Monica Heslington berät UHNWI bei Sammlungen. Von den Vorlieben der jungen Generation ist sie immer wieder überrascht.

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Gleich zwei riesige Kunstsammlungen kamen 2021 auf den Markt. Die des Microsoft-Gründers Paul Allen wurde bei Christie’s für mehr als eine Milliarde Dollar versteigert, die des New Yorker Immobilienmagnaten Harry Macklowe brachte es bei Sotheby’s auf immerhin 922 Millionen Dollar.

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In den nächsten 10 bis 20 Jahren dürften einige Auktionen für Schlagzeilen sorgen. Denn die zwischen 1946 und 1964 geborenen «Babyboomer» sind im Rentenalter und übergeben ihren Wohlstand an die kommende Generation. «Anders als bei einem Aktiendepot steht bei einer Sammlung der persönliche Geschmack im Vordergrund – und der unterscheidet sich nicht nur von Generation zu Generation, sondern von Person zu Person», erklärt Monica Heslington. Sie ist Head of Goldman Sachs Art & Collectibles Strategy und berät sehr vermögende Privatkunden beim Aufbau und bei der Weitergabe von Sammlungen. Ob die Generation der Erben die Sammlungen verkauft oder ausbaut, ist die grosse Unbekannte. Heslington ist immer wieder von der jungen Generation überrascht. Von der digitalen Bilderflut ermüdet, werde dort statt der Videokunst mitunter ein ruhiges Ölbild bevorzugt.

Surrealismus ist derzeit besonders gefragt

Die Welt ist jetzt schon von Kunst überschwemmt. «Die Museen stellen nur zehn Prozent der Kunst aus, die Zollfreilager sind bis oben gefüllt», sagt die Expertin. Kommt noch mehr Kunst auf den Markt, könnte das auf den Preisen lasten. «Manche fragen sich, ob sie nicht besser jetzt als in zehn Jahren verkaufen.»

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Goldman Sachs bildet vermögende Erben aus. Die Bank bietet in Europa im Rahmen ihrer «At the Helm»-Konferenzen, die sich an 18- bis 30-Jährige richten, auch Schulungen zu Kunst und Sammlungsstücken an. Dort werden Trends am Kunstmarkt thematisiert. Surrealismus ist laut Heslington derzeit besonders gefragt.«In schwierigen Zeiten taucht man gern in alternative Welten ein.» Gestiegen sei auch das Interesse an weiblichen Künstlern. «Künstlerinnen bekommen endlich die gebührende Aufmerksamkeit.»

Dieser Artikel erschien in der BILANZ 07/2025.

Bilanz-Cover 7/25
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Erich Gerbl

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