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Bacchantische Unternehmer

Diese Manager haben ihren Traum vom eigenen Weingut verwirklicht

Hildebrand, Meier, Wyss, Schmidheiny: Die Weingüter der Schweizer Wirtschafts-Topshots.

Tina Fischer

<p>Philipp Hildebrand (l.) und die Italianità: Seit 2017 gehört dem ehemaligen Chef der SNB und heutigen Vize von Blackrock ein Weingut in der Toskana, seit letztem Jahr ist Rudi Bindella mit an Bord.</p>

Philipp Hildebrand (l.) und die Italianità: Seit 2017 gehört dem ehemaligen Chef der SNB und heutigen Vize von Blackrock ein Weingut in der Toskana, seit letztem Jahr ist Rudi Bindella mit an Bord.

Philippe Rossier

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Alte Bibliotheken versprühen einen besonderen Charme: dunkle Regale mit aneinandergereihten Buchrücken, die spannende Geschichten verheissen. Und über allem schwebt Ruhe. Das gleiche Gefühl vermittelt ein Weinkeller voller «Library-Wines» – besonders guter Jahrgänge, die Winzer bis zur Trinkreife im Privatkeller zurückhalten.

Vergangene Woche präsentierte Enrique Valero solche Library-Wines. Der Chef des spanischen Weinguts Abadía Retuerta öffnete Flaschen mit Jahrgängen 1999, 2003 und 2015. Mit leuchtenden Augen erzählte er vom restaurierten Kloster, den Reben, dem Restaurant. Und vom Arbeitgeber, der dieselben Werte teilt – der Pharmafirma Novartis. Die Gruppe kaufte das spanische Kloster im Jahr 1988. Damals stand kein Rebstock vor Ort, heute produziert das Weingut von Robert Parker ausgezeichnete Weine. Und beherbergt Gäste. Darunter finden sich viele Novartis-Pensionierte, aber auch der amtierende Firmenchef Vas Narasimhan besucht das firmeneigene Refugium gerne.

Das Weingut ist ein exotisches Asset des Unternehmens, es steuert weniger als 1 Prozent zum Umsatz bei. Trotzdem hält Novartis daran fest. Denn das Weingut ist ein Szenenwechsel für die Manager. So wie Novartis führen viele Schweizer Unternehmen und Führungspersönlichkeiten ein Weingut. Ihnen ist gemein, dass selten der finanzielle Gewinn im Vordergrund steht, sondern die Passion für das Produkt.

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Biodynamie, Toskana und eine Rinderzucht

So wie beim Kristallwarenhersteller Lalique: Er kaufte 2023 das Château Lafaurie-Peyraguey. Im Vordergrund stehen die Synergien zwischen dem Kristallwaren- und dem Gastronomiegeschäft. Gleichzeitig war es ein «Inhouse-Deal»: Das Weingut gehörte Silvio Denz, der auch Mehrheitsaktionär des Kristallwarenherstellers ist. Bei der Übernahme floss kein Geld, dafür stieg Denz’ Anteil an Lalique über eine Kapitalerhöhung.

<p><strong>Dieter Meier züchtet auch Rinder:</strong> Seit bald dreissig Jahren hat der Yello-Musiker in Argentinien ein Zuhause. Nebst Wein und Rindfleisch produziert er auch Gin, Nüsse und Honig.</p>

Dieter Meier züchtet auch Rinder: Seit bald dreissig Jahren hat der Yello-Musiker in Argentinien ein Zuhause. Nebst Wein und Rindfleisch produziert er auch Gin, Nüsse und Honig.

Sobli
<p><strong>Dieter Meier züchtet auch Rinder:</strong> Seit bald dreissig Jahren hat der Yello-Musiker in Argentinien ein Zuhause. Nebst Wein und Rindfleisch produziert er auch Gin, Nüsse und Honig.</p>

Dieter Meier züchtet auch Rinder: Seit bald dreissig Jahren hat der Yello-Musiker in Argentinien ein Zuhause. Nebst Wein und Rindfleisch produziert er auch Gin, Nüsse und Honig.

Sobli

Luxus und Wein, das verbindet auch Karl-Friedrich Scheufele. Hauptberuflich verantwortet der Chef von Chopard das Uhrengeschäft, seine Schwester Caroline den Schmuck. Nebenberuflich amtet Scheufele als Gastronom, Weinhändler und Winzer. Im französischen Bergerac kaufte er das Château Monestier La Tour. Hier keltert er Wein nach biodynamischen Standards – mit Kuhmist aus Kuhhörnern und nach den Mondphasen. Seine eigenen Weine und weitere Lieblinge verkauft er in den Weinboutiquen Bacchus, deren Genfer Filiale zugleich eine Weinbar beherbergt.

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Die gesamte Reise der Weintraube – von der Rebe bis ins Glas – organisiert auch der ehemalige Nationalbank-Präsident und heutige Blackrock-Vize Philipp Hildebrand. Zwar frönt er den Weinen aus dem Bordeaux, doch auch die Tropfen aus der Toskana haben es ihm angetan. So sehr, dass er im Jahr 2017 in unmittelbarer Nachbarschaft der Weinklassiker Ornellaia und Sassicaia das Weingut Vergaia kaufte. Letztes Jahr holte er Partner Rudi Bindella an Bord.

<p><strong>Hansjörg Wyss keltert in Kalifornien:</strong> Die Weinregion Paso Robles liegt nah am Ozean, die Nächte sind darum stets kühl. Dank der Tagessonne sind Wyss’ Weine zwar kraftvoll, wegen der Abkühlung aber doch kräftig in Säure und Struktur.</p>

Hansjörg Wyss keltert in Kalifornien: Die Weinregion Paso Robles liegt nah am Ozean, die Nächte sind darum stets kühl. Dank der Tagessonne sind Wyss’ Weine zwar kraftvoll, wegen der Abkühlung aber doch kräftig in Säure und Struktur.

Halter Ranch
<p><strong>Hansjörg Wyss keltert in Kalifornien:</strong> Die Weinregion Paso Robles liegt nah am Ozean, die Nächte sind darum stets kühl. Dank der Tagessonne sind Wyss’ Weine zwar kraftvoll, wegen der Abkühlung aber doch kräftig in Säure und Struktur.</p>

Hansjörg Wyss keltert in Kalifornien: Die Weinregion Paso Robles liegt nah am Ozean, die Nächte sind darum stets kühl. Dank der Tagessonne sind Wyss’ Weine zwar kraftvoll, wegen der Abkühlung aber doch kräftig in Säure und Struktur.

Halter Ranch

Ebenfalls eine Vorliebe für italienischen Wein hat der Schweizer Unternehmer Francesco Illy. Er ist der Enkel des Gründers der gleichnamigen Kaffeemarke Illy, an der er noch immer rund 20 Prozent hält. Hierzulande darf wegen einem Markenstreit kein Illy-Kaffee verkauft werden, deshalb trinken die Schweizer den Amici Caffè. Nebst dem Kaffee konzentriert sich Illy auf die Sangiovese-Traube. Auf dem Weingut Podere Le Ripi in der Toskana produziert er jährlich rund 60’000 Flaschen.

Von Kalifornien bis Heerbrugg

Schweizer Unternehmen zieht es auch über den Atlantik: Der Medtech-Unternehmer Hansjörg Wyss keltert Weine auf der Halter Ranch im kalifornischen Paso Robles. Sauvignon blanc, Vermentino, Grenache blanc, Cabernet Sauvignon, Syrah – Wyss feiert die Vielfalt. Auf der Südhalbkugel liess sich Dieter Meier nieder. Der Yello-Musiker setzte in Argentinien auf die Traube Malbec. Nebst der Weinproduktion züchtet er auch Rinder und kultiviert Baumnüsse und Honig.

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<p><strong>Thomas Schmidheiny und der Familienbetrieb:</strong> Der ehemalige Holcim-Chef wuchs bereits auf dem Weingut auf. Heute führen er und seine Tochter Lisa Schmidheiny, welche die fünfte Generation einläutet, das Gut gemeinsam.</p>

Thomas Schmidheiny und der Familienbetrieb: Der ehemalige Holcim-Chef wuchs bereits auf dem Weingut auf. Heute führen er und seine Tochter Lisa Schmidheiny, welche die fünfte Generation einläutet, das Gut gemeinsam.

Thomas Buchwalder
<p><strong>Thomas Schmidheiny und der Familienbetrieb:</strong> Der ehemalige Holcim-Chef wuchs bereits auf dem Weingut auf. Heute führen er und seine Tochter Lisa Schmidheiny, welche die fünfte Generation einläutet, das Gut gemeinsam.</p>

Thomas Schmidheiny und der Familienbetrieb: Der ehemalige Holcim-Chef wuchs bereits auf dem Weingut auf. Heute führen er und seine Tochter Lisa Schmidheiny, welche die fünfte Generation einläutet, das Gut gemeinsam.

Thomas Buchwalder

In der Heimat blieb der Zementmilliardär Thomas Schmidheiny. Der ehemalige Chef und Grossaktionär von Holcim führt das familieneigene Weingut in Heerbrugg im St. Galler Rheintal. Er legte das Fundament mit dem Fokus auf Pinot Noir, Chardonnay, Johanniter und Zweigelt. Mittlerweile ist auch seine Tochter Lisa Schmidheiny eingestiegen, die nun mit neuen Rebsorten wie Merlot – und vielleicht bald Malbec – experimentiert.

Über die Autoren
Tina Fischer

Tina Fischer

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