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Der Baugigant Implenia setzt auf Kontinuität – und Jugend. Jens Vollmar ist ein Interner und einer der jüngsten Konzernchefs der Schweiz.
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Starke Ergebnisse, gesteigerte Profitabilität, rekordhoher Auftragsbestand, erfolgreich umgesetzte Strategie: Bei Implenia läuft es wie am Schnürchen. Die Börse jubelt. Die Aktie des grössten Baukonzerns des Landes hat seit Anfang Jahr mehr als 100 Prozent zugelegt und zählt zu den Top-Performern im Swiss Performance Index. Und mittendrin: Jens Vollmar, neuer Chef des Baugiganten. Anfang April folgte der gebürtige Deutsche auf André Wyss, der Beton gegen Rollmaterial eintauschte und 2026 das SBB Präsidium von Monika Ribar übernehmen soll. «Das Vertrauen in Implenia ist zurück», freut sich Vollmar über die Welle, auf der Implenia gegenwärtig reitet. Die Covid-Pandemie hatte arg zugesetzt. Vollmar ist ein Eigengewächs und hat sich in den letzten sechs Jahren als Leiter der Division Buildings für höhere Weihen empfohlen. Implenia-Präsident Hans-Ulrich Meister hält grosse Stücke auf ihn. Mit Vollmar hievte er nicht nur einen Internen mit zwölfjähriger Implenia-Erfahrung auf den Chefsessel – Vollmar ist auch einer der jüngsten Konzernchefs in der Schweiz. Anfang September wird er 41 Jahre alt. Das Umfeld spricht für Implenia. In der Schweiz kurbeln die tiefen Zinsen die Bautätigkeit an, und in Deutschland dürfte durch das 500-Milliarden-Euro-Konjunkturpaket der eine oder andere Auftrag an Implenia gehen.
Jens Vollmar kann auf ein stabiles Management zählen. Sein Nachfolger als Leiter der Division Buildings ist Adrian Wyss, der zuvor als Geschäftsleitungsmitglied die Real-Estate-Sparte führte, die mit der Buildings-Einheit verschmolzen worden ist. Wyss steht seit fast 20 Jahren in Diensten von Implenia. Und auch mit Erwin Scherer, der im vergangenen September die Division Civil Engineering übernahm, ist ein Interner nach ganz oben gestossen. Scherer verantwortet, gemessen an Umsatz, Auftragsbestand und Zahl der Mitarbeitenden, die grösste Division. Wichtig ist der Austausch mit der UBS und Schweiz-Chefin Sabine Keller-Busse. Implenia baut für die Bank am Zürcher Paradeplatz. Die Grossbank ist auch in Sachen Assetmanagement wichtig für den Baukonzern. Keller-Busse ist ferner Verwaltungsrätin der Zurich mit CEO Mario Greco. Auch deren symbolträchtiger Ersatzneubau am Zürcher Mythenquai geht auf das Konto von Implenia. Zählen kann Vollmar auf Ex-Implenia-Manager René Zahnd. Der Baukonzern hat vom heutigen Chef der Immobilienentwicklerin SPS vor gut zwei Jahren den Immobilienverwalter Wincasa übernommen. Langjährige Mitstreiter sind die FDP-Ständeräte Hans Wicki und Martin Schmid, mit denen Vollmar die Interessen im Dachverband der Schweizer Bauwirtschaft (Bauenschweiz) bzw. bei «Entwicklung Schweiz» koordiniert. Gleiches gilt für Nationalrat Christian Wasserfallen, der den Verband Infra Suisse präsidiert. Wichtig ist SBB-Chef Vincent Ducrot. Die SBB verantworten grosse Infrastrukturprojekte und zählen zu den grössten Immobilienbesitzerinnen des Landes.
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Jens Vollmar stammt aus dem deutschen Grenzach-Wyhlen bei Basel und wohnt mit seiner Familie in Stein AG. Sein Bruder ist Lehrer, der Vater war im Staatsdienst tätig für die heutige Bundesagentur für Arbeit. Seine Mutter managte das Familienleben. Vollmars Frau Sonja ist Anwältin und leitete, bis sie ihre Karriere 2024 zugunsten der Betreuung ihrer bald vierjährigen Tochter unterbrach, bei Novartis das Rechtsteam im Geschäftsbereich Operations. Beide haben promoviert und während rund dreier Jahre gemeinsam bei Implenia gearbeitet. Sofern es die Zeit zulässt, spielt Vollmar Padel-Tennis, restauriert alte Möbel oder geht mit dem Familienhund spazieren.
Das Implenia-Logo ziert eine Margerite. Sie verkörpere neues Denken, Kraft, Nähe und Freude. Letztgenannte trifft auf Jens Vollmar besonders zu. Sonst hätte er nicht sein fast ganzes bisheriges Berufsleben in den Dienst der Margerite gestellt. Geprägt haben den promovierten Ökonom der Universität St. Gallen Hans-Ulrich Meister, seit fast zehn Jahren Implenia-Präsident, und sein Vorgänger André Wyss. «Von den beiden habe ich einiges mitgenommen, was Verhandlungsgeschick und strategisches Arbeiten betrifft», sagt Vollmar. Ein Mentor war Urs Leinhäuser, ehemaliger CFO beim Automobilzulieferer Autoneum. Er unterstützte Vollmar beim Verfassen von dessen Dissertation «Spin-offs, Diversifikation und Shareholder Value», einer theorie- und hypothesengeleiteten empirischen Analyse europäischer Unternehmensabspaltungen. Autoneum hat sich 2011 vom Textilmaschinenbauer Rieter abgespalten, wo Leinhäuser ebenfalls CFO war. Ein enger Begleiter an der Universität war Pascal Gantenbein, Professor für Finanzmanagement und VR-Mitglied von Raiffeisen Schweiz. Karolin Frankenberger, Professorin für Strategisches Management, holte ihn zurück zur Universität St. Gallen ins Advisory Board der Executive School. Und dann ist da noch der unverwüstliche Implenia-Grande Anton Affentranger, der Vollmar 2013 eingestellt hat.
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Das Heu werden Vollmar und Unia-Präsidentin Vania Alleva naturgemäss kaum je auf der gleichen Bühne haben. Hitzefrei, kältefrei, Lohnschutz: Die Interessen der Gewerkschaften verlaufen diametral anders zu jenen der Baubranche. Scharfzüngig wettert die Zürcher SP-Nationalrätin Jacqueline Badran über Implenia und Co. Sie nennt den Immobilienmarkt «chronisch krank» und bezeichnet die Immobilienbranche als die subventionierteste, die wir haben. In freundschaftlicher Konkurrenz steht man etwa zu Martin Kull, CEO und Inhaber des Immobilienentwicklers HRS, zur Marti Gruppe um Verwaltungsratspräsident Reto Marti, zu Davide di Falco, CEO von Walo Bertschinger, oder Pascal Bärtschi, Chef von Losinger Marazzi.
Die Baubranche lebt zu grossen Teilen von Aufträgen der öffentlichen Hand. Ergo haben Behörden und Politiker mehrere Hüte auf: Auftraggeber, Partner, Regulator. Man kennt sich. Bundesrat Albert Rösti hat mit dem Departement für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation (Uvek) das Schlüsseldepartement inne. Die wohl bekannteste Baustelle ist die zweite Gotthardröhre, an der Implenia mitbaut. Implenia ist als einziges Unternehmen an allen vier Alpentransversalen beteiligt: Gotthard, Brenner, Semmering und Lyon– Turin. Besonders ausgeprägt ist der Austausch mit den kantonalen Regierungsräten. Etwa mit dem Aargauer Finanzvorsteher Markus Dieth oder Gesundheitsdirektor Jean-Pierre Gallati. Das Kantonsspital Aarau ist aktuell Implenias grösstes Hochbauprojekt. In Zürich ist Baudirektor Martin Neukom regelmässige Ansprechperson. Wichtiger Partner ist auch die ETH Zürich mit Präsident Michael Hengartner. Das gilt auch für die Eidgenössische Materialprüfungs- und Forschungsanstalt (Empa) mit Direktorin Tanja Zimmermann. Implenia finanziert eine Einheit für CO2-negative Baumaterialien. Politisch wichtig sind die Verbände. Eine besondere Beziehung pflegt Vollmar zu Martin Hirzel, Präsident der Schweizer Tech-Industrie Swissmem. Der ehemalige CEO von Autoneum war Chef von Vollmars Frau.
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